In einem Punkt ist man sich in dem aktuellen Vertragsentwurf einig: die Begrenzung der Erderwärmung. Das Ziel sei es: "die durchschnittliche globale Erwärmung weit unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen und zudem Anstrengungen zu unternehmen, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen."
Das Ziel ist benannt, doch wie die Staatengemeinschaft dahin kommen soll, ist noch unklar: 186 Staaten haben ihre nationalen Klimaschutz-Pläne schon vor Beginn dieser UN-Klimakonferenz eingereicht, die angegebenen CO²-Einsparungen der einzelnen Länder werden aber in der Summe - nach Berechnung der UN und renommierter Klimaforscher nicht ausreichen, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, sondern auf eine Erwärmung von rund 3 Grad Celsius hinauslaufen.
Schon bei dem erklärten Ziel von zwei Grad Celsius werden niedrig liegende Küstenregionen und Inseln durch den Anstieg des Meeresspiegels akut von Überflutungen bedroht. Deshalb müssten die Staaten ihre Reduktionspläne nachbessern, die Frage ist nur ab wann und wer das überprüft.
Ottmar Edenhofer, Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung:
"Aus meiner Sicht ist der kritischste Punkt der, dass die sogenannten freiwilligen Selbstverpflichtungen erst im Jahr 2023 überprüft werden sollen und das ist aus meiner Sicht besorgniserregend, denn wir wissen ja, dass diese freiwilligen Selbstverpflichtungen mit Nichten ausreichen, um dieses Zwei Grad-Ziel zu erreichen. Und wenn erst im Jahr 2023 überprüft werden soll, bis dahin kann man eine ganze Menge Kohlekraftwerke bauen, die dann spätere Emissionsreduktionen unmöglich machen.
China, der inzwischen größte Kohlendioxid-Emittent weltweit, hat allein in diesem Jahr den Bau von rund 170 Kohlekraftwerken genehmigt. Auch wenn das Land zudem den Ausbau von Erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenkraft vorantreibt, bleibt Chinas Verbrauch von fossilen Energieträgern noch bis 2030 extrem hoch. Erst dann will das Schwellenland seine CO²-Emissionen spürbar senken. Doch die Zeit hat die Staatengemeinschaft nicht.
Verabschiedung des Vertrags noch offen
Martin Kaiser, Klimaexperte von Greenpeace:
"Was allerdings fehlt, ist eine klare Verpflichtung, in den nächsten fünf bis zehn Jahren mehr zu tun als das, was momentan von den Ländern angekündigt wurde."
Die EU pocht deshalb auch auf nötige Nachbesserung der nationalen Klimaschutzpläne und auf eine Überprüfung in einem regelmäßigen Turnus alle fünf Jahre. Staaten wie Indien und China haben bei der regelmäßigen Überprüfung aber Bedenken angemeldet.
Im aktuellen Vertragsentwurf ist die erste Überprüfung im Jahr 2019 vorgesehen. Viel zu spät, bemängeln Klima- und Umweltschützer.
Im aktuellen Vertragsentwurf ist die erste Überprüfung im Jahr 2019 vorgesehen. Viel zu spät, bemängeln Klima- und Umweltschützer.
Auch dass im neuen Entwurf die Dekarbonisierung, also der Ausstieg der Weltwirtschaft aus der Nutzung fossiler Brennstoffe, als Langfristziel nicht mehr genannt wird, sehen Umweltschützer kritisch. Im Text ist nun nur noch von einer "Emissionsneutralität" die Rede, was den Ausstoß von CO² weiterhin erlauben würde, wenn es nur an anderer Stelle gespeichert würde.
Nach wie vor ist man sich aber einig, dass die ehemaligen Industrieländer, deren Emissionen zu der bisherigen Erwärmung der erdnahen Bodenschicht geführt haben, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für die Entwicklungsländer bereitstellen.
Sven Harmeling, Klimaexperte bei der Entwicklungs¬organisation Care:
"Auch beim Thema Finanzierung wird es bei einer Verpflichtung für die Industrieländer bleiben - zu Recht - und die Frage, ob andere noch an Bord kommen, ob das nun freiwillig ist, bleibt noch offen..."
Bis Samstagfrüh soll der neue Vertrag auf dem Tisch liegen, ob er am Samstag noch verabschiedet wird, ist ebenfalls noch offen.