Mitten in der Sendung bricht der Fox-News-Moderator Bill Hemmer Ende August die Übertragung einer Pressekonferenz über die tödlichen Auswirkungen von Hurrikan Ida vorzeitig ab. "Es hat ja nicht lange gedauert, bis sie den Schwerpunkt auf den Klimawandel - in Anführungsstrichen - gelegt haben", begründete der Moderator seine Entscheidung, den Begriff Klimawandel als Unsinn abzutun.
Ende Oktober 2021 eilte er dann in das 12. Stockwerk das Hauptquartiers von Fox News in New York, um vor surrenden Fernsehkameras einen brandneuen Medienkanal zu feiern: Fox Weather, ein Streamingdienst, in dem es nur um eines geht: Das Wetter. 24 Stunden lang.
Zehn Millionen Dollar und neue 100 Mitarbeiter
Die Klimaerwärmung herunterzuspielen und von extremem Wetter zu profitieren – das hat sich Fox News zum Ziel gesetzt. Es gab zehn Millionen Dollar aus und stellte 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein, darunter 40 TV-Meteorologen, um Fox Weather zu lancieren.
Ein Geschäft mit Zukunftspotential: Laut "New York Times" fiel die Zahl der Zuschauer von CNN, MSNBC und Fox News im ersten Halbjahr um 38 Prozent, die Zahl der Zuschauer vom Weather Channel aber schoss um sieben Prozent nach oben - weil Zuschauer politikmüde sind, aber mehr über das Wetter erfahren wollen.
Fox-Chef erwartet hohe Werbeeinnahmen
Und das ist erst der Anfang, freute sich Lachlan Murdoch, der Sohn des Firmengründers Rupert Murdoch, und Leiter der Fox Corporation, der Muttergesellschaft von Fox News, kürzlich auf einer Medienkonferenz in New York: "Wetter ist für alle unsere Zuschauer wichtig und es wird ein großes Geschäft, das enorm von Werbeeinnahmen auf unseren Plattformen profitieren wird."
Der neue Wetterdienst ist also ein Schritt in die richtige Richtung für die Aktionäre der Firma. Doch Kritiker wie Angelo Carusone vom Medienwatchdog "Media Matters" sind entsetzt: "Fox News weiß genau, dass das Wetter noch viel extremer wird. Obwohl sie den Klimawandel leugnen oder herunterspielen, investieren sie in einen Kanal, der Verbrauchern Informationen vermitteln soll, die direkt mit dem Klimawandel zu tun haben. Das ist widerwärtig".
Klimaerwärmung wird kaum thematisiert
Wie aber gewinnt Fox Weather die Gunst der Zuschauerinnen und Zuschauer? Mit kurzen, aber informativen und lebendig vorgetragenen Berichten über Gewitterfronten, Turbulenzen und Stürme – ohne den Klimawandel als Ursache zu erwähnen, wie bei diesem Bericht über Wirbelsturm Wonda: "Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Sturm wie Wonda so spät in der Saison mit einer Windgeschwindigkeit von 80 Kilometern nordöstlich über den Atlantik zieht und den Schiffsverkehr bedroht".
Hinzu kommt: Das Unternehmen kann das volle Geschäftspotential seines neuen Kanals ausschöpfen, indem es den Streaming Dienst und die kostenlose Fox-Weather-App an das bestehende Publikum vermarktet, sagte Angelo Caruzone: "Sie zeigen das neue Produkt so oft wie möglich auf Fox News. Die Moderatoren zeigen den Zuschauern sogar, wie sie an die App kommen."
Völlig aus seiner Sendung gestrichen hat Fox Weather den Klimawandel allerdings nicht. Am Sonntagmorgen interviewte "Fox Weather" eine Klimaschutzforscherin über die Ziele der Weltklimakonferenz und der Fox-Weather-Meteorologe Stephen Bender berichtete aus Glasgow: "Wenn sich die Atmosphäre erwärmt, wird das Wetter unbeständig und erhöht die Wahrscheinlichkeit extremer Unwetter."
Rupert Murdoch weiß schon seit langem, dass der Klimawandel nicht zu ignorieren ist, sagte der Klimajournalist Geoff Dembicki im öffentlichen Rundfunksender NPR. Die Fox Corporation, die früher News Corp. hieß, sei schon seit Jahren klimaneutral. Durch die Sanierung von Beleuchtungsanlagen, die automatische Abschaltung von Computern und Videokonferenzen statt Flugreisen habe die Fox Corporation bereits Millionen gespart.
"Dahinter steckt eine kohärente Strategie. Die Firma investiert nur in das, womit sie das meiste Geld verdient", so Dembicki.