Archiv

Newsblog zum Coronavirus
+++ Die Entwicklungen vom 30. Oktober bis 1. November +++

Die Zahl der Toten nach einem Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Brandenburg ist auf 14 gestiegen. +++ Gesundheitsminister Spahn fordert die Länder auf, ihre Impfzentren wieder zu öffnen. +++ China hat wegen eines erneuten Corona-Ausbruchs neue Beschränkungen eingeführt. +++ Mehr im Newsblog-Archiv.

    Eine Kinderärztin impft einen Jungen mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech-Pfizer.
    Die Diskussion über Corona-Impfungen hält an (Archivbild) (picture alliance/dpa / David Young)
    Aktuelle Entwicklungen in der Corona-Pandemie finden Sie hier.
    Montag, 1. November
    +++ Die Impfstoffe gegen das Coronavirus sollten nach Ansicht des niedersächsischen Hausärzteverbandes flexibler an Arztpraxen geliefert werden. Die Auslieferung sollte nicht in einem starren Korridor erfolgen, sondern sie müsse situativ am Folgetag möglich sein, sagte Matthias Berndt, Vorsitzender des Verbandes. Eine Hausarztpraxis müsse sämtliche Corona-Impfungen weit im Voraus planen, da zwischen Bestellung und Lieferung mindestens zwei Wochen lägen. Dies sei so festgeschrieben vom Bund.
    +++ Die Zahl der Toten nach einem Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Brandenburg ist auf 14 gestiegen. Gesundheitsministerin Nonnemacher sprach im RBB von einem schlimmen Befund. In der Einrichtung sind nach Angaben des Landkreises Barnim mehr als 40 Bewohner und 15 Mitarbeitende an Covid-19 erkrankt.
    +++ Indonesien hat als erstes Land den Corona-Impfstoff des US-Pharmakonzerns Novavax zugelassen. Wie das Unternehmen mitteilte, wird der Impfstoff für Indonesien unter dem Markennamen Covovax in Indien hergestellt. Die Auslieferung solle in Kürze beginnen. Novavax hat auch in der EU eine Zulassung beantragt und bereits einen Liefervertrag abgeschlossen. Das Bundesgesundheitsministerium in Berlin plant das Vakzin für 2022 bereits ein.
    +++ Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat eine Ärztin aus Duderstadt angeklagt, die falsche Atteste für Impfgegner und -skeptiker ausgestellt haben soll. Der Frau werde zum einen zur Last gelegt, zwei Impfunfähigkeits-Bescheinigungen für Kinder zur Vorlage bei Behörden, Kindertagesstätten und Arbeitgebern ausgestellt zu haben, sagte Oberstaatsanwalt Buick. Zudem soll die Medizinerin 16 Atteste an Personen ausgestellt haben, die diese vom Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung befreiten.
    +++ Etwa 9.000 städtische Beschäftigte in New York sind wegen des Nichtbefolgens einer Corona-Impfanordnung unbezahlt beurlaubt worden. Das gab Bürgermeister Bill de Blasio bekannt. Die Impfpflicht für Angestellte der Stadt war heute in Kraft getreten. Etwa neun von zehn von der Impfpflicht betroffenen städtischen Beschäftigten kamen bis zum Start der Maßnahme der Pflicht nach, sich impfen zu lassen. Störungen der Abläufe wegen fehlender Impfungen gab es nach Angaben de Blasios nicht. In der Millionenmetropole arbeiten etwa 300.000 Menschen bei der Stadt.
    +++ Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat die Forderung von Bundesgesundheitsminister Spahn nach einem Wiederhochfahren der Impfzentren zurückgewiesen. Die Impfzentren in alter Form werde es nicht mehr geben, erklärte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Düsseldorf. Seit der Schließung der Impfzentren Ende September würden die Impfungen überwiegend von der niedergelassenen Ärzteschaft sowie der Betriebsärzteschaft übernommen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen hätten die Zusage gegeben, dass die Impfungen problemlos liefen und es genügend Arztpraxen gebe, die flächendeckend Impfangebote anböten.
