Es gibt kaum eine Frage, die die Iren mehr spaltet und aufwühlt: Demonstrationen, Mahnwachen, Sprechchöre: Liberalisierungsbefürworter gegen Abtreibungsgegner. Pro Choice gegen Pro Life. Vor dem Parlament steht man sich unversöhnlich gegenüber.
Drinnen tobt zwei Nächte lange eine Marathon-Debatte, während derer der konservative Regierungschef Enda Kenny erklärt:
"Ich bin schon persönlich als Mörder bezeichnet worden, der den Tod von 20 Millionen Babys auf dem Gewissen habe; ich bekomme Skalpelle, Plastik-Föten und Briefe, die mit Blut geschrieben wurden."
Die katholische Kirche mobilisiert ihre Anhänger, weil es die Regierungskoalition aus Fine Gail und Labour wagt, ihr zu trotzen und eine Gesetzesänderung vorzuschlagen, die der Oberste Gerichtshof schon vor 21 Jahren gefordert hat, was auch vor drei Jahren der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bekräftigt: Dass nämlich ein Schwangerschaftsabbruch gestattet werden müsse, wenn das Leben der Mutter auf dem Spiel stehe. Doch Irlands oberster Katholik Erzbischof Sean Brady erklärt unmissverständlich, was er von dem Versuch hält, Rechtsklarheit für Betroffene und Ärzte zu schaffen.
"Dieses Gesetz macht, wenn es angenommen wird, die absichtsvolle Tötung ungeborener Kinder in Irland legal. Das zeigt einen dramatischen und moralisch inakzeptablen Wandel des irischen Rechts."
Nun ist die moralische Autorität der katholischen Kirche in Irland längst im freien Fall, seit die systematische Verschleierung des sexuellen Missbrauchs durch Priester und der Folter in katholischen Kinderheimen durch sadistische Aufseher öffentlich wurde.
Dennoch bedarf es erst des tragischen Tods von Savita Halappanavar, damit Irlands Politiker aktiv werden. Im letzten Herbst hat sich die aus Indien stammende Zahnärztin in ihrer 17. Schwangerschaftswoche ins Universitätskrankenhaus von Galway begeben und vergeblich um einen Schwangerschaftsabbruch gebeten. Obwohl ihr Kind nicht lebensfähig ist, verweigern sich die Ärzte mit Verweis auf die Gesetzeslage. Die 31-Jährige stirbt qualvoll an einer Blutvergiftung, was zu internationaler Empörung führt. Mark Hennessy, Journalist bei der Irish Times, analysiert:
"Insbesondere die sehr negative internationale Berichterstattung über ein Irland, das anscheinend zurückfällt in die Zeit der Priesterherrschaft, hat die Auffassung verändert. Und nach 20 Jahren der Missbrauchsbeschuldigungen ist die katholische Kirche nicht mehr die Kraft von einst, die die öffentliche Meinung dirigiert."
So kann sie nicht verhindern, dass das historische Gesetz am frühen Freitagmorgen mit 127 zu 31 Stimmen angenommen wird. Der katholische Einfluss reicht aber immer noch weit genug, um nur eine winzige Lockerung des Abtreibungsverbots zu erlauben. Auch künftig gibt es in Irland kein Abbruchsrecht bei Vergewaltigung, Inzest oder Missbildung des Ungeborenen, sondern nur, wenn das Leben der Frau auf dem Spiel steht oder wenn die Schwangere selbstmordgefährdet ist, was drei Mediziner einstimmig begutachten müssen.
Doch schon das geht der konservativen Europaministerin Lucinda Creighton zu weit, die befürchtet, dass sich viele Irinnen Selbstmordabsichten vorschieben könnten. Die 33-Jährige stimmt trotz Fraktionszwangs gegen das Gesetz und hat damit automatisch Ministeramt und Fraktionszugehörigkeit verloren:
"Ich bin sehr traurig, weil ich nicht mehr länger ein Fraktionsmitglied von Fine Gail bin, der Partei, der ich mich mit 18 angeschlossen habe."
Während draußen vor dem Dail die Abtreibungsgegner vergeblich Rosenkränze beten und beklagen, dass nun der Abtreibung Tür und Tor geöffnet werde, begrüßen Aktivistinnen wie Sinead Ahern von Choice Irland das Gesetz. Ihr konservatives Land, so sagt sie, verändere sich, wenn auch noch sehr langsam:
"Was uns die Meinungsumfragen zeigen, ist, dass es tatsächlich einen viel größeren Wandel in Irland gibt, dass 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung Abtreibung bei weit mehr Indikationen zulassen wollen, etwa bei Fötusmissbildungen, Vergewaltigung und Gesundheitsgefährdung."
