Jörg Münchenberg: In Ingolstadt wird heute ein Lufttaxi vorgestellt, das anschließend in der Praxis zeigen soll, was es kann. Günter Hetzke aus unserer Wirtschaftsredaktion, werden wir uns also tatsächlich bald ein Flugtaxi heranwinken können?
Günter Hetzke: Das heranwinken, das ist noch die ferne Zukunft zumindest für Deutschland. Hier geht es zunächst einmal um den Transport auf festen Routen, also von der Stadtmitte zum Flughafen zum Beispiel oder zum Hauptbahnhof. Im Grunde ist der Begriff Flugtaxi oder Lufttaxi etwas irreführend. Es geht eher darum, wie ein Schnellbus in Großstädten eine bestimmte Strecke zu bedienen. Also, das was wir aus Spielfilmen, Science-Fiction-Filmen kennen, wie "Blade Runner" oder "Das fünfte Element", das wird zumindest für einige Zeit noch für den deutschen Markt Science-Fiction bleiben.
Wie eine große Drohne
Münchenberg: Was wird denn da optisch heute in Ingolstadt präsentiert?
Hetzke: Also, das Fluggerät sieht nicht aus wie ein Auto, ein herkömmliches Taxi, sondern eher wie ein Hubschrauber, aber nicht mit einem großen Rotor. Sondern es ist eher wie eine Drohne, in diesem Fall mit insgesamt acht Rotoren zur Fortbewegung und Steuerung. Es wird elektrisch betrieben, ist also relativ leise. Der heute vorgestellte City-Airbus hat vier Sitzplätze und startet und landet senkrecht, kann also auf kleinem Raum abheben und landen.
Münchenberg: Und gibt es dabei einen Taxifahrer, also einen Piloten?
Hetzke: Ja. Derzeit werden die Fluggeräte noch von einem Piloten geflogen. Sie sind aber so ausgelegt, dass sie künftig auch autonom fliegen können. Das aber hängt natürlich davon ab, wie gut und wie zuverlässig das Digitalnetz ausgebaut sein wird. Bei der Präsentation heute und dem daran anschließenden Test in der Region Ingolstadt, wie gut sich das Gerät in der Praxis bewährt, sind auf jeden Fall noch Piloten im Einsatz.
International tut sich einiges
Münchenberg: Getestet wird ein Modell von Airbus. Wie groß ist hier eigentlich die Konkurrenz? Gibt es viele Anbieter?
Hetzke: Tatsächlich haben wir eine Vielzahl von Projekten und Firmen, die sich auf diesem Gebiet tummeln. Nach Schätzungen von Fachleuten aus der Branche gibt es etwa fünfzig Unternehmen, die sich mit einem Flugtaxi beschäftigen. In Deutschland beispielsweise ist noch das Unternehmen Lilium tätig, ein Start-up bei München, auch Volocopter ist ein Projekt hierzulande, an dem sich Daimler beteiligt. Also national und eben auch international – von Uber bis Google - tut sich einiges.
Münchenberg: Der Start heute in Ingolstadt ist ein Modellprojekt. Wann wird aus dem Projekt die konkrete Anwendung?
Hetzke: Also Airbus selbst rechnet damit, dass bereits 2025 innerstädtische Flüge angeboten werden können – mit dem Zusatz, irgendwo auf der Welt. Bei Lilium heißt es, in den frühen 2020er Jahren. Der Punkt ist, dass ja auch gar nicht die Technik das Problem ist, also das Fluggerät an sich, sondern das Drumherum. Beispielsweise, wie steht es um die Sicherheit? Gerade die Windverhältnisse in der Stadt, zwischen den Häusern und Hochhäusern, sind nicht vorhersehbar oder berechenbar. Und wenn es um das autonome Fliegen geht, dann haben wir die gleichen Fragen wie beim autonomen Autofahren. Wer trägt die Verantwortung im Fall eines Unfalls? Oder wie verhindert man Cyber-Angriffe, also unberechtigte Eingriffe. Und natürlich: Akzeptieren die Menschen ein Lufttaxi, wollen sie das überhaupt und ist die Benutzung auch erschwinglich, wie ein Bus oder ein Taxi oder ist die den Reichen vorbehalten? Also, bis verstopfte Straßen in den Innenstädten der Vergangenheit angehören, weil der Nahverkehr in die Luft geht, bis dahin werden wir noch weiterhin sehr viele Verkehrsnachrichten mit Staus und Behinderungen hören müssen.