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Neues Album von Thees Uhlmann
Eine Reise in die Dunkelheit

Thees Uhlmann hat mit seiner Band Tomte einen neuen Ton in den Deutschen Gitarrenpop gebracht. Nun veröffentlicht er sein drittes Soloalbum: "Junkies und Scientologen". "Rockmusik ist nicht besonders erfolgreich zur Zeit. Dann ballern wir das so, wie wir das haben wollen", sagte er dazu im Dlf.

Thees Uhlmann im Corsogespräch mit Fabian Elsäßer |
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Thees Uhlmann mit neuem Album "Junkies und Scientologen" (Ingo Pertramer)
Thees Uhlmann wird nachgesagt, eine berührende Distanzlosigkeit zu haben. "In meiner Kunst geht es häufiger in Richtung Dunkelheit, Traurigkeit, Kerngefühle und so etwas – und das ist nicht modern, so etwas zu machen", sagte Uhlmann im Corsogespräch. Er halte seine Emotionen nicht "hinterm Berg", so der Liedermacher.
Allerdings sei es ihm wichtig, Gefühliges zu vermeiden. "Dieses Instagram-poppige, Darstellung eines Gefühls im Gegenlicht, ist alles in Ordnung. Das ist aber eben überhaupt nicht meine Welt." Seine neue Platte sei stattdessen eine Reise in die Dunkelheit geworden, so der Musiker.
Auf dem Album kritisiert Thees Uhlmann unter anderem Machogesten und einen übertriebenen Männlichkeitskult, den er besonders im heutigen Hip-Hop erkennt. Große Kunst komme von Männern, die früher über den Schulhof gejagt worden seien, von den Zweiflern, den Nachdenklichen und Abgedrehten. Eine Beobachtung, die er in dem Song "Menschen ohne Angst wissen nicht wie man singt" thematisiert.
Gesellschaftlicher Unterstrom
Es geht mir um "einen gesellschaftlichen Unterstrom", so Uhlmann, der mit Rock-Bands wie Nirvana, Sonic Youth oder der Riot Grrrl-Bewegung groß geworden ist. Das sei eine tolle Kultur gewesen, sagte Uhlmann, in der jeder gleich war. Dagegen sei es heutzutage überhaupt kein Problem, eine Frau als Fotze zu bezeichnen und sie in einem Video von A nach B gehen zu lassen.
70 Millionen für eine wunde Seele
Auf dem Album spielt auch der Star-DJ Avicii eine Rolle. "Wir haben uns fast mal einen Sport daraus gemacht, ungefähr nachzurechnen, also nicht als Witz, sondern fast in Traurigkeit, wie viel Geld Avicii wohl verdient hat in seiner Karriere. Wir haben bei 70 Millionen Euro aufgehört zu zählen. Und das eben auch 70 Millionen nicht ausreichen, um eine wunde Seele ein Pflaster zu verpassen." Als Vater einer Tochter mache ihn diese Geschichte auch wahnsinnig betroffen, so Uhlmann.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.