Newsblog zum Nahen Osten
+++ Iran feuert 180 Raketen auf Israel - Netanjahu droht mit Reaktion +++

Der Iran hat Israel am Abend mit Raketen angegriffen. Israel zufolge sollen rund 180 Raketen abgefeuert worden sein. Im ganzen Land war Sirenen-Alarm zu hören. Bereits kurze Zeit später durften die Menschen Bunker und Schutzräume wieder verlassen. Aus dem Iran hieß es, der Angriff sei eine Vergeltung für getötete Hisbollah- und Hamas-Kommandeure.

    Iranische Geschosse werden von der israelischen Luftabwehr über Jerusalem abgefangen.
    Iranische Geschosse werden von der israelischen Luftabwehr über Jerusalem abgefangen. (AFP / MENAHEM KAHANA)
    Die Situation im Nahen Osten hat sich in den vergangenen Stunden deutlich zugespitzt:

    - Der Iran hat am Abend Israel mit rund 180 Raketen beschossen. Mindestens ein Mensch wurde getötet, zwei weitere wurden leicht verletzt.

    - Israel hat die Tötung eines iranischen Kommandeurs bekannt gegeben.

    - In der Nacht auf Dienstag hat Israel Militäroperationen mit Bodentruppen im Libanon durchgeführt. Außerdem setzt die Armee ihre Luftangriff auf Ziele im ganzen Land fort. 

    - Kurz vor dem iranischen Raketenangriff haben Terroristen in Tel Aviv auf Passanten geschossen und dabei mindestens sechs Menschen getötet. Ein Zusammenhang ist unklar, mehr dazu hier.
    Die Entwicklungen in Nahost im Einzelnen:

    +++ Die israelische Armee meldet neue Angriffe auf Hisbollah-Ziele in Beirut.

    Die Streitkräfte führten derzeit Operationen gegen Stellungen der Organisation in der libanesischen Hauptstadt durch, hieß es auf Telegram. Einzelheiten über Art und Umfang der Angriffe wurden zunächst nicht genannt.

    +++ Israels Armee will in der Nacht "kraftvoll" im gesamten Nahen Osten angreifen

    Armeesprecher Hagari sagte in der Nacht, die Luftwaffe werde heute Abend im gesamten Nahen Osten weiterhin mit voller Kraft zuschlagen. 

    +++ Der Iran beruft sich mit seinen Angriffen auf das Prinzip der "Selbstverteidigung" - und bezeichnete die Angriffe als abgeschlossen.

    Außenminister Araqchi teilte auf X mit, es sei denn, das "israelische Regime" entscheide sich, zu weiteren Vergeltungsmaßnahmen aufzurufen.

    +++ Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hat den iranischen Raketenangriff auf sein Land als großen Fehler bezeichnet - und dem Iran gedroht.

    Der Iran werde dafür bezahlen, sagte Netanjahu, als er am Abend sein Sicherheitskabinett zu einer Sitzung zusammenrief. Er erneuerte seine Drohung, keinen Angriff auf sein Land unbeantwortet zu lassen: "Wer immer uns angreift, den werden wir angreifen." Nach Angaben von US-Präsident Biden laufen Gespräche mit Israel über eine mögliche Reaktion. Wie eine Antwort auf den Beschuss aussehen könnte, werde "im Moment aktiv diskutiert", sagte Biden vor Journalisten im Weißen Haus in Washington. Biden erklärte, dass sein Team während des Angriffs in Kontakt mit dem Stab von Netanjahu gestanden habe und dass er selbst mit dem israelischen Regierungschef sprechen werde.

    +++ Die Revolutionsgarde im Iran hat den Raketenangriff auf Israel als Erfolg bezeichnet.

    90 Prozent der auf Israel abgefeuerten Raketen hätten ihr Ziel getroffen, teilte die Garde im iranischen Staatsfernsehen mit. Der Angriff habe Luft- und Radarstützpunkte sowie den Sicherheitsapparat zum Ziel gehabt, der die Tötung ranghoher Hamas- und Hisbollah-Vertreter geplant habe. Der Iran habe das Recht, sich im Rahmen der internationalen Bestimmungen zu verteidigen, hieß es in der Mitteilung. Israels Militär zufolge gab es eine kleine Anzahl von Einschlägen im Zentrum Israels und weitere im Süden des Landes. Genaue Schäden sind noch unklar.
    Mehrere Männer stehen im Westjordanland an einer Steinmauer, im Vordergrund eine ausgebrannte Rakete.
    Palästinenser inspizieren in Hebron im Westjordanland die Trümmer einer Rakete, die vom Iran nach Israel abgefeuert wurde, (picture alliance / Anadolu / Wisam Hashlamoun)

    +++ Die Europäische Union hat die Raketenangriffe auf Israel "auf das Allerschärfste" verurteilt.

    Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb auf X, der gefährliche Kreislauf der Angriffe und Vergeltungsmaßnahmen droht, unkontrollierbar zu werden", warnte derm Dienstagabend in einer Erklärung im Onlinedienst X zugleich alle Konfliktparteien. "Eine sofortige Waffenruhe in der ganzen Region ist notwendig." Die EU bemühe sich weiter darum, "zur Vermeidung eines regionalen Krieges beizutragen".

    +++ Der UNO-Sicherheitsrat kommt am Mittwoch zu einer Sondersitzung zusammen.

    Angesichts der eskalierenden Lage in Nahost soll das Gremium um 16 Uhr MESZ tagen. Das teilte die Schweizer Präsidentschaft in New York mit. Der Rat ist in Nahostfragen weitgehend blockiert, es gilt jedoch als nicht ausschlossen, dass sich das 15-köpfige Gremium angesichts der Gefahr eines großen Krieges auf eine gemeinsame Stellungnahme einigen könnte.

    +++ Die palästinensische Terror-Organisation Hamas hat die Raketenangriffe des Iran als "heldenhaft" bezeichnet.

    Die Hamas teilte mit, man beglückwünsche die Revolutionsgarden im Iran zu dem heldenhaften Raketenangriff auf weite Teile "unserer besetzten Gebiete" als Antwort auf die anhaltenden Verbrechen gegen die Völker der Region und als Vergeltung für "das Blut der heldenhaften Märtyrer unserer Nation". Die Revolutionsgarden hatten erklärt, die Angriffen seien Vergeltung für die Tötung des Hamas-Führers Haniyeh, des Hisbollah-Führers Nasrallah sowie eines des iranischen Brigadegenerals.

    +++ Ein israelischer Militärsprecher hat erklärt, eine große Zahl iranischer Raketen sei abgefangen worden.

    Es habe aber auch ein paar Einschläge im Zentrum und im Süden des Landes gegeben. Nur wenige Menschen seien verletzt worden. Der palästinensische Zivilschutz teilte mit, im Westjordanland sei ein Mann durch herabfallende Trümmer getötet worden.
    Männer in Uniform stehen vor einem beschädigten Gebäude in der Stadt Gedera.
    Das israelische Militär und Polizei arbeiten in der Stadt Gedera an einem beschädigten Schulgebäude, das von iranischen Raketen getroffen wurde. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Tsafrir Abayov)

    +++ Die US-Regierung hat den iranischen Raketenangriff auf Israel als "vereitelt und unwirksam" bezeichnet.

    Sicherheitsberater Sullivan sagte in Washington, den USA sei nichts über Schäden an Flugzeugen oder strategischen militärischen Einrichtungen in Israel bekannt. Kriegsschiffe des US-Militärs hätten dabei geholfen, den Raketenangriff abzuwehren. Man habe bereits deutlich gemacht, dass dieser Angriff Konsequenzen haben werde und daran arbeite man nun mit Israel. Es handle sich um eine "bedeutende Eskalation".

    +++ Nach iranischen Angaben sind erstmals auch Hyperschallraketen zum Einsatz gekommen.

    Mit der Rakete vom Typ Fatah-1 sei es den Luftstreitkräften der Revolutionsgarden gelungen, die israelische Luftabwehr zu überwinden, berichtete der staatliche Rundfunk.

    +++ Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen hat den iranischen Raketenangriff auf Israel gelobt.

    Der Einsatz habe militärische Ziele des Feindes im besetzten Palästina getroffen, sagte ein Huthi-Sprecher. Die Miliz reklamierte zudem neue Angriffe auf die Schifffahrt für sich.

    +++ Bei einer propalästinensischen Demonstration in Berlin-Wedding soll nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel Jubel ausgebrochen sein.

