Archiv

Newsblog zum Krieg in der Ukraine
Die Entwicklungen vom 25. bis 31. Oktober 2022

Seit dem 21. Februar 2022 halten wir in einem Newsblog fest, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt. In diesem Archiv können Sie die bisherigen Entwicklungen nachvollziehen.

31.10.2022
    Ein Arbeiter besichtigt Schäden, die durch russische Raketenangriffe an einem Umspannwerk entstanden sind.
    Ein Arbeiter besichtigt Schäden, die durch russische Raketenangriffe an einem Umspannwerk entstanden sind. (AFP / SERGEI SUPINSKY)
    Die aktuellen Entwicklungen finden Sie hier.

    Montag, 31. Oktober 2022

    +++ Das russische Militär fordert mit Blick auf das ausgesetzte Getreideabkommen Garantien von der Ukraine.

    Das Verteidigungsministerium teilte auf Telegram mit, man erwarte Zusagen, dass der für die Lieferungen genutzte Korridor nicht für militärische Zwecke genutzt werde. Man könne die Sicherheit in dem Gebiet nicht gewährleisten, solange Kiew keine weiteren Verpflichtungen diesbezüglich eingehe.
    Russlands Präsident Putin betonte inzwischen, das Abkommen sei nicht beendet, sondern nur ausgesetzt worden.

    +++ In der ukrainischen Hauptstadt Kiew bleibt die Versorgungslage nach neuen russischen Raketenangriffen weiter angespannt.

    Am Abend waren nach Angaben von Bürgermeister Klitschko immer noch rund 250.000 Wohnungen ohne Strom. An 40 Prozent der Verbrauchsstellen gebe es weiterhin kein Wasser. Am Vormittag waren 80 Prozent der Menschen von der Wasserversorgung abgeschnitten. Ab morgen gelten weitere Stromsparmaßnahmen, so sollen weniger U-Bahnen fahren, Straßenbahnen und Oberleitungsbusse werden teilweise durch Fahrzeuge mit Dieselmotoren ersetzt.
    Das russische Verteidigungsministerium sprach von Schlägen gegen "Militärkommando und Energiesysteme in der Ukraine". Man habe alle vorbestimmten Ziele getroffen. Ukrainischen Angaben zufolge wurden 44 von mehr als 50 Marschflugkörpern abgefangen. Neben Kiew waren auch die Städte Charkiw, Kirowohrad und Saporischschja betroffen. Ein Raketenteil ging laut Innenministerium der Republik Moldau in einem Dorf jenseits der Grenze nieder und richtete dort Sachschäden an.

    +++ Die Vereinten Nationen wollen Russland zu einer Weiterführung des Abkommens über den Schiffstransport ukrainischen Getreides bewegen.

    Man sei bereit, auf Bedenken der Russen einzugehen und Vorschläge von allen Seiten anzuhören, erklärte UNO-Nothilfekoordinator Griffiths in New York. Moskaus Zusicherung, sich nicht vollständig aus der Initiative zurückzuziehen, sei ermutigend, sagte Griffiths. Der ukrainische Präsident Selenskyj kündigte an, sein Land werde die Vereinbarung mit der UNO und der Türkei fortsetzen. Nach ukrainischen Angaben legten zwölf Schiffe ab, die Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte ausführen sollen.
    Nach angeblichen Drohnenangriffen auf russische Kriegsschiffe hatte Kreml-Sprecher Peskow zuvor angekündigt, man könne die sichere Schifffahrt in dem Seegebiet im Schwarzen Meer nicht garantieren. UNO-Nothilfekoordinator Griffiths schloss aus, dass die von dem Abkommen berührten Getreidefrachter etwas mit dem Beschuss zu tun haben könnten.

    +++ Tschechiens Regierungschef Fiala ist mit mehreren Ministern nach Kiew gereist.

    Die gemeinsame ukrainisch-tschechische Kabinettssitzung gilt als Premiere seit Beginn des russischen Angriffskrieges. Der ukrainische Außenminister Kuleba twitterte, die Tschechen seien mutig, weil die Delegation ungeachtet der fortdauernden russischen Angriffe angereist sei.
    Tschechien hat zurzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne und sieht sich als einer der größten Unterstützer der Ukraine. Allerdings gab es in Tschechien selbst zuletzt Proteste - sowohl für die Ukraine als auch gegen die Regierung von Fiala. Die Organisatoren der regierungsfeindlichen Proteste sind dafür bekannt, pro-russische Propaganda zu verbreiten und gegen Coronavirus-Impfungen einzutreten.

    Redaktionell empfohlener externer Inhalt

    Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

    +++ Die von der Bundesregierung beauftragte Gaskommission hat ihre Empfehlungen für die geplanten staatlichen Hilfen konkretisiert.

    In ihrem Abschlussbericht schlagen die Experten eine Prämie für Privatkunden vor, um das Einsparziel von 20 Prozent beim Energieverbrauch zu erreichen. Dies sei etwa für Haushalte ein besonderer Anreiz, deren Heizkosten vom Job-Center bezahlt würden, erklärte die Kommission. Des Weiteren empfehlen die Experten, dass die Entlastungen bei den Gaskosten ab einem Einkommen von 72.000 Euro versteuert werden müssen. Damit werde umgekehrt vor allem bedürftigen Haushalten geholfen.
    Mieter sollen ein halbes Jahr Zeit haben, ihre Energierechnungen zu begleichen und notfalls Unterstützung durch die Schuldnerberatung bekommen. Für Härtefälle soll nach dem Vorschlag der Kommission ein Soforthilfefonds eingerichtet werden.

    +++ Trotz der russischen Entscheidung, sich aus den Getreideabkommen mit der Ukraine zurückzuziehen, haben inzwischen mehrere Frachtschiffe ukrainische Häfen verlassen.

    Nach ukrainischen Angaben legten zwölf Schiffe ab, die Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte ausführen sollen. Kreml-Sprecher Peskow sagte in Moskau, man könne die sichere Schifffahrt in dem Seegebiet im Schwarzen Meer nicht garantieren. Daher sei die internationale Vereinbarung "nicht so leicht umzusetzen". Russland hatte den Ausstieg aus dem Abkommen mit dem Beschuss der russischen Schwarzmeerflotte begründet und macht die Ukraine dafür verantwortlich.
    Der türkische Verteidigungsminister Akar sprach heute in einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Schoigu über die Getreidelieferungen. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt. Laut dem Koordinierungszentrum in Istanbul, das für die Überwachung des Abkommens zuständig ist, hatten sich die UNO, die Türkei und die Ukraine darauf geeinigt, dass die Getreideausfuhren weiterlaufen sollen.

    +++ Norwegen versetzt sein Militär ab morgen in erhöhte Alarmbereitschaft.

