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Neues Satire-Programm von Frank Goosen
Heimatabend in Vorwärtsverteidigung

Frank Goosens neue Leseshow widmet sich den schwer verständlichen Absurditäten des Alltags: Vom fachfremden Publikum im Fußballstadion bis zu renitenten Rentnern in der Bäckerei. Und er fragt sich dabei vor allem: Was ist da eigentlich los?

Von Achim Hahn |
    Frank Goosen vor einer Backsteinmauer (Bild: Ira Schwindt)
    Frank Goosen ist zurück auf der Bühne (Ira Schwindt)
    "Ich bin ja mit so 'ner instinktiven Aversion gegen echte Arbeit aufgewachsen. Ich muss auch sagen, ich bin jetzt 51 und hab keinen Tag so richtig gearbeitet, ne. Hab auch das nicht mehr vor."
    Ein Mann, ein Tisch, ein Buch. Nichts Spektakuläres. Aber brandender Applaus. Gut 1000 Zuschauer. Der Abend ist ausverkauft. Sogar der Nachfolgetermin. Denn Frank Goosen ist Kult. In Bochum sowieso - und das nicht nur, weil er einer der Chefs im örtlichen Fußballverein ist.
    "Ich frag mich... in mir selber ist ständig etwas los, wo ich denk: Was ist da los? Wieso denk ich auf einmal? Wieso wünsch ich mir George Bush als amerikanischen Präsidenten zurück? Was ist da los? Ich versteh das alles nicht."
    Heimatabende in Vorwärtsverteidigung nannte Frank Goosen seine Soloprogramme einmal - mit Stories wie der am Tourishop des Frankfurter Flughafens, wo er für einen Amerikaner gehalten wurde:
    "The greatest area in Germany? Bochum!"
    "I mean this shop is called Germany and more. You have fucking Kukuck-clocks and such dumb shirts of the Hofbräuhaus. I don’t like this, hab ich gesagt. I would like to buy a little Förderturm. from the Ruhr area. Have you ever been there? - Unfortunately not. - You have never been to the greatest area of Germany? In Bochum, for example? Hometown of the german soccer champion 2050?"
    Typisch: seine Mischung aus witzigen Stand-up-Erzählungen und den vorgelesenen Geschichten, wobei gerade der moderative Teil mit der Zeit immer mehr an komischer Fahrt gewinnt.
    "Ich finde beim Humor muss es nicht immer Arcade Fire sein, das muss auch mal AC DC sein."
    Dabei versteht es Frank Goosen auch in seinem neuen Programm wieder, der geschundenen Seele der Ruhris mit Heimat-Erinnerungen zu schmeicheln. Und fast im Nebenbei redet er genauso gerne über die Befindlichkeiten seiner Generation, der nun um die 50jährigen. Ihre Musik, ihre Träume und Sehnsüchte, ihre Abgründe.
    "Ein SM-Club mit flachen Hierarchien"
    "Udo hat immer so komische Geschäftsideen. Er würd jetzt nen SM-Club aufmachen. - So neu ist das auch nicht, da gibt’s ja schon nen paar. - Ne, sagt er, aber seiner wäre neu. Das wär ein SM-Club mit flachen Hierarchien."
    Immer wieder kehren auch in seinem neuen Programm Figuren zurück, die man aus seinen Romanen kennt: Etwa Pommes, Mücke & Spüli oder dieses seltsame Trio aus dem letzten Roman "Förster mein Förster". Und natürlich ist da seine Ommma - mit 3 M versteht sich -
    "...die heute übrigens wieder hier ist. Ommma ist in the house."
    Seine Liveperformance jedenfalls lebt für die Eingeborenen stark vom Charme des Wiedererkennbaren. Den anderen bleibt die Behauptung des Authentischen, die er durch seine Biografie belegt. Oder durch Facebook. Und die Geschichten voller absurder Komik und ironisch durchzogen von einer feinen Melancholie erzählen von den Helden seiner Kindheit und Jugend, von seltsamen Erlebnissen mit Hotlinemädels oder von abstrusen Beobachtungen, die er auf seinen Lesereisen erlebt hat - und nicht zuletzt von der Liebe:
    Improvisation als Teil des Programms
    "Folgendes: Ich hatte neulich Hochzeitstag, ham wir dann mittags mit 'nem Glas Prosecco angestoßen und meine Frau sagt: Auf die letzten 17 Jahre. - Da sag ich: und auf die restlichen 5. Ja das war vielleicht.... äh"
    Und manchmal, wenn er sich aufregt und echauffiert, blitzen gelegentlich auch die anarchischen Ausuferungen früherer Tresenlesen-Auftritte durch. Und wenn dann mal ein Motorrad lautstark neben dem Veranstaltungszelt röhrt, wird es eben kurzerhand eingebaut:
    "Stell Dir vor, Du würdest sterben. - Das fällt mir derzeit ziemlich leicht. Sagte ich. Ich glaube, ich fahre in den Himmel auf einer Harley Davidson. - Jetzt hör mal auf zu quengeln, sagte Solveig. Bei dir reicht’s nur für 'nen Kadett. - Das steht da alles gar nicht."