Müllverwertungsanlage Borsigstraße, Hamburg-Billbrook: eine große Halle, es riecht ziemlich streng und es ist laut. An mehreren Kippstellen haben LKW rückwärts angesetzt, lassen ihre Fracht in ein riesiges Becken rutschen. Tüten voller Haushaltsmüll, aber auch Glas, Papier und Kunststoff. Selbst ein Sofa ist auf dem enormen Müllberg auszumachen.
Sortiert wird hier nichts mehr, sondern nur noch verbrannt. Wobei der Sprecher der Hamburger Stadtreinigung, Reinhard Fiedler, lieber von thermischer Verwertung spricht:
"Weil es hier nicht nur um schlichtes Verkokeln geht, sondern es ist ein hochtechnisierter Prozess, bei dem auch ein nützliches Produkt gewonnen wird, nämlich die Fernwärme."
Plastikmüll wird verbrannt
Vier Tonnen stellt die Stadtreinigung den Hamburgern vor die Tür: blau für Papier, braun für Bioabfall, gelb für Wertstoffe. Und schwarz für den Rest, der dann zum Verbrennen in die Borsigstraße gefahren wird. In dieser Restmülltonne landen regelmäßig Dinge, die dort nicht hineingehören. Trotz laufender "Recyclingoffensive", derer sich die Stadtreinigung rühmt.
Das ließe sich auch nie ganz vermeiden, meint Reinhard Fiedler:
"Weil zum Beispiel der Hausmüll in den Küchen in der Regel in einer Plastiktüte gesammelt wird. Also man wird hier immer, optisch auffallend, Plastik im Restmüll finden. Gewichtsmäßig ist das aber ein ganz kleiner Anteil, der fällt nur auf, weil es eben Folien sind, die man deutlich sieht im Müll."
Aber nicht nur Müllbeutel landen in der thermischen Verwertung, auch Plastikverpackungen, die die Verbraucher zuvor ordentlich getrennt hatten. Zurzeit wird gut die Hälfte der als Müll anfallenden Kunststoffverpackungen verbrannt. Um Fernwärme zu erzeugen oder in Zementwerken Erdöl oder Erdgas zu ersetzen. Nicht nur in Hamburg, sondern deutschlandweit.
Viele Unternehmen haben nichts gezahlt
Das soll sich durch das neue Verpackungsgesetz ändern. Bislang lag die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen offiziell bei 36 Prozent. Ab 2019 gilt die Mindestvorgabe von 58,5 Prozent. 2022, also in drei Jahren, schreibt der Gesetzgeber 63 Prozent "stoffliche Verwertung", also Recycling, vor. Und will die Industrie dadurch "pushen", wie Gerhard Kotschik vom Umweltbundesamt sagt:
"Die 36 Prozent konnten die Dualen Systeme leicht überschreiten. Und es wurde nur so viel gemacht, wie wirtschaftlich für sie sinnvoll war. Wir wollten aber mehr Anspruch da reinbringen. Wir wollten, dass neue, moderne Sortieranlagen auf dem Markt etabliert werden. Und dass die Verwertung zusätzlich gestützt wird."
Strengere Vorgaben gelten nun auch für Unternehmer, die Produkte abfüllen und verpacken. Schon bisher galt: Wer Verpackungen auf den Markt bringt, die beim privaten Endverbraucher landen, muss ein Beteiligungsentgelt entrichten, also die neun "Dualen Systeme" mitfinanzieren, die Verpackungen sammeln und verwerten.
Aber: Ein gutes Drittel der Unternehmen hat gar nicht gezahlt. Jürgen Bruder, Hauptgeschäftsführer der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, erhofft sich durch das neue Gesetz mehr Transparenz und Fairness:
"Durch die zentrale Stelle wird ja gewährleistet, dass die Inverkehrbringer alle registriert werden", so Bruder. "Und damit werden die Kosten für das System auf breitere Schultern verteilt. Das Problem der Trittbrettfahrer damit weitgehend gelöst wird."
