"Wir haben ziemlich ehrgeizige Ziele, auf der Abonnenten-Seite, aber auch, was Werbung betrifft. Wir nennen diese Ziele nur nicht öffentlich, aber wir wollen sie schnell erreichen."
Soundcloud ist ein Musikstreaming-Anbieter und gilt als eines der derzeit wertvollsten Start-ups in Berlin. Und wenn Gründer und Chef Alexander Ljung bei den Kollegen vom rbb Fernsehen darüber spricht, wie er die Giganten der Branche herausfordern will – iTunes, Spotify etwa oder Amazon music, dann fragt man sich als erstes: Woher kommt das Geld? Die Antwort gibt nicht das Unternehmen, sondern ein Kunde. In diesem Fall Jose Promis, ein Komponist und Sänger aus Kalifornien, der derzeit wie viele internationale Musiker sein Glück in Berlin sucht und bei Soundcloud veröffentlicht … und dafür, man höre und staune, als Künstler und wie besungen, als gebranntes Kind …. bezahlen muss.
"Nur wenn du sehr, sehr berühmt bist und einen großen Apparat hinter dir hast, gelingt es dir, deine Musik in den Markt zu bekommen. Aber seit zehn Jahren etwa ist es durchaus üblich, dass der Musiker bezahlen muss, wenn er seine Musik veröffentlicht, das ist irgendwie eine vertauschte Zahlungsmoral.”
Gebraucht wird ein Schaufenster
Künstler ausbeuten, die ihre Musik kostenfrei zur Verfügung stellen, das sollte also nicht der übliche Weg sein, um an Geld zu kommen. An der Deutschen Börse soll ab März ein eigenes Segment gegründet werden, dass insbesondere Start-ups einen eigenen Weg zur Aktiengesellschaft ebnen soll. Diese Idee hatte einst Florian Nöll, der Vorstandschef vom Bundesverband Deutsche Startups:
"Im Augenblick gibt es an der Börse ein Einstiegssegment, das ist der Entry-Standard, das ist mehr so ein Gemischtwarenladen, da ist alles vorhanden, alte Firmen, neue Firmen, alle Branchen, Hightech und Kein-Tech und was wir tatsächlich brauchen, ist ein echtes Schaufenster, wo man weiß, da sind die erfolgreichsten Technologiefirmen aus Deutschland und Europa, ein Schaufenster, so wie es die Nasdaq in New York seit vielen Jahren erfolgreich ist."
Deutsche Börse und Wirtschaftsministerium helfen
Eine Namensfindung für dieses neue Marktsegment ist ausgelobt, nur "Neuer Markt" soll es nicht mehr heißen. Zu schlecht sind in Deutschland die Erinnerungen vieler Anleger an diese Zeit der New Economy. Florian Nöll dagegen ist eine gewisse Ungeduld anzumerken, wenn man mit ihm über diese Bedenken spricht:
"Dennoch ist es so ein bisschen typisch Deutsch, dass wir immer noch darüber reden, was vor 16 Jahren schief gelaufen ist. Die USA haben mitten in der Banken und Finanzkrise regulatorisch eingegriffen, das Börsengeschehen dort wieder in Gang gebracht - allein 100 Börsengängen in den letzten drei Jahren – in der Zeit, in der wir jetzt über das neue Börsensegment in Deutschland diskutieren und da dürfen wir nicht zugucken, da müssen wir dabei sein."
Der Start-up-Verband bringt jungen Gründern inzwischen bei, wie man einen Börsengang macht, das Wissen darüber sei zwischenzeitlich regelrecht verloren gegangen. Zusammen mit der Deutschen Börse und dem Wirtschaftsministerium hat der Start-up-Verband etwa 100 Unternehmen im Visier, die in den nächsten Jahren das Format hätten, Börsenreife zu erlangen. Dabei gelten strengere Regeln als früher, was etwa die erfolgreiche Betriebsführung betrifft oder auch die Höhe des Eigenkapitals.
Die Märkte haben sich geändert
"Sodass ich sagen würde, mit Blick auf die Gründer ist das Einzige, was sie noch gemeinsam haben mit ihren Vorgängern aus der New-Economy-Zeit, das sind die Turnschuhe. Und auch die Märkte haben sich geändert, das ist der zweite wesentliche Aspekt. Wir sehen heute Geschäftsmodelle im Markt, die vor 16 Jahren einfach gescheitert sind, weil es die Märkte nicht gab und wir müssen jetzt dringend diesen Schritt gehen, damit wir international wirtschaftlich bestehen können."
Der Musiker Jose Promis jedenfalls hätte nichts dagegen, in Zukunft das Investitionsrisiko Richtung Aktionäre zu verlagern: "Ich bin mir nicht sicher, ob das die Lösung ist, aber es ist auf jeden Fall besser, als wenn so ein Start-up die Künstler ausbeutet. Das könnte eine Option sein."
Promis schreibt sich wie Englisch "Versprechen" –bloß ohne e hinten. Folglich ist das Wortspiel schon fertig, wenn man ihn nach einem Namensvorschlag fragt für das neue Börsensegment:
"Promis Market! I’m kidding. (Lacht).”