Auf dem Theater bräuchten beide Teile von Goethes "Faust" mehr als zwanzig Stunden Spielzeit und mehr als doppelt so viele Akteure. Phillip Humm benötigt dafür in seinem Kunst-Film "The Last Faust" nur 22 Schauspieler und 148 Minuten. Zum Video on Demand auf diversen Streaming Plattformen kommen aber noch Gemälde, Fotografien, Zeichnungen und eine Novelle. Der Faust des ehemaligen Chefs von Vodafone Europe ist ein Gesamtkunstwerk.
Bei Humm ist Faust ein CEO, Schöpfer künstlicher Intelligenz und mit dem klassischen Dilemma des nach Wissen Strebendem geschlagen. Er ist klug, vernünftig, aber unglücklich und läßt sich auf einen Pakt mit dem Teufel ein.
CEO wird Künstler
Der studierte Betriebswirt hatte schon immer eine Passion für die Kunst, wurde aber an der Berliner Akademie abgelehnt. Erst Mitte seines fünften Lebensjahrzehnts wagte er den Aus- und Umstieg. Der Faust-Mythos ist für ihn ein aktuelles Thema: "Wenn sie sehen, was wir heute machen in unserer Technologiegesellschaft - nehmen sie das Thema Künstliche Intelligenz oder Bionics - dann gehen wir jeden Tag diesen Pakt mit dem Teufel ein." Die Risiken des Fortschritts würden vergessen, so Philipp Humm
Faust beim Rave
Statt in Auerbachs Keller wird "The Last Faust" ins Berghain geführt, an Stelle des Osterspaziergangs tritt der Rave. "Es ist unsere Geschichte", heißt es im Film und so wünscht sich Humm auch beim menschlichen Umgang mit Wissen und Technologie ein Warnschild "Handle with care", vorsichtig damit umgehen.
Wir haben noch länger mit Philipp Humm gesprochen –
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