Montag, 11. Oktober
+++ Lettland hat wegen hoher Corona-Zahlen und einer vergleichsweise niedrigen Impfquote den Gesundheitsnotstand ausgerufen. In den nächsten drei Monaten dürfen öffentliche Gebäude nur noch mit Schutzmaske betreten werden. Wer nicht geimpft ist, darf keinen Supermarkt mehr betreten. Nur Geschäfte des täglichen Bedarfs dürfen am Wochenende öffnen. Alle Letten sind aufgerufen, im Home Office zu arbeiten. Regierungschef Karins appellierte an seine Landsleute, sich nicht zu versammeln und Kontakte zu beschränken.
Zuletzt wurden unter den 1,9 Millionen Einwohnern der Balten-Republik täglich mehr als eintausend Neuinfektionen registriert. Nur 48 Prozent der Letten sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das ist eine der niedrigsten Impfquoten in Europa.
+++ Die Datenerhebung des Robert Koch-Instituts zu den Impfungen gegen Covid-19 ist in der Gesundheitsministerkonferenz auf Kritik gestoßen. Man brauche "Klarheit und Wahrheit" in dieser Frage, sagte der Vorsitzende und bayerische Ressortchef Holetschek nach Beratungen mit seinen Länderkollegen. Man werde RKI-Chef Wieler zur nächsten Konferenz der Gesundheitsminister einladen.
Das Robert-Koch-Institut hatte in der vergangenen Woche eingeräumt, dass die Zahl der bereits geschützten Menschen in Deutschland lange Zeit um mehrere Prozentpunkte zu niedrig angegeben wurde. Als Ursache wird vermutet, dass nicht alle Impfungen an die zuständigen Stellen gemeldet worden seien. Die neuen Daten waren durch eine gesonderte Untersuchung in Form einer Umfrage erhoben worden. Demnach dürfte die Impfquote bundesweit bei über 70 Prozent liegen. Das wären bis zu 3,5 Millionen Menschen mehr als bislang angenommen.
+++ Das Coronavirus breitet sich beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart immer weiter aus. Am Montag wurde auch Torhüter Florian Müller positiv getestet, wie der VfB mitteilte. Damit wurde bereits der fünfte Spieler innerhalb der vergangenen Tage positiv getestet. Müller fällt voraussichtlich für das Auswärtsspiel am Samstag bei Borussia Mönchengladbach aus.
+++ Der US-Pharmakonzern Merck & Co. hat in den USA eine Notfallzulassung für sein Corona-Medikament Molnupiravir beantragt. Angesichts der "Dringlichkeit" im Kampf gegen die Pandemie habe sein Unternehmen bereits zehn Tage nach Erhalt der Daten aus der klinischen Phase-3-Studie einen entsprechenden Antrag bei der Gesundheitsbehörde FDA gestellt, erklärte Merck-Chef Robert Davis. Er kündigte weitere Anträge in anderen Ländern an.
Der Antrag ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer einfachen Pille zur Behandlung von Covid-19. Anfang Oktober hatten Merck und sein Partner Ridgeback Biotherapeutics mitgeteilt, dass Molnupiravir bei infizierten Patienten das Risiko einer Krankenhauseinlieferung oder eines tödlichen Krankheitsverlaufes halbiere.
+++ Die Europäische Arzneimittelbehörde prüft die Zulassung eines weiteren Medikaments gegen Covid-19. Wie die EMA in Amsterdam mitteilte, stellte der Schweizer Pharmakonzern Roche gemeinsam mit einem US-amerikanischen Partnerunternehmen einen Antrag auf Zulassung seines Antikörper-Mittels "Ronapreve". Damit sollen Menschen ab 12 Jahre behandelt werden, die mit dem Coronavirus infiziert sind und ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Darüber hinaus kann das Medikament nach Angaben des Herstellers auch bei Menschen eingesetzt werden, die ein akutes Ansteckungsrisiko haben, etwa weil sie mit einem Infizierten in einem Haushalt leben.
