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Neues Metronomy-Album
Vorstreiter für niveauvolle Popklänge

Joseph Mount und sein Projekt "Metronomy" haben sich seit der Gründung 1999 als Insidertipp mit wachsender Anhängerschaft etabliert. Mit den raffinierten Klängen ihres vierten Albums "Love Letters" steht das Quartett jetzt bei Kritikern und Publikum gleichermaßen vor dem endgültigen Durchbruch.

Von Kurt Gerland |
    "Als ich aufwuchs, war Grunge Popmusik. Dass die Leute, die Grunge machten, gegen alles rebellierten, was Pop zu sein schien, entsprach ihrer Haltung. Aber letztendlich ist der Pop dann bei instinktiven Musikern wie mir gelandet. Ich glaube, dass die Geschichte mit dem Pop heute sehr viel gelassener gesehen wird als früher. Damals hatten alle Angst, sich mit Popmusik auszuverkaufen. Heute aber sehnen sich die Musiker sogar nach diesem Ausverkauf."
    Joseph Mountain weiß wovon er redet. Seit der Sänger, Multiinstrumalist, Komponist und Produzent vor 15 Jahren die Band "Metronomy" gründete, gilt der heute 42 jährige als Vorstreiter für niveauvolle Popklänge.
    Auf Computer verzichtet
    Beim Hören von Joseph Mounts Musik werden viele musikalische Erinnerungen wach. Etwa an die Beatles aus der "Penny Lane"-Phase, an David Bowie zu "Hunky Dory"-Zeiten, die Sparks, Scritti Politti und bisweilen auch an die Pet Shop Boys. In den Songs von Joseph Mount klingen diese Inspirationen allerdings nicht wie Kopien, sondern wie Reminiszenzen, mit denen auf sehr individuelle Weise umgegangen wird. Auf Computer verzichtete er dabei vollkommen, und zog sich stattdessen in ein klassisches Tonstudio zurück. Und dort setzte er auf analoge Technologien.
    "Ich wollte einfach mal die Erfahrung machen, die Künstler früher bei der Produktion von einigen heute klassischen Alben gesammelt haben. Und ich wollte auch in Bezug auf mein Songwriting einige Dinge weiterentwickeln, die ich beim letzten Album entdeckt habe. Ich wusste dieses Mal genau, was für Gefühle die Musik vermitteln sollte."
    "The Upsetter" der Eröffnungssong vom vierten Metronomy- Album "Love Letters". Ein Stück, bei dem es um die Träume und Fiktionen geht, die Joseph Mount empfand, wenn er den Song in den frühen 90ziger Jahren hörte.
    "Nicht alle Songs haben unbedingt mit meinem persönlichen Leben zu tun, aber sie stehen auf alle Fälle für Momente aus meinem Leben. Für Ideen, die mir in einer bestimmten Zeit gekommen sind. Bis zu einem Punkt hat das schon was mit alltäglichen Aufzeichnungen zu tun, aber es ist auf alle Fälle nicht im herkömmlichen Sinn autobiografisch."
    Vaterschaft beschleunigt Produktion
    Und Veränderungen und Inspirationen für Textideen gab es für Joseph Mount in den letzten Monaten genug. Zum einen zog er mit seiner Lebensgefährtin vom grauen England nach Paris, und vor Kurzem wurde er Vater. Das geschah zwar erst nach der Fertigstellung des Albums, aber einen Einfluss auf die Produktion gab es trotzdem.
    "Ich empfand das als guten Grund, mit dem Album fertig zu werden. Aber ich muss natürlich zugeben, dass mich die Aussicht, bald Vater zu werden, bei der Produktion verändert hat. Ich wollte die damit verbundenen glücklichen Momente einfach für mein normales Leben nutzen. Es ließ mich relaxter werden. Bei den Aufnahmen genauso wie bei der Ausarbeitung neuer Ideen."