Nach der überraschenden Absage der Stuttgarter Museumsmanagerin Inés de Castro wird der Posten des Sammlungsdirektors im Berliner Humboldt Forum nun intern besetzt. Der 59-jährige Musikethnologe Lars-Christian Koch soll die Aufgabe nach dem Willen des Stiftungsrats übernehmen.
Koch ist Fachmann für Indische Instrumente und Musikarchäologe, langjähriger Leiter der Abteilung für Musikethnologie in Dahlem und zuletzt auch kommissarischer Direktor. Er ist durchaus renommiert in seinem Fach und lehrt in Berlin an der Universität der Künste – also ist die neue Aufgabe "genau sein Bereich" meint Kulturkorrespondentin Christiane Habermalz aus Berlin.
Schwierige Besetzungsgeschichte
Man habe sich lange schwer getan, den Job im Humboldt Forum zu besetzen, so Habermalz. Bei der ersten Runde hätten sich kaum passende Kandidaten beworben. Dann habe man sich in der zweiten Runde für Inés de Castro entschieden, die im letzten Moment einen Rückzieher gemacht habe - Koch sei der Zweite auf der Liste gewesen.
"Diese ganze schwierige Besetzungsgeschichte deutet ja auch schon an, dass das kein Job ist, um den sich die renommierten Museumsleute des Landes reißen - obwohl er die Leitung von zwei enorm wichtigen Sammlungen beinhaltet, des Ethnologischen Museums in Dahlem und ab Herbst auch des Museums für Asiatische Kunst in Dahlem."
Ein Job, in dem man sich wenig profilieren kann
Dass die Entscheidung für Koch auch eine Entscheidung für einen Mann aus dem eigenen Haus ist, kann laut Habermalz auch von Vorteil sein. "Gerade die Dahlemer Kuratoren mussten in den letzten Jahren viel einstecken. Sie haben die Dauerausstellung im Humboldt Forum konzipiert, die dann immer wieder von Gründungsintendant Neil Mac Gregor zerpflückt wurde. Da ist die Unmut und die Verunsicherung besonders groß, was ihre zukünftige Rolle im Humboldt Forum angeht. Es kann also auch durchaus gut sein, wenn es dort jemanden aus den eigenen Reihen gibt, der jetzt die Sammlung im Humboldt Forum übernimmt."
Schwierig ist die neue Aufgabe von Koch in jedem Fall, so Habermalz. Er habe eine Doppelfunktion und werde "zwischen allen Stühlen sitzen": Koch werde Sammlungsdirektor im Humboldt Forum und damit zuständig für die Dauerausstellung - aber nicht allein, denn daneben gibt es den Generalintendanten, der noch benannt werden muss. Er wird für das Programm des Hauses zuständig sein, für Wechsel- und Sonderausstellungen. Dazu gibt es auch noch die Humboldt Forum Kultur GmbH, die bereits jetzt das Kulturprogramm plant.
Insgesamt ist Kochs neues Amt - so resümiert Christiane Habermalz - "ein Job, in dem man sich wenig profilieren kann, aber mit vielen Klippen und Unwägbarkeiten".