"Deutschland rocks…" - Sichtlich gut gelaunt kam Elon Musk bei seinem Deutschland-Besuch kürzlich doch noch nach Grünheide, auf die Baustelle des geplanten Tesla-Autowerks. Nachdem Journalisten, Fans, aber auch Kritiker lange auf den US-Unternehmer gewartet hatten: "Wir sind froh in Grünheide zu sein und sind für die Unterstützung sehr dankbar."
Grünheide: Das liegt am Rand des idyllischen Berliner Urstromtals, in einer wald- und seenreichen Gegend und in einem Trinkwasserschutzgebiet. Süd-östlich von Berlin, nicht weit von der Stadtgrenze entfernt. Hier, in Brandenburg, will Musk seine – wie er sie nennt – "Gigafactory" bauen. Ab Mitte 2021 sollen bereits die ersten Autos vom Band rollen.
Und Musk will das Werk in Rekordzeit bauen – schneller noch als das Werk im chinesischen Shanghai, das innerhalb von elf Monaten hochgezogen wurde: "Der Grund für dieses Tempo ist einfach: Je schneller uns der Übergang in eine Zukunft mit nachhaltiger Energie gelingt, desto besser ist es für die Welt. Deshalb machen wir es so."
500.000 Elektro-Autos sollen jährlich vom Band rollen
In der ersten Ausbaustufe sei laut Tesla geplant, in Brandenburg jährlich 500.000 Elektro-Autos zu produzieren. Dimensionen, von denen Tesla-Fans begeistert sind: "Es ist atemberaubend. Man kann es sich gar nicht vorstellen, wie riesig das hier alles ist. Es wurde ja gesagt, dass es groß wird, aber dass es so groß wird. Das musste ich mir einfach mal vor Ort anschauen - bevor es fertig wird natürlich."
Doch längst nicht alle jubeln. Anwohner und Umweltschützer stören sich daran, dass Tesla ein Werk mit vorläufigen Genehmigungen bauen darf. Bis jetzt würde immer noch die endgültige Umweltverträglichkeitsprüfung fehlen, moniert Steffen Schorcht von der ortsansässigen Bürgerinitiative. Er ist zugleich Sprecher des neu gegründeten Vereins für Natur und Landschaft in Brandenburg e.V.: "Irgendwann wird man einen Stand haben, dass man sagen wird: Jetzt hat Tesla schon so viel gebaut, der Verlust wäre enorm, das können wir nicht machen. Da hebelt man das Gesetz aus. In der Wahrnehmung der Bürger ist das Gesetzesbeugung."
Kritiker: Tesla stellt seine eigene Regeln auf
Schorcht ist kein klassischer Umweltaktivist, sondern eher der Typ Bürokrat. Er kennt die Gesetze und die örtlichen Gegebenheiten. Tesla, sagt Schorcht, stelle seine eigenen Regeln auf, treibe das Land Brandenburg vor sich her und komme mit immer neuen Forderungen. Er verweist auf vertrauliche Gespräche des US-Unternehmens mit dem Bundesverkehrsministerium, in denen es unter anderem um die Forderung nach einer Gesetzesänderung gehe: Ein Tesla-Zulieferer hat beim zuständigen Landkreis Oder-Spree bereits eine Ausnahmeregelung vom Sonntagsfahrverbot beantragt. Das Bundesverkehrsministerium wollte sich auf Deutschlandfunk-Anfrage dazu jedoch nicht äußern.
Schorcht ist von dem Vorgehen von Tesla nicht überrascht: Elon Musk wolle in Deutschland Fuß fassen, Brandenburg passe ihm da gut ins Konzept. Denn die Politik, sagt er, sei willens, alles zu tun, damit es eine Erfolgsgeschichte werde.
Einer, der das Projekt entscheidend mit vorantreibt: Brandenburgs SPD-Wirtschaftsminister Jörg Steinbach. Anfang September sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass die fehlenden Tesla-Genehmigungen wohl – Zitat – "Mitte Dezember unter Dach und Fach" sein sollten. Ein Vorpreschen, das bei Steffen Schorcht auf wenig Gegenliebe stieß: "Also es ist schon sehr bedenklich, wenn im Vorfeld ein Minister sagt, das wird alles genehmigt. Es heißt immer, das Landesamt für Umwelt ist unabhängig. Wie kann da ein Wirtschaftsminister so vorgreifen. Das ist aus unserer Sicht schon sehr problematisch."