    Das kündigte Ministerpräsident Störe an und betonte, die aktuelle Lage angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sei die schwerste Sicherheitslage seit mehreren Jahrzehnten. Er betont aber: "Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Russland seine Kriegsführung auf andere Länder ausweitet." Die zunehmenden Spannungen machten Norwegen aber anfälliger für Bedrohungen, Geheimdienstoperationen und Beeinflussungskampagnen." Unter anderem brach die Luftwaffe den Angaben zufolge das Training mit ihren F35-Kampfjets in den USA ab, um in Norwegen vor Ort zu sein.

    +++ Bei einem Luftangriff auf die Ukraine sind Teile einer abgeschossenen russischen Rakete in ein grenznahes Dorf im Norden der Republik Moldau gestürzt.

    Das teilte das Innenministerium in der Hauptstadt Chisinau mit. In einigen Häusern des Ortes Naslavcea seien Fenster geborsten, Verletzte gebe es nach ersten Erkenntnissen nicht. Nach ukrainischen Militärangaben sollte die russische Rakete vermutlich ein etwa zehn Kilometer entferntes Wasserkraftwerk treffen. Die Luftabwehr habe die Rakete im Anflug abgeschossen.

    +++ Die türkische Regierung hat Russland dafür kritisiert, dass es das Abkommen über ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer ausgesetzt hat.

    Die Maßnahme nütze niemandem und werde die Not Bedürftiger vergrößern, sagte Verteidigungsminister Akar. Er werde im Laufe des Tages mit seinem russischen Amtskollegen Schoigu und dem ukrainischen Verteidigungsminister Resnikow telefonieren und sich darum bemühen, dass das Abkommen fortgesetzt werde, kündigte Akar laut seinem Ministerium an.
    Russland hatte das Abkommen zur Getreide-Ausfuhr am Wochenende ausgesetzt und dies mit dem Beschuss seiner Schwarzmeerflotte begründet. Man könne die Sicherheit ziviler Schiffe nicht mehr garantieren, hieß es aus Moskau.

    +++ Auch die Bundesregierung hat Russland aufgerufen, das ausgesetzte Getreide-Abkommen wieder in Kraft zu setzen.

    Ein Regierungssprecher nannte es in Berlin "zutiefst verabscheuenswürfig", Hunger als Waffe einzusetzen. Russland müsse zu dem Abkommen zurückkehren, das sichere Routen für Getreideschiffe im Schwarzen Meer garantieren soll. Zwar könne man Getreide auch über den Landweg exportieren. Aber angesichts der Schwierigkeiten etwa mit der Spurweite der Eisenbahnverbindungen in unterschiedlichen europäischen Ländern sei der beste Transportweg der Seeweg über das Schwarze Meer.

    +++ 80 Prozent der Menschen in Kiew haben derzeit nach Angaben von Bürgermeister Klitschko keinen Strom und kein fließendes Wasser.

    Klitschko begründete dies mit einem weiteren russischen Angriff auf die Infrastruktur der ukrainischen Hauptstadt. Es werde derzeit versucht, die Schäden zu beheben und die Strom- und Wasserversorgung wiederherzustellen.
    Insgesamt hatte die russische Armee heute mehr als 50 Marschflugkörper und Raketen auf Ziele in der Ukraine abgefeuert. Explosionen waren auch in den Städten Charkiw, Kirowohrad und Saporischschja zu hören. Die Bevölkerung sei aufgerufen worden, sich in Schutzräume zu begeben, teilten die ukrainischen Behörden mit. Die meisten Geschosse hätten abgefangen werden können.

    +++ Russland hat erneut zahlreiche Städte in der Ukraine mit Raketen beschossen.

    Nach Angaben der Behörden gab es in weiten Teilen des Landes Luftalarm. Die ukrainische Flugabwehr sei aktiv. Auch in der Hauptstadt Kiew, in Charkiw und Saporischschja waren demnach Explosionen zu hören. Die Behörden riefen die Menschen auf, sich in Schutzbunkern und anderen Räumen in Sicherheit zu bringen. Es wird über Stromausfälle berichtet.

    +++ Nach mehreren Großdemonstrationen gegen die tschechische Regierung haben sich gestern in Prag Zehntausende Menschen versammelt und ihre Unterstützung für die Ukraine bekundet.

    Die Organisatoren wollten nach eigenen Angaben zeigen, dass Tschechien stark genug sei, die aktuelle Krise zu bewältigen, und daher keine Angst zu haben brauche. In einer Videobotschaft wandte sich auch die ukrainische Präsidentengattin Olena Selenska an die Teilnehmenden. Die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Selenskyj verurteilte die jüngsten russischen Raketenangriffe auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine. Die Demonstranten trugen ukrainische, tschechische und EU-Fahnen.

    Sonntag, 30. Oktober

    +++ Außenministerin Annalena Baerbock wirft Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor, mit dem Stopp der Getreidelieferungen den Krieg und seine Folgen in die internationale Gemeinschaft zu tragen.

    Die Welt dürfe aber nicht unter dem Hungerkrieg Russlands leiden, kritisiert sie im ARD-Fernsehenmit Blick darauf, dass Russland im Schwarzen Meer ukrainische Getreidelieferungen in Drittstaaten nicht mehr passieren lassen will. Dies zeige nur mit welch purer Gewalt der russische Präsident vorgehe, sagte sie mit Blick auf die Angriffe auf zivile Ziele.

    +++ Wegen des russischen Ausstiegs aus dem Getreideexportabkommen ist nach ukrainischen Angaben die Weiterfahrt von 218 Frachtschiffen blockiert.

    22 Schiffe mit Agrargütern seien bereit zum Auslaufen aus ukrainischen Häfen, teilte das Infrastrukturministerium mit. 95 weitere Schiffe hätten die Häfen bereits verlassen und warteten auf die abschließende Freigabe zur Weiterfahrt zu ihren Zielen. 101 leere Schiffe warteten auf die Freigabe zum Einlaufen in ukrainische Häfen.

    +++ Die bei dem Angriff auf die Schwarzmeer-Flotte eingesetzten ukrainischen Drohnen seien mit kanadischen Steuermodulen ausgerüstet gewesen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.

    Das habe die Analyse der Wrackteile ergeben. Es wiederholte damit die Anschuldigung, Briten hätten den Angriff der Ukrainer auf die Schiffe im Krim-Hafen Sewastopol geleitet. Großbritannien hatte die Vorwürfe bereits am Samstag zurückgewiesen.

    +++ Polen teilt mit, zusammen mit den Partnern in der EU stehe man bereit, um der Ukraine nach der Aussetzung des Getreide-Abkommens beim Transport von Grundnahrungsmitteln zu helfen.

