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Neues Album von Glen Hansard
Poetische Züge

Sein erstes Soloalbum wurde vor vier Jahren von Kritik und Fans begeistert aufgenommen, nun folgt der zweite Streich: Glen Hansards neuem Album "Didn't he ramble" hört man an, dass der Musiker sich in letzter Zeit viel mit Literatur beschäftigt hat. Seinen Erfolg als Solokünstler hat er einem einzigen Song zu verdanken: "Falling Slowly", für den er 2008 den Oscar bekam.

Von Ralf Kennel |
    Der Musiker Glen Hansard auf einer dunklen Bühne stehend, mit einer Gitarre, in ein Mikrofon singend
    Der Musiker Glen Hansard (dpa/picture alliance/Herbert P. Oczeret)
    "Das hat alles in meinem Leben verändert, natürlich auch meinen nächsten Plattenvertrag. Viel wichtiger aber noch: Nach dem Gewinn des Oscars spielte ich wieder vor Menschen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten - wie früher, als ich noch Straßenmusiker war. Der Oscar bedeutete für mich den Durchbruch als Solomusiker. Darüber bin ich heute noch sehr, sehr glücklich."
    Mit seinem ersten Soloalbum "Rhythm and Repose" begeisterte Glen Hansard dann vor vier Jahren die Kritik wie die Musikfans gleichermaßen. Die Nachfrage nach Konzerten des Iren war immens, deshalb hat der bärtige Songwriter kaum Zeit gefunden, neue Songs zu schreiben. Eine Version von "Didn't he ramble" sei zwar schon vor zwei Jahren fertig gewesen, aber die sei nichts gewesen. Also hat er alles noch mal umgekrempelt:
    "Ich habe Texte geschrieben, dann neu verfasst, diese dann aus einer anderen Perspektive gesungen, so lange bis ich wirklich zufrieden war. Es war ein hartes Stück Arbeit."
    Um sich von der Plackerei und der ständigen Reiserei zwischen den Studios in Chicago, New York und Frankreich ein wenig zu erholen, ging Glen Hansard auf Tour. Und zwar auf Pilgertour in Spanien, auf den berühmten Jakobswegs. Und dort machte der ehemalige Hare-Krishna-Anhänger eine spirituelle Erfahrung der ganz besonderen Art:
    "Vor neun Jahren lief ich schon mal den Jakobsweg und da sangen junge Italiener die Songs von U2. Und dieses Jahr saß ich meinem Zimmer und hörte, wie ein Mädchen meinen Song "Falling slowly" anstimmte. Das war sehr bewegend für mich zu hören, dass dieses Stück auch ohne mich hervorragend funktioniert."
    Mit der Welt im Reinen
    In letzter Zeit hat sich Glen Hansard auch viel mit Literatur und da vor allem mit Lyrik beschäftigt. Und das hört man seinen Songs auf "Didn't he ramble" deutlich an. Sein spielerischer Umgang mit Sprache, die Rhythmik seiner Intonation zeigen deutliche poetische Züge, die in Songs wie "Her Mercy" durchaus auch einen sakralen Charakter haben:
    "Die besten Songs ähneln einem Gebet und der Sehnsucht nach Geborgenheit. Sie geben Antworten auf wichtige Fragen, die man sich stellt. Ich bin sehr glücklich mit diesem Stück. Zu der Zeit habe ich auch die Biografie von Leonard Cohen gelesen - und da kommt der Begriff "Barmherzigkeit" sehr häufig vor. Das mag ein Einfluss gewesen sein."
    Cohen, Dylan, Van Morrison - das sind die musikalischen Koordinaten, in denen sich Glen Hansard mit seinen Soloalben bewegt. Auf seiner neuen CD kommt noch der irische Einschlag mit Streichern und Bläsern hinzu. Befreundete Musiker wie der Berliner Martin Wenk, der auch bei Calexico die Trompete spielt, sorgen für etwas mehr Groove.
    Glen Hansard scheint - trotz der anstrengenden Arbeit am zweiten Soloalbum - mit sich und der Welt im Reinen. Er freut sich über Lob und gute Kritiken, sieht dies aber nicht als selbstverständlich an. Denn der Ire weiß, wo er herkommt und wie viele Anstrengung es bedeutet, einen großen Erfolgsstatus zu erreichen und, noch schwieriger, diesen dann auch zu halten - und somit seine wegweisende Entscheidung vor drei Jahrzehnten, die Schule im Alter von 14 Jahren mit Unterstützung seines Lehrers abzubrechen, auch weiterhin die richtige bleibt:
    "Mein Lehrer sagte mir damals: Ich kann dir nicht versprechen, jemals berühmt zu werden. Wenn du aber viel übst und mit Enthusiasmus an der Sache dran bleibst, dann garantiere ich dir, dass du immer von der Musik leben kannst. Diese Worte haben mir sehr viel bedeutet. Ich ging danach nach Hause, schmiss meinen Schulranzen in die Ecke und fuhr nach Dublin rein, um zum allerersten Mal als Straßenmusiker aufzutreten. Das war der Anfang meiner Karriere."