Nuttall war bereits Vize-Vorsitzender von UKIP und ist seit 2009 Abgeordneter im Europaparlament. Der 39-Jährige setzte sich mit 62 Prozent der Stimmen gegen zwei Mitbewerber durch, wie die Partei am Montag mitteilte. Ebenfalls beworben hatten sich die ehemalige stellvertretende Parteichefin Suzanne Evans und der Ex-Soldat John Rees-Evans.
Nuttall rief die rechtspopulistische Partei, deren oberstes Ziel der EU-Austritt Großbritanniens ist, zur Einheit und Geschlossenheit auf. "Ukip hat eine rosige Zukunft, aber dazu braucht die Partei Einigkeit", rief er jubelnden Anhängern in London zu. Zugleich machte er klar, dass die Partei künftig vor allem unter enttäuschten Labour-Anhängern Wählerstimmen suchen sollte. "Ich möchte die Labour Partei ersetzen und Ukip zur Stimme des patriotischen Großbritanniens machen."
"Brexit means brexit"
Ferner untermauert er, dass die Trennung Großbritanniens von der EU bei Verhandlungen nicht abgeschwächt werde. Man werde dafür sorgen, dass Brexit wirklich Brexit bedeute, sagte er.
Nach dem Brexit-Votum am 23. Juni hatte Farage seinen Rücktritt als UKIP-Chef verkündet. Er begründete dies damit, dass er sein politisches Ziel mit dem Votum für einen Austritt Großbritanniens aus der EU erreicht habe. Mitte September wurde Diane James zur neuen UKIP-Chefin gewählt. Sie warf aber nach nur 18 Tagen aus "privaten und beruflichen Gründen" das Handtuch.
Auch Steven Woolfe trat aus, der als aussichtsreichster Kandidat für den Ukip-Parteivorsitz galt. Ein Parteikollege hatte ihn , krankenhausreif geschlagen. Woolfe erklärte, aus seiner Sicht sei Ukip "unregierbar" geworden. Farage übernahm daraufhin erneut - aber nur übergangsweise - die Parteiführung.
Partei hat Geldsorgen
Der neue UKIP-Chef muss nun eine neue Mission für die Partei formulieren, um sie nach dem EU-Austritt Großbritanniens vor der Bedeutungslosigkeit zu bewahren. Außerdem wird er sich mit dem Befund eines externen Prüfberichts auseinandersetzen müssen, wonach die Partei vor der Parlamentswahl und dem Brexit-Referendum regelwidrig neun Umfragen mit EU-Geldern in Höhe von gut 500.000 Euro finanzierte.
Die von UKIP dominierte Allianz für Direkte Demokratie in Europa (ADDE) im EU-Parlament muss deswegen rund 172.000 Euro zurückzahlen. Zudem leitete die britische Wahlkommission eine eigene Untersuchung gegen Ukip wegen eines möglichen Verstoßes gegen das britische Wahlgesetz ein.
UKIP hat ohnehin Geldsorgen. Die Einnahmen der Partei sanken laut Wahlkommission zwischen dem 1. Juli und Ende September im Vergleich zum vorherigen Quartal von 1,25 Millionen Pfund auf knapp 43.000 Pfund. Dies ist ein Rückgang von 97 Prozent. Im britischen Unterhaus hat Ukip einen von 650 Sitzen.
(fwa/jasi)