Ein Tipp vorneweg: Man betrete die neue Bibliothek der Hertziana nicht durch das Höllenmaul des manieristischen Künstlers Federico Zuccari. Das ist zwar der offizielle Eingang in die neue Bibliothek, aber die Pforte bei der Via Gregoriana Nummer 28, in das römische Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, birgt eine besondere visuelle Überraschung. Selbst Institutsleiterin Elisabeth Kieven, sie leitet zusammen mit Sybille Ebert-Schifferer die Hertziana, ist immer wieder fasziniert, wenn sie von hier aus die neue Bibliothek betritt. Sie führt den Besucher zunächst in einen mit Malereien von Zuccari ausgeschmückten Saal:
"Es öffnet sich eine weite Perspektive, durch den schmalen Korridor, der freskiert ist, der sich weitet in die Sala Terrena, immer noch aus dem 16. Jahrhundert, dann kommt ein hoher Bogen und es schimmert eine große Glasfassade durch, hinter der man in der Ferne Bücherregale sieht. Das ist wie die Öffnung zu einem Bühnenbild."
Das Bühnenbild ist ein Meisterwerk zeitgenössischer Architektur mitten im historischen Stadtkern Roms. Wer von der nahen spanischen Treppe kommt und den Bibliotheksneubau des spanischen Architekten Juan Navarro Baldeweg sucht, wird enttäuscht werden. Es gibt keinen Neubau zu sehen – jedenfalls nicht von außen. Baldeweg errichtete die neue Bibliothek für die rund 270.000 Werke dieser einzigartigen Büchersammlung zur italienischen Kunstgeschichte hinten den von der Altertümerbehörde geschützten Fassaden zwischen Via Gregoriana und Via Sistina. Ein trapezförmiger Entwurf, der dem Architekten erhebliche Beschränkungen auferlegte: Er musste sich auf den Raum zwischen den beiden Fassaden und den Nachbargebäuden beschränken. Und: Er durfte nicht ins Erdreich bauen, denn dort befinden sich die ansehnlichen Reste der Gärten des antiken Lebemannes Lukullus.
Juan Navarro Baldeweg gewann die Ausschreibung für die neue Bibliothek der Hertziana 1995:
"Am Anfang standen Betrachtungen darüber, wie sich auf einem solchen Baugrund ein Architekt ausleben kann. Ich musste eine archäologische Zone schützen, durfte mich seitlich nicht ausdehnen und auch nicht die Gebäudehöhe überschreiten. Ich arbeite gern mit viel natürlichem Licht. Also holte ich dieses Licht vom Himmel her in die Gebäudemitte. Ich arbeitete also mit dem Licht."
Um die antiken Gartenreste zu schützen, durfte Baldeweg kein gegossenes Fundament errichten. Dieses statische Problem löste er genial mit einem schachtelförmigen Körper aus Stahlbeton, der auf zahllosen schlanken Stahlpfählen ruht. Sie reichen bis zu 50 Meter in den Erdboden. Über der Stahlschachtel erheben sich 20 Meter hoch 5 Stockwerke mit Kompaktregalen. Der gesamte Bibliotheksraum, vom Erdgeschoss bis ins letzte Stockwerk, ist ein Open Space. Die Etagen wirken wie Terrassen, die sich, zur Decke hin aufsteigend, vom zentralen Baukörper der Bibliothek entfernen. Dieser zentrale Baukörper ist ein auf drei Seiten verglaster Innenhof, der das gesamte Gebäude mit natürlichem Licht versorgt.
"Dieser Kontrast von Offenheit durch das Glas, Geschlossenheit durch die weiß verschlemmten Ziegelmauern und die Reflexionsmöglichkeiten und die Durchsichtigkeit, die das Licht jetzt hat, aufgrund dieser beiden Elemente: Glas und Ziegelmauer, die kommen wunderbarerweise zur Geltung, auch unter wechselnden Wetterbedingungen."
Die Kosten für dieses besuchenswerte Meisterstück zeitgenössischer Architektur inmitten eines denkmalgeschützten Umfeldes beliefen sich auf 20 Millionen Euro. Zwei Drittel davon kamen von Bund und Ländern, ein Drittel lieferten Sponsoren. 17 Jahre dauerten die Bauarbeiten, denn Baldeweg hatte mit Schlamm- und Kiesschichten im Erdreich zu kämpfen.
