"Es gibt keine Heinzelmännchen, die die kontaminierten Gebiete reinigen werden. Das müssen die Menschen machen."
Jun Ichiro Tada ist Direktor der japanischen Nichtregierungsorganisation Radiation Safety. Seit Wochen sind er und seine Kollegen auf den Ackerflächen der Präfektur Fukushima unterwegs. Unter anderem arbeitet er in Iitate, einem Dorf etwa 40 Kilometer von den Reaktoren entfernt. Dort hatten Mitte März Schneefälle dafür gesorgt, dass die Belastung so hoch ist wie in weiten Teilen der Sperrzone um den Havaristen. Geschieht nichts, wäre das Land auf Jahrzehnte unbrauchbar:
"In dieser Region leben die Menschen vor allem von der Landwirtschaft, so dass wir versuchen müssen, die Felder zu dekontaminieren."
Weil fruchtbarer Boden rar ist und auch wegen der anfallenden Abfallmengen, sollte nicht mehr als nötig abgetragen werden.
"Wir haben im Labor Bodenproben genommen und untersucht, in welcher Tiefe sich das Cäsium im Boden befindet: Weil sich das radioaktive Cäsium an die Tonminerale im Boden anlagert, steckt es in den obersten zwei oder drei Zentimetern fest. Es reicht also, wenn wir versuchen, diese obersten zwei, drei Zentimeter von den Feldern abzuschälen."
Nur Reisfelder müssten tiefer abtragen werden, erklärt Jun Ichiro Tada: fünf Zentimeter mindestens, weil das Radiocäsium durch das in den Boden eingearbeitete Reisstroh tiefer eindringen kann. Das Problem bei dieser Methode: Maschinen arbeiten nicht so fein, deshalb müsste vieles in Handarbeit passieren. Die Gefahr, dass die Menschen dabei Radionuklide einatmen, ist hoch. Um das zu verhindern, hat einer der Kollegen Tadas einen Nahrungszusatz aus der Eiscremeproduktion zweckentfremdet:
"Es lässt sich also sicher auf einem Bauernhof einsetzen. Wir haben es auf den Boden gesprüht, die oberste Schicht verfestigte sich, und wir konnte sie abschälen. Je nachdem, wie flüssig wir das Mittel machen, dringt es mehr oder weniger tief ein."
Es gibt auch andere Vorschläge, etwa der des Landwirtschaftsministeriums, das Land mithilfe von Pflanzen wie Sonnenblumen zu dekontaminieren. Doch davon hält Agrarwissenschaftlerin Tonoko Yankanichi von der Universität von Tokio nicht viel:
"Wir glauben nicht, dass es funktioniert. Normalerweise wird eine Pflanzensanierung eingesetzt, um Schwermetalle aus dem Boden zu holen: Man lässt die Pflanzen wachsen, wirft sie fort und reinigt so den Untergrund. Beim radioaktiven Cäsium funktioniert das nicht. Es bindet sich viel zu fest an die Tonpartikel, und das meiste bleibt im Boden zurück. Wir profitieren also kaum, müssen aber die schwach kontaminierten Pflanzen behandeln. Es dauert viel zu lange, ehe sich ein Effekt zeigt. Aber wenn sich die Leute dann besser fühlen, kann man es machen."
Durch die Dekontaminierungsbemühungen entsteht jedoch auf jeden Fall ein neues Problem: ein Berg strahlenden Abfalls:
"Wir brauchen ein großmaßstäbliches Endlager, das mehrere Millionen Tonnen aufnehmen kann. Vielleicht sollten wir dazu ein großes Tal mit besonders quellfähigen Tonmineralen abdichten und den Abfall aus der Flächendekontamination dort einlagern. Eine weitere Tonschicht oben auf dem Lager könnte verhindern, dass Regen eindringt. Da sich das Cäsium fest an Tonminerale anlagert, dürfte es nicht entweichen. Allerdings müssten wir Wasser, das eventuell aus dieser Deponie heraussickert, überwachen. Zur Abschirmung trägt man dann noch eine dicke Erdschicht auf."
Derzeit gibt es noch nicht einmal ein geordnetes Zwischenlager. Der strahlende Abfall landet auf dem Hinterhof oder wird irgendwo vergraben.
