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Neues Album von Iggy Pop
Frei von Rock-Klischees

Ganz ungewöhnlich klingt Iggy Pop auf seinem 18. Soloalbum: Der ehemalige Stooges-Sänger experimentiert mit Einflüssen aus Chanson, Ambient und Jazz und kommt zu überraschenden Resultaten, die nur noch wenig mit klassischem Rock’n’Roll zu tun haben.

Jenni Zylka im Kollegengespräch mit Anja Buchmann |
US-Sänger Iggy Pop auf der Bühne
US-Sänger Iggy Pop auf dem niederländischen Festival "Down the Rabbit Hole". (dpa / Picture Alliance / Ferdy Damman)
Auf seinem neuen Album "Free" begibt sich Iggy Pop in ganz neues Terrain. Der Grund für diesen musikalischen Wandel sei der Wunsch, nicht mehr Rock-Musik spielen zu müssen, weil Gitarren zu Tode geritten worden seien, sagte er im Interview mit Musikjournalistin Jenni Zylka.
Jenseits des Rock
Auf dem Album arbeitet er mit dem Multiinstrumentalisten Loran Thomas und der Gitarristin Sarah Lipstate alias Noveller zusammen, die ihr Instrument mit elektronischen Effekten stark bearbeitet, so dass es gar nicht mehr wie eine Gitarre klingt. Darüber hinaus vermittelt sie den Songs eine Ambient-Atmosphäre. Aufmerksam sei Iggy Pop auf die beiden Musiker durch seine Radioshow geworden, sagte Jenni Zylka, für die er immer nach neuen Sounds suchen würde.
Einige der Texte auf "Free" stammen von Lou Reed oder Dylan Thomas. Allerdings sei Iggy kein Gedichte-Fan, so Zylka. Das Stück von Thomas sei ihm mal bei einem Synchronsprecher-Engagement begegnet. Ein poetischer Text aus eigener Feder findet sich auch auf dem Album. Allerdings ist er ursprünglich als Auftragsarbeit für einen Kurzfilm entstanden. Im Interview im Jenni Zylka sagte Iggy Pop, er sei nicht so tiefgründig und wache plötzlich auf, um ein Gedicht zu schreiben. Intellektualität würde er extrem pragmatisch und humorvoll begreifen, so Zylka.
Räume der Kontemplation
"Free" sei ein sehr gelungenes Album, sagte Zylka. Ein Stück wie "James Bond", das hin und wieder im Radio zu hören sei und so klinge wie ein klassisches Iggy-Pop-Stück, würde allerdings darüber hinwegtäuschen, dass der Rest der Platte hauptsächlich aus sehr ruhigen und teilweise "spacigen" Songs bestehe. "Es sind Räume, die da aufgemacht werden, in denen seine Stimme sich so den Weg sucht. Es hat etwas sehr Kontemplatives", meinte die Musikjournalistin.