Zeitgleich zur "Comic Con Experience" in Köln läuft am Wochenende in Stuttgart die "Comic Con Germany". Da wird zum ersten Mal der neue "Ginco Award" verliehen, der Preis für "German Inclusive / Independent Comics". Der "Ginco" ist aus einem Streit um Geschlechtergerechtigkeit hervorgegangen. Für independent Comics gibt es nämlich seit fünfundzwanzig Jahren den "ICOM-Award". Die Jury war letztes Jahr drei zu eins männlich-weiblich besetzt. Das hat die einzige Frau in der Jury - Eve Jay von der Künstlergemeinschaft "Comic Solidarity" – kritisiert. Sie ist ausgestiegen und hat zusammen mit der freien Journalistin und Comicrezensentin Lara Keilbart den Preis ins Leben gerufen.
Weiße bevorzugen Comics von Weißen
Der Award dient der Anerkennung und Auszeichnung von Comicschaffenden, die über Self-Publishing, in Kleinverlagen und auf Plattformen für "Creator-Owned" Content und auf ähnlichen Wegen ihre Werke veröffentlichen. Damit soll der Fokus auf die marginalisierten Gruppen gerichtet werden. Hautfarbe oder Geschlecht zum Beispiel seien Benachteiligungsmerkmale, etwas weil Weiße eben Comics von Weißen bevorzugten, sagte Lara Keilbart im Dlf. Aber auch in den Geschichten werde auf Marginalisierung geachtet. Wenn die Hauptfigur in einem Comic zum Beispiel behindert sei, werde beim "Ginco Award" mehr Wert darauf gelegt.
Das Alleinstellungsmerkmal am Ginco sei, dass es rein digitale Einreichungen gebe. Dadurch sei die Bewerbungsschwelle niedriger, weil Künstler im Selbstverlag nicht gezwungen würden, hohe Druckkosten auszugeben. Und die meisten Einreichungen beim ersten "Ginco Award" seien im Selbstverlag online erschienen.
Männer besprechen Comics von Männern
Die Wahrnehmung der Comicszene als männlich geprägt und die Realität lägen weit auseinander, meint Lara Keilbart. Auf der Macher*innenseite sei die Szene sehr divers, die Mann-Frau-Balance sei ausgeglichen, und viele Frauen würden nicht erst seit gestern tolle Sachen machen, aber Männer würden meist von Männern besprochen. Von einer Parität könne man da noch nicht sprechen. Auch wenn es um Aufträge gehe, sehe man die Ungleichheit. "Wer macht denn den ersten "Lucky Luke" oder den ersten "Spirou" aus Deutschland? Da hätte man ja auch mal eine Frau fragen können", findet Lara Keilbart.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.