Für die meisten Menschen spielen Fakten eine untergeordnete Rolle, wenn es um politische Entscheidungen geht. Das sagt die Neurolinguistin Elisabeth Wehling von der Universität Berkeley, die das menschliche Denken erforscht. Was zählt sei das Verständnis von Familie und Erziehung.
"Wer Familienideale hat, nach denen man die Kinder eher streng erziehen soll, der ist in der Politik eher konservativ. Hat man Familienideale, nach denen man seine Kinder eher fürsorglich erzieht - viel Empathie, viel Verständnis - klar, dann landen wir bei progressiver Politik und eher linkspolitischem Wahlverhalten."
Nach dieser sogenannten "Moral Politics Theory" übertragen Menschen ihre Familienwerte auf die Politik. Denn das Gehirn hat beim Nachdenken über Politik zunächst keinen direkten Zugang. Sie kann weder gefühlt noch geschmeckt werden. Der Bezug vermittelt sich über die Familie als kleine soziale Gruppe. Was hier als richtig oder falsch gilt, wird auf die Gesellschaft übertragen.
"Wer Familienideale hat, nach denen man die Kinder eher streng erziehen soll, der ist in der Politik eher konservativ. Hat man Familienideale, nach denen man seine Kinder eher fürsorglich erzieht - viel Empathie, viel Verständnis - klar, dann landen wir bei progressiver Politik und eher linkspolitischem Wahlverhalten."
Nach dieser sogenannten "Moral Politics Theory" übertragen Menschen ihre Familienwerte auf die Politik. Denn das Gehirn hat beim Nachdenken über Politik zunächst keinen direkten Zugang. Sie kann weder gefühlt noch geschmeckt werden. Der Bezug vermittelt sich über die Familie als kleine soziale Gruppe. Was hier als richtig oder falsch gilt, wird auf die Gesellschaft übertragen.
Familienideale in Deutschland besonders prägend
"Wenn man das vergleicht mit anderen Ländern, zum Beispiel mit Amerika, haben wir gesehen, dass in Deutschland die Familienideale ein stärkerer Indikator sind für die politische Ausrichtung, als das zum Beispiel in Amerika der Fall ist. Das ist zunächst mal überraschend, weil man denkt, in Amerika ist Familie ein Dauerthema und wird politisiert. Aber nein - in Deutschland ist dieser Effekt viel stärker."
Laut Elisabeth Wehlings Analysen befürworten etwa 30 Prozent in Deutschland einen fürsorglichen Erziehungsstil. Fürsorgliche Erziehung bedeutet: Einfühlungsvermögen steht im Vordergrund. Die Autorität der Eltern entsteht durch Liebe statt Strafe. Das Ziel: Selbstbestimmung und Kooperation für ein Miteinander in der Gesellschaft.
Laut Elisabeth Wehlings Analysen befürworten etwa 30 Prozent in Deutschland einen fürsorglichen Erziehungsstil. Fürsorgliche Erziehung bedeutet: Einfühlungsvermögen steht im Vordergrund. Die Autorität der Eltern entsteht durch Liebe statt Strafe. Das Ziel: Selbstbestimmung und Kooperation für ein Miteinander in der Gesellschaft.
Mit dieser Erziehungsmethode können sich die Grünen-Wähler Kai und Judith Elmendorf gut identifizieren. Sie haben zwei kleine Töchter.
"Ich bin mit Strenge bisher nicht weit gekommen, sondern eher mit der langen Leine."
"Ich bin mit Strenge bisher nicht weit gekommen, sondern eher mit der langen Leine."
Lange Leine oder strenge Hand
Dass die lange Leine der falsche Weg ist, das glauben laut Wehling etwa 30 Prozent der deutschen Stichprobe. Sie würden es bevorzugen, ihre Kinder mit strenger Hand zu starken Persönlichkeiten zu erziehen. Selbstdisziplin und das Einhalten von Regeln sind beim strengen Erziehungstil wichtig. Das Leben - betrachtet als Wettbewerb. CDU-Wähler Detlev und Kristina Wagner würden sich selbst nicht als streng bezeichnen. Auch wenn sie Wert auf Prinzipien legen.
"Wir sind relativ schnell, dass wir etwas sehen und das wir sagen, mach das nicht. Und dann sind wir da auch konsequent an der Stelle."
"Wir sind relativ schnell, dass wir etwas sehen und das wir sagen, mach das nicht. Und dann sind wir da auch konsequent an der Stelle."
Wechselwähler kombinieren auch in der Erziehung Wertvorstellungen
Fürsorgliche und strenge Wertvorstellungen kombinieren laut Studie etwa 20 Prozent der Deutschen. Diese seien oft ideologisch hin- und hergerissen.
"Das sind Ihre typischen Wechselwähler. Das ist diese politische Mitte, die jeder versucht in Wahlkämpfen anzusprechen."
Die Bürger ansprechen, das sollten Politiker laut Wehling besser nicht mit Fakten, sondern mit Werten.
"Wenn Sie bei einem Experiment Menschen mit Fakten konfrontieren - dass ein Kandidat ihnen eine Steuererleichterung verspricht oder die Umwelt besser schützt - dann sind sie wenig bewegbar. In dem Moment, wo Sie sagen, dieser Kandidat steht für eine fürsorgliche Politik oder der Kandidat sagt ihnen, dass wir mehr Strenge brauchen - da holen Sie die Menschen ab."