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Neues Album von Eels
Harte Themen in charmanten Songs

Im Mittelpunkt der US-amerikanischen Band Eels steht der Singer/Songwriter Mark Oliver Everett. Auf dem neuen Album "The Cautionary Tales Of ..." singt der 51-Jährige über Einsamkeit und Verzweiflung und will damit die Menschen vor Fehlern, Dummheiten und Unzulänglichkeiten bewahren - verpackt in kleinen charmanten Songs.

Von Marcel Anders |
    Mark Oliver Everett, Sänger der US-amerikanischen Rockband Eels, steht am 08.04.2013 in Berlin im Tempodrom auf der Bühne.
    Der Sänger der US-amerikanischen Band Eels 2013 bei einem Konzert in Berlin. (picture alliance / dpa - Marc Tirl)
    "Es fing damit an, dass ich diesen Begriff 'warnende Geschichten' aufgeschnappt habe und dachte: Davon habe ich auch ein paar auf Lager - vielleicht sollte ich das aufgreifen. Denn es kann durchaus sein, dass die Leute aus meinen Fehlern lernen. Ich bin schließlich eine wandelnde Warnung."
    Im wahrsten Sinne des Wortes: Mark Oliver Everett ist ein kauziges, dürres Männchen mit dicker Hornbrille, Hut und einem völlig verkorksten Privatleben: Er lebt allein, hat weder Freunde noch echte soziale Kontakte. Er meidet Internet, Radio und Fernsehen. Seine Familie ist bei einer Reihe von tragischen Unfällen verstorben, und seine Ehe wurde nach fünf Jahren geschieden. Was ihn zum Ritter von trauriger Gestalt macht - und für bittere Selbsterkenntnis sorgt:
    "Ich würde es heute anders machen. Aber damals hab ich es vermasselt. Was das perfekte Beispiel dafür ist, wie ihr aus meinen Fehlern lernen könnt. Denn ich wusste nicht, zu schätzen, was ich hatte. Mir fehlte die nötige Perspektive. Und so geht es ja vielen Leuten."
    Everett kehrt mutig das Innere nach außen
    Wobei nur die wenigsten richtig starke Songs darüber schreiben. Geschweige denn ihr Inneres derart mutig nach außen kehren, wie der Sohn eines Astro-Physikers. Der singt von Einsamkeit, Verzweiflung und Selbstmordgedanken.
    Verpackt das aber nicht in Melodrama und Pathos, sondern in charmante, kleine Songs, die zwischen Orchester-Pop, Americana und 70s Rock - Beach Boys, Dylan und Lennon - pendeln, aber nur halb so entspannt entstanden sind, wie sie klingen. Denn Songwriting, so Everett, ist harte Arbeit. Und wird mit zunehmendem Alter immer schwieriger.
    "Je öfter du ein Album aufnimmst, desto mehr deckst du damit ab. Und du konkurrierst nicht nur mit jedem Künstler vor dir, sondern auch mit dir selbst - mit allem, was du bis dato gemacht hast. Was bedeutet: Du lernst zwar viel, aber es wird gleichzeitig auch immer schwieriger, echtes Neuland zu betreten."
    Das gilt allerdings nicht nur für ihn, der seit fast 30 Jahren und 14 Alben aktiv ist, sondern für die gesamte moderne Musikszene, die Filmwelt, die Kunst, die Literatur und Politik. Sprich: Der Wahlkalifornier leidet unter gesteigertem Kulturpessimismus - und sehnt sich zurück nach der Kreativität, der Freiheit und der gesellschaftlichen Aufbruchsstimmung der späten 60er.
    "Manchmal habe ich das Gefühl, als ob wir in einer völlig bedeutungslosen Zeit leben. Klar, ist das mein subjektives Empfinden. Aber was hier in Sachen Kultur passiert, hat keinerlei Tiefe. Es ist wirklich so, dass die Verblödung von Amerika so weit fortgeschritten ist, dass es langsam deprimierend wird."
    Schluss mit dem Bart
    Was Everett an einem konkreten Beispiel festmacht: 2011 wurde der passionierte Bartträger von einem übereifrigen Polizisten verhaftet, weil seine Kinnbehaarung ein Indiz akuter Terrorgefahr sei. Seitdem verkriecht sich die verletzte Künstlerseele in ihrem Haus in Los Angeles, spielt nur noch wenige Konzerte, gibt kaum noch Interviews, aber greift wieder regelmäßig zum Rasierer.
    "Das mit dem Bart habe ich erst mal aufgegeben. Nicht nur wegen der Festnahme, sondern weil es einfach eine Menge Arbeit macht, ihn in Form zu halten. Und da sind viele komplizierte Dinge, an die man gar nicht denkt, bis man einen hat. Wenn du zum Beispiel abends ins Bett gehst: Legst du ihn dann über oder unter die Decke? Das sind alles Sachen, mit denen ich mich befassen musste."