+++ Ab heute müssen Corona-Schnelltests in den meisten Fällen selbst bezahlt werden. Das legt eine neue Bundesverordnung fest, die zum 11. Oktober in Kraft tritt. Kostenlos werden die sogenannten Bürgertests nur noch für Menschen angeboten, die sich nicht impfen lassen können.
Die Verordnung legt aber auch einige Übergangsregeln fest. So können Kinder von 12 bis 17 Jahren und Schwangere noch bis 31. Dezember mindestens einen kostenlosen Test pro Woche machen. Grund ist, dass für sie erst seit kürzerer Zeit eine allgemeine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission vorliegt. Daher soll noch länger Zeit für eine Impfung bleiben.
Generell weiter gratis testen lassen können sich Kinder, die das zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben oder erst in den letzten drei Monaten vor dem Test zwölf Jahre alt geworden sind. Um weiterhin kostenlose Schnelltests zu bekommen, muss man bei der Teststelle einen amtlichen Ausweis mit Foto vorlegen - bei Kindern ist so auch das Alter nachzuweisen. Extra Nachweise wie ein ärztliches Zeugnis sind nötig, wenn man sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann - eine Diagnose muss nach Ministeriumsangaben nicht angegeben werden. Zum Nachweis einer Schwangerschaft kann der Mutterpass genutzt werden. Gratis bleibt es unter anderem auch für Menschen, die zum Beenden einer Quarantäne wegen einer Corona-Infektion einen Test brauchen.
Wie teuer Corona-Selbstzahlertests sind, lässt sich noch nicht allgemein sagen. Dafür gibt es keine Preisvorgaben von Bund oder Land. Der Apothekerverband Nordrhein geht von ungefähr 20 Euro je Test aus. Neben den Apotheken gibt es noch zahlreiche weitere Testanbieter.
+++ Der bayerische Gesundheitsminister Holetschek hat das Ende der kostenlosen Coronatests verteidigt.
Der CSU-Politiker sagte im Deutschlandfunk, das Impfen sei der Weg aus der Pandemie, nicht das Testen. Es sei dann konsequent, die Kostenfreiheit von bestimmten Tests zurückzufahren. Holetschek betonte zugleich, dass die Impfquote noch verbesserungswürdig sei.
+++ Auch in der Schweiz sind Corona-Tests für viele Menschen nicht mehr gratis.
Die Kosten für einen Test sind je nach Anbieter sehr unterschiedlich. Umsonst gibt es die Tests weiter unter anderem für unter 16-Jährige, für Erstgeimpfte und Menschen mit Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion oder solche, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Auch Programme mit regelmäßigen Tests in Schulen und bei Unternehmen bleiben gratis. Seit Mitte September muss in Innenräumen von Restaurants, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie bei Veranstaltungen im Inneren ein Corona-Zertifikat gezeigt werden. Es belegt, dass die Person geimpft, genesen oder getestet ist.
Der Bundesrat begründete das Aus der Gratis-Tests laut SRF mit den Kosten. Zudem wolle man lieber das Impfen fördern. In der Schweiz gelten rund 60 Prozent der Bevölkerung als vollständig geimpft.
+++ In Nordrhein-Westfalen beginnt heute das Wintersemester unter 3G-Bedingungen. Die rund 765.000 Studierenden sollen Präsenzveranstaltungen beiwohnen dürfen, solange sie geimpft, genesen oder tagesaktuell negativ getestet sind. Nur ganz große Vorlesungen sollen online angeboten werden.
+++ Die neuseeländische Regierung hat eine Corona-Impfpflicht für Mitarbeiter im Gesundheitswesen und für Lehrer beschlossen.
Den neuen Regelungen zufolge müssen Ärzte und Krankenpfleger bis zum 1. Dezember zweifach gegen das Coronavirus geimpft sein. Menschen im Bildungssektor mit direktem Kontakt zu Schülern haben bis zum 1. Januar Zeit, um sich vollständig immunisieren zu lassen. Weiterführende Schulen werden dazu verpflichtet, eine Datenbank über den Impfstatus ihrer Schüler zu führen.
Neuseeland ist seit Beginn der Pandemie weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet. Bis zu einem Delta-Ausbruch im August und einem folgenden Lockdown gab es monatelang kaum Einschränkungen.
