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Neugierig auf Leben

Raumfahrt. - Am Samstag, 16:02 MEZ, soll laut Nasa-Plan das nächste amerikanische Marsfahrzeug "Curiosity" vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral abheben. Der Rover ist wesentlich größer als die beiden Fahrzeuge "Spirit" und "Opportunity", die seit 2004 auf dem Mars sind.

Von Guido Meyer |
    Für diese Landung auf dem Mars hat sich die US-Raumfahrtbehörde Nasa ganz schön was vorgenommen. Es werden keine Airbags sein, die die Landung des Rovers bremsen – denn dazu ist dieser viel zu groß. Stattdessen haben sich die Amerikaner einen "Himmelskran" ausgedacht, einen Sky Crane, der die Sonde auf der Oberfläche des Roten Planeten absetzen soll. Doch die Landung stellt die Ingenieure der Nasa vor eine weitere Herausforderung – richtig zu zielen nämlich. John Grotzinger, Projekt-Wissenschaftler für das MSL am California Institute of Technology.

    "Unser Landegebiet hat die Form einer Ellipse und misst 20 Kilometer im Durchmesser. Das ist sehr ehrgeizig, denn die Landestellen für die bisherigen Mars-Sonden waren sechsmal größer. Nach der Landung bewegen wir uns weiter in Richtung des Gelobten Landes."

    Das "Gelobte Land" ist ein Krater mit dem Namen Gale, in dem auch die Landeellipse liegt. In einem jahrelangen Prozess hat sich dieses Gebiet in Äquatornahe als ideal für das Mars Science Laboratory herausgestellt, wie Jennifer Griffes erläutert, ebenfalls vom CalTech in Pasadena, Kalifornien.

    "Dabei handelt es sich um ein geschlossenes Becken. Wahrscheinlich war dieses Basin früher ein See. Wir hoffen, dass wir dort auf fossile Organismen stoßen. Auf der Erde wird organisches Material an solchen Stellen besonders gut und lange konserviert. Was einmal in ein solches Becken hineingespült wurde, kommt nicht mehr heraus. Das organische Material ist dort regelrecht gefangen. Der Gale-Krater verfügt außerdem über verschiedene Schichten von Silikaten, die wahrscheinlich unter Wasser-Einwirkung entstanden sind. Und nach Wasser suchen wir."

    Wasser gilt als Grundbedingung für Leben, wie wir es kennen – auf der Erde und auf dem Mars. Nach Fotos verschiedener Sonden in Mars-Umlaufbahnen zu urteilen, scheint es heute noch in flüssiger Form auf der Oberfläche vorzukommen. Mit Sicherheit sei es aber früher einmal präsent gewesen, glaubt Richard Cook, Vize-Manager des MSL-Programms.

    "Auch wenn sich Mars heute als trockene und öde Landschaft präsentiert, muss das nicht immer so gewesen sein. Vielleicht gibt es dort sogar heute noch flüssiges Wasser. Es dürfte aber schwierig werden, es nachzuweisen. Auf der Erde gab es die ersten Organismen vor rund 3,5 Milliarden Jahren. Zu ungefähr dieser Zeit dürfte auch der Mars feuchter und wärmer gewesen sein. Wir wollen Spuren von Leben finden, das vielleicht zu dieser Zeit, vor 3,5 Milliarden Jahren, dort entstanden ist."

    Im Landekrater Gale ist der Boden schichtenförmig aufgebaut. Die unteren geologischen Formationen sind also in der Regel älter als die darüber. Das mobile Mars-Labor soll den Ablauf der Schichtungen rekonstruieren können, auch wenn es keinen absoluten zeitlichen Bezugspunkt gibt wie auf der Erde. Und dazu soll es auch schon mal Berge erklimmen, wie Jim Green erläutert, der Direktor der Abteilung für Planetenwissenschaften bei der Nasa.

    "Der Gale-Krater bietet einerseits durch sein ebenes Gelände eine halbwegs sichere Landestelle. Und andererseits kann der Rover in ihm lange Strecken zurücklegen und dabei sogar den Berg in der Mitte des Kraters erklimmen. Während des Aufstiegs wird er Bodenproben entnehmen und die verschiedenen geologischen Schichten des Bergs untersuchen. Dies sollte uns Hinweise auf den Verbleib des Wassers und eine mögliche Bewohnbarkeit des Planeten liefern."

    Das Mars Science Laboratory mit dem Namen Curiosity wiegt fast eine Tonne und ist fast sechsmal so groß wie die letzten Mars-Rover Spirit und Opportunity. Damit erreicht es die Größe eines Mini-Coopers. Seine Ausmaße ermöglichen es MSL, weitere Strecken zurückzulegen. Die Nasa rechnet mit mindestens 20 Kilometern. Dabei hat der Rover zehn Instrumente an Bord, die mit 100 Kilogramm wissenschaftlichen Experimenten. Im August soll MSL sein Ziel erreichen und dann damit beginnen, seinem Namen - "Neugier" - Ehre zu machen.