"Kulu Shi Tamaam" singt Sinkane in dem Song "U'Huh". Es ist ein arabischer Spruch und bedeutet "Alles ist gut!". Der im Stile des Afrobeat gehaltene Song ist die erste Single des neuen Sinkane-Albums "Life & Livin' It". Und es ist das erste Mal, dass der aus dem Sudan stammende und in den USA lebende Popmusiker seine Heimatsprache in einem Songtext verwendet.
"Ich schreibe meine Songs immer auf Arabisch. Das ist wohl ein Instinkt. Dann übersetze ich sie ins Englische. Aber einige Passagen in den neuen Songs verlangten förmlich danach, auf Arabisch gesungen zu werden. Ich bin als Musiker mittlerweile selbstbewusst genug, mich einem internationalen Publikum in meiner Heimatsprache mitzuteilen. Ich wollte das immer schon einmal machen."
Am Ende zählt nur die Musik
Dennoch setzt Sinkane das Arabische behutsam ein. Gallab versteht sich nicht als kultureller Botschafter einer bestimmten Region. Den Begriff der Weltmusik als Genre lehnt er ab. Der Multiinstrumentalist ordnet vielmehr sämtliche von ihm verwendete Spielarten einem universellen Verständnis von Pop unter. So fließen Elemente des Afrobeat, Dub, Soul, Funk, Krautrock und Disco zu einem großen Ganzen zusammen, das trotz der unterschiedlichen Herkunft von Sounds und Rhythmen immer sehr vertraut und nahe klingt.
"Das Cover des Albums zeigt mich in einer typischen Strandsituation. Ich sitze unter einem Sonnenschirm. Daneben ein Surfbrett und ein Wasserball. Man könnte glauben, das Foto stammt aus Jamaika oder Afrika. Dabei haben wir die Aufnahme in einem Garten in Brooklyn gemacht. Es ist ein Verwirrspiel mit kulturellen Codes und Erwartungshaltungen, dabei zählt am Ende nur die Musik. Der Fotoshoot artete in einer Party aus. Die ganze Nachbarschaft kam vorbei, um mit uns zu feiern."
"Life & Livin' It" ist durchdrungen von schierer Lebensfreude. Die Sonne, die hier fast in allen Stücken aufgeht, wirkt angesichts der politischen Weltlage etwas weltfremd. Dabei ist die Message dieses Sinkane-Albums durch und durch eine pragmatische. Es ist eine Dienstleistung an der Seele.
"Schon vor der Wahl Trumps waren die Aggression und der Rassismus spürbar– sogar in New York, wo ich lebe und das als besonders liberal gilt. Ich sehe meine Verantwortung als Musiker, der aus einem muslimischen Land kommt und eine dunkle Hautfarbe hat darin, meine positive Stimme als eine Art Waffe zu benutzen, eine Waffe, die aber nicht tötet. Ich reagiere nicht mit Zorn, das wäre gegen meine Natur. Meine Band ist sehr international und multikulti. Wir wollen einen Raum schaffen in unserer Musik und in unseren Konzerten, wo sich die Menschen sicher und willkommen fühlen."
"Der Funke ist auf das Publikum übergesprungen"
Voller Selbstzweifel befassten sich die ersten zwei Alben von Sinkane mit dem Außenseitertum in einem fremden Land und die Suche nach einer spirituellen Heimat. Dann wurde er als musikalischer Leiter eines Projekts angeheuert, in dem Stars wie David Byrne von den Talking Heads, Damon Albarn von Blur und viele andere ihre Finger im Spiel hatten. Die Atomic Bomb Band war eine Konzertserie als Hommage an den mittlerweile verstorbenen nigerianischen Popmusiker William Onyeabor.
"Das war eine großartige Erfahrung. Ich lernte, wie man ein Ensemble leitet. Am Anfang war ich total verkrampft. Da saßen Musiker wie David Byrne vor mir und erwarteten Anweisungen. Ich war völlig fertig mit den Nerven. Doch dann sagte ich mir: 'Wenn du keinen Spaß hast, dann lass es besser'. Und ich lernte tatsächlich, diese Situation nicht zu fürchten, sondern sie zu genießen. Und wir hatten großen Erfolg damit, weil der Funke auf das Publikum übergesprungen ist."
"Life & Livin' It" stellt eine neues Kapitel dar für den Menschen Achmed Gallab und für den Musiker Sinkane. Das Album ist all das, was die Trump-Präsidentschaft nicht ist: positiv, inklusiv und funky. So wird aus dem berüchtigten "Make America Great Again" der Spruch: "Kulu Shi Tamaam": "Everything ist great".