Ileana Sonnabend hat mehr für die zeitgenössische Kunst ihrer Epoche getan als Dr. Oetker für Kuchen und der Papst für den Weltfrieden zusammen.
Sie habe jede Welle neuer Künstler erwischt, sagt Ann Temkin, die die Ausstellung zu Ehren der legendären Galeristin im Museum of Modern Art organisiert hat.
Ileana Sonnabend, 1914 in Bukarest geboren, 2007 in New York gestorben, war mit dem nicht minder legendären Galeristen Leo Castelli verheiratet, mit dem sie 1957 in New York ihre erste Galerie eröffnete. Ihre erste eigene Galerie gründete sie nach ihrer Scheidung 1962 in Paris und ihre zweite 1970 in New York.
In Paris verhalf Ileana Sonnabend Ikonen der Pop Art wie Andy Warhol, Robert Rauschenberg und Roy Lichtenstein zu ihren europäischen Galeriendebüts. In New York machte sie das amerikanische Publikum mit Vertretern der Arte Povera und später mit deutschen Neo-Expressionisten wie A.R. Penck bekannt.
Heute falle es schwer, sich einen Kunstmarkt vorzustellen, der kein globaler war:
"Ileana Sonnabend eröffnete ihre Pariser Galerie mit einer Ausstellung von Jasper Johns und zeigte damit einer ganzen Generation von europäischen Künstlern und Kunstliebhabern zum ersten Mal, was damals in Amerika passierte. Und umgekehrt sahen 99 Prozent des New Yorker Publikums in ihrer Galerie die Werke eines Mario Merz zum ersten Mal. "
Mario Merz’ "Igloo Fibonacci" von 1970, das Stahlskelett eines Iglus ohne Eis und Nordpol, gehört zu den fünfundfünfzig Werken in dieser Ausstellung. Daneben steht einer von Michelangelo Pistolettos Spiegeln mit aufgedruckten Menschen. Es gibt Fotos von Fördertürmen von Bernd und Hilla Becher, des deutschen Künstlerpaares, das Ileana Sonnabend in New York einführte, sowie "Da invenatre sul posto" von Jannis Kounellis, eine Leinwand mit einer Partitur, die live von einem Violinisten davor gespielt wird, und zu der eine Ballerina improvisiert:
Performance war eine weitere Kunstrichtung, der Ileana Sonnabend schon früh eine Plattform bot.
Mit "Seedbed" schockierte der Amerikaner Vito Acconci 1972 die Galerienbesucher, einem Stück, das heftiges Masturbieren involvierte und das in dieser Ausstellung ein Video dokumentiert.
Die Galerie Sonnabend in New York existiert noch und wird von Ileana Sonnabends Adoptivsohn Antonio Homem geleitet. Doch ihre Blütezeit waren die Sechziger-, Siebziger- und frühen Achtzigerjahre. Ileana Sonnabend zeigte in ihren Räumen in Soho Minimal- und Konzeptkunst, als erst wenige wussten, worum es sich dabei handelte. Eine der letzten Wellen, auf der sie als eine der ersten ritt, war die der sogenannten Neo-Geo-Kunst, illustriert in dieser Ausstellung von Jeff Koons. Vom König des Blings stammt "Pink Panther" von 1988, die Porzellanbüste einer Blondine, die ihr üppiges Oben Ohne züchtig mit einem rosaroten Panther bedeckt hält.
Im sinnvollen Zusammenhang dieser Schau schrumpfen Starkünstler auf eine angemessene Grösse zusammen. Das gilt sogar für Andy Warhol, dessen Porträt von Ileana Sonnabend hier nicht wie üblich ans Sujet eines Duschvorhangs erinnert, sondern an eine Frau, die eine kleine, feine Hommage wie diese Ausstellung mehr als verdient hat.
Museum of Modern Art: "Ileana Sonnabend: Ambassador for the New." Bis 21. April.