    Ein Mann soll demnach "Raketen auf Israel abgeschossen" gerufen haben, woraufhin zahlreiche Demonstrierende trommelten, jubelten und zum Teil klatschten. Mehrere Teilnehmer der Kundgebung schwenkten Palästinensertücher sowie die palästinensische und die libanesische Flagge, wie auf dem Video eines dpa-Reporters zu sehen ist. Ein Sprecher der Berliner Polizei teilte mit, er könne Berichte über Jubel weder bestätigen noch dementieren.

    +++ Irans Präsident Peseschkian hat den Raketenangriff auf Israel verteidigt.

    Israels Regierungschef Netanjahu solle wissen, dass Iran kein kriegslüsternes Land sei, aber jeder Bedrohung entschlossen entgegentrete, schrieb Peseschkian auf X. "Dies ist nur ein Bruchteil unserer Fähigkeiten. Legen Sie sich nicht mit Iran an." Die Agentur Reuters berichtet unter Berufung auf eine iranische Quelle, der Angriffsbefehl sei von Religionsführer Chamenei gekommen. Dieser ist auch Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
    Der iranische Präsident Massud Peseschkian spricht bei einem Treffen in Teheran.
    Irans Präsident Massud Peseschkian (Iranian Presidency/ZUMA Press Wire/dpa)

    +++ In Israel wird der Flugverkehr nach den iranischen Raketenangriffen wieder aufgenommen.

    "Starts und Landungen werden innerhalb der nächsten Stunde wieder anlaufen", erklärte die Flughafenbehörde. Auch Jordanien öffenete den Luftraum wieder. Im Libanon sind Starts und Landungen derzeit nur in und aus Richtung Westen möglich.

    +++ Im besetzten Westjordanland ist offenbar ein Palästinenser durch herabfallende Raketenteile getötet worden.

    Das teilte der örtliche Gouverneur mit. Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom meldete zwei leicht verletzte Menschen im Raum Tel Aviv.

    +++ Nach dem Raketenangriff auf Israel hat der Iran den Luftraum über Teheran gesperrt.

    Flüge am Hauptstadtflughafen seien zunächst gestrichen worden, berichtete die Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf den Geschäftsführer des Airports. Zudem hieß es, Passagierflugzeuge seien umgeleitet worden.

    +++ Die Bundesregierung hat die iranischen Angriffe auf Israel verurteilt.

    Außenministerin Baerbock schrieb auf X, man habe den Iran vor dieser gefährlichen Eskalation eindringlich gewarnt. "Iran muss den Angriff sofort einstellen. Er führt die Region weiter an den Abgrund." In Berlin war das Krisenreaktionszentrum der Bundesregierung aktiv, wie das Auswärtige Amt auf X bekannt gab.

    +++ Dem israelischen Militärs sind bislang "nur wenige" Verletzte durch den iranischen Beschuss bekannt.

    Der Angriff sei ernst gewesen und werde Konsequenzen haben, hieß es. Man habe Pläne und werde sie zu gegebener Zeit umsetzen. Man sei defensiv und offensiv in hoher Alarmbereitschaft, hieß es.

    +++ Die Menschen in Israel dürfen die Schutzräume wieder verlassen.

    Das teilte das israelische Militär mit. Ein Sprecher sagte, man habe aktuell keine Hinweise auf weitere Bedrohungen aus dem Iran. 
    Menschen in Shoresh in Zentralisrael suchen während des Raketenalarms Schutz am Straßenrand.
    Menschen in Shoresh in Zentralisrael suchen während des Raketenalarms Schutz am Straßenrand. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Ohad Zwigenberg)

    +++ Israel droht dem Iran mit einem Gegenschlag.

    Der israelische UNO-Botschafter Danny Danon teilte auf der Plattform X mit, wie man der internationalen Gemeinschaft bereits zuvor klargemacht habe, müsse jeder Feind, der Israel angreife, mit einer harten Reaktion rechnen.

    +++ Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Guterres, hat die "Ausweitung des Nahostkonflikts mit einer Eskalation nach der anderen" verurteilt.

    Laut einer Erklärung sagte er, dies müsse aufhören. Es brauche eine sofortige Waffenruhe.

    +++ Die USA helfen Israel nach Regierungsangaben bei der Raketenabwehr.

    Nach Angaben des Weißen Hauses in Washington hat Präsident Biden das US-Militär aufgefordert, Israel bei der Verteidigung gegen den Angriff zu unterstützen und iranische Raketen abzuschießen.

