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Neues Video
Rezo zerstört nicht die Presse

Vor einem Jahr hat der Youtuber Rezo mit seiner Fundamentalkritik an der Regierung für große Aufregung gesorgt. Jetzt kritisiert er in einem einstündigen Video Missstände in der Zeitungsbranche. Schon dass er sein Video "Die Zerstörung der Presse" nennt, sei clever, kommentiert Carsten Pilger.

Von Carsten Pilger |
14.09.2019, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Youtuber Rezo steht vor der Veranstaltung «Knackig kurz statt tiefgründig» im Rahmen des Tags der Bildung 2019« unter dem Motto »«Bildung im digitalen Zeitalter» im Veranstaltungssaal. Die Podiumsdiskussion wurde vom Evangelischen Schulreferat Düsseldorf veranstaltet. Foto: Henning Kaiser/dpa | Verwendung weltweit
Der Youtuber Rezo, hier bei einer Veranstaltung im September 2019. (picture alliance / dpa / Henning Kaiser)
Der Titel ist der erste Clou von Rezos Video: "Die Zerstörung der Presse". Damit weckt er auch das Interesse jener, die Medien generell kritisch sehen und Verschwörungserzählungen glauben - um dann aber erst einmal Verschwörungstheoretiker*innen zu attackieren. Er legt offen, wie sie mit schwammigen Quellen und konstruierten Zusammenhängen Lügen auftischen - um dann zu demonstrieren, wie auch große Medienhäuser mit ähnlichen Methoden operieren.
Und das sind eben leider nicht nur Klatsch- und Tratsch-Blätter über Promis, sondern auch reichweitenstarke Meinungsmacher, etwa die BILD-Zeitung, die behauptete, die Studie des Virologen Christian Drosten über ansteckende Kinder sei "grob falsch - und dafür journalistisch sehr dürftige Belege lieferte. Das ist ein Schlag, der sitzt.
Ansporn, junge Zielgruppe nicht zu enttäuschen
Nein, Rezo zerstört nicht die Presse. Er zeigt, wie rücksichtsloser, auflagen- und quotengetriebener Journalismus die wichtigste Ware einer gesamten Branche zerstört: Vertrauen. Vertrauen in die Wahrhaftigkeit der Berichte.
Rezo erfindet aber auch nicht den Medienjournalismus neu - er dankt im Video medienkritischen Formate wie dem NDR-Magazin ZAPP und Online-Portalen wie Übermedien und dem Bildblog. Der Medienjournalismus - so heißt es immer wieder - sei "Nische". Gerade dass ein reichweitenstarkes Sprachrohr einer jungen Generation seinem Publikum das erzählt, was andere seit Jahren berichten, spricht eben für diese Nische.
Rezo spricht zu einer Zielgruppe, die den Medien gerne vertrauen möchte. Die aber kritisch hinschaut und hohe Ansprüche an guten Journalismus stellt. Dieser hohe Anspruch sollte für uns Journalist*innen Ansporn sein, die junge Zielgruppe der Millenials nicht zu enttäuschen. Denn sonst zerstören wir selbst den Journalismus.