Nur wer bei der neu eingerichteten "Zentralen Stelle Verpackungsregister" gemeldet ist, darf seine Produkte in Deutschland vertreiben. Das Register ist im Internet einsehbar – und schon das, so hofft Gerhard Kotschik vom Umweltbundesamt, dürfte Wirkung zeigen:
"Das wird öffentlich sein, so dass auch Mitbewerber sehen können, ob sich der Mitbewerber beteiligt hat – und das sollte für eine gewisse Ordnung im Markt sorgen."
Das sind die beiden Hauptziele des neuen Verpackungsgesetzes: Die schwarzen Schafe identifizieren – und bei steigenden Abfallmengen vor allem beim Plastik für eine bessere Wiederverwertung sorgen.
Plastik recyceln - eine schwierige Aufgabe
Neue Sortieranlagen sind in Bau, das Umweltbundesamt rechnet mit Investitionen in Höhe von 250 Millionen Euro, so dass künftig mit besserer Technik besser sortiert werden kann. Bislang war es oft nicht nur günstiger, die Kunststoffabfälle einfach zu verbrennen. Ein Bericht des Bundestages vom Mai 2018 kam auch zu dem Schluss, dass es in den Kommunen landauf, landab zu viele Müllverbrennungsanlagen gab, die ausgelastet werden mussten.
Mittlerweile hat sich die Situation in vielen Kommunen geändert. Hamburg etwa hat vor drei Jahren eine Anlage abgerissen, Überkapazitäten abgebaut. Aber auch wenn Fehlanreize wegfallen – Plastik stellt viele Müllverwerter vor Probleme, sagt Henning Wilts vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie:
"Plastik ist ein Stoff, in den viele Zuschlagsstoffe reinkommen, verschiedene Farben, es gibt hunderttausende verschiedene Arten von Kunststoffen. Und das so zu recyceln, dass dann am Ende die Industrie wieder etwas damit anfangen kann, das ist die wesentlich schwierigere Aufgabe bei Kunststoffen als bei Papier oder Glas."
Reinhard Fiedler von der Hamburger Stadtreinigung ist skeptisch, ob sich der Aufwand, der betrieben werden muss, um eine höhere Recycling-Quote bei Kunststoff zu erreichen, überhaupt lohnt:
"Wir haben das Problem, wenn wir Folien aus dem Müll heraussortieren, dass wir niemanden finden, der das haben will. Wenn man das stofflich verwerten lassen möchte, muss man teilweise sogar noch was dazu bezahlen", so Fiedler.
"Und hinterher werden dann Produkte daraus hergestellt, die man auch nicht ganz so dringend braucht. Zum Beispiel eine Parkbank, Zaunpfähle oder ähnliches."
Jürgen Bruder, Hauptgeschäftsführer der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, sieht das anders: Parkbänke und Schallschutzwände hätten mittlerweile durchaus einen Markt gefunden.
"Es wird auch nur so viel produziert, wie der Markt aufnimmt, insofern ist das durchaus eine sinnvolle Anwendung. Keiner produziert Parkbänke auf Halde, das wäre ja ökonomischer Unsinn. Aber wir müssen bei zunehmendem Rezyklat-Aufkommen natürlich auch nach neuen Bereichen suchen, wo Kunststoff-Rezyklate eingesetzt werden."
Wie China den Abfallmarkt aufgemischt hat
Dass mehr Kunststoff auf den Markt kommen wird, hat nicht nur mit dem neuen Verpackungsgesetz zu tun. Sondern auch mit China.
Die Volksrepublik hat zu Beginn des vergangenen Jahres einen Importstopp für 24 verschiedene Abfallarten verhängt. Bis dahin gingen jährlich 560.000 Tonnen hiesiger Kunststoffabfälle nach Fernost – weil die dortigen Abnehmer häufig fast doppelt so hohe Preise zahlten wie deutsche Verwerter.
Der chinesische Importstopp – für Thomas Probst vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung ist er ein Segen:
"Vorher ist leider viel zu viel nach China abgesteuert worden, so dass unsere Kunststoff-Recycler relativ schlechte Qualitäten zu hohen Preisen einkaufen mussten", so Probst. "Und dieser Markt hat sich jetzt umgedreht, so verändert, dass unsere Kunststoff-Recycler nun gute Qualitäten zu akzeptablen Preisen zur Verfügung haben."
