Die Idee für ein Schulfach Wirtschaft in NRW ist alt, schon vor zehn Jahren wollte die damalige schwarze-gelbe Regierung von Jürgen Rüttgers der Wirtschaft im Schulunterricht mehr Raum geben. Doch richtig Fahrt nahm die Diskussion erst vor drei Jahren auf. Damals twitterte die Schülerin Naina aus Köln, sie könne zwar Gedichte in vier verschiedenen Sprachen analysieren, habe aber keine Ahnung von Steuern und Versicherungen. Der Tweet ging damals durch die Medien, und die FDP entdeckte das Schulfach Wirtschaft als Thema für den Landtagswahlkampf 2017. FDP-Bildungspolitiker Johannes Vogel:
"Der Eindruck ist generell, dass wir häufig eine gewisse Grundkenntnis - was ganz grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge angeht - durchaus auch in Debatten und persönlichen Gesprächen feststellen, zumindest mein Eindruck, dass ich sehr oft bei Veranstaltungen feststelle, viele Menschen haben zum Beispiel grundlegende Missverständnisse wie unser Rentensystem funktioniert."
"Der Eindruck ist generell, dass wir häufig eine gewisse Grundkenntnis - was ganz grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge angeht - durchaus auch in Debatten und persönlichen Gesprächen feststellen, zumindest mein Eindruck, dass ich sehr oft bei Veranstaltungen feststelle, viele Menschen haben zum Beispiel grundlegende Missverständnisse wie unser Rentensystem funktioniert."
Großer Zuspruch aus der Wirtschaft
Die Idee bekam große Zustimmung von wirtschaftsnahen Verbänden und Organisationen, zum Beispiel dem Arbeitgeberverband und der IHK, der Industrie und Handelskammer in NRW.
Ein Bürogebäude in der Düsseldorfer Innenstadt. Hier arbeitet Robert Schweizog. Er ist bei der IHK in Düsseldorf zuständig für Bildungsfragen. Der Mittdreißiger hat bei Bildungspolitikern viel Lobbyarbeit geleistet, um deutlich zu machen, warum für die Industrie das Schulfach Wirtschaft wichtig ist:
"Weil die Schülerinnen und Schüler ja irgendwann zu Fachkräften werden, und den Unternehmen ist wichtig, dass die Fachkräfte ein gewisses Grundverständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge mitbringen: Wie interagieren die einzelnen Teile eines Unternehmens, was muss ich bedenken, wenn ich ein Produkt verkaufe, wie werden Preise gesetzt, aber auch: Wie berechnet sich der Gewinn aus Umsatz und Kosten?"
Ein Bürogebäude in der Düsseldorfer Innenstadt. Hier arbeitet Robert Schweizog. Er ist bei der IHK in Düsseldorf zuständig für Bildungsfragen. Der Mittdreißiger hat bei Bildungspolitikern viel Lobbyarbeit geleistet, um deutlich zu machen, warum für die Industrie das Schulfach Wirtschaft wichtig ist:
"Weil die Schülerinnen und Schüler ja irgendwann zu Fachkräften werden, und den Unternehmen ist wichtig, dass die Fachkräfte ein gewisses Grundverständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge mitbringen: Wie interagieren die einzelnen Teile eines Unternehmens, was muss ich bedenken, wenn ich ein Produkt verkaufe, wie werden Preise gesetzt, aber auch: Wie berechnet sich der Gewinn aus Umsatz und Kosten?"
Schule soll aufs Leben vorbereiten
Die IHK will auch, dass das Schulfach Verbraucherthemen beinhaltet - vom Abschluss einer Versicherung bis zum Mietvertrag. Unterstützung für das neue Schulfach bekam die FDP auch von der Gewerkschaft "lehrernrw", die ein Schulfach Wirtschaft schon seit Jahren fordert. Sven Christoffer, Vorsitzender von "lehrernrw":
"Aus unserer Sicht soll Schule vor allem aufs Leben vorbereiten und auf die Rollen, die die Schülerinen und Schüler später einnehmen sollen. Und eine zentrale Rolle ist die des Wirtschaftsbürgers, und insofern braucht es auch eine gewisse wirtschaftliche Kompetenz. Und für uns ist die Schule der perfekte Ort, um diese Kompetenz zu vermitteln."
"Aus unserer Sicht soll Schule vor allem aufs Leben vorbereiten und auf die Rollen, die die Schülerinen und Schüler später einnehmen sollen. Und eine zentrale Rolle ist die des Wirtschaftsbürgers, und insofern braucht es auch eine gewisse wirtschaftliche Kompetenz. Und für uns ist die Schule der perfekte Ort, um diese Kompetenz zu vermitteln."
Kritik am Schulfach Wirtschaft
Aber es gibt auch Kritik am Schulfach Wirtschaft, zum Beispiel von der Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, kurz GEW. Sie ist gegen ein eigenständiges Schulfach Wirtschaft und will wirtschaftliche Inhalte lieber als Bestandteil von schon vorhandenen Schulfächern, wie Politik oder Sozialwissenschaften. Die Vorsitzende Dorothea Schäfer:
"Die FPD hat das Thema Wirtschaft in der Schule schon sehr lange auf dem Zettel. Die GEW hält eine Einführung des Faches Wirtschaft für nicht zielführend. Der Eindruck besteht, dass also Wirtschafts- und Unternehmensverbände, Stiftungen auf jeden Fall ihren Einfluss stärken wollen."
"Die FPD hat das Thema Wirtschaft in der Schule schon sehr lange auf dem Zettel. Die GEW hält eine Einführung des Faches Wirtschaft für nicht zielführend. Der Eindruck besteht, dass also Wirtschafts- und Unternehmensverbände, Stiftungen auf jeden Fall ihren Einfluss stärken wollen."
Doch nach der gewonnen Wahl besiegelten CDU und FDP im Koalitionsvertrag, dass Wirtschaft im Schulunterricht eine deutlich größere Rolle spielen soll. Schüler sollen also zum Beispiel in Zukunft lernen, welche Versicherungen wichtig sind, wie man eine Steuererklärung erstellt, und wie man ein Start-up-Unternehmen gründet, erklärt FDP-Politiker Johannes Vogel:
"Wir können nicht zufrieden sein mit der Gründerkultur in unserem Land und wenn in einem Schulfach, wo einfach Unternehmertum erklärt wird, wenn da der eine oder andere der das will, da auch eine Saat gesät wird, dann ist das auch nichts Schlechtes, und das ist was, was im digitalen Zeitalter an Bedeutung gewinnt."
Das neue Unterrichtsfach soll also auch dabei helfen, den Wirtschaftsstandort NRW zu stärken.
Das neue Unterrichtsfach soll also auch dabei helfen, den Wirtschaftsstandort NRW zu stärken.