Am 1. Februar wird die neue Bibliothek der Hertziana - die dank der Auslagerung ihrer Bücherbestände auch während der Bauarbeiten benutzt werden konnte - Forschern wieder an der angestammten Adresse zugänglich. Architekturinteressierte Rombesucher haben leider keinen Zugang. Noch nicht, denn Elisabeth Kieven plant geführte Besichtungstouren. Eine ausgezeichnete Idee, denn Baldewegs Bibliotheksbau gehört sicherlich zu den faszinierenden Werken zeitgenössischer Architektur in Italien – auch wenn man den Neubau von der Straße aus nicht sieht!
"Es öffnet sich eine weite Perspektive, durch den schmalen Korridor, der freskiert ist, der sich weitet in die Sala Terrena, immer noch aus dem 16. Jahrhundert, dann kommt ein hoher Bogen und es schimmert eine große Glasfassade durch, hinter der man in der Ferne Bücherregale sieht. Das ist wie die Öffnung zu einem Bühnenbild."
Das Bühnenbild ist ein Meisterwerk zeitgenössischer Architektur mitten im historischen Stadtkern Roms. Wer von der nahen spanischen Treppe kommt und den Bibliotheksneubau des spanischen Architekten Juan Navarro Baldeweg sucht, wird enttäuscht werden. Es gibt keinen Neubau zu sehen – jedenfalls nicht von außen. Baldeweg errichtete die neue Bibliothek für die rund 270.000 Werke dieser einzigartigen Büchersammlung zur italienischen Kunstgeschichte hinten den von der Altertümerbehörde geschützten Fassaden zwischen Via Gregoriana und Via Sistina. Ein trapezförmiger Entwurf, der dem Architekten erhebliche Beschränkungen auferlegte: Er musste sich auf den Raum zwischen den beiden Fassaden und den Nachbargebäuden beschränken. Und: Er durfte nicht ins Erdreich bauen, denn dort befinden sich die ansehnlichen Reste der Gärten des antiken Lebemannes Lukullus.
Juan Navarro Baldeweg gewann die Ausschreibung für die neue Bibliothek der Hertziana 1995:
"Am Anfang standen Betrachtungen darüber, wie sich auf einem solchen Baugrund ein Architekt ausleben kann. Ich musste eine archäologische Zone schützen, durfte mich seitlich nicht ausdehnen und auch nicht die Gebäudehöhe überschreiten. Ich arbeite gern mit viel natürlichem Licht. Also holte ich dieses Licht vom Himmel her in die Gebäudemitte. Ich arbeitete also mit dem Licht."
Um die antiken Gartenreste zu schützen, durfte Baldeweg kein gegossenes Fundament errichten. Dieses statische Problem löste er genial mit einem schachtelförmigen Körper aus Stahlbeton, der auf zahllosen schlanken Stahlpfählen ruht. Sie reichen bis zu 50 Meter in den Erdboden. Über der Stahlschachtel erheben sich 20 Meter hoch 5 Stockwerke mit Kompaktregalen. Der gesamte Bibliotheksraum, vom Erdgeschoss bis ins letzte Stockwerk, ist ein Open Space. Die Etagen wirken wie Terrassen, die sich, zur Decke hin aufsteigend, vom zentralen Baukörper der Bibliothek entfernen. Dieser zentrale Baukörper ist ein auf drei Seiten verglaster Innenhof, der das gesamte Gebäude mit natürlichem Licht versorgt.
"Dieser Kontrast von Offenheit durch das Glas, Geschlossenheit durch die weiß verschlemmten Ziegelmauern und die Reflexionsmöglichkeiten und die Durchsichtigkeit, die das Licht jetzt hat, aufgrund dieser beiden Elemente: Glas und Ziegelmauer, die kommen wunderbarerweise zur Geltung, auch unter wechselnden Wetterbedingungen."
Die Kosten für dieses besuchenswerte Meisterstück zeitgenössischer Architektur inmitten eines denkmalgeschützten Umfeldes beliefen sich auf 20 Millionen Euro. Zwei Drittel davon kamen von Bund und Ländern, ein Drittel lieferten Sponsoren. 17 Jahre dauerten die Bauarbeiten, denn Baldeweg hatte mit Schlamm- und Kiesschichten im Erdreich zu kämpfen.
Am 1. Februar wird die neue Bibliothek der Hertziana - die dank der Auslagerung ihrer Bücherbestände auch während der Bauarbeiten benutzt werden konnte - Forschern wieder an der angestammten Adresse zugänglich. Architekturinteressierte Rombesucher haben leider keinen Zugang. Noch nicht, denn Elisabeth Kieven plant geführte Besichtungstouren. Eine ausgezeichnete Idee, denn Baldewegs Bibliotheksbau gehört sicherlich zu den faszinierenden Werken zeitgenössischer Architektur in Italien – auch wenn man den Neubau von der Straße aus nicht sieht!