    +++ Die Bundeswehr fliegt schwer erkrankte Corona-Patienten aus Rumänien zur Behandlung nach Deutschland. Dazu sei ein Airbus A310 der Luftwaffe in Bukarest gelandet, schrieb der Sanitätsdienst der Truppe auf Twitter. Demnach sollen insgesamt sechs an Covid-19 erkrankte Menschen in deutsche Kliniken gebracht werden. In Rumänien ist laut den Angaben der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC nur knapp ein Drittel der Bevölkerung vollständig geimpft. Die 14-Tage-Inzidenz der Neuansteckungen ist eine der höchsten in der EU und beträgt derzeit mehr als 1.000.
    +++ Russlands Präsident Putin hat das Militär zum Bau medizinischer Einrichtungen für die stark wachsende Zahl von Corona-Patienten aufgefordert. Die zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten sollten das Gesundheitswesen entlasten, sagte Putin bei einer Sitzung in Moskau, an der auch Verteidigungsminister Schoigu teilnahm. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen liegt täglich bei über 40.000. Zudem verzeichnet Russland mehr als 1.000 Tote am Tag. Experten vermuten, dass die Zahlen tatsächlich deutlich höher sind.
    +++ Die Sprecherin des Weißen Hauses, Psaki, ist mit dem Coronavirus infiziert worden. Sie hatte beschlossen, US-Präsident Biden auf seiner Europa-Reise zum G20-Gipfel in Rom und zur Weltklimakonferenz in Glasgow nicht zu begleiten, weil sich Angehörige von ihr infiziert hatten. Heute erklärte sie, nach mehreren negativen Tests sei sie schließlich positiv getestet worden. Dank einer Impfung habe sie nur leichte Symptome, sagte Psaki. Biden selbst wurde inzwischen
    negativ auf das Virus getestet.
    +++ Nach fast 600 Tagen lockert Australien die Corona-Grenzregelungen für mehrere Landesteile. Betroffen sind New South Wales und Victoria sowie das Gebiet um die Hauptstadt Canberra. Geimpfte können dort aus- und wieder einreisen, ohne eine 14-tätige Hotel-Quarantäne einhalten zu müssen. Wegen der Corona-Pandemie hatte die Regierung im März vergangenen Jahres fast alle Reisen nach Australien gestoppt.
    Eine Frau mit braunem Pullover wird von ihrem Bruder umarmt, nachdem sie mit einem Flug aus Los Angeles am Flughafen von Sydney angekommen ist. Sie hält einen Blumenstrauß in der Hand.
    Australiens Grenzen sind zum Teil wieder geöffnet; viele Menschen sehen sich seit Monaten zum ersten Mal wieder. (Rick Rycroft/AP/dpa)
    +++ Thailand öffnete seine Grenzen für Touristen aus 46 Ländern und Regionen ebenfalls wieder. Vollständig Geimpfte müssen nicht mehr in Quarantäne und können sich frei bewegen. Israel lässt nach mehr als anderthalb Jahren wieder Individualtouristen ins Land.
    +++ Weltweit sind inzwischen mehr als fünf Millionen Menschen nach einer Infektion mit dem Corona-Virus gestorben. Das meldet die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. UNO-Generalsekretär Guterres bezeichnete die Fünf-Millionen-Marke als "schmerzhafte neue Schwelle". Es wäre ein Fehler zu glauben, dass die Pandemie vorbei sei. In Afrika etwa seien erst fünf Prozent der Bevölkerung voll geimpft.
    Insgesamt haben sich laut den Daten mehr als 246 Millionen Menschen angesteckt. Die Dunkelziffer könnte aber weitaus höher liegen, da längst nicht alle Infektionen erkannt und registriert werden.
    Einige Kerzen brennen in einer dunklen Ecke einer Kirche.
    Kerzen erleuchten das Dunkel. (IMAGO / Martin Wagner)
    +++ Nach dem ersten gemeldeten Corona-Fall in Tonga hat die Regierung einen Lockdown über die Hauptinsel des Staates verhängt.
    Der Inselstaat im Südpazifik registrierte in der vergangenen Woche seine erste Corona-Infektion überhaupt, nachdem ein Reisender aus Neuseeland positiv getestet worden war. Er wurde in einem Hotel unter Quarantäne gestellt. Nun sollten Schulen, Restaurants und Bars geschlossen werden, außerdem gilt als nächtliches Ausgehverbot. Die Menschen dürfen ihre Häuser nur für den Kauf von Lebensmitteln oder Medikamenten, für Arztbesuche oder Bankgeschäfte verlassen. Tonga war eines der wenigen Länder weltweit, in denen das Virus noch nicht um sich gegriffen hatte.
