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Neuer Vorstoß zur Super League
"Generalangriff auf das europäische Sportmodell"

Der erste Versuch war krachend gescheitert, doch nun gibt es einen neuen Anlauf, eine Super League zu gründen. Im EU-Parlament kursiert ein entsprechendes Papier. Der EU-Abgeordnete Hannes Heide (SPÖ) nannte den Vorstoß im Dlf "dreist". Am europäischen Sportmodell solle "nicht gerüttelt werden".

Hannes Heide im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Vereinslogo von Real Madrid.
Real Madrid gehört zu den Vereinen, die die Super League noch nicht aufgegeben haben. (Imago Sportfoto)
Vor einem halben Jahr haben zwölf Topclubs den europäischen Fußball kurzzeitig ins Wanken gebracht. Doch die Gründung der Super League hatte aufgrund massiver Proteste der Fans nur 24 Stunden Bestand. Doch jetzt nehmen drei Vereine offenbar einen neuen Anlauf.
Denn bei der Europäischen Union in Brüssel kursiert ein Schreiben, das jetzt öffentlich geworden ist. Einen Absender gibt es zwar nicht. Artikuliert werden aber die Positionen der verbliebenden Super-League-Clubs FC Barcelona, Real Madrid und Juventus Turin.

Schwere Kritik an der UEFA

Das Hauptziel des Papier ist der europäische Fußballverband UEFA. Das Fußball-System sei kaputt, es gebe zu wenig Top-Spiele, zu wenig Transparenz, zu wenig finanzielle Kontrolle. Und ganz generell sei es problematisch, dass der Monopolist UEFA gleichzeitig Regulator und kommerzieller Betreiber der Wettbewerbe sei.
Deswegen sollten Vereine das Recht haben, eine eigene Liga zu gründen. Aber: Es soll keine gesetzten Teams mehr geben, wie noch im Frühjahr, sondern eine offene Liga, und die Vereine würden ihre Heimatligen auch nicht verlassen.
Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Leiterin von Ischl, Kulturhauptstadt 2024 , in der Trinkhalle in Bad Ischl, am 23.07.21. Das Bild zeigt ein Profil des ehemaligen Bürgermeisters von Bad Ischl und jetzigen Europaabgeordneten, Hannes Heide 2021 - Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Leiterin von Ischl, Kulturhauptstadt 2024 , in der Trinkhalle in Bad Ischl, am 23.07.21 *** Press conference for the presentation of the new head of Ischl, Capital of Culture 2024 , in the Trinkhalle in Bad Ischl, on 23 07 21 The picture shows a profile of the former mayor of Bad Ischl and current MEP, Hannes Heide 2021 Press conference for the presentation of the new head of Ischl, Capital of Culture 2024 , in the Trinkhalle in Bad Ischl, on 23 0
Der österreichische EU-Abgeordnete Hannes Heide (SPÖ). (IMAGO / Rudolf Gigler)

"Frontalangriff auf die UEFA"

"Ich finde es dreist, dass die Super League wieder ins Spiel kommt", sagte Hannes Heide im Dlf. Heide ist österreichischer Europaabgeordneter von der SPÖ und sitzt in der sozialdemokratischen Fraktion im Europaparlament.
"Die Aufnahme beim ersten Versuch war eine Ohrfeige für die Initiatoren. Und jetzt versucht man, sich wieder ins Spiel zu bringen mit einem Frontalangriff auf die UEFA. Und es ist den Initiatoren offensichtlich nicht bewusst, dass sie damit auch einen Generalangriff auf das historisch gewachsene europäische Sportmodell unternommen haben."
Das Logo von Juventus Turin.
Neuer Vorstoß zur Gründung der Super League
Vor rund einem halben Jahr haben die Pläne für eine Super League für einen Aufschrei im europäischen Fußball gesorgt. Trotz der massiven Kritik bleiben einige Befürworter hartnäckig. Jetzt gibt es einen neuen Vorstoß.
Dieses Sportmodell beruhe auf Solidarität, Ausgleich und Wettbewerb, so Heide. Sport- und Fachverbände hätten einen Auftrag, nämlich den Sport allen Menschen zugänglich machen.
"Und diese Super League ist weit weg von dem, was man unter dem europäischen Sportmodell versteht. Und es ist ein Angriff auf die UEFA, wo es tatsächlich Vorgänge gibt, die zu kritisieren sind."

