Leslie Jones heißt die Frau mit der aufgebrachten Stimme. Wer sie als einen Affen beschimpfe, so Jones in der Sendung des US-amerikanischen Late-Night-Talkers Seth Meyers, den werde auch sie einen Affen nennen.
Es ist der Versuch, den von Hass erfüllten Kommentaren, die Leslie Jones in den letzten Wochen über sich hat lesen müssen, entschlossen und dennoch humorvoll zu begegnen. Hassreden und Redefreiheit seien zwei verschiedene Dinge.
Was die großgewachsene schwarze Schauspielerin und Komikerin, die in den USA vor allem durch den Comedy-Dauerbrenner "Saturday Night Live" bekannt ist, zum Ziel der meist anonymen verbalen Attacken im Internet gemacht hat, ist ihr Mitwirken an der Neuverfilmung von "Ghostbusters". Leslie Jones spielt darin eine der vier Hauptrollen.
Neben Jones sind noch Melissa McCarthy, Kristen Wiig und Kate McKinnon zu sehen. "Wir sind hier eigentlich kein offener Club. Mehr so eine wissenschaftliche Forschungsgruppe. ... Kommt schon, Mädels, ihr braucht mich! Patty hat gewisse Vorzüge. …"
Frauen seien nicht lustig und hätten in Actionstreifen nichts verloren
Von den Vorzügen rein weiblicher "Ghostbusters" aber wollen viele Fans des über 30 Jahre alten Kultstreifens nichts wissen. Frauen seien nicht lustig und hätten in Actionstreifen nichts verloren – so kann man in den harmloseren Kommentaren auf den Internet-Plattformen lesen. Gefährlicher wird es da, wo der Shitstorm – wie im Fall der "Ghostbusters"-Besetzung und insbesondere von Leslie Jones – Sexismus mit menschenverachtendem und rassistischem Gedankengut verknüpft.
"Wen interessiert es schon, was irgendwelche Leute über uns sagen?! Wir wissen, was wir tun. ..."
Anscheinend das Richtige. Denn vom befürchteten Flop ist der neue, 130 Millionen Euro teure "Ghostbusters"-Film, der vor drei Wochen in den USA gestartet ist – trotz der zahlreichen Boykottaufrufe – weit entfernt. Die Debatte wird vom Film sogar selbstironisch aufgegriffen: "Ain´t no bitches gonna hunt no ghosts", liest das Quartett in einer Szene in einem Internet-Forum. "Weiber haben keine Geister zu jagen." Sie tun es trotzdem und sie tun es – wenngleich das Remake schlicht überflüssig ist – mit Humor und Verve.
"Oh – das wird ein Spaß!"
Hollywood ist meilenweit entfernt von Diversität
Die massiven Reaktionen auf "Ghostbusters" machen aber auch etwas anderes deutlich: Hollywood ist noch meilenweit entfernt von der in diesem Jahr im Umfeld der Oscar-Verleihung geforderten Diversität, also der Vielfalt bei der Vergabe von Rollen an nicht-weiße Schauspieler, an andere Minderheiten oder eben – wie das Beispiel "Ghostbusters" zeigt – an Frauen.
Weibliche Helden wie in "Die Tribute von Panem", "Gravity" oder im neuen "Star Wars"-Film sind weiter Mangelware und die Gagen der Darstellerinnen im Schnitt niedriger als die der männlichen Kollegen. So liegt das Jahreseinkommen von Jennifer Lawrence als derzeit bestbezahlter Schauspielerin der Welt rund 30 Millionen Dollar unter dem von Robert Downey Jr., der Nr. 1 bei den Männern.
Die Debatte über Diversität holt aber auch noch einmal die gröbsten Entgleisungen Hollywoods aus der Schublade heraus. So witzig Marlon Brando im Klassiker "Das kleine Teehaus", Mickey Rooney beim "Frühstück bei Tiffany" oder Peter Sellers als "Der Partyschreck" auch waren: Ihre Besetzung als Japaner oder Inder ist auch eine Form von Rassismus.
Christoph Waltz: Bond könne ein Schwarzer sein oder ein Asiate
Wer nun glaubt, dass Hollywood dazugelernt hat und niemand mehr auf solch groteske Casting-Einfälle kommen würde, der irrt. Erst vor kurzem konnten wir Christian Bale in der Rolle von Moses sehen oder Johnny Depp als Indianer in "Lone Ranger".
Wie vielfältig die Filmstudios aber wirklich aufgestellt sind, wird sich unter anderem auch bei der Besetzung des neuen James Bond zeigen. Als Nachfolger von Daniel Craig wird zum Beispiel der Brite Idris Elba gehandelt. Wenn man Ava DuVernay glaubt, der Regisseurin des Films "Selma", dürften die Chancen nicht besonders hoch sein. Denn die meisten Filmstudiobosse vertreten immer noch die Ansicht, dass die Welt keine schwarzen Darsteller sehen wolle und man diese Filme deshalb in Übersee nicht verkaufen könne.
Auch Christoph Waltz, Bösewicht im letzten "007"-Abenteuer "Spectre", hat die Frage gestellt bekommen, ob er einen schwarzen Bond für realistisch halte. Er hat darauf in seiner gewohnt ironischen Art geantwortet: Er halte alles für möglich. Aber es müsse schon der Geschichte dienen. Es würde keinen Sinn machen, Martin Luther King mit einem weißen Schauspieler zu besetzen. Aber Bond könne ein Schwarzer sein oder ein Asiate.