    +++ Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Österreich steigt weiter deutlich. Innerhalb von 24 Stunden wurden 4.523 Fälle gemeldet.
    Vergangenen Montag waren es 2850 Neuinfektionen. Auf den Intensivstationen wurden den Angaben zufolge 292 Menschen behandelt.
    Ab einer Zahl von 300 Intensivpatienten tritt mit einer Woche Vorlaufzeit die zweite der fünf Stufen des neuen Maßnahmenplans der Regierung in Kraft. Dann ist unter anderem der Zutritt zur Nachtgastronomie und zu Après-Ski-Lokalen nur noch Genesenen und Geimpften gestattet. Ab 500 mit Covid-Patienten belegten Intensivbetten gilt diese Regel auch für alle anderen gastronomischen Betriebe. Ab 600 Betten droht ein Lockdown für Ungeimpfte.
    Covid-19 Proben in einem Laborgerät
    Die Zahl der Corona-Infizierten in Österreich steigt weiter rapide an. (IMAGO / Alex Halada)
    +++ In Österreich müssen nun bis auf Weiteres fast alle Arbeitnehmer nachweisen, ob sie geimpft, genesen oder getestet sind. Die entsprechende Regelung tritt heute in Kraft. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, sich entsprechende Dokumente vorlegen zu lassen. Die Regierung erhofft sich von der Verschärfung, dass sich wieder mehr Menschen impfen lassen.
    +++ Der Präsident der Bundesärztekammer, Reinhardt, sprach sich im ZDF angesichts der steigenden Infektionszahlen dafür aus, mehr Bereiche des öffentlichen Lebens mit einer 2G-Regel zu versehen, also nur für Geimpfte und Genesene zuzulassen. Als Beispiele nannte er die Gastronomie und Museen. Für den Arbeitsplatz schlug Reinhardt Maßnahmen wie in Italien und Österreich vor: eine 3G-Regelung, die eine Impfung, einen Genesenennachweis oder einen aktuellen negativen Test vorschreibt.
    +++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen steigt weiter an. Wie das Robert Koch-Institut mitteilte, beträgt der Wert nun 154,8 - nach 149,4 gestern. Innerhalb eines Tages wurden 9.658 Neuansteckungen registriert, das sind 3.085 mehr als am Montag vergangener Woche. 23 Menschen starben in Zusammenhang mit dem Virus.
    +++ Bundesgesundheitsminister Spahn fordert die Länder vor dem Hintergrund steigender Corona-Infektionszahlen auf, ihre Impfzentren wieder zu öffnen. Der CDU-Politiker sagte der "Rheinischen Post", um möglichst vielen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung anzubieten, sollten die Länder die Impfzentren, die sie seit Ende September in Standby bereitgehalten hätten, nun wieder startbereit machen.
    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekommt eine Auffruischungsimpfung gegen das Corona-Virus.
    Auffrischungsimpfung von Minister Spahn (dpa/Bundesgesundheitsministerium/Jan Pauls)
    Zudem riet Spahn dazu, in einem ersten Schritt alle Menschen über 60 schriftlich zur Impfung einzuladen. Dies habe auch bei den Erstimpfungen gut geklappt. Zuletzt hatte auch der SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach für eine Wiedereröffnung der Impfzentren geworben.
    +++ Berlins Regierender Bürgermeister Müller äußerte sich skeptisch zu Spahns bereits am Wochenende geäußerter Forderung nach einem Bund-Länder-Treffen zum Thema Booster-Impfungen. Im ZDF sagte der SPD-Politiker, wenn man nicht nur "zum Plaudern" zusammenkommen wolle, müsse klar sein, was dort eigentlich besprochen werden solle. Dazu habe er aber noch nichts gehört. Man sei längst dabei, die Booster-Impfungen durchzusetzen.
    +++ Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Schwesig forderte schnellere Auffrischungsimpfungen vor allem für ältere Menschen. Im ARD-Fernsehen sagte die SPD-Politikerin, die Lage sei gerade für diese Gruppe sehr gefährlich. Deshalb müsse darauf der Schwerpunkt liegen. Bayerns Ministerpräsident Söder sagte indes der "Bild am Sonntag", man brauche Booster-Impfungen nicht nur für die über 70-Jährigen, sondern für alle.