    +++ Israels Armee: Explosionen stammen von abgefangenen Projektilen.

    Das teilte das israelische Militär in einer Nachricht an die Bevölkerung auf der Plattform X mit. Die Streitkräfte bitten die Menschen, weiter in Schutzräumen und Bunkern zu bleiben. Der iranische Angriff gehe weiter, hieß es. Das Luftabwehrsystem identifiziere Raketen und fange sie ab.
    Iranische Raketen starten Richtung Israel.
    Iranische Raketen starten Richtung Israel. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Majdi Mohammed)

    +++ Iranische Staatsmedien haben den Raketenangriff auf Israel bestätigt - Vergeltung für Tötung von Hisbollah-Kommandeuren.

    Die Nachrichtenagentur Irna berichtete von einem "Raketenangriff auf Tel Aviv". Die iranischen Revolutionsgarden erklärten, der Angriff auf Israel sei eine Reaktion auf die Tötung des Chefs der pro-iranischen Hisbollah und weiterer Kommandeure bei einem israelischen Luftangriff in Beirut am Freitag.

    +++ Israel, Jordanien und Irak sperren ihren Luftraum.

    Mindestens diese drei Länder in der Region haben ihren Luftraum wegen der Raketenangriffe derzeit gesperrt.

    +++ Über Jordanien sind iranische Raketen abgefangen worden.

    Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Demnach sind dort Dutzende Raketen in Richtung Israel unterwegs. Das Land hat seinen Luftraum gesperrt.

    +++ Der Iran hat einen Raketenangriff auf Israel begonnen.

    In Korrespondentenberichten heißt es, israelische Abfangraketen seien gestartet worden. Von verschiedenen Orten in Israel wurden heftige Explosionen gemeldet. Im staatlichen iranischen Fernsehen wurde mitgeteilt, dass es in Kürze eine Stellungnahme der Revolutionsgarden geben werde.

    Bereits vor den iranischen Raketenangriffen hatte sich die Lage in Nahost zugespitzt. Das war zuvor passiert:

    +++ Die Hisbollah hat Raketen auf einen israelischen Militärstützpunkt sowie den Sitz des israelischen Geheimdienstes Mossad in Tel Aviv abgefeuert.

    Nahe der Metropole schlugen Raketenteile auf einer Autobahn ein. Mehrere Menschen wurden verletzt. In einigen Vorstädten von Tel Aviv gab es Luftalarm.

    +++ Die israelischen Streitkräfte melden heftige Gefechte mit der Hisbollah im Süden des Libanon.

    Anders lautet die Darstellung der Miliz selbst. Deren Pressebüro gab gegenüber der Deutschen Presse-Agentur an, es habe bis zum Dienstagnachmittag keine Zusammenstöße mit den israelischen Truppen gegeben. Alle Kämpfer seien aber bereit "für eine echte Konfrontation".

    +++ Das israelische Militär ist in der Nacht mit Bodentruppen in das Nachbarland Libanon eingedrungen.

    Laut Mitteilung handelt es sich um eine ”lokal begrenzte” Operation gegen Infrastruktur der Hisbollah-Miliz in grenznahen Dörfern. Die Operation werde parallel zu den Kämpfen im Gazastreifen gegen die Hamas und in anderen Gebieten fortgesetzt. Die israelische Luftwaffe und die Artillerie unterstützen die Bodentruppen dem Militär zufolge. Im Zuge dessen seien auch wieder Ziele in der libanesischen Hauptstadt Beirut bombardiert worden.

    +++ Das israelische Militär hat die Tötung von Muhammad Jaafar Qasir bekanntgegeben.

    Der iranische Kommandeur soll unter anderem für Waffentransfers an die militant-islamistische Hisbollah-Miliz im Libanon verantwortlich gewesen sein.

    +++ Die israelische Armee hat wieder Ziele im Gazastreifen angegriffen.

    Man habe eine Kommandozentrale der militant-islamistischen Hamas in einem ehemaligen Schulgebäude attackiert, teilten die Streitkräfte mit. Von dort aus seien Terrorattacken gegen israelische Soldaten geplant und ausgeführt worden. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten palästinensischen Behörden diente die Schule als Flüchtlingslager. Insgesamt seien bei den israelischen Angriffen 21 Menschen getötet worden, hieß es.