Der Saal beim DFB-Bundestag habe zwar Harmonie geheißen, das sei aber auch das einzige gewesen, sagte Philipp May. Die Bundesligisten sind in der Minderheit - und "auf Krawall gebürstet". Liga-Präsident Reinhard Rauball habe unter anderem mehr Entlastung gefordert. Er wolle keine Verhältnisse wie in England, Italien oder Spanien, wo sich Verband und Liga nichts zu sagen haben. Nach der Einschätzung von May habe Rauball um ein Entgegenkommen geworben, weil die Bundesligisten das Geld reinholen.
Es habe schon vor der WM-Affäre gegärt, die Amateure hätten sich vom ehemaligen DFB-Präsidenten Niersbach an den Rand gedrückt gefühlt und nach dessen Rücktritt Grindel als designierten Nachfolger schnell durchgedrückt. Die Liga habe dies zähneknirschend akzeptiert. Auch das brachte Rauball noch einmal kritisch zur Sprache.
Keine Standing Ovations
Demnach sei Grindel nicht gerade mit Standing Ovations ins Amt gestartet. Dafür habe er "sich dem Fußballvolk angebiedert", einen Gruß an sein Idol Uwe Seeler hinterlassen sowie "Jogi" viel Erfolg für die Europameisterschaft gewünscht.
Inhaltlich sei Grindel vage und unkonkret geblieben mit Versprechen von Transparenz und Integrität. Was die Aufklärung der WM-Affäre betrifft, habe der DFB an die Behörden verwiesen. Zudem solle eine Strukturreform kommen, unter anderem die Schaffung einer Ethikkommission, sowie die Trennung des operativen Geschäfts und des Ehrenamts.
Appeasement statt Reinemachen
Ob es ein Reinemachen im DFB ohne Rücksicht auf Namen mit Grindel gebe? May sagte: "Da würde ich eher Fragezeichen machen." Momentan sehe es eher nach Appeasement mit Franz Beckenbauer aus, der im Zentrum des Vergabeskandals rund um die WM 2006 in Deutschland stand. Wolfgang Niersbach, der in Folge der Recherchen als DFB-Chef zurückgetreten war, behalte seine Posten in FIFA und UEFA.
May sagte, Niersbach habe beim DFB-Bundestag mehr Applaus als alle anderen bekommen, das habe ihn zunächst verwundert. Aber: "So funktioniert es im Sport. Der Wolfgang hat einen Fehler gemacht. Aber er ist einer von uns." Ganz im Gegensatz zu Reinhard Grindel, der müsse es noch zeigen.
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