Der China-Exit, sagt auch Michael Hofmann von der "Folien-Veredelung Hamburg", habe eine Lawine losgetreten:
"Wir haben fröhlich vor uns hinkonsumiert und gedacht, die Welt ist in Ordnung. Wir haben ja unseren Grünen Punkt, wir haben den Gelben Sack. Aber plötzlich musste man sich ja Gedanken machen, was passiert damit eigentlich?"
Wertvolle Polymere wiedergewinnen
Michael Hofmanns Betrieb ist auf die Aufbereitung von Folien spezialisiert. 55 Mitarbeiter arbeiten im Süden Schwerins, die Anlage läuft sieben Tage die Woche, Hofmann will in den nächsten Jahren kräftig expandieren.
In der ersten Halle stapeln sich große Ballen mit Kunststoffabfällen aus einer Sortieranlage: Nudeltüten, Taschentücher-Verpackungen. Unterschiedliche Kunststoffgemische mit diversen Eigenschaften. Michael Hofmann zupft einen Zipfel Mozzarella-Tüte hervor:
"Es ist alles verschweißt, versiegelt, dass das Ganze eine gewisse Reißfestigkeit hat. Das macht das Polypropylen. Die Folie raschelt, wir als Fachleute wissen, das ist Polypropylen."
"Müll": Das Wort käme Hofmann beim Blick auf die Kunststoffballen nicht in den Sinn, obwohl an den Tüten und Verpackungen noch Lebensmittelreste und Etiketten kleben. Und Dreck von der Straße. Aber Hofmann sagt:
"Das ist für uns ein polymerer Rohstoff."
Aus dem in Hofmanns Anlage in mehreren Arbeitsschritten geruchlose Granulate werden, Kunststoff im Rohzustand, der sich dann weiterverarbeiten lässt.
"Das ist eine vollautomatische Sortierung, wo wir alle Stoffe, die wir nicht haben wollen, rausholen. Textilreste, Gummi, Bänder. Wir sind in der Lage, das vollautomatisch zu machen, ohne Energieaufwand. Durch eine spezielle Technologie, die wir entwickelt haben, ersparen wir uns die Nachsortierung."
Hofmann hat sich die sogenannte "hydrodynamische Friktionswäsche" patentieren lassen. Bei diesem Verfahren wird der Kunststoff mit hoher Geschwindigkeit gereinigt und in Schnipsel zerteilt:
"Da kann ich jetzt wieder die wertvollen Polymere rauspicken, das geht, das macht man mit einer speziellen Technologie, und dann habe ich eine Situation, dass ich sehr reines Material habe."
Rezyklate im Aufwind
Reines Material von guter Qualität, das Abnehmer auf dem Markt findet. Im Prüflabor werden verschiedene Granulatmischungen für Müllbeutel getestet – welcher Kunststoff zeigt die besten Ergebnisse? Dass Rezyklate Abnehmer finden, daran hat der Unternehmer Michael Hofmann keinen Zweifel:
"Wir wollen Mengenanwendung, keine Nischenprodukte! Wir müssen nicht den transparenten Gemüsebeutel draus machen. Es ist gut, wenn wir kilometerweise Kabelschutzrohre draus machen können. Kilometerweise Platten, kilometerweise, aneinandergereiht: Mülltonnen, Abfallsäcke. Das sind die Produkte. Die werden immer gebraucht, egal, was ist."
Solange die Recyclingquote für Plastik niedrig war, fristete sein Betrieb ein Nischendasein. Nun aber geben sich die Manager großer Firmen in Schwerin die Klinke in die Hand. Und nicht nur dort, auch bei anderen Recyclern, gibt es plötzlich eine unverhoffte Nachfrage, sagt Henning Wilts vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie:
"Wir haben sehr viele große Unternehmen, die sagen: Wir würden gern sehr viel mehr Rezyklate einsetzen, zum einen, weil es billiger ist. Zum anderen aber auch aus Image-Gründen", so Wilts.
