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Neuer Intendant am Theater Cottbus
Ein Ort, "wo es was zu tun gibt"

Vor sozialpolitischen Problemen davonzulaufen, mache keinen Sinn, sagt der Schweizer Stephan Märki, neuer Intendant am Theater Cottbus, im Dlf. "Es macht Sinn, dort Theater zu machen." Er will in der Stadt im Strukturwandel "spielerisch untersuchen, wie wir leben wollen".

Stephan Märki im Gespräch mit Antje Allroggen |
Der Schweizer Stephan Märki, Intendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar, aufgenommen am Donnerstag (29.01.2009) in Erfurt.
Der Schweizer Stephan Märki, künftiger Intendant des Theater Cottbus (picture-alliance/ ZB / Martin Schutt)
Es sei dringlich und gesellschaftlich notwendig, jetzt in Cottbus Theater zu machen. Das sagt der neue Intendant Stephan Märki im Dlf.
Das Publikum sei wacher und empfinde Theater als lebensnotwendige Nützlichkeit. Das spüre er bei den Vorstellungen, die er miterlebt habe. Auf die Frage, ob der Strukturwandel in Brandenburg und die Infragestellung der Kulturförderung durch die AfD nicht zu große Hürden seien, antworte Märki, ihn hätten immer "Orte angezogen, wo es was zu tun gibt."
"Ich muss alle teilhaben lassen"
In Cottbus am Theater finde er eine motivierte Belegschaft vor und ein schönes Theatergebäude. Überdies mache es keinen Sinn, vor sozialpolitischen Problemen wegzurennen. "Es macht Sinn, dort Theater zu machen", so Märki.
Im Übrigen sei Theater keine politische Institution, sondern ein Theater, es könne "ein Marktplatz, ein Experimentierfeld des Lebens" sein. "Spielerisch untersuchen wir, wie wir leben wollen". Kunst könne nicht den wegfallenden Kohleabbau ausgleichen, Kunst könne aber viel für ein weltoffenen Klima tun.
"Ich spüre viel positive Energie und Lust den Aufbruch fortzuführen." Auf die besondere Situation in Cottbus angesprochen, sagte der Theaterintendant, er habe den den wirtschaftlichen Niedergang und den Wegzug der kreativen Köpfe erlebt. Diesen Trend des Wegzugs der kreativen Köpfe zu stoppen, sei ein Ziel seiner Arbeit.
Die fehlende Wertschätzung sei eine der Ursachen der Frustation, und viele Menschen glaubten, die AfD sei die Partei, die sie erhöre. Theater müsse für alle anschlussfähig sein, auch wenn "ich anderer Meinung bin, muss ich alle teilhaben lassen".
"Theater sind Mittel- und Langstreckenläufer"
"Wir sind eine offene Gesellschaft. Die ist anfällig", so Märki weiter. "Wir dürfen nicht glauben, mit denselben Mitteln der Ausgrenzung, die wir kritisieren, sie verteidigen zu können." Ausgrenzung und Abschottung seien nicht die richtigen Mittel. Theater sei Kommunikation, nach innen wie nach außen.
Theater sei zudem immer ein Prozeß. "Theater sind keine Eventbuden, sie sind Mittel- und Langstreckenläufer." Märki wolle mit der Stadtgesellschaft gemeinsam einen Weg gehen.