"Das ist Buddha. Im Alter von 29 Jahren begab er sich auf eine Reise, um die Natur des Lebens zu ergründen. Die Erleuchtung steht ihm gut.
Und das bin ich: Jesco aus Deutschland. Ich bin 30 Jahre alt und ich bin nicht erleuchtet. Ich fasse den Entschluss, mich auf eine Reise zu begeben, um mehr über den Buddhismus herauszufinden. Nur ich alleine mit meiner Kamera. Anstatt die alten Schriften zu studieren, möchte ich buddhistische Mönche und Nonnen treffen, um herauszufinden, wie genau sie ihr Leben leben. Und was ich davon lernen kann."
Fast ein Jahr lang ist der Filmemacher Jesco Puluj für diese Produktion unterwegs. Auf drei Kontinenten trifft er Buddhisten. Mit einer kleinen Handkamera und Filmdrohne ausgestattet, fängt er wunderschöne Bilder ein. "Weltreise mit Buddha" heißt sein Erstlingswerk. Es tendiert mehr zum Roadmovie als zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit den buddhistischen Schulen. In Thailand trifft er auf den charismatischen Mönch Phra Julien, der seit 17 Jahren bei einem Bergvolk lebt. Der schlanke Mann hat den Kopf geschoren, läuft barfuß umher und ist nur mit einem hellbrauen Gewand bekleidet.
"Ich kam über ein Schüler-Austauschprogramm 1994 nach Thailand. Und dann probierte ich verschiedene Retreats im Kloster. Ich war sehr ernsthaft in meiner Meditationspraxis. Blieb manchmal 2 bis 3 Tage in meinem Zimmer ohne Schlaf, nur um zu meditieren. Ich fand einen tiefen Frieden und war glücklich."
Seit 25 Jahren lebt der aus Kanada stammende Julien schon als Mönch in Thailand. Im Film sieht man, wie er sich mit Sport fit hält und in die Pedale eines Fahrrad-Hometrainers tritt. Oder wie er über einen Gymnastikball rollt – der körperliche Ausgleich für die langen Meditationssitzungen. Der Mönch lebt mit einer zutraulichen Katze zusammen, die zur Veganerin geworden sei, behauptet er.
Jesco Puluj: "Diese Begegnung war wirklich etwas Besonderes, weil er schon diese Ausstrahlung hat, von der man manchmal hört. Dieses Heilige, Erleuchtete, sehr Glückliche. Den glücklichen Mönch, den hat er besonders ausgestrahlt. Und das fand ich eigentlich den besten Weg, den Buddhismus zu erfahren. In Gegenwart von jemanden, der darin seine Berufung gefunden hat und sein Glück."
Mönche, Cocktails, Rockmusik
Szenenwechsel – eine buddhistische Bar in Tokyo. Dort haben sogar die Cocktails buddhistische Namen: Dieser Drink heißt: Nirwana im Reinen Land – ein transzendenter Ort. Der nächste Drink ist nach einer buddhistischen Hölle benannt. Die Mönche aus der Bar haben Humor. Alkohol wird hier auch ausgeschenkt. Aber als ein Mönch ein religiöses Ritual einläutet, greifen auch viele der Bar-Besucher zu den ausgelegten Gebetstexten.
Der Mönch zündet ein Räucherstäbchen an und rezitiert für die kurze Zeremonie ein Sutra. An einem anderen Abend treten die Mönche sogar mit ihrer Band auf.
Jesco Puluj: "Was das Besondere an der Bar in Tokyo war, dass das tatsächlich Mönche waren. Von einer sehr besonderen buddhistischen Richtung, die sehr freizügig war. Die nennt sich Jodo Shinshu. Das ist eine Nischen-Richtung. Die haben ihre Mönchspflichten, dass sie Zeremonien halten oder auch Grabreden. Und: die durften auch Musik machen und hatten eine Band. Eine Rockband, die waren richtig gut."