+++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der bestätigten Corona-Neuinfektionen ist auf 66,5 gestiegen.
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem Robert Koch-Institut binnen eines Tages 3.111 neue Infektions-Fälle. Am Vortag hatte die Sieben-Tage-Inzidenz bei 66,1 gelegen. Die Zahl der Todesfälle in Deutschland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion stieg um sieben auf 94.209.
+++ Nach fast vier Monaten im Lockdown dürfen seit heute Cafés, Fitnesstudios und Restaurants in Sydney wieder öffnen. Einlass erhalten jedoch vorerst nur Geimpfte. Einige Kneipen öffneten bereits um 00:01 Uhr und schenkten Mitternachts-Bier aus. Nach einer Infektionswelle mit der Delta-Variante verzeichnete der australische Bundesstaat New South Wales, in dem Sydney liegt, zuletzt nur noch knapp 500 Neuinfektionen.
Sonntag, 10. Oktober
+++ Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat sich im Zusammenhang mit unterschiedlichen Impfquoten in Deutschland gegen eine Personaldiskussion beim Robert Koch-Institut ausgesprochen. Im ARD-Fernsehen sagte er, solch eine Diskussion sei nicht das Wichtigste. "Wir sind in einer besonders vulnerablen Phase, wo es jederzeit wieder ein Aufflammen der vierten Welle geben könnte." Dennoch müsse der Unterschied bei den Impfquoten aufgearbeitet werden. Es habe Defizite gegeben. Die Diskrepanz der Berechnung des Bundesgesundheitsministeriums und der ausgewiesenenen Impfquote durch das Robert Koch-Institut sei begründungsbedürftig.
+++ Nach Ausschreitungen bei Protesten gegen die Corona-Politik in Italien haben mehrere Politiker ein Verbot der rechtsextremen Partei Forza Nuova gefordert. Der Vorsitzende der Partei, Castellino, war gestern festgenommen worden, nachdem Impfgegner ein Gewerkschaftsbüro gestürmt und versucht hatten, in den Amtssitz von Ministerpräsident Draghi zu gelangen. Angeheizt wurden die Krawalle von der Forza Nuova und anderen rechten Gruppierungen. Der frühere Ministerpräsident und Parteivorsitzende der Fünf-Sterne-Bewegung, Conte, sagte, solch ein Verhalten dürfe man in Italien nicht akzeptieren. Der Abgeordnete Fiano von der Demokratischen Partei kündigte an, im Parlament einen Antrag einzubringen, um ein Verbot der Forza Nuova zu erwirken.
+++ Das Coronavirus hat die Tournee der britischen Rockband Genesis durcheinandergebracht. Weil es positive Corona-Tests in der Gruppe gegeben habe, muss Genesis nach einem Auftritt im schottischen Glasgow auch die letzten Konzerte der "Last Domino?"-Tour in Großbritannien an diesem Montag, Dienstag und Mittwoch in London verschieben. Man arbeite daran, die Auftritte so bald wie möglich nachzuholen, hieß es auf der Website der Band. Es handele sich um eine sehr frustrierende Angelegenheit, aber die Sicherheit von Publikum und Crew gingen vor. Wer positiv auf das Coronavirus getestet worden ist, ließ die Band offen.
+++ Die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt hat gut 1,5 Millionen Gäste in die thüringische Landeshauptstadt gezogen. Diese Zahl nannten die Organisatoren zum Abschluss der 171-tägigen Ausstellung. Die wegen der Corona-Pandemie vor allem in der Anfangsphase mit erheblichen Einschränkungen konfrontierte Buga hatte am Wochenende bei sonnigem Wetter nochmals einen Besucheransturm erlebt.
Mehrere Länder haben bereits mit Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus begonnen. Wer braucht die dritte Dosis wirklich und welche Kritik gibt es an den "Booster"-Impfungen?
+++ Der Marburger Bund fürchtet einen Anstieg der Infektionszahlen zum Ende der kostenlosen Corona-Tests am Montag. Die Kostenpflicht führe dazu, dass sich künftig weniger Menschen mit Symptomen testen lassen würden, sagte die Vorsitzende des Ärzteverbandes, Johna, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Das sei ein Einfallstor für eine weitere Übertragung des Virus.