    Das Außenministerium in Warschau erkläret, die Aussetzung des von den UNO und der Türkei vermittelten Abkommens zwischen Russland und der Ukraine zeige einmal mehr, dass die Moskauer Regierung nicht Willens sei, internationale Verträge einzuhalten.
    Ein Frachter mit Getreide im Hafen von Odessa
    Die Hoffnung ist groß, dass von nun an mehr Frachter Getreide aus der Ukraine in andere Länder wieder verschiffen können. (picture alliance / AA / Turkish National Defense Ministry )

    +++ Außenministerin Baerbock hat Russland aufgefordert, die Getreideexporte über das Schwarze Meer nicht zu gefährden.

    Die Grünen-Politikerin sagte in Berlin, "Millionen Menschen auf der Welt hungern, und Russland stellt erneut die Sicherheit von Getreideschiffen zur Disposition. Das muss aufhören." Baerbock verwies darauf, dass Dutzende Schiffe aktuell auf dem Weg seien, um Getreide aus der Ukraine in andere Länder zu bringen. Seit Inkrafttreten des Abkommens im Sommer seien die Getreidepreise auf dem Weltmarkt endlich wieder auf ein erträgliches Niveau gefallen, betonte Baerbock.

    +++ Die Ukraine beschuldigt Russland, den Stopp der Getreidelieferungen lange geplant zu haben.

    Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba warf der russischen Führung vor, sie habe nur auf einen Vorwand gewartet, um das Abkommen zum Getreidehandel über das Schwarze Meer platzen zu lassen. Kuleba schrieb auf Twitter, die Explosionen von Sewastopol seien 220 Kilometer entfernt vom Getreidekorridor, nun blockiere Russland zwei Millionen Tonnen Getreide auf 176 Schiffen. Die derzeitige Warteschlange mit Getreide im Schwarzen Meer habe sich seit September gebildet. Damals habe Russland begonnen, den Verkehr zu verzögern, und damit das Abkommen untergraben. "Russland hat die Entscheidung, seine Hungerspiele wieder aufzunehmen, schon vor langer Zeit getroffen und versucht nun, sie zu rechtfertigen", schreibt Kuleba.

    Redaktionell empfohlener externer Inhalt

    Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

    +++ Die russische Söldnertruppe Wagner leidet offenbar unter Personalmangel.

    Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums rekrutiert die Wagner-Gruppe auch russische Sträflinge, selbst wenn diese Hepatitis C haben oder HIV-positiv sind. Die Briten berufen sich dabei auf einen Internetbeitrag des russischen Oligarchen Jewgeni Prigoschin. Bisher hatten die Wagner-Söldner zuvor meist als russische Berufssoldaten gedient. In dem britischen Bericht heißt es, offenbar sei die Zahl der Kämpfer nun wichtiger als ihre Erfahrung oder Qualität. Wahrscheinlich werde ein Teil der rekrutierten Sträflinge für den Bau einer 200 Kilometer langen Verteidigungslinie in der Ostukraine eingesetzt.

    Redaktionell empfohlener externer Inhalt

    Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

    +++ Slowenien hat 28 Kampfpanzer des sowjetischen Typs M-55S an die von Russland angegriffene Ukraine abgegeben.

    Das slowenische Nachrichtenportal "24ur.com" berichtet unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Ljubljana, dass die Panzer mit der Eisenbahn über Polen in die Ukraine gebracht worden seien. Im Rahmen eines Ringtauschs bekommt das EU- und NATO-Land Slowenien nun von Deutschland 43 schwere Militärlastwagen. Bereits im Juli hatte Slowenien 35 Schützenpanzer an die Ukraine geliefert.
    Der M-55S ist eine grundlegend modernisierte Version des sowjetischen Kampfpanzers T-55. Er besitzt eine effizientere Kanone, einen verbesserten Motor und moderne Elektronik zur Zielerfassung.

    +++ Nach dem Rückzug Russlands aus dem Abkommen zum Export von ukrainischem Getreide ist die Ausfuhr über das Schwarze Meer gestoppt worden.

    Das internationale Koordinationszentrum in Istanbul teilte mit, es sei keine gemeinsame Vereinbarung über weitere Aus- und Einfahrtsbewegungen von Frachtschiffen erzielt worden. Gestern konnten den Angaben zufolge neun Schiffe den zwischen Russland und der Ukraine vereinbarten Korridor im Schwarzen Meer passieren, mehr als zehn weitere Schiffe stehen bereit.
    Russland hatte sich mit der Begründung aus dem Getreideabkommen zurückgezogen, dass ukrainisches Militär und britische Spezialisten hätten seine Schwarzmeerflotte in Sewastopol attackiert. Deshalb könne man nicht mehr für die Sicherheit der Frachter garantieren. Das Abkommen war Ende Juli unter Vermittlung der Türkei und der UNO in Istanbul unterzeichnet worden. Damit sollte die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelöste globale Ernährungskrise abgemildert werden.

    +++ Litauen hat zwei reparierte Panzerhaubitzen in die Ukraine zurückgeschickt.

    Das Verteidigungsministerium des baltischen EU- und Nato-Landes teilte mit, dass die beiden Artilleriegeschütze diese Woche an die ukrainische Armee übergeben wurden. Zwei weitere Haubitzen sollen sich zudem auf dem Weg zur Reparatur nach Litauen befinden. Die Panzerhaubitzen waren von Deutschland und den Niederlanden als Militärhilfe für den Kampf gegen Russland an die Ukraine geliefert worden. Wegen der hohen Schussfolge im Gefecht soll nach einem Bericht des "Spiegel" von Anfang Oktober aber gut ein Drittel der deutschen Geschütze bereits reparaturbedürftig sein.
    Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr in der Übung "Iron Wolf" der NATO-Battlegroup in Rukla in Litauen.
    Deutschland hat bereits die Lieferung von schweren Waffen wir der Panzerhaubitze an die Ukraine zugesagt. (IMAGO/photothek/Thomas Wiegold)

    +++ Der Städtetag fordert mehr Unterstützung bei der Unterbringung geflüchteter Ukrainer.

