Aus dem Londoner Trio Bear’s Den ist ein Duo geworden: Gitarrist Andrew Davie und Schlagzeuger Kevin Jones sind nun der Kern der Formation. Joey Haynes ist nicht mehr dabei. Der Gitarrist habe sich freundschaftlich von seinen beiden Kollegen getrennt, heißt es. Doch live ist die Band auf eine sechs-köpfige Besetzung angewachsen. Nach ausgedehnten Touren in Europa, Nordamerika und Australien ist das Album "Red Earth & Pouring Rain" innerhalb weniger Wochen entstanden.
"Der Albumtitel "Red Earth & Pouring Rain" geht auf ein indisches Gedicht zurück. Damit ist das Bild von heftigem Monsunregen verbunden, der auf die rote Erde prasselt und sie in Lehm verwandelt. Aus dem Regenwasser und der Erde entsteht etwas Neues. Dieses Bild hat mich sehr beeindruckt und nicht mehr losgelassen. Unser Album soll eine ähnliche Wirkung haben: sich in den Köpfen der Hörer festsetzen", sagt Kevin Jones, Schlagzeuger bei Bear’s Den.
Mehr Instrumente, neue Klangfarbe
Auch bei der Band aus London ist - ähnlich der Regenmetapher - aus einer Veränderung etwas Neues entstanden: Das Trio ist zu einem Duo geschrumpft, und damit hat sich auch der Sound verändert - jedoch genau gegenläufig: Von Reduktion keine Spur. Andrew Davie, Sänger und Gitarrist:
"Wir haben unser Instrumentarium erweitert: Wir setzen E-Gitarren, viele Synthesizer und Drum-Machines ein. Aber auf die Banjos, die akustischen Gitarren und Harmonien, die uns als folkorientierte Band ausmachen, haben wir nicht verzichtet. Das Ergebnis ist eine neue Klangfarbe.
Der Titelsong klingt nach gefälligem Radiopop. Hier zumindest fehlt der für die Band sonst so typische Folk-Touch gänzlich.
"Wir wollten ein Album zum Autofahren bei Nacht kreieren", sagt Schlagzeuger Jones und erklärt weiter:
"Wir feilten an unserem Sound, um ihn dichter und intensiver zu gestalten. Es gibt zwei Stücke, die die Grundpfeiler bilden, auf denen das Album aufgebaut ist, und zwar "Red Earth & Pouring" und der Song "Auld Wives".
70er als Inspirationsquelle
Tatsächlich, "Auld Wives" klingt so dicht, dass Davies Stimme mit den verschiedenen Instrumenten konkurriert und in den Hintergrund rückt. Sie ist längst nicht mehr so präsent und eindrucksvoll wie in den früheren akustischen Stücken, an denen sich nur wenige Songs auf dem neuen Album orientieren. "New Jerusalem" ist da schon eine Ausnahme.
Dieses Mal haben sich die beiden Londoner Musiker Anregungen vom Mainstream der Siebziger geholt. Im Song "Emeralds" beispielsweise sind Fleetwood Mac und die Eagles wichtige Inspirationsquellen, vor allen Dingen im Chorgesang ist der Eagles-Einfluss hörbar.
Insgesamt probieren Andrew Davie und Kevin Jones viel aus auf dieser Platte, ihrem zweiten Album. Ähnlich wie bei einer Autofahrt, für die sie ja den Soundtrack liefern wollen, scheinen die Musiker noch selbst unterwegs zu sein - auf der Suche nach einem stimmigen neuen Sound. Davie:
"Dieses Album ist eine Momentaufnahme, es hält den Augenblick fest, in dem es entstanden ist. Das nächste Werk fällt ja vielleicht mit einer neuen Herangehensweise ganz anders aus. Wir lernen immer noch hinzu."
"Red Earth & Pouring Rain" lässt sich gut nebenbei hören - und damit passt es auch im Sinne der Band zu einer nächtlichen Reise hinterm Steuer. Nur leider gibt es eben nicht so viel zu entdecken, wenn man mal konzentrierter zuhört. Wäre man das Navigationssystem von Bear’s Den, man würde ihnen zum musikalischen U-Turn raten. Zurück zu sanften, minimalistischen Tönen. Denn darin liegt die Stärke der Band.