Maßgeblich initiiert wurde die neue Einrichtung für Sport und Menschenrechte von der Regierung der Schweiz. Seit Jahren hätten Zivilgesellschaft, Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen Kritik an großen Sportanlässen geübt, sagte "Solidar Suisse"-Vorstandsmitglied Johannes Merz in Sport am Sonntag. Es sei deshalb an der Zeit gewesen, dass große internationale Sportverbände, allen voran das IOC, FIFA und UEFA, ihre Politik der Vergabe und Durchführung von Großanlässen ändern.
Ob Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften nach Gründung des Zentrums tatsächlich anders vergeben würden, müsse man jedoch abwarten. "Das wird sich konkret entscheiden an der Politik, die IOC und FIFA an den Tag legen." Letztendlich seien die Sportverbände aufgerufen, Worte auch in die Praxis umzusetzen. In diesem Prozess werde jedoch auch die Zivilgesellschaft weiter die Rolle eines kritischen Beobachters zukommen. "Denn ohne Druck von unten – das haben die vergangenen Jahre gelehrt – bewegt sich nichts", so Merz.
Merz Organisation "Solidar Suisse", die sich unter anderem für faire Arbeit und demokratische Mitbestimmung einsetzt, fordert auch, dass große internationale Sportveranstaltungen Nachhaltigkeitskriterien erfüllen sowie Menschen- und Arbeitsrechte einhalten. Sportverbände hätten schon bei der Vergabe ihrer eigenen Spiele oder Weltmeisterschaften die Möglichkeit zu filtern und ganz klare Zeichen zu setzen, sagte Merz. Über sogenannte Hostverträge könnten die Verbände zudem ihren Einfluss im ausgewählten Land geltend machen.
Konzernverantwortungsinitiative in der Schweiz betrifft keine Sportverbände
In der Schweit wird derzeit die eine "Konzernverantwortungsinitiative" diskutiert, die Unternehmen mit Sitz in der Schweiz verpflichten will, die international anerkannten Menschenrechte und Umweltstandards im In- und Ausland zu respektieren. Merz glaubt jedoch nicht, dass diese Diskussion aktuell auch Auswirkungen auf die dort ansässigen Sportverbände hat. Bisher gehe es in erster Linie nur um Unternehmen. Mittelfristig müsse man jedoch darauf hinarbeiten, den Rechtsstatus beispielsweise der FIFA, die Milliardengewinne mit Fußball-Weltmeisterschaften einspiele, anzupassen, fordert Merz.
In der Schweiz mache sich vermehrt eine Haltung breit, die auch die Image-Schäden sehe - diese gehe mit unethischem Verhalten der ansässigen Unternehmen einher. "Wir werden sehen, wie die Initiative, wenn sie zur Abstimmung kommt, ausgeht."
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