    Der Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister von Münster, Lewe, schreibt in einem Gastbeitrag für die "Welt am Sonntag": Aufnahme und Integration Geflüchteter müssten in hohem Maße von Bund und Ländern finanziert werden, die Kosten dürften nicht bei den Städten hängen bleiben. Die zwei Milliarden Euro vom Frühjahr für die Aufnahme von Menschen aus der Ukraine seien längst aufgebraucht, während die Zahl der Geflüchteten weiter steige.
    Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Berlin-Spandau, 14.06.2022
    Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Berlin-Spandau, 14.06.2022 (picture alliance / Geisler-Fotopress)
    Der Bund sollte für ukrainische Geflüchtete die Unterkunftskosten voll übernehmen, genauso wie das 2015 und 2016 für anerkannte Asylbewerber geregelt war, fordert Lewe. Bund und Länder müssten mehr Kapazitäten schaffen und mehr eigene Immobilien unbürokratisch und mietfrei bereitstellen. Aus der Ukraine kämen vor allem Frauen, Kinder und Senioren. Dies bedeute andere Anforderungen an die Unterbringung. Unter anderem seien Familien noch mehr auf Privatsphäre angewiesen.

    +++ Die UNO will Russland zur weiteren Beteiligung am Getreideabkommen mit der Ukraine bewegen.

    Ein Sprecher sagte in New York, man gebe die Hoffnung nicht auf. Die Getreideausfuhr über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen sichere Millionen von Menschen weltweit den Zugang zu Brot. Alle Seiten sollten jegliche Handlungen unterlassen, die das Abkommen gefährdeten.
    Das Foto zeigt Getreide vor Silos in Odessa.
    Das Foto zeigt Getreide vor Silos in Odessa. (IMAGO/ZUMA Wire)

    +++ US-Präsident Biden verurteilt den von Russland erklärten Rückzug aus dem Getreideabkommen mit der Ukraine.

    Der Schritt sei empörend, sagte Biden. Es gebe keinen Grund dafür. Der ukrainische Präsident Selenskyj forderte eine scharfe Reaktion der Vereinten Nationen und der G20-Staaten. Russland verursache Hungersnöte in Afrika, dem Nahen Osten und Südasien, sagte Selenskyj. Eigentlich sollte das Abkommen am 19. November verlängert werden. Moskau begründete den Rückzug mit ukrainischen Drohnenangriffen auf Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte.

    Samstag, 29. Oktober

    +++ Großbritannien hat Beschuldigungen der russischen Regierung zurückgewiesen, für die Explosionen an den Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 im September mit verantwortlich zu sein.

    Bei den Vorwürfen handele es sich um Falschbehauptungen von epischem Ausmaß, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in London. Moskau wolle damit vom katastrophalen Umgang mit der illegalen Invasion der Ukraine ablenken. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor - ohne Bewesie vorzulegen - behauptet, britische Spezialeinheiten seien an den Anschlägen auf die Pipelines beteiligt gewesen.
    Lecks in den Ostseepipelines Nordstream 1 und 2 und der neuen Pipeline Baltic Pipe deuten auf Sabotage hin
    Lecks in den Ostseepipelines Nordstream 1 und 2 und der neuen Pipeline Baltic Pipe deuten auf Sabotage hin (picture alliance / TT NYHETSBYR?N / Forsvaret Danmark)

    +++ Russland hat UNO-Generalsekretär Guterres offiziell über die Aussetzung des Abkommens für die Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine informiert.

    Wegen Drohnenangriffen auf russische Schiffe aus dem geschützten Korridor im Schwarzen Meer könne Russland die Sicherheit von zivilen Schiffen, die im Rahmen der oben genannten Initiative reisen, nicht garantieren, schrieb der russische UNO-Botschafter Nebensja nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur an Guterres. Man setze deshalb das Abkommen aus dem Juli auf unbestimmte Zeit aus. Den russischen Vertretern im gemeinsamen Koordinierungszentrum in Istanbul, das für die Umsetzung der Initiative zuständig ist, seien entsprechende Anweisungen erteilt worden. Zudem beantragte Russland nach Diplomatenangaben in der Angelegenheit eine Sitzung des UNO-Sicherheitsrates für Montag.

    +++ Wegen der von Russland verursachten Schäden an der ukrainischen Energieversorgung hat Deutschland dem angegriffenen Land 16 Generatoren zur Verfügung gestellt.

    Die Geräte seien bereits im Land und für den Zivilschutz in den Gebieten Donezk, Kiew, Luhansk, Tschernihiw und Tscherkassy bestimmt, teilte die deutsche Botschaft in Kiew auf Twitter mit. Die Generatoren verschiedener Leistungsstärken seien vom Auswärtigen Amt finanziert und vom Technischen Hilfswerk (THW) in die Ukraine gebracht worden.
    Ein durch einen Angriff der russischen Armee umgestürzter Strommast in der Stadt Yampil in der Ukraine.
    Ein durch einen Angriff der russischen Armee umgestürzter Strommast in der Stadt Yampil in der Ukraine. (AFP / DIMITAR DILKOFF)

    +++ Russland setzt das von der UNO und der Türkei vermittelte Abkommen mit der Ukraine zum Export von Getreide aus.

    Das berichtet die russische Agentur Tass unter Verweis auf das Verteidigungsministerium in Moskau. In dem Bericht wird zur Begründung auf die Angriffe auf Schiffe im Schwarzen Meer verwiesen. Von dem Angriff seien auch Schiffe betroffen gewesen, die an der Sicherung des "Getreidekorridors" beteiligt seien.

    +++ Zwischen Russland und der Ukraine hat es einen weiteren Gefangenenaustausch gegeben.

    50 ukrainische Kriegsgefangene seien dabei übergeben worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium. Das Ministerium bestätigt damit Angaben des Chefs der Separatisten-Republik Donezk, nach denen beide Seiten je 50 Gefangene ausgetauscht haben.

    +++ Russische Truppen haben nach ukrainischen Angaben zahlreiche verletzte Soldaten aus Krankenhäusern der Region Cherson abtransportiert.

    Der Generalstab teilte mit, dabei seien aus den Krankenhäusern in Cherson auch Ausrüstung und Medikamente mitgenommen worden. Der ukrainische Präsident Selenskyj äußerte sich ähnlich. Die Russen zerlegten das Gesundheitssystem in Cherson und andere besetzten Gebieten und nähmen alles mit, sagte er in seiner nächtlichen Videobotschaft. Sie setzten die Ärzte unter Druck, die noch in den besetzten Gebieten seien, damit sie die Region in Richtung Russland verließen.

    +++ Russland will bei seiner militärischen Planung die Modernisierung von US-Atomwaffen in Europa berücksichtigen.

    Das kündigt der stellvertretende Außenminister Alexander Gruschko gegenüber der Nachrichtenagentur RIA an. Politico hatte diese Woche unter Berufung auf Insider und eine US-Depesche berichtet, dass die USA die Modernisierung ihrer Atomwaffen auf NATO-Stützpunkten in Europa vorantrieben.

    +++ Im Ukraine-Krieg sind nach Behördenangaben Stützpunkte der russischen Schwarzmeerflotte auf der annektierten Halbinsel Krim angegriffen worden.