Bundesgesundheitsminister Spahn rechtfertigte das Ende der kostenlosen Bürgertests. Die Abschaffung sei eine Frage der Fairness gegenüber dem Steuerzahler, sagte der CDU-Politiker der Funke-Mediengruppe. Jeder, für den es empfohlen sei und der es wolle, habe sich mittlerweile impfen lassen können. Deshalb seien die Bürgertests ab morgen nur noch für diejenigen kostenlos, für die es keine empfohlene Immunisierung gebe. Tests in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Schulen oder auf der Arbeit werde es aber weiterhin kostenlos geben, erklärte der Minister.
+++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist wieder angestiegen. Sie liegt nun bei 66,1 nach 64,4 am Vortag, wie das Robert Koch-Institut mitteilte. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI 7.612 neue Positiv-Tests. Das sind 1.448 mehr als am Sonntag vor einer Woche. 24 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus.
Sie finden hier alle relevanten Zahlen.
+++ Bei Protesten gegen die Corona-Politik hat es in der italienischen Hauptstadt Rom Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei gegeben. Kundgebungsteilnehmer versuchten, Absperrungen zu durchbrechen und bewarfen die Einsatzkräfte mit Stühlen und Feuerwerkskörpern. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Wasserwerfer ein. Angeheizt wurden die Krawalle offenbar auch von Rechtsextremisten. In Italien treten in der kommenden Woche zusätzliche Regeln in Kraft: Vom 15. Oktober an müssen auch Beschäftigte im öffentlichen Dienst und in der Privatwirtschaft einen Nachweis der Corona-Impfung, der Genesung oder eines negativen Tests vorlegen.
Samstag, 9. Oktober
+++ In Griechenland gibt es seit heute zahlreiche Lockerungen für Geimpfte und Genesene. Bars, Restaurants und Cafés, aber auch andere geschlossene Räumlichkeiten wie Fitness-Studios und Kinos dürfen künftig die Höchstgrenze an Gästen zulassen. Voraussetzung ist, dass die Besucher geimpft oder nachweislich in den vergangenen sechs Monaten von einer Corona-Infektion genesen sind. Abstandsregeln und Maskenpflicht fallen dann in diesen Bereichen weg. Die Lockerungen sollen zunächst für 15 Tage gelten, dann werde der Schritt neu bewertet, berichteten griechische Medien.
+++ Weltweit haben sich mehr als 237 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergibt eine Reuters-Zählung auf Basis offizieller Daten. Seit die ersten Fälle im Dezember 2019 im chinesischen Wuhan nachgewiesen wurden, starben weltweit mehr als 5,04 Millionen Menschen mit oder an dem Virus. Die USA weisen weltweit die höchsten Infektions- und Todeszahlen auf. Dort registrierten die Gesundheitsbehörden binnen 24 Stunden rund 136.000 Neuinfektionen, insgesamt sind es damit seit Ausbruch der Pandemie 44,39 Millionen Fälle.
+++ Russland hat erneut einen Höchststand bei der Zahl der täglichen Corona-Toten verzeichnet. Nach Angaben der Regierung starben innerhalb von 24 Stunden 968 Menschen an den Folgen der Virus-Erkrankung. Offiziell wurden in Russland bisher 215.453 Corona-Tote gezählt.
Kreml-Sprecher Peskow nannte die Daten besorgniserregend. Hauptursache sei die schlechte Impfquote. Außerdem werde das Virus wird "immer bösartiger". In Russland grassiert die hochansteckende Delta-Variante. Nach Angaben der Website Gogov sind derzeit nur 30 Prozent der Russen vollständig geimpft.
+++ Deutschland hat mittlerweile mehr als 13 Millionen Corona-Impfdosen an andere Staaten gespendet. Diese Zahl nennt die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf das Auswärtige Amt. Die 13.001.280 Dosen wurden demnach an 15 verschiedene Länder geliefert - unter anderem an Bangladesch, Ghana, Botswana, die Elfenbeinküste und Ägypten.