    +++ Die Konzerne Bayer, Eon und Alltours wollen künftig in ihren Kantinen und Cafeterias die 2-G-Regel anwenden. Geimpfte und von Corona Genesene sollen eigene Bereiche bekommen. Das berichtet die "Rheinische Post" laut Vorabbericht. In diesen Sonderbereichen dürften Beschäftigte ungezwungen zusammensitzen, während diejenigen, die sich nicht impfen ließen oder keine Auskunft über ihren Impfstatus geben wollten, weiterhin mit Abstandsregeln, Masken und Trennwänden beim Essen leben müssten.
    Neben einer Tasse Kaffee liegt eine FFP2-Maske auf dem Cafétisch
    Café mit Sonderregelungen: manche Unternehmen und Konzerne setzen in ihren Kantinen auf 2G. (dpa/Matthias Bein)
    Sonntag, 31. Oktober
    +++ Der Einsatz von Luftfiltern in Klassenräumen zum Schutz vor dem Coronavirus geht weiterhin nur schleppend voran. Wie der MDR-Hörfunk nach eigenen Recherchen berichtete, sind in Sachsen-Anhalt auch nach den Herbstferien kaum Klassenräume damit ausgestattet. In Halle (Saale) etwa sei das erst in zweien der Fall. Auch der Bayerische Rundfunk hatte jüngst berichtet, nur jedes dritte Klassenzimmer verfüge über Luftreiniger. Ähnlich ist die Lage in Nordrhein-Westfalen nach Angaben der dortigen Landesregierung.
    Wie es heißt, sind die Gründe unterschiedlich. Teilweise werde auf zu rigide Förderbestimmungen und damit auf Finanzierungsprobleme für die Kommunen verwiesen, teilweise auf einen unzureichenden Mittelabruf. Zudem erklärten Verantwortliche, der Nutzen sei wissenschaftlich umstritten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie der Verband Bildung und Erziehung drängen seit längerem auf den flächendeckenden Einsatz von Luftfiltern an Schulen.
    +++ Berlins Regierender Bürgermeister Müller hat skeptisch auf die Forderung nach einem Bund-Länder-Treffen zum Thema Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus reagiert. Im ZDF sagte der SPD-Politiker, wenn man nicht zum Plaudern zusammenkommen wolle, müsse klar sein, was man dort besprechen wolle. Dazu habe er noch nichts gehört. Man sei längst dabei, die Booster-Impfungen durchzusetzen. Die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Schwesig, forderte schnellere Auffrischungsimpfungen vor allem für ältere Menschen. Im ARD-Fernsehen sagte die SPD-Politikerin, die Lage sei gerade für diese Gruppe sehr gefährlich. Deshalb müsse darauf der Schwerpunkt liegen. Bayerns Ministerpräsident Söder (CSU) sagte indes der "Bild am Sonntag", man brauche Booster-Impfungen nicht nur für die über 70-Jährigen, sondern für alle.
    +++ Kroatiens Verband der Krankenhausärzte (HUBOL) ist wegen drohender Überlastung durch schwer kranke Covid-Patienten besorgt. Kroatiens Gesundheitssystem "existiert nicht mehr", hieß es laut kroatischen Medien in einer Stellungnahme. "Das System existiert nicht, wenn man Beziehungen braucht, um eher an ein Bett zu gelangen, das mit Sauerstoff versorgt wird."
    Derzeit befinden sich in Kroatien 1.418 Corona-Patienten in Krankenhausbehandlung, davon 170 mit Beatmungsgerät. Die 7-Tage-Inzidenz stieg nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität während der letzten zwei Wochen steil an: Bis heute waren es 587,9 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner. 52,6 Prozent der Bevölkerung hatte den vollen Impfschutz.
    Das Auswärtige Amt hat lange wegen der Corona-Pandemie eine generelle Reisewarnung für zahlreiche Regionen in Europa ausgesprochen. Nachdem es zwischenzeitlich drei Kategorien gab, gelten mit der neuen Einreiseverordnung seit dem 1. August nur noch zwei Einstufungen. Hier der aktuelle Überblick.