"Keine Reform durch private Initiativen"

Konkrent meint Heide, dass auch bei der UEFA "monetäre Interessen mittlerweile im Vordergrund stehen. Und auch in der Champions League werden die großen Clubs bevorteilt und dadurch immer reicher. Es gibt mangelnde Transparenz, Skandale und auch die Vergabe von Großereignissen muss anders funktionieren."
"Aber grundsätzlich sollten wir am europäischen Sportmodell nicht rütteln. Und wenn wir eine Reform brauchen, brauchen wir sie nicht durch private Initiativen, durch Firmenkonstrukte, die nur auf Profitmaximierung ausgerichtet sind. Sondern dann sind öffentlich-rechtliche Verbände gefragt. Und da ist es schon ein Auftrag, diese zu reformieren, zu öffnen und transparent zu gestalten."
Stop UCL Reforms - Football for Millions of Fans not for Billions of Euro steht auf Transparenten in Dortmund und München.
"Wie eine Super League light"
Wenn sich Fans von Bayern und Dortmund zusammenschließen, dann muss viel im Argen liegen. Es geht um die Reform in der UEFA Champions League. Die Fans sind wütend.
Dabei gehe es nicht nur um Fußball und die UEFA, so Heide. "Es geht um die Organisation des Sports und der Sportverbände in den Mitgliedsländern der Europäischen Union. Das ist eine sehr entscheidende und nachhaltige Frage, die hier geklärt wird. Der Sport hat eine Bedeutung für die Gesellschaft und das wird entsprechend in der Europäischen Union berücksichtigt."
Gerade in der Corona-Pandemie habe der Sport eine "unverzichtbare Bedeutung und die gehört gewürdigt." Eine Super League werde diesen Ansprüchen nicht gerecht.

Sportgruppe als Lobby-Ziel

Grundsätzlich sei festzustellen, dass die Super League ein privates Unternehmen sei. "Nach außen wird es von einem Generalsekretär vertreten, der spanischer Bänker ist. Der kommt nicht vom Fußball, dürfte aber ein enger Freund des Präsidenten von Real Madrid sein, was auch ein bisschen erklärt, welche Interessen dahinterstehen."
Zur Vertretung gegenüber europäischen Institutionen bediene sich das Unternehmen einer Lobbyagentur in Brüssel. "Wie ich höre, hat die verschiedene Abgeordnete und Angehörige des Europäischen Parlaments kontaktiert. Ich gehöre nicht dazu, obwohl ich den Sportbericht als Schattenberichterstatter mitformuliert habe", sagte Heide.
Ziel sei dagegen die sogenannte Sportgruppe im EU-Parlament, die sich die Interessen des Sports zum Thema gemacht habe. "Und diese Sportgruppe hat festgestellt, dass sie zu einem Gespräch mit der Super League durch den Vorsitzenden und den Stellvertreter dieser Sportgruppe zur Verfügung stehen. Und da hat ein Gespräch diese Woche stattgefunden."
Einen Tag nach dem Gespräch habe dann auch Heide das entsprechende Papier "von mehreren Seiten" erhalten. "Und ich war überrascht, dass dieses Gespenst der Super League wieder auftaucht, auch wenn es einige Änderungen gibt. Aber die finanziellen Interessen sind in diesem Papier ganz klar erkenntlich." Von anderen Abgeordneten höre Heide bislang nur "ablehnende Argumente. Und dass man sich in dieser Form, die jetzt präsentiert wurde, auch keine Unterstützung vorstellen kann und dieses Papier entschieden und mit großer Emotion ablehnt."