+++ Das Robert Koch-Institut gerät wegen der offenbar zu niedrig angegebenen Corona-Impfquoten unter Druck. Konkret wird dabei auch die Rolle von Präsident Wieler kritisiert. Die Gesundheitsexpertin der FDP, Aschenberg-Dugnus, sagte der "Bild"-Zeitung, bei Wieler gebe es "von Fehlereinsicht keine Spur". Er sei zu nah dran an der Linie der Bundesregierung. Für die Zukunft wolle die FDP erreichen, dass die Behörde vom Bundesgesundheitsministerium abgekoppelt werde. Der Grünen-Politiker Janecek machte Wieler mitverantwortlich für die monatelangen Schulschließungen in Deutschland. Das RKI habe Kinder als Infektionstreiber dargestellt.
Das RKI hatte vorgestern eingeräumt, dass die Impfquote um etwa fünf Prozentpunkte höher liegt als bisher angenommen. Man könne davon ausgehen, dass bis zu 80 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft seien.
Die Daten des Bundesgesundheitsministeriums zur Impfkampagne finden sich auf dem Impfdashboard.
+++ Depressionen und Panik-Attacken haben im ersten Jahr der Corona-Pandemie weltweit zugenommen - einer Studie zufolge um mehr als ein Viertel. 2020 seien schätzungsweise 52 Millionen Menschen mehr an einer schweren depressiven Störung erkrankt, als dies ohne Pandemie der Fall gewesen wäre, heißt es in der Untersuchung, die in der Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde. Die Zahl der Menschen, die unter Angstzuständen leiden, habe 76 Millionen höher gelegen als üblich, schreiben die Autoren um Damian Santomauro von der University of Queensland in Australien. Das entsprach einem relativen Anstieg um 28 beziehungsweise 26 Prozent. Besonders betroffen waren Frauen. Mehr
+++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist wieder etwas gestiegen. Sie beträgt nun 64,4 nach 63,8 am Vortag, wie das Robert Koch-Institut mitteilte. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Die Gesundheitsämter haben dem RKI binnen eines Tages 8.854 Neuinfektionen gemeldet. Das sind 337 Fälle mehr als am Samstag vor einer Woche. 65 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Krankheitserreger, wie das RKI weiter bekannt gab.
Weitere aktuelle Zahlen zum Coronavirus haben wir hier zusammengestellt.
+++ Brasilien hat die Marke von 600.000 Corona-Toten überschritten. Seit Beginn der Pandemie sind nach Daten des Gesundheitsministeriums in Brasilia 600.425 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Nur in den USA wurden mehr Tote registriert: Die Johns Hopkins Universität zählt dort mehr als 712.000.
Freitag, 8. Oktober
+++ Die russische Statistikbehörde Rosstat hat für August rund doppelt so viele Corona-Tote gemeldet wie die Regierung. Im August seien knapp 50.000 Menschen in Verbindung mit dem Virus gestorben, teilte die Behörde mit. Die Regierung hatte für August dagegen knapp 25.000 Corona-Tote gemeldet. Mit den Angaben von Rosstat liegt die Zahl der Toten durch die Pandemie bei mehr als 400.000. Russland ist weltweit eines der am schwersten von der Pandemie getroffenen Länder. Besonders die Delta-Variante sowie niedrige Impfquoten erschweren den Kampf gegen das Virus.
+++ Die Bundesregierung stuft Estland, Lettland und die Ukraine von Sonntag an als Corona-Hochrisikogebiete ein. Wie das Robert Koch-Institut mitteilte, fallen dann außerdem der Jemen und Brunei Darussalam in diese Kategorie. Unter anderem Norwegen und die französischen Überseegebiete gehören nicht mehr dazu. Wer aus einem Hochrisikogebiet nach Deutschland einreist, muss sich digital anmelden und in Quarantäne begeben. Außerdem ist ein Test oder Impfnachweis erforderlich.