    +++ Als sechtes der neun österreichischen Bundesländer hat Niederösterreich eine Verschärfung der Corona-Regeln für Ungeimpfte angekündigt. In Restaurants und Bars sowie bei größeren Veranstaltungen erhalten ab 8. November nur noch Genesene und Geimpfte Zutritt, wie die Behörden berichteten. Auch ein negativer Test reicht dann bei Ungeimpften nicht mehr aus. Vielerorts wird zudem das Tragen einer FFP2-Maske etwa in Einkaufszentren oder Markthallen vorgeschrieben.
    Zuvor hatten am Freitag Tirol, Oberösterreich und Kärnten, davor Steiermark und Wien ähnliche Maßnahmen verhängt oder angekündigt.
    +++ China hat die Veröffentlichung einer ergänzten Fassung eines Berichts der US-Geheimdienste zum Ursprung des Coronavirus als politisch motiviert und "falsch" zurückgewiesen. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking beklagte am Sonntag eine weitere Politisierung der Debatte. Die USA sollten aufhören, "China anzugreifen und zu verleumden". Die US-Geheimdienste waren in ihrem Ende August veröffentlichten Bericht ähnlich wie eine vorherige Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation zu keinem klaren Ergebnis gekommen. Sowohl eine Übertragung des Virus von Tier zu Mensch als auch einen Laborunfall in China stuften die Geheimdienste als "plausible Hypothesen" ein. Die von US-Präsident Joe Biden beauftragte Nationale Geheimdienstdirektion hatte diese Woche weitere Teile des Berichts publik gemacht. Das Papier unterstreicht demnach noch stärker, dass eine Klärung der Ursprungsfrage ohne neue Informationen nicht möglich sei. Dabei sei die Zusammenarbeit mit China notwendig, Peking behindere jedoch die internationalen Untersuchungen.
    +++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Infektionen steigt weiter an. Wie das Robert Koch-Institut mitteilte, beträgt der Wert nun 149,4 - nach 145,1 gestern und 106,3 vor einer Woche. Binnen eines Tages wurden 16.887 Neuansteckungen gemeldet. Das sind 3.155 mehr als am vergangenen Sonntag. Zudem wurden 33 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Ansteckung registriert. Die Zahl der innerhalb von sieben Tagen in Kliniken neu aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner gab das RKI zuletzt mit 3,5 an. Der bisherige Höchstwert dieser sogenannten Hospitalisierungs-Inzidenz hatte im vergangenen Winter bei 15,5 gelegen.
    Gut besuchte Fußgängerzone in Frankfurt/Main
    Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter. (imago/Ralph Peters)
    +++ Die kanadische Regierung hat zugesagt, armen Ländern Millionen zusätzliche Corona-Impfstoffdosen zu spenden. Kanada werde der internationalen Impf-Initiative Covax bis Ende 2022 mindestens 200 Millionen Dosen zur Verfügung stellen, erklärte der kanadische Premierminister Trudeau am Rande des G20-Gipfels in Rom. Zehn Millionen Dosen des Impfstoffs von Moderna sollen demnach "schnell" an Entwicklungsländer geliefert werden. Die Covax-Initiative soll zu einer fairen weltweiten Verteilung von Corona-Impfstoffen beitragen und ärmere Länder mit den Vakzinen versorgen. Im August hatte der US-Hersteller Moderna angekündigt, in Kanada eine Fabrik zur Produktion von Impfstoffen zu bauen - die erste außerhalb der USA.
    +++ In Russland verzeichnen die Behörden mit 40.993 Neuinfektionen binnen 24 Stunden abermals einen Höchstwert. 1.158 weitere Menschen seien mit oder an dem Coronavirus gestorben. Russland erlebt derzeit rasant steigende Zahlen bei Neuinfektionen und Todesfällen. Die Regierung hat für die erste November-Woche die Schließung der Betriebe im ganzen Land angeordnet. Bereits seit Donnerstag dürfen in Moskau nur noch Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Apotheken und Supermärkte öffnen.