Die Liste der Kritikpunkte an der Tesla-Fabrik ist lang
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke, SPD, kann mit den Vorwürfen wenig anfangen und springt seinem Wirtschaftsminister zur Seite - und verspricht, dass bei dem Großprojekt am Ende alles nach Recht und Gesetz ablaufen werde: "Wenn es eine Klage gegen das Projekt geben sollte, müssen wir auch nachweisen können, dass es nicht nur eine hohe Geschwindigkeit gab, sondern, dass auch rechtlich alles so gelaufen ist, wie es bei solchen Prozessen erforderlich ist."
Man würde das Heft des Handelns sehr wohl in der Hand halten, sagt der Regierungschef. Und: Schon gar nicht lasse man sich von Tesla die Regeln aufzwingen "Wir haben, was das Projekt betrifft, von Anfang an, eine sehr große Vertraulichkeit und Geheimhaltung vereinbart. Und sind damit gut gefahren. Ansonsten würde diese Investition nicht in Brandenburg stattfinden."
Man würde das Heft des Handelns sehr wohl in der Hand halten, sagt der Regierungschef. Und: Schon gar nicht lasse man sich von Tesla die Regeln aufzwingen "Wir haben, was das Projekt betrifft, von Anfang an, eine sehr große Vertraulichkeit und Geheimhaltung vereinbart. Und sind damit gut gefahren. Ansonsten würde diese Investition nicht in Brandenburg stattfinden."
Trotz der Beteuerungen des Ministerpräsidenten ist die Liste der Kritikpunkte an dem Projekt lang: es geht um Waldrodungen, die Zerstörung der Artenvielfalt, aber auch um das zunehmende Verkehrsaufkommen. Laut Antragsunterlagen geht Tesla davon aus, dass täglich 926 zusätzliche LKW-Fahrten und knapp 17.000 PKW-Fahrten auf die Region zukommen. Das könnte erhebliche Auswirkungen auf die Region im Berliner Speckgürtel haben, die sonst als Ausflugs- und Erholungsgebiet dient. Denn zusätzliche Staus, mehr Abgase und Lärm könnten die Menschen erheblich belasten.
Autowerk benötigt so viel Wasser wie eine 30.000-Einwohner-Stadt
Für den meisten Ärger sorgt allerdings der hohe Wasserbedarf, den Tesla für sein Autowerk benötigen wird. Es geht laut Antragsunterlagen um einen jährlichen Bedarf von 1,4 Millionen Kubikmeter Trinkwasser, das in etwa dem Verbrauch einer 30.000 Einwohner-Stadt entspricht. In einer ohnehin trockenen Region sei das viel zu viel, schimpfen Umweltaktivisten. Tesla-Chef Elon Musk kann diesen Unmut nicht verstehen: "Wir sind nicht in einer trockenen Region. Diese Bäume hier würden nicht wachsen, wenn es kein Wasser gäbe. Wir sind nicht in einer Wüste. Ich bin zuversichtlich. Ich denke, dass wir die umweltfreundlichste Fabrik der Welt sind." Benötigt werde das Wasser nach Angaben des US-Autobauers unter anderem für das Presswerk und die Lackiererei.
Und: Es soll dem öffentlichen Trinkwassernetz des Wasserverbands Strausberg-Erkner – kurz WSE - entnommen werden. "Ansonsten ist es natürlich so, dass so ein Großabnehmer wie Tesla auch verantwortungsvoll mit dem Wasser umgehen muss. Da solche Großabnehmer natürlich Auswirkungen auf das gesamte Netz, die Versorgungsinfrastruktur haben", sagt Sandra Ponesky, die Sprecherin des WSE. Sie versichert, dass der Wasserbedarf von Tesla gedeckt werden könne. Perspektivisch bedeute das aber auch, dass die Trinkwasserversorgung in der Region ausgebaut werden müsse.
Auswirkung auf Grundwasserverfügbarkeit ist unklar
Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen: Der Freiburger Wasserexperte Nikolaus Geiler vom Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz schreibt in einer Mail an den Deutschlandfunk: Tesla könnte die ohnehin angespannte Lage der Verfügbarkeit von Grundwasser in der Region durchaus noch weiter verschärfen.
Beim Land Brandenburg hingegen sieht man die Situation deutlich gelassener: "Insgesamt haben wir Vorkommen im Gesamtzusammenhang von 16 Millionen Kubikmeter pro Jahr", sagt Anke Herrmann, Abteilungsleiterin "Wasser und Bodenschutz" im Brandenburger Umweltministerium. Damit sei ausreichend Wasser vorhanden, so ihr Fazit im Umweltausschuss des Brandenburger Landtags. Man brauche daher keine Bedenken haben, dass Tesla der Umgebung das Wasser abgraben würde.