"Also Coca-Cola hat eine Selbstverpflichtung gemacht, dass sie sagen: Wir wollen demnächst 35 Prozent unseres Kunststoffs aus Rezyklat machen."
Auch Adidas und Nike stellen zusehends mehr Turnschuhe und Sportbekleidung aus Kunststoffrezyklaten her. Die Bilder von der Vermüllung der Weltmeere verändern die Akzeptanz für Recyclingprodukte, so die Einschätzung vieler Manager. Dass man als Unternehmen durch den Einsatz von Rezyklaten zumindest einen kleinen Teil zur Lösung dieses Umweltproblems beiträgt, lässt sich – ganz nebenbei – gut vermarkten.
Keine konkreten Vorgaben im neuen Gesetz
Aber: Nach wie vor aber gilt ein Drittel der Kunststoffverpackungen, die im Gelben Sack landen, als nicht recyclingfähig. Dünne, mehrlagige Folien etwa, aus unterschiedlichen Kunststoffen, die die Produkte langlebiger machen sollen. Und die sich als Abfall hinterher nicht mehr auftrennen lassen.
"Design for Recycling" lautet deshalb der Wunsch des Gesetzgebers: "Die Inverkehrbringer sollen darauf achten, dass ihre Verpackungen recyclingfähiger sind", sagt Gerhard Kotschik vom Umweltbundesamt. "Es gibt zum Beispiel Folien, die schwarz eingefärbt sind. Dann können die Sortieranlagen diese Kunststoffe nicht erkennen, was für eine Kunststoffart das ist. Und dann landet es in den Mischkunststoffen oder in den Sortierresten und dann geht es möglicherweise in die Verbrennung oder in nicht so hochwertige Produkte."
Konkrete Vorgaben sieht das neue Verpackungsgesetz allerdings nicht vor. Das sollen die privaten Dualen Systeme, die die Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungen in Deutschland organisieren, regeln. Indem sie – so die Hoffnung – höhere Lizenzgebühren von solchen Herstellern verlangen, die schwer oder gar nicht recycelbare Kunststoffverpackungen auf den Markt bringen.
Henning Wilts vom Wuppertal-Institut für Klima, Energie, Umwelt ist skeptisch, ob das funktioniert:
"Ich befürchte, da die neun alle in einem harten Preiswettbewerb stehen, wird keiner sagen: Du, Hersteller, bringst mir hier etwas, das ich nicht recyceln kann. Du kriegst 100 Prozent Aufschlag. Dann wird der einfach zur Konkurrenz gehen."
Mehr Kreislaufwirtschaft
Die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 die Recyclingfähigkeit von Haushaltsverpackungen auf 90 Prozent zu verbessern. Technisch sei das eine Herausforderung, sagt Hauptgeschäftsführer Jürgen Bruder:
"Das ist sehr schwierig, diese Hochbarriere-Verpackungen, die eine ausgeprägte Schutzfunktion haben, recyclingfähig zu gestalten. Dennoch gibt es auch hier einige Anwendungen, wo man Verbesserungen erzielen kann. Der Trend geht in einigen Anwendungen dahin, hier auch mehrlagige Folien mit Barriere-Funktion zu entwickeln, die aber aus ein und dem gleichen Kunststoff bestehen. So dass sie dann recyclingfähig sind."
In einem Werbespot des Discounters Lidl heißt es:
"Es gibt viele Wege, C02 zu sparen: Zum Beispiel kürzer duschen. Oder weniger Licht machen. Oder einfach alle PET-Flaschen bei Lidl recyceln. Denn die nutzen wir, um daraus neue Saskia- und Freeway-Flaschen zu fertigen. So sparen wir jedes Jahr 50.000 Tonnen CO2."
Der Discounter Lidl betreibt schon seit Jahren einen geschlossenen Kreislauf für PET-Flaschen und kann dadurch einen Rezyklatanteil von mehr 60 Prozent in jeder Flasche sicherstellen. Dass Lidl – und Kaufland – beides Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe – jetzt auch noch ein eigenes Duales System aufbauen, hat aber wohl nicht vorrangig mit Umweltschutzgründen zu tun – sondern mit dem Kalkül der Kostenersparnis.
