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Neuland
Aufräumen nach dem Fleischskandal

Neuland verspricht Qualitätsfleisch aus besonders artgerechter Haltung. Doch im Sommer 2014 kamen Betrugsvorwürfe auf: Es wurde Fleisch unter dem Neuland-Siegel verkauft, das nicht aus zertifizierter Tierhaltung stammte. Nun will der Verein alles dafür tun, damit das nicht wieder passiert.

Von Anja Nehls |
    Ein Schwein steht in Quickborn auf einem Neuland-Hof im Stroh und schaut durch die Gitterstäbe.
    Geplant sind härtere Kontrollen in den Betrieben. (picture alliance / dpa / Philipp Schulze)
    Der Skandal vom Sommer hat bei Neuland für Umsatzeinbußen gesorgt. Jetzt soll verloren gegangenes Vertrauen zurückgewonnen werden. Eine Dame hat gerade in der Neuland Fleischerei in Berlin Zehlendorf ein Kilogramm Schweinekotelett für rund 10 Euro gekauft. Sie kommt weiter zu Neuland, weil ihr eine artgerechte Tierhaltung wichtig ist.
    "Ich habe nachgefragt und die haben das als Einzelfallsituation dargestellt, dass es sich selbstverständlich nicht wiederholen würde, auch nicht wiederholen könnte. Ich hoffe jetzt, dass das der Wahrheit entspricht, denn letztendlich habe ich natürlich wenig Möglichkeiten, den Weg des Fleisches, das ich auf meinen Teller tue wirklich bis zum lebenden Tier zurückzuverfolgen."
    Nachdem im Sommer Hähnchenfleisch als Neuland Fleisch verkauft worden ist, das nicht aus Neuland zertifizierter Tierhaltung stammte, will der Verein jetzt alles dafür tun, damit sich so etwas nicht wiederholt. Träger von Neuland sind der Deutsche Tierschutzbund, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland. Alle zusammen haben jetzt schärfere Kontrollen beschlossen, sagt Jochen Dettmer, der Geschäftsführer von Neuland.
    "Ganz konkret werden wir sehr detailliert die Warenflüsse überprüfen, was wir vorher in dieser Tiefe nicht kontrolliert haben, das heißt, was Warenausgänge und Eingänge für alle Stufen der Vermarktung vom Tierzukauf bis in die Vermarktung in den Fleischerfachgeschäften angeht."
    Schärfere Überwachung geplant
    Circa 200 Betriebe sind in Deutschland Mitglied bei Neuland. Sie dürfen keine Massentierhaltung betreiben, die Tiere nicht anbinden und müssen ihnen Auslauf im Freien bieten. Die Premiumstufe des Tierschutzlabels soll in Zukunft auch für die Neuland Betrieben gelten, sagt Thomas Schröder vom Tierschutzbund. Ab jetzt werden auch die Betriebe schärfer überwacht:
    "Wir haben zum einen die Minimalvorschrift einer unangemeldeten Kontrolle pro Jahr auf jedem Hof. Wenn wir feststellen, da ist irgendwas unklar, ohne dass es schon ein regulärer Verstoß ist, wird sofort eine Beratung angesetzt und dem Landwirt geholfen und nachgeprüft. Ist es ein Verstoß gegen K. O.-Kriterien, nehmen wir die Platzdichte, nehmen wir Amputationen am Tier, wo etwas passiert was nicht sein darf, dann wird der Betrieb sofort gesperrt für die Vermarktung, und zwar durch die externe Kontrolle und dann wird der weitere Sanktionsweg geklärt. Bei leichten Verstößen muss man schauen, wie man damit umgeht, was sind die Gründe dafür und dann leisten wir eine Beratung bei Neuland. Und wichtig ist, sobald Verstöße sichtbar werden, erhöhen wir die Kontrolldichte durch unangemeldete Risikokontrollen, damit wir den Betrieb auch nach einem Vorfall weiter im Blick behalten können."
    Bessere Überwachung kostet allerdings auch mehr Geld. Es wäre also möglich, dass das Neuland-Fleisch für die Verbraucher in Zukunft auch teurer wird, meint Thomas Schröder:
    "Natürlich ist das eine schwierige Frage der Positionierung im Sortiment, was Preisabstände betrifft. Und für uns gehört dazu, dass der Verbraucher entscheidet, wenn er Fleisch essen will, sich sicher sein will, dass es dem Tier gut ging, dafür muss er mehr Geld bezahlen, das müssen wir deutlich machen. Aber er wird nur bereit sein, mehr zu zahlen, wenn er das Vertrauen hat in das Produkt."
    Das Bio-Label macht Neuland inzwischen mächtig Konkurrenz. Die Richtlinien von Neuland sind vielfach übernommen worden. Neuland schreibt darüber hinaus auch regionale Futtermittel vor, ist aber kein Bioprodukt. Viele Neuland Betriebe können die Bio-Richtlinien, was zum Beispiel die Flächenbestimmungen betrifft, nicht erfüllen. Verkauft wird das Neuland-Fleisch bisher ausschließlich über Fleischereifachgeschäfte und Kantinen. Um in Zukunft konkurrenzfähig zu sein, kann sich der Verein auch eine Vermarktung über Regionalmärkte wie Rewe oder Edeka vorstellen.