    Die Angriffe seien mit Drohnen und ferngesteuerten Unterwasserfahrzeugen in der Bucht von Sewastopol ausgeführt worden, erklärte der zuständige Gouverneur nach Angaben der Nachrichtenagentur Tass. Aus dem Verteidigungsministerium in Moskau verlautete, bei dem Beschuss sei ein Kriegsschiff der Schwarzmeerflotte getroffen worden. Das Schiff und weitere Anlagen seien leicht beschädigt worden. Zunächst hatte es geheißen, der Angriff habe keine Schäden verursacht.
    Das Ministerium behauptete nun außerdem, die Angriffe seien unter Anleitung britischer Spezialisten erfolgt, die in der Ukraine stationiert seien. Diese Einheiten seien auch für die Anschläge auf die Ostsee-Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 im September verantwortlich. Beweise dafür wurden allerdings nicht vorgelegt.

    +++ Die vom Westen eingefrorenen Vermögen des russischen Staates und von Oligarchen können nach Einschätzung von EU-Justizkommissar Didier Reynders bei der Finanzierung des Wiederaufbaus in der Ukraine helfen.

    Den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagt Reynders, als Teil der westlichen Sanktionen seien auch 300 Milliarden Euro aus Devisenreserven der russischen Zentralbank eingefroren. "Die Ukraine möchte auch dieses Geld für den Wiederaufbau verwenden", erklärte der Kommissar. Aus seiner Sicht sei es zumindest möglich, diese 300 Milliarden Euro "als Garantie" zu behalten, bis Russland sich "freiwillig" am Wiederaufbau der Ukraine beteilige. Nach Reynders Angaben wurden im Zusammenhang mit den Sanktionen wegen des Ukrainekriegs in der EU bislang Vermögenswerte von russischen Bürgern und Einrichtungen in Höhe von über 17 Milliarden Euro eingefroren.

    +++ Nach dem von Russland verkündeten Ende der Teilmobilmachung für den Krieg in der Ukraine erwartet Präsident Selenskyj weitere Einberufungswellen Moskaus.

    Man bereite sich darauf vor, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft. Moskau werde noch mehr Reservisten brauchen, betonte er mit Blick auf den Widerstand der Ukraine. Der russische Verteidigungsminister Schoigu hatte gestern mitgeteilt, dass die Einberufung von 300.000 Reservisten für den Krieg in der Ukraine abgeschlossen sei. Die Teilmobilmachung ist in der russischen Gesellschaft umstritten. Zahlreiche Russen haben aus Angst, in den Kriegsdienst eingezogen zu werden, das Land verlassen.
    Kampftraining in der Region Donezk für Russen, die wegen der Teilmobilmachung einberufen wurden.
    Kampftraining in der Region Donezk für Russen, die wegen der Teilmobilmachung einberufen wurden. (IMAGO / ITAR-TASS / IMAGO / Yegor Aleyev)

    Freitag, 28. Oktober

    +++ Fast vier Millionen Menschen in der Ukraine sind wegen der russischen Angriffe auf die Energie-Infrastruktur von Einschränkungen bei der Stromversorgung betroffen.

    In vielen Städten und Regionen werde der Strom zeitweise abgestellt, um die Lage zu stabilisieren, sagte der ukrainische Präsident Selenskyj. Betroffen seien die Hauptstadt Kiew und Umgebung sowie die Provinzen Schytomyr, Poltawa, Tscherkassy, Kirowohrad, Riwne, Charkiw, Tschernihiw und Sumy. Selenskyj äußerte auch Zweifel an dem von Russland erklärten Abschluss seiner Teilmobilisierung. Er habe vielmehr den Eindruck, die russischen Truppen an den ukrainischen Fronten seien so mangelhaft vorbereitet und ausgerüstet, dass sie bald weitere Kräfte benötigten, sagte er.
    Wegen eines Stromausfalls ist ein Wohngebäude nicht beleuchtet.
    Wegen eines Stromausfalls ist ein Wohngebäude nicht beleuchtet. (Ukrinform / dpa)

    +++ Zur Unterstützung der Ukraine im russischen Angriffskrieg stellen die USA dem Land weitere Militärhilfen im Wert von 275 Millionen US-Dollar zur Verfügung.

    Die Hilfe beinhaltet zusätzliche Waffen, Munition und Ausrüstung aus US-Beständen sowie vier Antennen für Satellitenkommunikation, wie das Pentagon in Washington mitteilte. Den Angaben zufolge erhöht sich die Militärhilfe für die Ukraine aus den USA damit auf 18,5 Milliarden US-Dollar seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Biden im Januar 2021. US-Außenminister Blinken teilte mit, man arbeite daran, die Luftverteidigungsfähigkeit der Ukraine zu verbessern. Die beiden bodengestützten Luftverteidigungssysteme des Typs Nasams, zu deren Lieferung sich die Vereinigten Staaten verpflichtet hätten, würden nächsten Monat in die Ukraine gebracht.

    +++ Russlands Teilmobilmachung von 300.000 Reservisten für den Krieg in der Ukraine ist nach Angaben von Verteidigungsminister Schoigu abgeschlossen.

    41.000 von ihnen seien bereits in Militäreinheiten in der Ukraine eingesetzt. Neue Maßnahmen seien nicht geplant, von nun an werde nur noch mit Freiwilligen gearbeitet, sagte Schoigu bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin in der Nähe von Moskau. Der Kremlchef hatte Mitte Oktober angekündigt, dass die in der Gesellschaft umstrittene Einberufung von Reservisten innerhalb von zwei Wochen abgeschlossen werden solle. Putin räumte einmal mehr ein, dass es viele Probleme gegeben habe bei der vor mehr als einem Monat begonnenen Teilmobilmachung. Die Soldaten hatten oft keine passende Ausrüstung oder wurden nicht den russischen Vorschriften gemäß auf den Einsatz im Kriegsgebiet vorbereitet.
    Russlands Präsident Wladimir Putin während eines Treffens mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu in der Novo-Ogaryovo-Residenz. Die beiden sitzen sich mit großem Abstand an eine Tisch gegenüber.
    Russlands Präsident Wladimir Putin während eines Treffens mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu in der Novo-Ogaryovo-Residenz (Mikhail Metzel / Pool Sputnik Krem)

    +++ Die russischen Besatzer haben nach eigenen Angaben die ukrainische Stadt Cherson und das Gebiet nordwestlich des Flusses Dnipro von Zivilisten geräumt.

    Vize-Verwaltungschef Stremoussow sagte aber nicht, wie viele Menschen die Region verlassen hätten, in der ein ukrainischer Angriff erwartet wird. Es sei keine zwangsweise Evakuierung gewesen, erklärte er der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Man habe den Menschen die Möglichkeit gegeben, die Kampfzone zu verlassen», sagte Stremoussow . Aus ukrainischer Sicht sind die Menschen indes verschleppt worden. Es gab keine Möglichkeit, auf ukrainisch beherrschtes Gebiet zu wechseln.