Der Deutschlandfunk hätte gerne auch mit den Verantwortlichen von Tesla selbst gesprochen, um beispielsweise zu erfahren, warum das Unternehmen nicht mit einem geschlossenen Wasserkreislauf arbeite oder warum Schmutzwasser nicht wiederaufbereitet werden könne. Doch trotz mehrfacher Anfragen antwortete Tesla darauf nicht. In einer Mail heißt es lediglich: "Ein Gespräch in Interviewform ist bei Tesla aufgrund der Unternehmensrichtlinien allerdings grundsätzlich nicht möglich."
Für Unverständnis sorgt nun – noch vor der geplanten Inbetriebnahme des Werks im kommenden Jahr – die Bezahlung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es kursiert das Wörtchen "tarif-orientiert", nach dem Tesla zahlen wolle. Für Gewerkschafter zeichnet sich Streit ab: "Zum jetzigen Zeitpunkt muss man leider davon ausgehen, dass es Schwierigkeiten gibt", sagt Stefan Schaumburg, der IG-Metall-Bezirksleiter für Berlin-Brandenburg-Sachsen:
"Das mag ein paar kulturelle Unterschiede geben, aber irgendwann mal muss Tesla zur Kenntnis nehmen, wie hier gearbeitet wird. Wir haben in der Region und im größeren Umkreis mit Volkswagen, mit BMW, mit Porsche, mit Daimler Automobilwerke, die nach Tarifbedingungen entlohnen. Ein Wettbewerb auf Kosten der Beschäftigten, die dann länger arbeiten und eventuell weniger Geld kriegen, das können wir nicht akzeptieren."
"Das mag ein paar kulturelle Unterschiede geben, aber irgendwann mal muss Tesla zur Kenntnis nehmen, wie hier gearbeitet wird. Wir haben in der Region und im größeren Umkreis mit Volkswagen, mit BMW, mit Porsche, mit Daimler Automobilwerke, die nach Tarifbedingungen entlohnen. Ein Wettbewerb auf Kosten der Beschäftigten, die dann länger arbeiten und eventuell weniger Geld kriegen, das können wir nicht akzeptieren."
Tesla ist verschlossen wie Apple, Google oder Facebook
Wer wissen will, wie bei es bei Tesla am Fließband bereits heute zugeht, der muss nach Fremont kommen, wo sich das Hauptwerk des kalifornischen E-Auto-Herstellers befindet. Fremont ist eine Stadt mit gut einer Viertelmillion Einwohner und liegt direkt an der Bucht von San Francisco. Auf der gegenüberliegenden Seite – dem Silicon Valley – gut 25 Kilometer entfernt, hat Tesla seinen Firmensitz.
Gut 10.000 Angestellte arbeiten in der "Tesla Factory", in dem die vier Fahrzeugmodelle des Konzerns gebaut werden. Einige von ihnen trifft man vor den Werkstoren: "Es ist toll, mehr kann ich dazu aber nicht sagen. Sie müssten dazu mit meiner Managerin sprechen." Diese Antwort erhält man von jedem Tesla-Beschäftigten – mit der Presse darf nicht gesprochen werden. Auch über die Pressestelle des Unternehmens bekommt man trotz mehrerer Anfragen wie zuvor schon im Fall der Brandenburger Fabrik keinerlei Antwort. Tesla ist so verschlossen und geheimniskrämerisch wie Apple, Google oder Facebook.
Wer wissen will, wie das Unternehmen tickt, muss mit Freunden und Feinden reden: "Elon Musk ist für mich eine Inspiration, ein großartiger Visionär. Er ist für mich einer der besten Umsetzer, weil er mit seiner Art zu arbeiten, Dinge umsetzt, an die andere nicht glauben oder nicht für möglich halten", sagt Designer André Franco Luis. Der Deutsche hat 2011 bei Tesla angefangen. Zuvor war er bei Volkswagen und BMW. Fünf Jahre lange hat er bei Tesla gearbeitet, bevor er das Unternehmen für ein Start-Up in Los Angeles verließ: "Der Elon ist jemand, der durch dick und dünn geht für das Produkt. Für ihn ist der Kunde das wichtigste. Er ist sich aber auch nicht zu schade, selbst die Hände schmutzig zu machen oder sogar am Band zu schlafen, wenn es wichtig ist, gewisse Fahrzeugqualitäten abzunehmen."
