Liste veröffentlicht
Neun afrikanische Länder unter den zehn "am meisten vernachlässigten" Flüchtlingskrisen

Auf dem afrikanischen Kontinent gibt es derzeit die meisten Flüchtlingskrisen mit der weltweit geringsten Beachtung. Das geht aus einer Liste hervor, die die Organisation "Norwegian Refugee Council" veröffentlicht hat. Die Organisation warnte vor Leid und wachsender Instabilität durch vergessene und unterfinanzierte Fluchtkrisen in Afrika.

    Fatimata Ourba sitzt mit ihren vier Kindern, anderen Familienmitgliedern und Nachbarn auf einem blauen Plastikstuhl und guckt in die Kamera. Sie ist geflüchtet aus der Sahel-Region, lebt jetzt aber in in Pazani - ein Viertel im Norden von Ouagaodougou.
    Binnen-Flüchtlinge in Burkina Faso (Katrin Gänsler)
    An der Spitze der Liste von zehn Staaten steht wie im vergangenen Jahr Burkina Faso. Dort gibt es demnach inzwischen rund zwei Millionen Binnenflüchtlinge, gleichzeitig werde der Zugang für Journalisten und Hilfsorganisationen wird immer schwieriger, heißt es in dem Bericht. Bis zu zwei Millionen Menschen seien zudem in Orten gefangen, die unter der Blockade von islamistischen Terrormilizen stünden.

    Burkina Faso vor Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo

    An zweiter Stelle steht Kamerun, noch vor der Demokratischen Republik Kongo. In Kamerun schwelt seit sieben Jahren ein gewalttätiger Konflikt zwischen dem von französischsprachigen Eliten dominierten Zentralstaat und Separatisten in den englischsprachigen Regionen im Westen an der Grenze zu Nigeria. Dort grenzt das Land auch an den Tschadsee, wo es einen durch Klimaveränderungen angeheizten Konflikt mit islamistischen Terrormilizen gibt. 
    In der Demokratischen Republik Kongo gilt der Osten als eine der gefährlichsten Regionen der Welt. Seit einem Vierteljahrhundert begehen Dutzende bewaffnete Gruppen hier immer wieder Anschläge. Nach UNHCR-Angaben waren im April 7,2 Millionen Menschen im Land als Vertriebene auf der Flucht sowie eine weitere Million im Ausland.

    Nur ein nicht-afrikanisches Land auf der Liste

    Auf der Liste der Staaten finden sich zudem Mali, der Niger, Honduras, der Südsudan, die Zentralafrikanische Republik, der Tschad und schließlich der Sudan. In vielen der west- und zentralafrikanischen Länder hat das Militär geputscht und die Staaten schotten sich zunehmend von ihren westlichen Partnern ab. Das einzige nicht-afrikanische Land auf der Liste ist der mittelamerikanische Staat Honduras, der mit Gewalt, organisiertem Verbrechen und Bandenkriminalität kämpft.

    "Die Welt ist weder schockiert noch zum Handeln verpflichtet"

    Der Generalsekretär des Norwegian Refugee Councils, Egeland, sagte, die gänzliche Vernachlässigung geflüchteter Menschen sei zur neuen Normalität geworden. Die lokalen politischen und militärischen Eliten ignorierten das Leid, das sie verursachten, und die Welt sei weder schockiert noch zum Handeln verpflichtet.
    Das UNO-Flüchtlingshilfswerk zählte allein in der Region West- und Zentralafrika mehr als zwölf Millionen Flüchtlinge und Vertriebene. Dazu kommen noch die angrenzenden Konfliktstaaten Sudan und Demokratische Republik Kongo, wo zusätzliche 14 Millionen Menschen innerhalb der Länder und weitere Hunderttausende in andere Nachbarstaaten geflohen sind. 

    "Junge Menschen wollen Zugang zu Bildung"

    Der Großteil der Menschen sucht nach Angaben des UNHCR innerhalb der eigenen Landesgrenzen Schutz, viele von ihnen seien Landwirte und Hirten, die sich an ihr Land gebunden fühlten und nicht weiter fliehen wollten. Der Regionaldirektor des IUNHCR, Kondé, warnte, das Risiko seien die jungen Menschen. Sie wollten Zugang zu Bildung. Wenn sie das in den Aufnahmeorten nicht fänden, gebe es das Risiko, dass sie weiterziehen. Das seien auch die Menschen, die sich gezwungen sähen, Grenzen zu überqueren.
    Diese Nachricht wurde am 04.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.