Selten wurde ein Pop-Neuling so einhellig gefeiert wie vor zwei Jahren Drangsal alias Max Gruber für seinen Retromix aus Postpunk und Synthiepop auf dem Debütalbum "Harieschaim". Das Indiepublikum bescherte dem Wahlberliner volle Clubs, die Kommerzbranche eine Echo-Nominierung. Entsprechend gespannt erwarteten alle das zweite Album - und wurden nicht enttäuscht: "Zores" bekam Vier-Sterne-Reviews, einen oberen Platz in den Albumcharts, und das trotz einer verblüffenden Neuerung: Max Gruber singt die melancholischen bis düster-provokanten Drangsal-Texte jetzt überwiegend auf deutsch. Im Corsogespräch kurz vor den ersten Festivalauftritten hat er erklärt, was ihm das bedeutet.
Dass Max Gruber alias Drangsal auch auf den Fotos zum aktuellen, zweiten Album "Zores" wieder finster in die Kamera blickt, hat durchaus Methode: "Ich glaube, dass Lachen imageschädigend ist", erklärt der 24-jährige Pfälzer und Wahlberliner im Corsogespräch.
Musikalisch beweist er allerdings viel Mut zur Veränderung: Stilistisch hat er sich ein Stück von seiner 80er-Jahre-Fixierung entfernt. Manches auf seinem Debütalbum hätten vielen gefallen, "weil es sie an Depeche Mode erinnert hat", konstatiert Gruber. Vor allem aber singt er nun überwiegend auf Deutsch, statt wie zuvor auf Englisch, und sieht sich dabei noch in der Findungsphase: Manchmal klinge er fast nach Schlager, dann wieder sei er schwierig zu verstehen: "Mir macht es einfach Spaß, mit Sprache zu spielen."
Der Mut zum Risiko wurde belohnt: "Zores" ist noch ein Stück erfolgreicher als das erste Album und bekommt ähnlich gute Kritiken. Drangsal zeigt sich zufrieden: "Alles, was jetzt noch passiert, ist ein bisschen wie Nachtisch."
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