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Neven Subotic zum Bundesliga-Neustart
"Wir Spieler wurden informiert, nachdem alle Entscheidungen gefallen sind"

Beim Konzept zum Neustart der Bundesliga hätten die Spieler "keine partizipative Rolle gespielt", sagte Fußballprofi Neven Subotic im Dlf. In anderen Ligen habe die Stimme der Spieler mehr Gewicht als in Deutschland, kritisierte der Fußball-Profi von Union Berlin.

Neven Subotic im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Neven Subotic beim Bundesliga-Spiel Eintracht Frankfurt gegen Union Berlin am 24.02.2020.
Man müsse genau beobachten, wie das Hygiene-Konzept in der Realität umgesetzt werde, sagte Fußball-Profi Neven Subotic (imago images / HJS)
Fußballprofi Neven Subotic hat im Interview mit dem Deutschlandfunk darauf hingewiesen, dass die Spieler beim Hygienekonzept zum Neustart der Bundesliga kein Mitspracherecht hatten. "Wir als Spieler in Deutschland wurden informiert, nachdem alle Entscheidungen über den weiteren Verlauf gefallen sind", sagte der Verteidiger von Union Berlin im Dlf.
Er wolle sich damit nicht aus der Verantwortung herausreden, so Subotic, sondern "einfach nur darstellen, dass wir bei der Entscheidungsphase und Konzeption gar keine partizipative Rolle gespielt haben."

Corona-Pandemie habe Schwachstellen aufgezeigt

Nach Einschätzung des Sportlers, der im Spielerrat der internationalen Spielergewerkschaft Fifpro sitzt, sind deutsche Bundesliga-Profis als Arbeitnehmer im internationalen Vergleich in einer eher schwachen Position. Subotic wies darauf hin, dass die Spielergewerkschaft VDV seines Wissens nach den Fokus aktuell eher auf die Spieler in den unteren Ligen lege, "wo die Spieler knallhart unter Druck gesetzt werden und bei denen es wirklich dann um den Lebensunterhalt geht." In seinen Augen sei es wichtig, an der gewerkschaftlichen Vertretung von Fußballprofis zu arbeiten: "Ich glaube, man kann grundlegend sagen, dass die Pandemie gesellschaftlich, politisch, aber natürlich auch jetzt im sportlichen Kontext Schwachstellen aufgezeigt und verdeutlicht hat und uns alle auch wach gemacht hat, wie wichtig es ist, da in der Zukunft daran zu arbeiten."

Neven Subotic sorgt sich um das Image des Profifußballs

Subotic sagte auch, dass er sich um das Image des Profifußballs in Deutschland Gedanken mache. "Meine größte Sorge ist, dass die Zustimmung der Gesellschaft infrage gestellt wird", erklärte er mit Blick auf den für Mitte Mai geplanten Neustart der Bundesliga: "Nach meinen Informationen ist die Gesellschaft eher gespalten: Ein Teil ist dafür, ein anderer Teil dagegen. Und wir als Spieler sind dann eben in einem schwierigen schmalen Grat, wo wir agieren müssen - und dazu natürlich auch eine sehr, sehr geringe Stimme haben auf dieser Metaebene der Entscheidungsfindung."
Damit wolle er die Rolle der Spieler im "System" Profifußball nicht kleinreden, da sie natürlich auch von hohen Gehältern profitierten. Die Kritik an diesem System halte er zum Teil durchaus für berechtigt, "weil es halt absurde Beträge sind, die im Fußball bezahlt werden."
RB-Sportdirektor: "Wir sind uns alle der Verantwortung bewusst"
Markus Krösche, Sportdirektor von RB Leipzig, hat den Restart der Bundesliga ab dem 15. Mai begrüßt. Alle seien darauf bedacht, sich an die Regeln des Hygienekonzepts der DFL zu halten. Man sei sich der Vorbildfunktion in der Gesellschaft bewusst.
Fußball - DFL Pressekonferenz am 23.04.2020 Ein Laptop mit dem Logo der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH und den Livestream der Pressekonferenz der DFL mit Christian Seifert als Geschäftsführer der DFL Deutsche Fußball Liga GmbH. *** Football DFL press conference on 23 04 2020 A laptop with the logo of the DFL Deutsche Fußball Liga GmbH and the livestream of the DFL press conference with Christian Seifert as Managing Director of DFL Deutsche Fußball Liga GmbH MH
Kommentar: Fußball steht nicht über allem
Die Bundesliga ist bereit, den Ball wieder rollen zu lassen. Doch die Entscheidung, ob Fußball wichtiger sei als andere Kulturgüter, müsse die Politik treffen, kommentiert Matthias Friebe. Wirtschaftliche Notlagen gebe es auch in anderen Bereichen.

Subotic will Hygienekonzept der DFL nicht bewerten

Das Hygienekonzept, das die Deutsche Fußball Liga zum Neustart der Bundesliga vorgelegt hatte, wollte Subotic im Dlf nicht bewerten: "Ich traue mir nicht zu, das Konzept an sich zu bewerten, weil ich weder Virologe noch Arzt bin", erklärte der 31-Jährige. Er habe Vertrauen in die Gesundheitsämter und nehme an, dass die verantwortlichen Stellen das Konzept "nicht bewilligt hätten, wenn es große Lücken gegeben hätte."
Allerdings müsse man nun genau beobachten, wie dieses Konzept in der Realität umgesetzt werde, sagte Subotic – auch im Hinblick auf das Anfang der Woche veröffentlichte Handyvideo des mittlerweile suspendierten Hertha-Profis Salomon Kalou.

Kalou-Video bezeichnete Subotic als "schockierend"

Dieses Video, das mehrere Verstöße gegen die Abstandsregeln und Corona-Schutzmaßnahmen beim Bundesligisten Hertha BSC offenbart hatte, bezeichnete Subotic im Deutschlandfunk als "schockierend": "Also wir haben alle erst mal die Luft angehalten, weil wir dachten: Was ist denn hier los, wir sind komplett im falschen Film!" Nun sei es wichtig, die Kontrolle sicherzustellen und "solches Verhalten zu bestrafen."
Herta-BSC-Spieler Salomon Kalou joggt beim Training.
Kommentar: Hertha BSC hat nichts verstanden
Hertha-Profi Kalou hat ein Video aufgenommen, in dem er und seine Teamkollegen gegen diverse Hygieneregeln verstoßen. Der Bundesligist beweist damit, der aktuellen Verantwortung nicht gewachsen zu sein. Das sollte Konsequenzen für einen möglichen Restart haben, kommentiert Maximilian Rieger.