    +++ Bundesgesundheitsminister Spahn spricht sich für einen baldigen Bund-Länder-Gipfel zum Thema Auffrischungsimpfungen aus. Aktuelle Daten aus Israel zeigten, dass das Boostern einen ganz entscheidenden Unterschied mache, um die vierte Welle zu brechen, sagte der CDU-Politiker der "Bild am Sonntag". Dazu aber reiche das derzeitige Tempo in Deutschlands Praxen nicht aus. Daher brauche man ein Spitzentreffen von Bund und Ländern. Erst gestern hatte das Gesundheitsministerium betont, dass grundsätzlich alle Bürgerinnen und Bürger Anspruch auf ein Booster-Vakzin haben. Es bezog sich dabei auf die Impfverordnung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt Auffrischungsimpfungen derzeit für Menschen ab 70 Jahren. Zudem soll auch Bewohnern von Altenheimen sowie Pflegepersonal eine weitere Dosis angeboten werden.
    +++ Der SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach wirbt für eine Wiedereröffnung der Impfzentren. Angesichts steigender Infektionszahlen gebe es realistischerweise derzeit nicht viele Möglichkeiten mit großer Wirkung, schrieb Lauterbach auf Twitter. Eine von zweien seien schnellere Auffrischungsimpfungen. Dafür müssten aber die Impfzentren wieder geöffnet werden. Als andere Möglichkeit nannte Lauterbach eine konsequente Anwendung der sogenannten 2G-Regel, wonach nur Genesenen und vollständig Geimpften Zugang etwa zu Veranstaltungen oder den Innenbereich von Restaurants gewährt werden darf. Auf diese Weise könne man die Fallzahlen wieder senken, meinte der SPD-Politiker.
    Impfärzte stehen im Impfzentrum des Robert-Bosch-Krankenhauses vor Impfkabinen. 
    Wiedereröffnung der Impfzentren? (dpa / picture alliance / Bernd Weißbrod)
    +++ Mexiko hat fast sechs Millionen Impfstoffdosen von AstraZeneca erhalten. Dies teilt die mexikanische Regierung mit. Am Dienstag waren fast 6,5 Millionen Dosen des russischen Vakzins Sputnik V eingetroffen. In Mexiko sind mehr als 43 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Medienberichten zufolge hat ein Gericht die Gesundheitsbehörden am Dienstag angewiesen, mehr Kinder im Alter zwischen zwölf und siebzehn Jahren zu impfen.
    +++ Ungeimpfte Kinder und Jugendliche müssen bei der Einreise in die USA nicht in Quarantäne. Dies erklärt die US-Gesundheitsbehörde CDC. Zuvor hatte es Verwirrung um Beschränkungen für ungeimpfte Kinder und Jugendliche gegeben. Am 8. November heben die USA ihre Corona-Reisebeschränkungen für die meisten Einreisenden aus den Schengen-Ländern und einigen anderen Staaten auf. Erwachsene ausländische Flugreisende müssen vollständig gegen Covid-19 geimpft sein.
    Samstag, 30. Oktober
    +++ Wegen der weiter steigenden Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus hat in Russland eine arbeitsfreie Woche begonnen. Präsident Putin hatte zuvor für das ganze Land bezahlten Urlaub vom 30. Oktober bis 7. November ausgerufen. Davon betroffen sind die meisten staatlichen Organisationen und privaten Unternehmen. In der von steigenden Infektionszahlen besonders betroffenen Hauptstadt Moskau wurden viele Beschäftige bereits am Vortag in einen pandemiebedingten Zwangsurlaub geschickt. Es dürfen nur noch Geschäfte des täglichen Bedarfs wie Apotheken und Supermärkte öffnen.
    +++ China hat wegen eines erneuten Corona-Ausbruchs neue Beschränkungen eingeführt. Die Behörden ordneten unter anderem für das Pekinger Viertel Xicheng, in dem mehr als eine Million Menschen leben, die Schließung aller Kinos bis Mitte November an. In mehreren betroffenen Regionen und Städten gelten Reisebeschränkungen, die rund sechs Millionen Menschen treffen. Laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua wurde der landesweite Zugverkehr in die betroffenen Gebiete ausgesetzt oder eingeschränkt.