    +++ Von 6.700 Mitarbeitern des russisch besetzten AKW Saporischschja in der Südukraine haben nur etwa 100 einen Arbeitsvertrag beim russischen Atomkonzern Rosatom unterschrieben.

    Das teilte der ukrainische Kernkraftwerksbetreiber Enerhoatom in Kiew mit. 4.300 Mitarbeiter des größten Atomkraftwerks in Europa hätten sich auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet abgesetzt. Von den 100 Mitarbeitern hätten die meisten nur unter Druck bei der Rosatom-Tochter unterschrieben, hieß es bei Enerhoatom. Es gebe aber einige Freiwillige aus dem oberen Management, die sich Beförderungen oder Geld erhofften. Überprüfbar waren diese Angaben nicht.
    Das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine.
    Das Atomkraftwerk Saporischschja (picture alliance / Xinhua News Agency / Bai Xueqi)

    +++ Die Ukraine hat nach Angaben ihrer Luftwaffe mehr als 300 Drohnen iranischen Fabrikats abgeschossen.

    Das sagt Luftwaffensprecher Jurij Ihnat. Die Schahed-136-Drohnen wurden zuletzt verstärkt zum Angriff auf die Energieversorgung eingesetzt. Der Iran weißt Vorwürfe der Ukraine und des Westens, die sogenannten Kamikaze-Drohnen an Russland geliefert zu haben, zurück.

    +++ Die ukrainischen Behörden und der staatliche Energieversorger Ukrenerho haben weitere zeitweise Stromabschaltungen in und um die größten Städte des Landes bekanntgegeben.

    Hintergrund sind die anhaltenden russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur. Die Presseabteilung von Ukrenerho, dem alleinigen Betreiber der ukrainischen Hochspannungsleitungen, teilte mit, die Notabschaltungen von vier Stunden täglich oder mehr seien in der Region Kiew wieder aufgenommen worden. Wegen erheblicher Schäden und Ungleichgewichten im Stromsystem seien längere Stromausfälle möglich.

    +++ Bundespräsident Steinmeier hat die gegen Russland verhängten Santionen wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine verteidigt.

    Die Sanktionen hätten zwar auch Kosten für Deutschland, sagte er im Schloss Bellevue in einer Rede zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Aber was wäre denn die Alternative? Tatenlos diesem verbrecherischen Angriff zuschauen?", fragte der Bundespräsident. Es sei doch im Interesse Deutschlands, dass man sich gemeinsam mit den Partnern Russlands Rechtsbruch entgegenstemme.
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht hinter einem Rednerpult mit drei Mikrofonen.
    Bundespräsident Steinmeier hält eine Rede unter dem Motto "Alles stärken, was uns verbindet". (Michael Kappeler / dpa / Michael Kappeler)

    +++ Der ukrainische Ableger der Schnellrestaurant-Kette McDonald's hat nach eigenen Angaben vier Restaurants in der Region der Hauptstadt Kiew wiedereröffnet.

    Eine fünfte Filiale sei zudem in Schytomyr wieder in Betrieb genommen worden, hieß es. Das Unternehmen hatte Ende September mit einer schrittweisen Wiedereröffnung seiner ukrainischen Restaurants begonnen - ein Symbol für den Versuch einer zumindest teilweisen Rückkehr zu einer Art von Normalität in dem kriegszerrütteten Land sowie ein Zeichen der Unterstützung der amerikanischen Fast-Food-Kette, die sich im Mai aus Russland zurückgezogen hatte. McDonald's hatte seine ukrainischen Filialen nach der russischen Invasion im Februar geschlossen, die mehr als 10.000 Angestellten im Land aber weiter bezahlt.

    +++ Menschen, die in der Ukraine Kriegsverbrechen begangen haben, sollten nach Ansicht des ehemaligen Bundesinnenministers Baum in Deutschland angeklagt werden.

    Es gehe darum, ein Zeichen zu setzen, sagte der Jurist im WDR-Hörfunk. Das deutsche Strafrecht ermögliche es, ausländische Straftäter vor Gericht zu bringen, selbst wenn ihre Taten keinen unmittelbaren Bezug zu Deutschland hätten. Als Beispiel nannte er die für die russische Regierung tätigen Söldnerführer.

    +++ Der Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Kadyrow, hat hohe Verluste unter seinen Soldaten in der Ukraine bestätigt.

    23 Kämpfer seien getötet und 58 verletzt worden, erklärte Kadyrow per Telegram. Der ukrainische Generalstab hatte am vergangenen Dienstag von mehr als 100 toten tschetschenischen Soldaten gesprochen. Sie seien im Zuge der ukrainischen Gegenoffensive im russisch besetzten Gebiet Cherson getötet worden, hieß es. Kadyrow hatte die tschetschenischen Truppen im Februar in die Ukraine entsandt. Er hat wiederholt kritisiert, dass die russische Armee dort nicht entschieden genug vorgehe.
    Russland, Grosny: Ramsan Kadyrow, Machthaber der russischen Provinz Tschetschenien, spricht vor Soldaten.
    Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow spricht von hohen Verlusten unter seinen Soldaten in der Ukraine. (- / AP / dpa / -)

    +++ Wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland und den Iran haben den beiden Ländern laut einer Studie bislang erheblich geschadet.

    Sowohl die 2014 gegen Russland verhängten Strafmaßnahmen wegen der Krim-Besetzung als auch jene gegen den Iran 2012 hätten spürbar gewirkt, heißt es in der heute veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und des Kiel Instituts für Weltwirtschaft. Russische Exporte fielen demnach dauerhaft um 36 Prozent und die Importe um mehr als 30 Prozent niedriger aus als in der Zeit vor den Sanktionen. Dies habe zu einem Wohlstandsverlust von 1,5 Prozent des Landes geführt. Der Iran habe sogar einen dauerhaften Wohlstandsverlust von 1,7 Prozent hinnehmen müssen.

    +++ Die Internationale Atomenergiebehörde will noch in dieser Woche eine Beobachtermission in die Ukraine entsenden.

    Hintergrund sind Vorwürfe Russlands, die ukrainischen Streitkräfte planten den Einsatz einer sogenannten "schmutzigen Bombe", also eines mit nuklearem Material bestückten konventionellen Sprengkörpers. IAEA-Chef Grossi teilte mit, Experten seiner Organisation planten Inspektionen an zwei Standorten in der Ukraine. Ihre Aufgabe sei es, eine mögliche Abzweigung oder nicht deklarierte Produktion von Kernmaterial aufzudecken. Zuvor hatte die Regierung in Kiew die IAEA zur Entsendung eines Untersuchungs-Teams eingeladen. Sie weist die russische Darstellung ebenso zurück wie viele westliche Staaten und bezichtigt Moskau, die Vorwürfe als Vorwand für eine militärische Eskalation nutzen zu wollen.