Zur Sendereihe "Katastrophen in Japan"
Jun Ichiro Tada ist Direktor der japanischen Nichtregierungsorganisation Radiation Safety. Seit Wochen sind er und seine Kollegen auf den Ackerflächen der Präfektur Fukushima unterwegs. Unter anderem arbeitet er in Iitate, einem Dorf etwa 40 Kilometer von den Reaktoren entfernt. Dort hatten Mitte März Schneefälle dafür gesorgt, dass die Belastung so hoch ist wie in weiten Teilen der Sperrzone um den Havaristen. Geschieht nichts, wäre das Land auf Jahrzehnte unbrauchbar:
"In dieser Region leben die Menschen vor allem von der Landwirtschaft, so dass wir versuchen müssen, die Felder zu dekontaminieren."
Weil fruchtbarer Boden rar ist und auch wegen der anfallenden Abfallmengen, sollte nicht mehr als nötig abgetragen werden.
"Wir haben im Labor Bodenproben genommen und untersucht, in welcher Tiefe sich das Cäsium im Boden befindet: Weil sich das radioaktive Cäsium an die Tonminerale im Boden anlagert, steckt es in den obersten zwei oder drei Zentimetern fest. Es reicht also, wenn wir versuchen, diese obersten zwei, drei Zentimeter von den Feldern abzuschälen."
Nur Reisfelder müssten tiefer abtragen werden, erklärt Jun Ichiro Tada: fünf Zentimeter mindestens, weil das Radiocäsium durch das in den Boden eingearbeitete Reisstroh tiefer eindringen kann. Das Problem bei dieser Methode: Maschinen arbeiten nicht so fein, deshalb müsste vieles in Handarbeit passieren. Die Gefahr, dass die Menschen dabei Radionuklide einatmen, ist hoch. Um das zu verhindern, hat einer der Kollegen Tadas einen Nahrungszusatz aus der Eiscremeproduktion zweckentfremdet:
"Es lässt sich also sicher auf einem Bauernhof einsetzen. Wir haben es auf den Boden gesprüht, die oberste Schicht verfestigte sich, und wir konnte sie abschälen. Je nachdem, wie flüssig wir das Mittel machen, dringt es mehr oder weniger tief ein."
Es gibt auch andere Vorschläge, etwa der des Landwirtschaftsministeriums, das Land mithilfe von Pflanzen wie Sonnenblumen zu dekontaminieren. Doch davon hält Agrarwissenschaftlerin Tonoko Yankanichi von der Universität von Tokio nicht viel:
"Wir glauben nicht, dass es funktioniert. Normalerweise wird eine Pflanzensanierung eingesetzt, um Schwermetalle aus dem Boden zu holen: Man lässt die Pflanzen wachsen, wirft sie fort und reinigt so den Untergrund. Beim radioaktiven Cäsium funktioniert das nicht. Es bindet sich viel zu fest an die Tonpartikel, und das meiste bleibt im Boden zurück. Wir profitieren also kaum, müssen aber die schwach kontaminierten Pflanzen behandeln. Es dauert viel zu lange, ehe sich ein Effekt zeigt. Aber wenn sich die Leute dann besser fühlen, kann man es machen."
Durch die Dekontaminierungsbemühungen entsteht jedoch auf jeden Fall ein neues Problem: ein Berg strahlenden Abfalls:
"Wir brauchen ein großmaßstäbliches Endlager, das mehrere Millionen Tonnen aufnehmen kann. Vielleicht sollten wir dazu ein großes Tal mit besonders quellfähigen Tonmineralen abdichten und den Abfall aus der Flächendekontamination dort einlagern. Eine weitere Tonschicht oben auf dem Lager könnte verhindern, dass Regen eindringt. Da sich das Cäsium fest an Tonminerale anlagert, dürfte es nicht entweichen. Allerdings müssten wir Wasser, das eventuell aus dieser Deponie heraussickert, überwachen. Zur Abschirmung trägt man dann noch eine dicke Erdschicht auf."
Derzeit gibt es noch nicht einmal ein geordnetes Zwischenlager. Der strahlende Abfall landet auf dem Hinterhof oder wird irgendwo vergraben.
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