Das jetzige Reförmchen reiche aber nicht und vor allem werde es nicht verhindern, dass täglich zwölf irische Frauen weiterhin nach Nordirland oder Großbritannien fahren, um dort die Schwangerschaft abzubrechen.
Drinnen tobt zwei Nächte lange eine Marathon-Debatte, während derer der konservative Regierungschef Enda Kenny erklärt:
"Ich bin schon persönlich als Mörder bezeichnet worden, der den Tod von 20 Millionen Babys auf dem Gewissen habe; ich bekomme Skalpelle, Plastik-Föten und Briefe, die mit Blut geschrieben wurden."
Die katholische Kirche mobilisiert ihre Anhänger, weil es die Regierungskoalition aus Fine Gail und Labour wagt, ihr zu trotzen und eine Gesetzesänderung vorzuschlagen, die der Oberste Gerichtshof schon vor 21 Jahren gefordert hat, was auch vor drei Jahren der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bekräftigt: Dass nämlich ein Schwangerschaftsabbruch gestattet werden müsse, wenn das Leben der Mutter auf dem Spiel stehe. Doch Irlands oberster Katholik Erzbischof Sean Brady erklärt unmissverständlich, was er von dem Versuch hält, Rechtsklarheit für Betroffene und Ärzte zu schaffen.
"Dieses Gesetz macht, wenn es angenommen wird, die absichtsvolle Tötung ungeborener Kinder in Irland legal. Das zeigt einen dramatischen und moralisch inakzeptablen Wandel des irischen Rechts."
Nun ist die moralische Autorität der katholischen Kirche in Irland längst im freien Fall, seit die systematische Verschleierung des sexuellen Missbrauchs durch Priester und der Folter in katholischen Kinderheimen durch sadistische Aufseher öffentlich wurde.
Dennoch bedarf es erst des tragischen Tods von Savita Halappanavar, damit Irlands Politiker aktiv werden. Im letzten Herbst hat sich die aus Indien stammende Zahnärztin in ihrer 17. Schwangerschaftswoche ins Universitätskrankenhaus von Galway begeben und vergeblich um einen Schwangerschaftsabbruch gebeten. Obwohl ihr Kind nicht lebensfähig ist, verweigern sich die Ärzte mit Verweis auf die Gesetzeslage. Die 31-Jährige stirbt qualvoll an einer Blutvergiftung, was zu internationaler Empörung führt. Mark Hennessy, Journalist bei der Irish Times, analysiert:
"Insbesondere die sehr negative internationale Berichterstattung über ein Irland, das anscheinend zurückfällt in die Zeit der Priesterherrschaft, hat die Auffassung verändert. Und nach 20 Jahren der Missbrauchsbeschuldigungen ist die katholische Kirche nicht mehr die Kraft von einst, die die öffentliche Meinung dirigiert."
So kann sie nicht verhindern, dass das historische Gesetz am frühen Freitagmorgen mit 127 zu 31 Stimmen angenommen wird. Der katholische Einfluss reicht aber immer noch weit genug, um nur eine winzige Lockerung des Abtreibungsverbots zu erlauben. Auch künftig gibt es in Irland kein Abbruchsrecht bei Vergewaltigung, Inzest oder Missbildung des Ungeborenen, sondern nur, wenn das Leben der Frau auf dem Spiel steht oder wenn die Schwangere selbstmordgefährdet ist, was drei Mediziner einstimmig begutachten müssen.
Doch schon das geht der konservativen Europaministerin Lucinda Creighton zu weit, die befürchtet, dass sich viele Irinnen Selbstmordabsichten vorschieben könnten. Die 33-Jährige stimmt trotz Fraktionszwangs gegen das Gesetz und hat damit automatisch Ministeramt und Fraktionszugehörigkeit verloren:
"Ich bin sehr traurig, weil ich nicht mehr länger ein Fraktionsmitglied von Fine Gail bin, der Partei, der ich mich mit 18 angeschlossen habe."
Während draußen vor dem Dail die Abtreibungsgegner vergeblich Rosenkränze beten und beklagen, dass nun der Abtreibung Tür und Tor geöffnet werde, begrüßen Aktivistinnen wie Sinead Ahern von Choice Irland das Gesetz. Ihr konservatives Land, so sagt sie, verändere sich, wenn auch noch sehr langsam:
"Was uns die Meinungsumfragen zeigen, ist, dass es tatsächlich einen viel größeren Wandel in Irland gibt, dass 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung Abtreibung bei weit mehr Indikationen zulassen wollen, etwa bei Fötusmissbildungen, Vergewaltigung und Gesundheitsgefährdung."
Das jetzige Reförmchen reiche aber nicht und vor allem werde es nicht verhindern, dass täglich zwölf irische Frauen weiterhin nach Nordirland oder Großbritannien fahren, um dort die Schwangerschaft abzubrechen.