Tesla-Chef will keine Gewerkschaften
Elon Musk, ein Multi-Milliardär, ist als Unternehmenschef zugleich die Galionsfigur von Tesla. Der 49-jährige, gebürtige Südafrikaner mit kanadischer und US-Staatsbürgerschaft gilt als genialer Selbstvermarkter: Nach außen gibt er sich erfinderisch, visionär und umtriebig. Nach innen agiert er aber offenbar mit Härte. Vor allem, wenn es um die Belange der eigenen Mitarbeitenden geht.
Jüngstes Beispiel: der Corona-Lockdown in Kalifornien. Während im Mai Produktionsbetriebe im Bezirk Alameda, also dort wo sich die Tesla-Fabrik befindet, noch nicht wieder öffnen durften, beobachteten TV-Sender, dass sich der Tesla-Firmen-Parkplatz plötzlich wieder füllte - trotz Produktionsverbot. Befreit Kalifornien, twitterte Musk damals. Und setzte sich über das Öffnungsverbot des Bezirkes hinweg. Für den Fall, dass die Polizei ins Tesla-Werk komme, solle man bitte nicht seine Angestellten festnehmen, sondern ihn, verkündete er öffentlichkeitswirksam. Konsequenzen für Tesla: bislang keine.
Rome Aloise ist Chef der Transportgewerkschaft Teamster in der Region. Er steht vor den Werkstoren der Tesla-Fabrik, rein darf er aber nicht. Musk will keine Gewerkschaften. Und diejenigen, die sich bei Tesla dafür stark machen, müssen befürchten, ihren Job zu verlieren: "Aus Gewerkschaftssicht hat er etwas teuflisch Geniales. Wir respektieren ihn für das, was er erreicht hat. Das Diabolische an ihm ist aber, wie er es verhindert hat, dass sich die Arbeiter hier gewerkschaftlich organisieren." Alois behauptet, Musk wolle aus reiner Habgier keine Gewerkschaft. Ein Tesla-Fließband-Arbeiter verdiene umgerechnet nur rund 16 Euro pro Stunde. "Die Fluktuation in dem Werk ist sehr hoch; es sei denn, es gibt nicht genug Arbeit, wie gerade in der Pandemie. Dann bleiben die Leute länger, weil sie keine andere Wahl haben."
Rome Aloise ist Chef der Transportgewerkschaft Teamster in der Region. Er steht vor den Werkstoren der Tesla-Fabrik, rein darf er aber nicht. Musk will keine Gewerkschaften. Und diejenigen, die sich bei Tesla dafür stark machen, müssen befürchten, ihren Job zu verlieren: "Aus Gewerkschaftssicht hat er etwas teuflisch Geniales. Wir respektieren ihn für das, was er erreicht hat. Das Diabolische an ihm ist aber, wie er es verhindert hat, dass sich die Arbeiter hier gewerkschaftlich organisieren." Alois behauptet, Musk wolle aus reiner Habgier keine Gewerkschaft. Ein Tesla-Fließband-Arbeiter verdiene umgerechnet nur rund 16 Euro pro Stunde. "Die Fluktuation in dem Werk ist sehr hoch; es sei denn, es gibt nicht genug Arbeit, wie gerade in der Pandemie. Dann bleiben die Leute länger, weil sie keine andere Wahl haben."
Mehr Arbeitsunfälle bei Tesla als im Rest der Autobranche
Auch die Zahl der Arbeitsunfälle und chronischen Erkrankungen im Tesla-Werk ist nach Berechnungen der Arbeitsschutzorganisation Worksafe im benachbarten Oakland deutlich höher als im Rest der US-Autoindustrie, und zwar um 31 Prozent.
Gewerkschafter Aloise sagt, wer beim benachbarten Bushersteller Gillig am Fließband stehe, der gehe inklusive aller Sozialleistungen mit umgerechnet 59 Euro pro Stunde nach Hause: "Machen wir uns nichts vor: Musk hat hier 10.000 Arbeitsplätze geschaffen, das sorgt für große Steuereinnahmen. Die Leute geben das Geld hier oder in benachbarten Bezirken wieder aus. Das hat großen Einfluss. Gleichzeitig hält er sich nicht ans Gesetz und kommt damit auch noch durch."
Für die Bay Area mit San Francisco und dem Silicon Valley ist ein Produktionsstandort wie der von Tesla wichtig, weil er im Niedrig-Lohn-Sektor Arbeitsplätze bringt. Ungewöhnlich für eine der teuersten Regionen der Welt, in der die hochbezahlten Computerarbeitsplätze von Google und Apple überwiegen. Der Nachteil für die Tesla-Arbeiter: Sie müssen oft über hundert Kilometer weit pendeln, weil sie sich Fremont und Umgebung nicht leisten können.
