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Neuer Pflegebevollmächtigter
Mit Prämien gegen den Pflegenotstand

Prämien für Berufsrückkehrer, neue Arbeitszeitmodelle und erweiterte Kompetenzen: Mit diesen Maßnahmen will der neue Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung Pflegeberufe wieder attraktiver machen und damit den Personalmangel in der Branche eindämmen. Wie die Initiative finanziert werden soll, ist allerdings noch offen.

Von Volker Finthammer |
    15.03.2018, Berlin, Deutschland - Veranstaltung Deutscher Pflegetag 2018 in Berlin. Foto: v.l. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, CDU, stellt auf dem Deutschen Pflegetag 2018 in Berlin, Andreas Westerfellhaus, Praesident Deutscher Pflegerat e.V., als neuen Bevollmaechtigten der Bundesregierung fuer Patienten und Pflege vor.
    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn stellt Andreas Westerfellhaus, Praesident Deutscher Pflegerat e.V., als neuen Bevollmaächtigten der Bundesregierung für Patienten und Pflege vor. (imago stock&people)
    Mit fünf konkreten Vorschlägen will der neue Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, die Abwanderung aus den Pflegberufe verhindern helfen und dazu beitragen, dass wieder mehr Menschen in den Beruf zurückkehren. Daneben will er mit seinem Vorstoß die Arbeitsbedingungen in der Pflege spürbar verbessern.
    So soll es für Berufsrückkehrer eine steuerfreie Prämie von 5.000 Euro geben und 3.000 Euro für jene, die ihre Teilzeit wieder um mindestens 20 Prozent aufstocken. Auch Ausbildungsabsolventen sollen beim Übergang in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis eine Prämie erhalten. Jedoch dürfen die Empfänger einer Prämie zuvor nicht gekündigt worden sein und die Arbeitgeber müssten auch den mit den Pflegekassen vereinbarten Pflegeschlüssel eingehalten haben, um Prämien erhalten zu können.
    Finanzielle Vorteile für Arbeitgeber mit neuen Arbeitsmodellen
    Ein weiterer Impuls soll sein, dass Pflegekräfte in einem auf drei Jahre befristeten Versuch für 80 Prozent der Arbeitszeit den vollen Lohn erhalten sollen, wobei die freie Zeit tatsächlich der Erholung dienen soll und nicht für eine weitere Tätigkeit genutzt werden darf.
    In Schweden habe man mit solch einem Modell bereits gute Erfahrungen gemacht, betont Westerfellhaus. Und nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Pflegeforschung könnten mit dem 80-20-Modell bis zu 40.000 zusätzliche Stellen gewonnen werden, wenn die freien Kapazitäten wieder besetzt werden.
    Um die Arbeitgeber in der Branche zu motivieren, soll es dort finanzielle Zuschläge für Unternehmen mit innovativen und neuen Arbeitskonzepten geben - also etwa mitarbeiterorientierte Arbeitszeitmodelle, die sich für die Arbeitnehmer als verlässlich erweisen. Auch die verstärkte Förderung von Qualifikation und Weiterbildung soll belohnt werden.
    Unklar, wer die Kosten für geplante Initiativen trägt
    Die Pflegeberufe selbst sollen durch erweiterte Kompetenzen, etwa in der Heilkunde attraktiver werden. So sollte etwa die Versorgung chronischer Wunden, spezifische Infusionstherapien und die Versorgung von Diabetes-Patienten zum erweiterten Aufgabenbereich des Pflegeberufs gehören.
    Und nicht zuletzt gelte es Anreize für die verstärkte Ausbildung zu setzen. Der Pflegebeauftragte will dafür den Eigenkostenanteil für die Arbeitgeber senken, wenn die neue und umfassende Ausbildungskonzepte entwickeln. Westerfellhaus versteht die Vorschläge als Ergänzung zum Sofortprogramm Pflege von Gesundheitsminister Jens Spahn.
    Die Kosten für diese Initiativen sollten nicht von den Pflegebedürftigen allein, sondern möglichst auf viele Schultern verteilt werden. Aber der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium wird schauen müssen, ob und wie weit er seine Vorstellungen in der Koalition wird durchsetzen können.