Leon Draisaitl hat in seinen sechs NHL-Jahren schon so einiges erlebt. Doch jetzt gibt es für den deutschen Eishockey-Star der Edmonton Oilers gleich eine doppelte Premiere. Eishockey mitten im Hochsommer - und Leben in einem abgeschotteten Hotelkomplex in Edmonton - obwohl Draisaitl ein eigenes Haus in der Stadt hat.
"Ich glaube, dass beides ein bisschen ungewohnt ist, aber im Endeffekt gibt’s halt ein großes Ziel für alle und sitzt auch jeder im gleichen Boot hier. Von daher glaube ich, dass Ausreden halt einfach nicht helfen zurzeit. Man muss halt einfach damit leben können und, ich glaube, das machen wir ganz gut bis jetzt.
"Ich glaube, dass beides ein bisschen ungewohnt ist, aber im Endeffekt gibt’s halt ein großes Ziel für alle und sitzt auch jeder im gleichen Boot hier. Von daher glaube ich, dass Ausreden halt einfach nicht helfen zurzeit. Man muss halt einfach damit leben können und, ich glaube, das machen wir ganz gut bis jetzt.
Nach monatelanger Pause wird die Saison fortgesetzt
Die NHL kehrt nach viereinhalb Monaten Corona-Pause auf’s Eis zurück, setzt ihre Saison mit den Playoffs fort - und zwar in Kanada, wo die Pandemie weitaus weniger verbreitet ist als in den USA. Gespielt wird - unter strengen Hygieneauflagen - mit je zwölf Mannschaften in Toronto und Edmonton. Die Halbfinals sowie die Endspielserie werden dann ausschließlich in Edmonton ausgetragen. Und so würden die Zuschauer diese Stadt auch mal sehen, wenn alles grün ist, wie es im US-Fernsehen hieß. Denn für gewöhnlich sei Edmonton während der Eishockey-Saison eben meistens weiß, wegen all des Schnees.
"We don’t often get a chance to see it much in the summer. But there it is. A lot of green showing. A lot of times it’s very white when we are there with the snow and everything."
"We don’t often get a chance to see it much in the summer. But there it is. A lot of green showing. A lot of times it’s very white when we are there with the snow and everything."
Für Draisaitl und Co ist der Neustart ein Heimspiel. Doch in der Arena ist vieles nicht mehr so, wie es das Team gewohnt ist. Gespielt wird ohne Zuschauer, die Akustik ist somit eine völlig andere und die Oilers dürfen nicht mal ihre eigene Kabine benutzen. Draisaitl fühlt sich ein wenig fremd in heimischer Halle.
"Der Heimvorteil, den gibt’s eigentlich überhaupt nicht - dadurch, dass alles sehr, sehr fair gehalten wird, was natürlich auch richtig so ist. Und ich weiß nicht, ob, dass wir das Eis kennen, ein großer Vorteil jetzt ist."
Das Eis, auf dem er in dieser Saison geglänzt hat, wie noch nie.
"And Draisaitl bury’s it for a three two win."
"And that’s a huge goal from Mister Leon Draisaitl. That’s his eight goal in the last six games."
"Draisaitl scores. Overtime winner."
Draisaitl einer drei Finalisten bei der "MVP"-Wahl
Als erster Deutscher wurde Draisaitl Topscorer in einer Nordamerikanischen Profiliga, war in 71 Spielen an 110 Toren der Oilers beteiligt. Zudem ist er einer der drei Finalisten für die Wahl "MVP", also dem wertvollsten Spieler der Saison. Eishockey-Legende Wayne Gretzky betonte im NHL-Fernsehen, dass der Deutsche für ihn der Favorit sei: "Leon is probably the frontrunner for most valuable player in the NHL."
"Natürlich ist das eine große Ehre und gewissermaßen bin ich da natürlich da auch stolz drauf. Aber das große Ziel ist natürlich der Stanley Cup. Da ist jetzt einfach mein Gedanke nur dabei und ich freue mich natürlich, dass es jetzt endlich wieder losgeht."
Beim Neustart geht es auch um die Black-Lives-Matter-Debatte
Erster Gegner sind die Chicago Blackhawks. Doch beim Neustart geht es nicht nur um Eishockey. Sport und Sportler sind in den vergangenen Wochen mehr denn je auch zu Sprachrohren geworden. Der Tod von George Floyd hat weltweit zu Protesten geführt. Er hat vor allem die USA wachgerüttelt, sensibilisiert und mobilisiert. Es ist eine Debatte entstanden, die zwar schon seit Jahren immer mal wieder geführt wurde - aber nie mit solchem Nachdruck, solcher Ausdauer und einer solchen Lautstärke wie jetzt. Black Lives Matter ist der Inbegriff für die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit geworden.
Draisaitl sagt dazu: "Natürlich habe ich das alles verfolgt. Von jedem Menschen das Leben ist genau gleichwertig und jeder sollte auch so behandelt werden. Nation oder was auch immer - das darf keine Rolle spielen."
Draisaitl sagt dazu: "Natürlich habe ich das alles verfolgt. Von jedem Menschen das Leben ist genau gleichwertig und jeder sollte auch so behandelt werden. Nation oder was auch immer - das darf keine Rolle spielen."
Arm in Arm statt Kniefall
Die NHL, die sich bislang beim Thema Rassismus stets zurückgehalten hat, war diesmal geschlossen wie nie. Alle 31 Team haben sich in Pressemitteilungen dazu geäußert - auch zu Black Lives Matter. Doch in den Testspielen vor dem Saisonstart hätte der Unterschied zur NBA größer nicht sein können. Während die Basketballer bei ihrem Neustart in Orlando während der Hymne geschlossen niederknien, stehen die Eishockeyprofis der Nashville Predators und Dallas Stars gemeinsam Arm in Arm.
Die beiden Kapitäne der Teams, erklärt TV-Kommentator Willy Daunic, hätten miteinander gesprochen und entschieden, dieses Zeichen von Verbundenheit im Kampf für Gleichberechtigung zu setzen: "Predators captain Roman Josi and Stars’ captain Jamie Benn met and decided that the two teams would intermingle on the two blue lines as you saw, together, arm in arm during the national anthems as a sign of solidarity toward racial equality."
NHL tut sich mit unmissverständlichen Gesten schwer
Andere Teams standen ebenfalls Arm in Arm, doch niemand kniete. Eric Trump nutzte das für einen Tweet. "Vielen Dank, @NHL", schrieb der Sohn des US-Präsidenten und setzte darunter den Hashtag #Standing sowie drei US-Flaggen-Emojis.
Trump hat sowohl Zuspruch als auch reichlich Kritik für seinen Tweet bekommen. Das Beispiel zeigt, dass die Solidarisierung von Sportligen mit Black Lives Matter nicht bei allen Fans gut ankommt – und sich die NHL auch deswegen schwer tut, den Pressemitteilungen weitere deutliche, unmissverständliche Taten folgen zu lassen.
Zwar wurde die Hockey Diversity Alliance HDA gebildet, ein Bündnis für Vielfalt. Doch Evander Kane, schwarzer NHL-Profi und einer der führenden Köpfe der HDA, hat bereits kritisiert, dass alle an Liga-Boss Gary Bettman gemachten Vorschläge zum Thema Black Lives Matter bislang ignoriert wurden.