Oft möchte man mehr wissen
Im Film kann man Jesco Puluj auf seiner Reise begleiten. Wie er zu weiteren Begegnungen losfährt und Buddhisten porträtiert. Er macht auch Station beim ehemaligen buddhistischen Mönch Victor, der in Irland einen buddhistischen Skulpturenpark betreibt. Dann geht’s nach Nepal zum Wallfahrtsort Lumbini, wo der Buddha geboren sein soll. Next Stop ist ein abgelegenes Nonnenkloster in den Bergen von Kathmandu.
Oft möchte man mehr wissen: Was die Nonnen denn rezitieren und wie der Tagesablauf genau ist. In Film geht’s dann schon wieder zum nächsten Interview-Abenteuer. Es seien auch Sprachbarrieren, die einen weiteren Austausch verhindern, erzählt der Filmemacher. Denn kaum jemand spricht Englisch in den abgelegenen Provinzen. Einige sehen überhaupt zum ersten Mal einen Europäer und zücken die Handys für Selfies mit ihm. Sogar aus der Mongolei bringt er Filmmaterial mit. Dorthin kam die buddhistische Lehre vor rund 500 Jahren. Besonders beeindruckend sind aber die vielen kleinen Details, die er auf seiner Weltreise einsammelt. Ein chinesisches Kloster etwa stellt buddhistische Animationsfilme her.
Jesco Puluj: "Auf meiner Reise durch die Mongolei begegne ich vielen Naturschauplätzen und wunderschönen Statuen und Tempeln. Viele von ihnen sind jedoch leer. Liegt das daran, dass die Mongolei eines der dünn besiedeltesten Länder der Welt ist?"
Probleme durch die Sprachbarriere
Besonders beeindruckend sind im Film aber die vielen kleinen Details, die er auf seiner Weltreise einsammelt. Ein chinesisches Kloster etwa stellt buddhistische Animationsfilme her.
"In diesem Long–Quan Kloster bei Peking in China…. auch dort wird damit gekämpft, dass sich die Leute weniger für Religion, für Buddhismus interessieren. Man muss sich überlegen, wie bekommen wir die Leute in unser Kloster, wie bekommen wir das Interesse der Öffentlichkeit. Und das wird da durch eine Kunstfigur, einen Comic-Mönch wird das gelöst dort", erklärt der Filmemacher.
Im klostereigenen Animationsstudio werden die Szenen vorbereitet. Die Kunstfigur, der kindliche Mönch Chian Er soll buddhistische Werte vermitteln. Zum Beispiel, dass man keine Lebewesen töten soll. Im Animationsfilm rettet der kleine Mönch aus Knetgummi einen Vogel vor dem Tod durch das Schlachterbeil.
Jesco Puluj: "Und vor allem, was für mich als Filmemacher am interessantesten war: Es gibt einen Mönchsroboter, der so ein bisschen als Comic-Figur gestaltet ist, der auf Spracheingaben reagiert. Der gibt dann chinesische buddhistische Weisheiten von sich, wenn man ihm eine Frage stellt."
Richtige Verbundenheit mit dem Buddhismus kommt aber nicht über Comic-Helden oder Touristen-Attraktionen auf, sondern wenn man Buddhisten trifft und an ihren Zeremonien teilnimmt, sagt Puluj. Und bald schon sieht man den Filmemacher, wie er buddhistische Novizen in Südafrika begleitet. Schließlich macht er selbst einen Versuch und schlüpft ein paar Tage in die Mönchskutte in einem chinesischen Kloster.
Ohne die Sprachkenntnisse ist es eigentlich eine Überforderung. Hinzu kommen die vielen Regeln des Klosteralltags. Am Ende seiner Reise mit Buddha wird der Filmemacher Jesco Puluj zwar kein Buddhist werden, aber er wird um einige Erfahrungen mit buddhistischer Gastfreundschaft reicher sein.
Der Doku-Film "Weltreise mit Buddha" kommt am 30. Juli 2020 in die Kinos.