    +++ Russische Geschäftsleute sind nach Erkenntnissen der EU-Kommission trotz der Sanktionen gegen ihr Land noch immer in erheblichem Ausmaß in Europa aktiv.

    Es gebe in Europa fast 31.000 Unternehmen, deren Eigentümer aus Russland stammten, heißt es in einem neuen Bericht der Kommission zu Risiken der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung. Tätig seien die Russen vor allem in der Immobilien-, Bau- und Hotelbranche sowie im Finanz- und Energiesektor. Mindestens 1.400 der Unternehmen hätten Eigentümer, gegen die jüngst Sanktionen verhängt worden seien. In dem Bericht an den Rat der Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament fordert die Kommission eine bessere Durchsetzung der EU-Transparenzvorschriften zum wirtschaftlichen Eigentum. Dies sei wichtig, um die europäischen Strafmaßnahmen zum Einfrieren von russischen Vermögenswerten umsetzen zu könnnen.

    +++ Die USA planen offenbar weitere Waffenlieferungen an die Ukraine.

    Medienberichten zufolge soll das neue Paket einen Umfang von 275 Millionen US-Dollar haben und unter anderem aus weiteren HIMARS-Raketenwerfern sowie Munition für sie bestehen. Das Weiße Haus wollte die Details des Pakets nicht bestätigen, der Nationale Sicherheitsberater John Kirby sagte aber, das neue Waffenlieferungen "sehr, sehr bald" bekannt gegeben würden.

    Donnerstag, 27. Oktober

    +++ Nach Drohungen Russlands mit dem Abschuss amerikanischer Satelliten haben die USA vor solchen Angriffen gewarnt.

    Auf jede Attacke auf die US-Infrastruktur werde es eine angemessene Reaktion geben, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, Kirby. Russland hatte zuvor mit dem Angriff auf kommerzielle US-Satelliten gedroht, sollten diese im Ukraine-Krieg weiter zur Datenweitergabe an Kiew genutzt werden. Ein Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen hatte einem Tass-Bericht zufolge gesagt, die Nutzung ziviler Satelliten für militärische Konflikte durch die USA könne diese zum legitimen Ziel eines Gegenschlags machen.
    Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine spielen Satellitenbilder für die Aufklärung eine bedeutende Rolle. Eine Reihe westlicher Staaten stellt Kiew dabei Daten für die Verteidigung zur Verfügung.

    +++ Nach erneuten russischen Angriffen auf die ukrainische Energie-Infrastruktur wird die Stromversorgung im Zentrum des Landes weiter eingeschränkt.

    Dies sei notwendig, um einen vollständigen Stromausfall in dem Gebiet zu verhindern, erklärte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialbüros, Tymoschenko. Die Einschränkungen betreffen nach seinen Angaben unter anderem die Hauptstadt Kiew und Umgebung. Seit mehr als zwei Wochen bombardiert Russland das ukrainische Energienetz. Mindestens ein Drittel der Stromanlagen des Landes wurden dabei zerstört. In Kiew war bereits in den vergangenen Tagen in wechselnden Vierteln für mehrere Stunden der Strom abgestellt worden.

    +++ Der neue britische Premierminister Sunak und Bundeskanzler Scholz sehen weiterhin die Notwendigkeit, die Ukraine im Kampf gegen Russland zu unterstützen.

    Das teilte das Büro des Premierministers nach einem Telefonat der beiden Regierungschefs mit. Der Druck auf den russischen Präsidenten Putin müsse durch Sanktionen aufrechterhalten werden, hieß es aus London. Zuvor hatte Sunak bereits mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj sowie mit US-Präsident Biden telefoniert und sich für die weitere Unterstützung der Ukraine ausgesprochen.

    +++ Putin: Westen wird früher oder später mit uns reden müssen.

    Russlands Präsident Putin hat versucht, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine als Teil von Bemühungen des Westens darzustellen, dessen globale Vorherrschaft zu sichern. Er sagte auf einer Veranstaltung in Moskau, der Westen spiele ein "gefährliches, blutiges und schmutziges" Spiel. Früher oder später werde er aber mit Russland über eine gemeinsame Zukunft reden müssen. Putin warf dem Westen vor, Russland verwundbar zu machen und jene mit Sanktionen zu überziehen, die sich ihm nicht beugen wollten.

    +++ Putin: Russland will keine Atomwaffen einsetzen.

    Russlands Präsident Putin hat auf der Veranstaltung in Moskau auch unterstrichen, dass Russland nicht die Absicht habe, Atomwaffen in der Ukraine einzusetzen. Die russische Militärdoktrin erlaube den Einsatz solcher Waffen nur im Verteidigungsfall. Zugleich bekräftigte er, die Ukraine habe die Technologie um eine "schmutzige Bombe" zu bauen. Kiew und der Westen bezeichnen die Anschuldigungen als haltlos.

    +++ Die Tochter eines frühen politischen Mentors des russischen Präsidenten Putin, die Journalistin Xenia Sobtschak, ist mit ihrem Sohn aus Russland geflohen.

    Das erklärte die Fernsehmoderatorin auf ihrer Homepage. Sie hatte mehrfach den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert. Sie soll sich inzwischen in Litauen aufhalten. In Sobtschaks Firma "Attention Media" hatte es zuvor eine Razzia gegeben, der kaufmännische Direktor wurde festgenommen. Russische Medien berichteten unter Berufung auf die Polizei, Sobtschak werde in einem Fall von groß angelegter Erpressung verdächtigt. Eine solche Straftat kann in Russland mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden. Sobtschak wies die Vorwürfe zurück.
    Im Jahr 2018 hatte Sobtschak bei der Wahl für die russische Präsidentschaft gegen Amtsinhaber Putin kandidiert. Beobachter warfen ihr damals vor, nur angetreten zu sein, um den Anschein von Wettbewerb zu erzeugen. Angeblich ist Sobtschak Putins Patentochter.

    +++ Russland hat nach Angaben der Regierung noch keine Entscheidung getroffen, ob das Abkommen für die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer verlängert wird.

