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Neues Semester, fremdes Land

Das neue Semester hat gerade begonnen - auch für zahlreiche Studierenden aus dem Ausland. Sie müssen sich in einem neuen Land und an der Hochschule erst einmal zurechtfinden. Mit ganz unterschiedlichen Methoden versuchen Unis, den ausländischen Gästen den Einstieg möglichst zu erleichtern.

Von Britta Mersch |
    "Ich heiße Hyeri und ich komme aus Südkorea und ich studiere Germanistik an der Kölner Uni."

    Seit diesem Semester studiert Hyeri Kim in Deutschland. Sie ist für Germanistik und Koreanisch eingeschrieben. In Seoul studiert sie an einer Frauen- Universität und sie möchte ein Semester lang erfahren, wie sich das Studium in Deutschland von dem in Korea unterscheidet. Eine Woche lang hat sie schon Vorlesungen besucht, aber sie ist noch längst nicht im Studienalltag angekommen.

    "Ich kann nicht alles verstehen, weil alles auf Deutsch ist. Und andere Freundinnen sind alles Deutsche und ich bin allein ausländisch und Studentin. Also der Professor spricht sehr schnell deutsch. Aber das ist okay, weil: Professor ist sehr nett und er gibt mir andere Hausaufgaben."

    Um sich besser zurechtzufinden, besucht Hyeri Kim an der Uni Köln ein Tutorium für asiatische Studierende. Deutsche Kommilitonen aus höheren Semestern geben den asiatischen Studierenden Tipps für das Studentenleben - ein Service, den es inzwischen an vielen Hochschulen gibt. Auch wenn der Anfang manchmal mühsam ist.

    "Was mich auch noch interessieren würde, ist, welche Kurse du belegt hast in Deutsch. Welche Kurse machst du dieses Semester? Kurse? Veranstaltungen? Seminare? Welche Veranstaltungen hast du dir ausgesucht für dieses Semester? Kann mir jemand helfen?"

    Kristin Wulfert, die in Köln Deutsch und Latein auf Lehramt studiert, leitet das Tutorium. Es soll den ausländischen Studierenden den Alltag im Gastland erleichtern. Studien zeigen, dass sie sich oft einsam fühlen, nur wenig Kontakt zu deutschen Studierenden finden und oft Probleme bei der Finanzierung haben. 38 Prozent der Studierenden sehen das als große Belastung an. Die Hochschulen investieren deshalb viel, um die Studierenden besser zu integrieren - mit Theaterprojekten, Begegnungszentren und den Tutorien. Wichtig ist dabei, dass die Studenten mit der Sprache vertraut werden, sagt Tutorin Kristin Wulfert.

    "Große Probleme sind oft wirklich am Anfang noch bei den Kursen, dass Verständnisprobleme herrschen, dann aber auch zurechtfinden im Kölner Leben. Ich habe einmal eine ganz verzweifelte E-Mail von einer chinesischen Studentin bekommen, die sagte, dass sie ihre Wohnung nicht mehr zahlen könnte und ob es möglich wäre, dass sie in eine günstigere Wohnung umzieht vom Kölner Studentenwerk, und dass wir da auch Hilfe leisten und schauen, dass wir da Lösungsmöglichkeiten finden."

    Hilfestellungen brauchen die Studierenden auch, wenn sie mit Behörden in Kontakt kommen, etwa wenn sie ihre Aufenthaltsgenehmigung verlängern müssen. Weil sie sich oft ruppig behandelt fühlen, versuchen einzelne Hochschulen deshalb, die Termine angenehmer zu gestalten. Die Kölner Hochschulen haben beim Bezirksrathaus nahe der Universität einen neuen Service für Erstsemester organisiert, der sich auch an ausländische Studierende richtet, sagt Ruth Schamlott, Leiterin des Referats Kultur und Internationales des Kölner Studentenwerks.

    "Es geht wirklich darum, dass Leute ihre Aufenthaltsgenehmigungen verlängern lassen möchten. Und dass das so reibungslos wie möglich läuft, war das Bestreben von den Hochschulen und mir, dass man da so eine Anlaufstelle hat. Weil: Es gibt auch viele Gastwissenschaftler, wo wir auch mitbekommen haben, dass es da Schwierigkeiten gibt, weil die Leute auf den Bezirksämtern mit der Klientel Hochschulangestellter oder ausländischer Studierender nicht so vertraut sind. Die kennen die Bedingungen nicht, die Prüfungsvorschriften oder dies oder jenes. Und dass man da eine Anlaufstelle hat, wo die Leute ganz speziell dafür geschult sind."

    Oft sind es schon solche kleinen Schritte, die den ausländischen Studenten helfen, sich besser in Deutschland zurechtzufinden. Damit sie später in ihrer Heimat von guten Erfahrungen berichten können, so wie die koreanische Studentin Hyeri.

    "Ich weiß nicht, wo gibt es S-Bahn und Zug und wo gibt es Markt, aber andere Leute oder Kölner sehr nett von mir, sie sagt mir alles Informationen und ich denke, das ist sehr nett und am wichtigsten."