    +++ Bundeskanzlerin Merkel hat sich besorgt über die Corona-Impfquote in Deutschland geäußert. Dass beispielsweise noch zwei bis drei Millionen Menschen über 60 Jahre nicht geimpft seien, stimme sie traurig, sagte Merkel der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Dies mache sowohl einen Unterschied für die Menschen selbst, als auch für die ganze Gesellschaft. Sie stehe aber weiter dazu, dass es in Deutschland keine Impfpflicht gebe. Mit Blick auf den Fall des Fußball-Profis Joshua Kimmich betonte Merkel, auch dieser habe das Recht, sich nicht impfen zu lassen. Vielleicht mache er sich darüber aber noch Gedanken. Gegen etwaige Bedenken wegen fehlender Langzeitstudien gebe es sehr gute Sach-Argumente, die allgemein verfügbar seien, so Merkel. Aktuell sind laut Bundesgesundheitsministerium 66,7 Prozent der Gesamtbevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft.
    Mehrere Industrieländer haben schon vor einiger Zeit mit Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus begonnen. Wer bekommt in Deutschland die dritte Dosis, wie kommen die "Booster"-Impfungen voran und welche Kritik gibt es?
    +++ Italiens Ministerpräsident Draghi hat beim G20-Treffen der einflussreichsten Industrie- und Schwellenländer mehr Anstrengungen bei den Corona-Impfungen verlangt. Man sei nahe daran, das von der WHO gesetzte Ziel zu erreichen, bis Ende Dezember 40 Prozent der Menschen zumindest einmal zu impfen, sagte Draghi in seiner Auftaktrede zum G20-Gipfel in Rom. Nun müsse man alles tun, um bis Mitte des kommenden Jahres eine Quote von 70 Prozent zu erzielen. Draghi kritisierte die großen Unterschiede bei den Impffortschritten in reichen und armen Ländern als "moralisch nicht akzeptabel". Dadurch werde der weltweite Kampf gegen die Pandemie untergraben.
    Medizinisches Personal und die Staats- und Regierungschefs stehen anlässlich des G20-Gipfels für ein Gruppenfoto im Konferenzzentrum La Nuvola. 
    "Familienfoto" beim G20-Gipfel in Rom: Die Staats- und Regierungschefs ließen sich zu Beginn mit Corona-Helferinnen und -Helfern fotografieren. (dpa / AP / Gregorio Borgia)
    +++ Bundeskanzlerin Merkel hat beim G20-Gipfel in Rom die Verdienste von Beschäftigten im Gesundheitswesen im Kampf gegen die Corona-Pandemie hervorgehoben. Es sei eine "wunderbare Idee" gewesen, dass die italienischen Gastgeber zum traditionellen Gruppenfoto der G20-Chefs auch Ärzte und Sanitäter hinzugeladen hätten, sagte die Kanzlerin nach Angaben aus italienischen Delegationskreisen in der ersten Arbeitssitzung des Spitzentreffens. Die G20-Chefs seien sich der Verdienste des Gesundheitspersonals für die Gesellschaft bewusst.
    +++ Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Drese hat nach mehreren Corona-Ausbrüchen in Pflegeeinrichtungen eine Impfpflicht für Beschäftigte in der Branche gefordert. Die SPD-Politikerin sagte dem Magazin "Der Spiegel", so sollten die Menschen geschützt werden, die besonders anfällig für eine Corona-Infektion seien. Nach Angaben der Ministerin gab es in dem Bundesland seit Ende des Sommers neun Corona-Ausbrüche in Einrichtungen für alte Menschen. In Mecklenburg-Vorpommern sind nach offiziellen Angaben 75 Prozent der Pflegekräfte geimpft.
    +++ Nach einem Corona-Ausbruch in einem Seniorenheim in Brandenburg sind inzwischen acht Bewohner gestorben. Das berichtet der Rundfunk Berlin-Brandenburg. In der Einrichtung in Schorfheide haben sich nach Angaben des Gesundheitsamts insgesamt 42 Senioren und 15 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert. Nur etwa die Hälfte des dort beschäftigten Personals sei geimpft, sagte die zuständige Amtsärztin. Die Bewohner dagegen seien "gut geimpft". Die Ärztin betonte, sie sei sehr unglücklich darüber, dass Impfungen für Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen weiterhin freiwillig seien. Dies berge ein erhöhtes Risiko. Eine Sprecherin des Heimträgers sagte, die Beschäftigten würden regelmäßig über Impfangebote informiert. Letztendlich bleibe es aber eine freiwillige Entscheidung.
