Ein Deutsches Fotozentrum soll entstehen – das steht fest. Die politische Initiative dafür, das visuelle Gedächtnis der Bundesrepublik zu bewahren, hat im Sommer Kulturstaatsministerin Monika Grütters gestartet. Eine künstlerische Initiative gab es schon vorher – in Düsseldorf: Die bezog und bezieht sich aber eher auf die Gegenwart als auf die Vergangenheit. Trotzdem ist die NRW-Landeshauptstadt der Meinung, das Zentrum könne nur dort entstehen – obwohl ein Fachgremium gerade erst dabei ist, ein Konzept zu entwickeln, in dem es auch um Größe, Personal, Kosten gehen wird.
Grauzonen zwischen gewerblicher und künstlerischer Fotografie
Heute trifft dieses Gremium in Berlin mit Expertinnen und Experten aus der ganzen Republik zusammen, um auch über deren Bedürfnisse zu sprechen. Ulrich Pohlmann, Leiter der Fotografiesammlung des Münchner Stadtmuseums, ist dabei. Die Neugründung eines Fotoinstituts sei positiv, sagte Pohlmann. Aber es gebe neben der Standortfrage auch die Debatte um die gezeigten Arbeiten. In den letzten Jahren gab es immer häufiger Grauzonen zwischen gewerblicher und künstlerischer Fotografie, sagte er im Dlf. "Wie definiert man künstlerische Fotografie, wie geht man mit digitaler Fotografie um."
Kommission für die Auswahl der Arbeiten
Die Museen seien häufig überfordert, nicht nur mit der konservatorischen Pflege, sondern auch mit der Erschließung und Inventarisierung. Sehr oft gibt es unendlich viele Kontakte, mehr als 10.000 Abzüge, die zu beurteilen seien. Pohlmann empfiehlt eine Kommission zu bilden und auch zu klären, ob nur bekannte Künstler wie Andreas Gursky, Thomas Ruff und Thomas Struth in einem neuen Fotozentrum gezeigt werden sollen, oder auch Reportagefotografinnen und Fotografen. "Barbara Klemm gehört auch da rein."
Außerdem, so Pohlmann, müse man Stellen für Fotorestauratoren schaffen, von denen es bislang nur wenige in deutschen Museen gibt.