+++ Die luxemburgische Regierung will mit neuen Regeln den Druck auf Ungeimpfte erhöhen, sich gegen Corona impfen zu lassen. Ab dem 1. November werde in der Gastronomie die 3G-Regel verpflichtend, nach der nur Geimpfte, Genesene und negativ Getestete Zugang hätten, kündigte Premierminister Bettel an. Dabei reiche ein negativer Selbsttest nicht mehr aus, um im "Covid-Check-System" grünes Licht zu bekommen - man brauche ein zertifiziertes Testergebnis.
+++ Die Kultusministerinnen und -minister der Länder dringen darauf, dass sich Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren gegen das Coronavirus impfen lassen. In einem Beschluss der Kultusministerkonferenz heißt es, eine Immunisierung sei zwar keine Voraussetzung für den Schulbesuch und die Teilnahme am Unterricht, aber sie sichere einen längerfristigen Schulbetrieb in Präsenzform. Deshalb sei es sinnvoll, noch vor dem Winter Impfangebote anzunehmen.
Die Kultusminister betonten ihre Absicht, die Schulen im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie offen zu halten. Auch das Recht der Kinder und Jugendlichen auf Bildung, Freizeitgestaltung und Zusammenkünfte sei weitgehend ohne Einschränkungen gesichert. Zur Masken-Pflicht an Schulen gab es keinen einheitlichen Beschluss. Die KMK-Vorsitzende Ernst sagte, sie hoffe auf eine Abschaffung im kommenden Jahr.
+++ UNO-Generalsekretär Guterres hat reiche Länder mit harschen Worten für das Horten von Corona-Impfstoffen kritisiert. Ärmeren Ländern Corona-Impfstoffe vorzuenthalten und damit eine gerechte Verteilung zu verhindern sei "nicht nur eine Frage der Unmoral, es ist auch eine Frage der Dummheit", sagte Guterres bei einer Online-Pressekonferenz. Alle Länder, die bereits mehr als 40 Prozent ihrer Bevölkerung gegen Corona geimpft haben, tun aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation nicht genug, um das Virus auch mit Impfungen in benachteiligten Ländern wirksamer zu bekämpfen.
+++ Nach einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben bisher 81 Prozent der Bevölkerung in Deutschland mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten, rund ein Fünftel (19 Prozent) ist noch nicht geimpft. Von den Ungeimpften will sich die Hälfte (52 Prozent) auch in Zukunft auf keinen Fall oder eher nicht impfen lassen, wie die Behörde in Köln mitteilte. Jeder vierte Befragte (27 Prozent) bekundete die Absicht, sich auf jeden Fall oder eher impfen zu lassen, 21 Prozent zeigten sich noch unentschlossen. Als Hauptgründe gegen eine Impfung nannten die Impfunwilligen den Angaben zufolge, dass die Impfstoffe zu wenig erforscht und getestet seien sowie mögliche Nebenwirkungen.
+++ Das Robert-Koch-Institut meldet 10.429 Neuinfektionen. Das sind 311 Fälle weniger als am Freitag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt leicht auf 63,8 von 62,6 am Vortag, vor einer Woche lag sie bei 64,3. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.
+++ Die Politik der Corona-Lockdowns hat einer Studie zufolge weltweit zu mehr psychischen Erkrankungen bei Kindern geführt. Das berichtete die Hilfsorganisation Save the Children unter Berufung auf Daten des "Oxford Covid-19 Government Response Trackers". Zugenommen hätten Fälle von Depressionen, Angstzuständen, Einsamkeit und sogar Selbstgefährdung. Berücksichtigt wurden die Umfrageergebnisse von mehr als 13 000 Kindern in 46 Ländern.
+++ Japan vereinbart mit Pfizer eine Lieferung von weiteren 120 Millionen Impfdosen ab Januar 2022. Nach einem späten Start der Impfkampagne sind nun etwa 63 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
+++ Die Europäische Arzneimittelagentur EMA lässt den Produktionsstandort des US-Arzneimittelherstellers Merck in Pennsylvania für die Herstellung des Impfstoffs des Konkurrenten Johnson & Johnson zu. Laut EMA soll die Anlage von Merck sofort in Betrieb genommen werden, um die weitere Versorgung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson in der Europäischen Union sicherzustellen.
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