Denn bislang zahlt Lidl etwa 85 Millionen Euro Lizenzgebühren an einen anderen Betreiber des Dualen Systems. Dieses Geld soll künftig im eigenen Konzern bleiben. Henning Wilts vom Wuppertal-Institut für Klima, Energie, Umwelt sieht diese Entwicklung mit Wohlwollen:
"Das ist aus einer Kreislaufwirtschaftsperspektive total spannend, weil wir dann ein Unternehmen haben, das genau weiß, was für Materialien werden eigentlich eingesetzt. Oder zumindest seine Zulieferer fragen kann: Woraus ist mein Joghurtbecher hergestellt? Und ihnen dann auch sagen kann: So, das schafft uns riesige Probleme und wir hätten gern, dass das so und so hergestellt wird. Und dann die gesamte Kette optimieren kann, so dass man am Ende recycelt und dann wieder das rauskriegt, was die Industrie auch einsetzen möchte."
Die Zukunft: Recycling mit nur einer Tonne?
Ein Problem allerdings dürfte auch Lidl als künftigen Entsorger beschäftigen: die nachlassende Sammelbereitschaft der Bürger. Gerade in den Großstädten sinkt die Motivation der Menschen, in engen Wohnungen mehrere Abfallbehälter aufzustellen. Und Kommunen, die den Restmüll verteuern und die grauen Tonnen verkleinern, klagt Thomas Probst vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung, verschärften das Problem noch:
"Das führt dazu, dass der Verbraucher, der ja die gleiche Abfallmenge hat, sich dann anderer Sammelsysteme bedient, um seinen Restmüll loszuwerden, das ist dann eben die Bio-Tonne oder der Gelbe Sack oder die Gelbe Tonne. Und genau in diesen Gebieten haben wir dann auch sehr schlechte Sammelqualitäten."
Michael Hofmann schreckt das nicht. In Schwerin stehen gegenüber den Kunststoffballen, die er aus einer Sortieranlage eingekauft hat, auch andere, noch schmutzigere Ballen. Folien aus der Hausmülltrennung, die durch eine mechanisch-biologische Aufbereitungsanlage gegangen sind. Über Siebe wird dabei aus dem Hausmüll der Kunststoff abgetrennt. Nach der Friktionswäsche bleiben auch von diesem Müll noch 50 Prozent Polymere, also wiederverwertbare Kunststoffe, übrig.
Plastik ausschließlich aus dem Hausmüll zu holen und kein aufwändiges Sammelsystem wie in Deutschland zu betreiben – das ist in vielen Ländern bereits an der Tagesordnung. Für Michael Hofmann ist das die Zukunft:
Es entstehen überall weltweit diese Anlagen, weil sie die einzige Möglichkeit sind, mit einem Sammelsystem, das überschaubar ist – es ist ja ein Riesenunterschied, ob ich Fahrzeuge mit zig verschiedenen Tonnen durch enge Großstadtstraßen fahren muss. Oder ob ich mit einer grauen Tonne das alles mache. Und lediglich das Papier getrennt sammle, weil Papier im Hausmüll, das fault eben. Aber der Kunststoff, der ist komplett intakt, der ist nur schmutzig."
Und damit wertvoller Rohstoff, der nach entsprechender Reinigung und Aufbereitung neuen Kunststoff ersetzen kann. Und das spart im Vergleich zur Neuproduktion eines Kunststoffs fast 70 Prozent CO2.
Allerdings: Besser als recyceln wäre die Vermeidung von Abfall. Oder die Mehrfachverwendung von Verpackungen. Da bleibt das neue Verpackungsgesetz vage: keine konkreten Ziele, keine konkreten Maßnahmen. Und so steigt die Menge des Verpackungsabfalls, die wir alle produzieren, auch in diesem Jahr trotz des neuen Gesetzes vermutlich weiter an.