    +++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist erneut deutlich gestiegen. Wie das Robert Koch-Institut heute früh mitteilte, erhöhte sich der Wert auf 145,1. Am Vortag hatte er bei 139,2 gelegen, vor einer Woche bei 100. Die Gesundheitsämter meldeten rund 21.500 neue Ansteckungen. Den Angaben zufolge starben 90 weitere Menschen im Zusammenhang mit dem Virus. Damit stieg die Zahl der Corona-Toten seit Beginn der Pandemie auf hierzulande 95.696.
    Ausführlichere Zahlen zur aktuellen Corona-Entwicklung in Deutschland und auch zur Situation in den Krankenhäusern finden Sie hier.
    +++ Deutschland hält am Ziel fest, bis Jahresende 100 Millionen Impfstoffdosen an ärmere Länder abzugeben. "Dieses Versprechen halten wir auch", sagt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums (BGM) der "Welt am Sonntag" einem Vorabbericht zufolge. Bislang hat die Bundesrepublik erst 17,6 Millionen Dosen des Herstellers AstraZeneca an Drittstaaten abgegeben. Die größten Empfängerländer sind Vietnam mit 2,6 Millionen Dosen, die Ukraine mit 1,5 Millionen sowie Ägypten und Ghana mit jeweils 1,5 Millionen. Genügend Vakzine für Drittimpfungen in Deutschland seien dennoch vorhanden. 2022 erhält Deutschland laut BMG insgesamt 256 Millionen Dosen von allen zugelassenen Herstellern.
    Medizinisches Personal hält eine Spritze mit dem Imfpstoff von Astrazeneca in den Händen. Spritze und Ampulle sind halb verdeckt. Die Person trägt weiße Latexhandschuhe.
    Deutschland hat bisher vor allem Impfstoff von Astrazeneca ins Ausland gespendet. (picture alliance / PIXSELL / Armin Durgut)
    +++ Der Deutsche Hausärzteverband plädiert dafür, mit Auffrischungsimpfungen gegen Covid-19 zunächst die über 70-Jährigen und weitere Risikogruppen zu versorgen. Der stellvertretende Bundesvorsitzende Beier sagte im Deutschlandfunk (Audio-Link), diese Gruppen, für die es auch eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission gebe, seien jetzt an der Reihe. Den Aufruf von Gesundheitsminister Spahn an alle Erwachsenen, ihre Impfung ebenfalls auffrischen zu lassen, nannte Beier ein Beispiel für "nicht gerade günstige Kommunikation". Der Impfkampagne sei nicht geholfen, wenn nächste Woche in jeder Praxis über 100 Patienten stünden. Ein weiteres wesentliches Ziel bleibe es, bisher noch nicht geimpfte Menschen zu beraten. Diese sollten sich nicht bei selbsternannten Spezialisten informieren, sondern mit einem Hausarzt sprechen, so Beier. Auch die Bundesärztekammer kritisierte Spahns Aufruf zu generellen Auffrischungsimpfungen. Die Impfkommission des Bundeslands Sachsen empfiehlt dagegen bereits eine dritte Impfung für alle Altersgruppen. In Thüringen soll die Altersbegrenzung ab November aufgehoben werden.
    +++ Angesichts der steigenden Corona-Zahlen haben Lehrerverband und Ethikrat davor gewarnt, mit einer Politik des Augen-zu-und-durch die Gesundheit vieler Schüler zu gefährden. Die Politik setze Lockerungen durch zu einem Zeitpunkt, an dem Gesundheitsschutzmaßnahmen eher zu intensivieren seien, kritisierte der Chef des Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, mit Blick auf die Aufhebung der Maskenpflicht im Unterricht in einigen Bundesländern. Die Vize-Vorsitzende des Ethikrats, Susanne Schreiber, sagte - ebenfalls in der Düsseldorfer "Rheinischen Post": "Auch, wenn schwere Verläufe bei Kindern seltener auftreten, werden bei starkem Infektionsgeschehen Hunderte von Kindern von Komplikationen betroffen sein." Eine "Augen-zu-und-durch-Mentalität" reiche hier nicht aus.
    Weiterlesen: Hier geht es zu unserem Archiv.