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Neues Buch von René Marik
Eine Jugend in der Provinz

Nach Bühnenpause und Comeback hat der Puppenspieler und Künstler René Marik ein Buch geschrieben: "Wie einmal ein Bagger auf mich fiel" beschreibt seine Jugend im Westerwald. "Man entwickelt so einen Abstand, und mit dem kann man viele Sachen nicht so ernst nehmen", sagte Marik im Dlf.

René Marik im Corsogespräch mit Ina Plodroch |
Komiker Rene Marik gestikuliert
Puppenspieler und Buchautor René Marik: "Ich versuche, nicht zu übertreiben" (dpa / Patrick Seeger)
In einer Bundeswehrkaserne im Westerwald ist der Künstler und Puppenspieler René Marik aufgewachsen, weil seine Eltern dort die Kantine betrieben haben. Jahre später ist er mit seinen Puppenfiguren Maulwurf'n und Eisbär Kalle über das Internet bekannt geworden. Über das Leben vor den Puppen schreibt er in seinem Buch "Wie einmal ein Bagger auf mich viel".
"Ich versuche, nicht zu übertreiben. Ich denke schon, dass es auch irgendwie ein Roman ist - gerade bei den Freunden, die im Dorf kommen, da übertreibe ich ein bisschen", sagte Marik im Dlf. Die Figur des Hagens beispielsweise, er sei schon rau gewesen, habe ihn aber nicht immer verkloppt, wenn er ihn gesehen habe. "Dann sind wir in ein Dorf gezogen, aber da gab es nicht viel zu tun. Es gab einen Fußballverein, aber wenn man keine Lust hatte auf Fußballspielen, dann hat man halt einfach rumgehangen und dummes Zeug gemacht." In seiner Jugend dort habe er sehr viel Quatsch gemacht. "Und eben ganz am Ende dann, da war ich 17, auch nachts mal mit einem Bagger rumgefahren, der dann leider umgefallen ist und auf mich drauf."
"Da hat‘s dann mal wieder mich erwischt"
Von 2012 bis 2015 habe er eine Bühnenpause gemacht und das erste Mal in seinem Leben zurückgeschaut: "Weil ich ja doch jemand bin, der immer sehr nach vorne guckt. Und ich auch Leute immer nicht verstanden habe, die gesagt habe: 'Ja, ich mache eine Therapie, ich muss meine Kindheit aufarbeiten.'" Als er dann die Bühnenpause gemacht habe, war er zum ersten Mal an einem Punkt, an dem er zurückgeschaut habe. Da habe er angefangen, für sich Sachen aufzuschreiben.
Vor Anderthalbjahren sei dann sein Bruder gestorben, und da sei alles wieder hochgekommen, und da habe er dann weiter geschrieben und aufgearbeitet, dass der Vater die Schwester missbraucht habe. "Das ist eben dieses Ding, was mir dann passiert ist an dem Punkt, wo ich zurückgeschaut habe und dachte: 'Wie konnte das passieren?' Ich habe das mit 17 erfahren und gestorben ist er, da war ich 31 Jahre alt, aber dazwischen ist nichts an Aufarbeitung passiert." Er glaube, das sei etwas, was häufig passiere. Die Statistiken seien da eindeutig. Auch, dass es häufig vorkomme, dass Missbrauch nicht verarbeitet werde. "Wie konnte das passieren", hat René Marik sich gefragt. Darum gehe es in dem Buch auch, zu zeigen: Wie so eine Familienkonstellationen zustande komme und dazu, dass man eher schweige.
Keine Selbsttherapie
"Für mich war das ein natürlicher Bogen - und dann wurde es am Ende kulminiert, ich erfahre vom Missbrauch meiner Schwester und der Bagger fällt auf mich drauf, das hat sich organisch für mich angefühlt."
Er hoffe, dass er sich nicht über die Provinz lustig mache. Er wollte erzählen, wie es damals war mit einer gewissen Überhöhung. "Lustigerweise kommen dann doch eben viele vom Dorf - und sind dann irgendwann in die Stadt gezogen."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
René Marik: "Wie einmal ein Bagger auf mich fiel: Eine Provinzjugend"
Droemer TB Verlag München, 2019. 240 Seiten, 14,99 Euro.