Manuel Neukirchner ist am Ende der staubigen Treppe angelangt: "Wir sind jetzt im zweiten OG, der Besucher nimmt natürlich diese Treppen nicht, das ist das Fluchttreppenhaus, sondern die Rolltreppe, aber die ist jetzt noch nicht angeschlossen."
Es ist Anfang Juli, ein Rundgang mit dem Geschäftsführer des DFB-Fußballmuseums. Hammerklopfen, das Geräusch von Bohrern oder eben die Radiogeräte der Bauarbeiter dominieren, dazu staubiger Betonboden. Willkommen im Deutschen Fußballmuseum, direkt neben dem Dortmunder Hauptbahnhof.
"Wir gehen jetzt dorthin, wo der Besucher seinen Rundgang beginnt." Neukirchner geht vorweg, steigt über ein paar Bretter und kommt zu einer riesigen Kugel: "Und eigentlich da, wo alles bekommen hat, nämlich beim Wunder von Bern."
Jährlich sollen 270.000 Besucher kommen
Doch wenn die jährlich kalkulierten 270.000 Besucher, ab Ende Oktober hier ankommen, haben sie schon eine Rollentreppenfahrt hinter sich, die es in sich hat. Denn, die Fahrt ist inszeniert "wie der Besucher auch ins Stadion pilgert: Mit allen Geräuschen, die damit verbunden sind. Und er begegnet auf der Rolltreppe rechts und links durch sehr künstlerische Illustrationen schon vielen bekannten Gesichtern, Prominenten, aber auch den ganz normalem Fan auf der Straße".
Und damit ist der Stil des Hauses bereits gesetzt. Denn bei aller historischen Bedeutung, bei allen Fakten und Informationen, bei allen Exponaten, ist es für Neukirchner wichtig, ein erlebnisorientiertes Haus zu schaffen, eben kein Museum im klassischen Stil: "Also, wir wollen nicht nur Exponate, ich sag das mal ganz in Anführungszeichen, nicht nur hinter Glas stellen, sondern wir wollen den Fußball mit allen Sinnen erlebbar machen. Und das beginnt hier schon in dem Spielertunnel mit visuellen, mit akustischen Elementen und mit ganz, ganz viel Gänsehaut."
Doch davon ist aktuell natürlich noch nicht viel zu sehen. Stattdessen werden Bretter verschraubt, Kabel gelegt. Im zweiten Obergeschoss soll, neben dem "Wunder von Bern", zu Beginn die historische Entstehung gezeigt, werden: Eine Wand legt die 115 Jahre deutschen Fußball an 115 Objekten dar, wie "ein Zitat. Das kann ein Foto sein. Das kann aber auch ein Pokal, also verschiedenste Elemente die sich zusammenfügen".
Und die durch einzelne Ecken ergänzt werden: DDR-Fußball, der Fußball während der Kriege, Frauenfußball, aber auch einfach nur emotionale Momente zum Schwelgen. All das mündet im zentralen Objekt des zweiten Stockwerks: Dem Raum der goldenen Generation, den Fußball-Weltmeistern von 2014. Doch bis zu dem Tag vor dem Finale, war hier anderes geplant: "Wir haben am 13. Juli die Ausstellung fertig gehabt und dann nochmal komplett neu gedacht."
Nicht nur historisch - auch gegenwartsbezogen
Nun wird, in einem 300 Quadratmeterraum in dessen Mitte sich ein gigantischer Fußball, dessen Oberfläche bewegte Bilder zeigen wird, an die WM in Brasilien erinnert werden. Die Bar des Campo Bahia steht hier, die Nachwuchsleistungszentren als Grundstein werden gehuldigt. Sowieso soll sich das Haus ständig aktualisieren:
"Gerade der Fußball lebt von Aktualität und das ist auch vielleicht unsere große Chance als Museumsformat, da anders agieren zu können, als das andere Museen können. Dass wir nämlich auch sehr gegenwartsbezogen und aktuell arbeiten können."
Mitunter wird es auch futuristisch: Denn der Übergang vom zweiten Obergeschoss, dem Stockwerk der Nationalmannschaft, zur ersten Etage, wo Trophäen und der Vereinsfußball gewürdigt werden, verläuft durch ein Kino - mit besonderen Gästen.
"Wir werden hier die Nationalspieler als Raumbilder freistellen und so einen 3D-Effekt herausarbeiten können, als Holographie sozusagen. Und der Besucher wird meinen, das Nationalspieler unmittelbar vor ihm steht."
Inszenieren statt Präsentieren
Momentan sind dies noch eher Bauarbeiter, die ein Gerüst festklopfen, doch bald flimmern hier Hummels, Neuer, Kramer oder Lahm durch den Raum. Für Neukirchner nur logisch: "Wir sagen: Wir haben keine Mona Lisa, sondern wir haben ganz, ganz viel Emotionen im deutschen Fußball und die wollen wir inszenieren."
Inszenieren statt nur Präsentieren, so der Grundsatz des Hauses. Und Geschäftsführer Neukirchner richtet den Blick bereits nach vorne: "Der Fußball soll sein emotionales Zuhause hier Dortmund, in diesem Hause bekommen. Und deswegen gehören dazu natürlich auch gerade diese Art von Veranstaltung von Pressekonferenzen der Nationalmannschaft. All das wird dann auch in diesem Hause stattfinden."