Für die Bay Area mit San Francisco und dem Silicon Valley ist ein Produktionsstandort wie der von Tesla wichtig, weil er im Niedrig-Lohn-Sektor Arbeitsplätze bringt. Ungewöhnlich für eine der teuersten Regionen der Welt, in der die hochbezahlten Computerarbeitsplätze von Google und Apple überwiegen. Der Nachteil für die Tesla-Arbeiter: Sie müssen oft über hundert Kilometer weit pendeln, weil sie sich Fremont und Umgebung nicht leisten können.
In Kalifornien diktiert Tesla die Bedingungen
Wie man ein Unternehmen wie Tesla führt, hat sich Musk jedenfalls von den Tech-Unternehmen abgeschaut, erklärt der Soziologie-Professor Chris Benner von der University of California, Santa Cruz: "Wie viele Unternehmensgründer in der Tech-Industrie des Silicon Valley, glaubt er, sich an keine Regeln halten zu müssen. Ja, er ist ein Visionär, aber auch jemand, der ständig um sich selbst kreist und einzig auf sich fokussiert ist."
In Kalifornien hat Tesla seine Bedingungen gegenüber Staat und Öffentlichkeit diktiert. Chancen, dass sich in punkto Entlohnung etwas ändert, stehen schlecht. Musk hatte im Mai während des Corona-Lockdowns sogar damit gedroht, das Unternehmen in einen anderen Bundesstaat zu verlagern. Uni-Professor Benner rät deshalb Gewerkschaften und Politikern in Deutschland: "Es wird sehr darauf ankommen, wie stark die Regierung auf die Einhaltung von Vorgaben achtet und wie stark die Gewerkschaften sind. Ich weiß, dass in Deutschland, die Gewerkschaften mächtig sind. Ich hoffe, dass damit die extremen Seiten von Musk abgefedert werden können. Deutschland kann wirtschaftlich von Tesla profitieren, auch ohne, dass die Arbeiter ausgebeutet werden."
Stefan Schaumburg, der IG-Metall Bezirksleiter für Berlin-Brandenburg-Sachsen, hört bei solchen Aussagen genau hin. Er kennt bereits viele Erfahrungsberichte von Tesla-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den USA. Schön klinge das meistens nicht: "Wir haben das Unternehmen mal angeschrieben, Gesprächsangebote gemacht. Darauf wurde schon seit Monaten nicht geantwortet. Jetzt gucken wir mal."
Kritiker werfen Landesregierung Versagen vor
Am Mittwoch (23.09.2020) beginnen im brandenburgischen Erkner, südöstlich von Berlin, die Anhörungen im laufenden Tesla-Genehmigungsverfahren. Damit treffen Kritiker, das Land Brandenburg und Mitarbeiter des Unternehmens erstmals aufeinander. Das sei aber kein Show-Down, sagt Tesla-Kritiker Steffen Schorcht von der Bürgerinitiative. Man habe überhaupt nichts gegen das Unternehmen: "Wir sind nicht fortschrittsfeindlich, wir haben auch keine Abneigung."
Schorcht sagt aber auch: Tesla würde eine ganze Region grundlegend verändern. Und das könne man nicht zulassen. "Wir sehen hier ganz klar ein Versagen der Landesregierung. Man hätte die Fläche nie anbieten dürfen." Das sieht nicht nur Steffen Schorcht so. Auch andere Vereine haben bereits angekündigt, bei weiteren Genehmigungen Rechtsmittel einzulegen. All das hindert Tesla nicht daran, mit rasanter Geschwindigkeit weiter am Projekt zu arbeiten. Viele der Werkshallen stehen schon im Rohbau, demnächst sollen gar die ersten Maschinen kommen.
Schorcht sagt aber auch: Tesla würde eine ganze Region grundlegend verändern. Und das könne man nicht zulassen. "Wir sehen hier ganz klar ein Versagen der Landesregierung. Man hätte die Fläche nie anbieten dürfen." Das sieht nicht nur Steffen Schorcht so. Auch andere Vereine haben bereits angekündigt, bei weiteren Genehmigungen Rechtsmittel einzulegen. All das hindert Tesla nicht daran, mit rasanter Geschwindigkeit weiter am Projekt zu arbeiten. Viele der Werkshallen stehen schon im Rohbau, demnächst sollen gar die ersten Maschinen kommen.
Grünheide sei toll, sagte Elon Musk noch bei seiner Deutschlandvisite Anfang September: "Thanks all for coming. Nice talking." Und verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war.