    Bestimmungen zur Erleichterung der russischen Agrar- und Düngemittelausfuhren seien nicht eingehalten worden, monierte das Außenministerium. Es warf dem Westen vor, bislang keine ausreichenden Schritte unternommen zu haben, um die Sanktionen gegen die russische Logistik-, Zahlungs- und Versicherungsbranche zu lockern und damit die russischen Exporte zu erleichtern. Das Abkommen, das im Juli für 120 Tage geschlossen wurde, läuft in der zweiten Novemberhälfte aus.

    +++ Die weltweite Energiekrise, die durch Russlands Einmarsch in die Ukraine ausgelöst wurde, könnte die Energiewende beschleunigen.

    Zu diesem Schluss kommt die Internationale Energieagentur IEA. In ihrem Jahresbericht hält sie fest, dass die Krise einerseits zu kurzfristigen Maßnahmen führt, um Verbraucherinnen und Verbraucher vor steigenden Preisen zu schützen. Viele Staaten versuchten jetzt aber auch, den Strukturwandel zu beschleunigen. So würden ausbleibende Gaslieferungen aus Russland größtenteils durch Solar- und Windenergie ersetzt und weniger durch Kohleenergie. Erwartet wird deshalb auch, dass der Anstieg des weltweiten CO2-Ausstoßes in diesem Jahr sehr gering bleibt.
    Windkrafträder bei Nauen (Brandenburg) hinter einem Solarpark.
    Die Internationale Energieagentur sieht die Erneuerbaren infolge der Energiekrise im Aufwind. (picture alliance / dpa / Nestor Bachmann)

    +++ Die Ukraine wappnet sich offenbar gegen befürchtete Angriffe aus Belarus.

    Die ukrainische Armee habe ihre Kräfte an der Grenze zu Belarus verstärkt, teilt der Generalstab mit. Zwar gebe es gegenwärtig keine Anzeichen für einen Angriff aus Belarus, erklärt der führende ukrainische Militär Olexij Hromow. Es gebe aber Drohungen.

    +++ Russland droht mit dem Abschuss kommerzieller westlicher Satelliten, sollten diese in der Ukraine genutzt werden.

    Sie seien dann legitime Ziele für Russland, sagte ein hochrangiger Beamter des russischen Außenministeriums bei den Vereinten Nationen. Bestimmte Satellitenunternehmen erwähnte er nicht. Tesla-Chef Musk hatte Anfang Oktober erklärt, dass sein Raketenunternehmen SpaceX seinen Starlink-Internetdienst in der Ukraine weiterhin finanzieren werde. Angeblich nutzt ihn die ukrainische Armee.

    +++ Die Zahl der ukrainischen Schülerinnen und Schüler an deutschen Schulen ist auf knapp 196.000 gestiegen.

    Die Bundesländer meldeten für die vergangene 42. Kalenderwoche insgesamt 195.984 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine an den Schulen. Das teilte die Kultusministerkonferenz in Berlin mit. Das waren 969 mehr als in der Vorwoche. Allerdings waren in mehreren Bundesländern Ferien, weshalb teilweise keine neuen Zahlen gemeldet wurden.
    Die von der KMK angegebenen Schülerzahlen beziehen sich auf allgemeinbildende Schulen und Berufsschulen.

    +++ Die russische Armee hat nach Angaben ukrainischer Behörden das Stromnetz im Zentrum des Landes angegriffen.

    Das Hauptnetz des ukrainischen Energiesystems sei beschädigt worden, teilte der staatliche Netzbetreiber auf Telegram mit. Weitere Einschränkungen der Stromversorgung seien möglich. In den vergangenen Wochen hatte Russland seine Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur, insbesondere das Stromnetz, verstärkt.
    Rauch vernebelt die Sicht in einer Straße in Kiew. Es sind Rettungskräfte unterwegs.
    Die russische Armee greift seit Tagen ukrainische Infrastruktur an. Hier hat eine Drohne Gebäude in Kiew getroffen. (AP / Efrem Lukatsky)
    Zudem wurde die Region um die Hauptstadt Kiew in der vergangenen Nacht erneut aus der Luft angegriffen. Eine Gemeinde sei beschossen worden, teilte Gouverneur Kuleba auf Telegram mit, ohne den Ort zu nennen. Rettungskräfte seien im Einsatz und einige Geschosse abgefangen worden. In Kiew war gestern viermal Luftalarm ausgelöst worden.

    +++ Auf der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim soll ein Kraftwerk von einer Drohne angegriffen worden sein.

    Laut der örtlichen Verwaltung handelt es sich ein Kraftwerk in der Stadt Sewastopol. Dabei sei ein Transformator in Brand geraten. Auswirkungen auf die Stromversorgung der Hafenstadt gebe es nicht.

    +++ Slowenien wirft Russland vor, Bildmaterial gefälscht zu haben, um Vorwürfe gegen die Ukraine im Zusammenhang mit dem Bau einer sogenannten "schmutzigen Bombe" zu untermauern.

    Der slowenische Regierungsberater Barbutovski sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Foto stamme nicht aus der Ukraine, sondern aus der slowenischen Atommüll-Entsorgungsbehörde ARAO. Es sei bereits im Jahr 2010 aufgenommen worden und zeige auch kein radioaktives Material. Vielmehr befänden sich in den abgebildeten Säcken alte Rauchmelder. Auf den Säcken steht "Radioaktivno". Das Wort gibt es in der ukrainischen und in der slowenischen Sprache. Barbutovski sagte, die slowenische Entsorgungsbehörde habe das Bild für die Öffentlichkeitsarbeit verwendet.

    Redaktionell empfohlener externer Inhalt

    Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

    Das russische Verteidigungsministerium hatte mit dem Bild seine Behauptung illustriert, dass zwei ukrainische Einrichtungen den Auftrag zur Herstellung einer Bombe mit radioaktivem Material erhalten hätten. Die Ukraine wies den Vorwurf zurück.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die russischen Luftangriffe als beispiellose Attacke auf die Energieversorgung seines Landes bezeichnet.

    Er warnte vor bevorstehenden breitgefächerten Stromabschaltungen im ganzen Land und rief die Bevölkerung zum Energiesparen auf. Russische Terroristen hätten so schwierige Bedingungen für die ukrainischen Energiearbeiter geschaffen, dass niemand in Europa jemals zuvor so etwas gesehen oder erlebt habe, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Darüber hinaus kritisierte er die seinen Angaben nach ungenügende Umsetzung des Getreideabkommens. Russland behindere weiterhin die Ausfuhr ukrainischer Lebensmittel über den Seeweg, erklärte Selenskyj. 175 Schiffe warten demnach auf ihre Abfertigung. Der ukrainische Präsident forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf Moskau zu erhöhen.

    +++ Australien will zur Unterstützung der Ausbildung von ukrainischen Truppen 70 Soldaten nach Großbritannien entsenden.

    Außerdem liefert das Land 30 weitere gepanzerte Bushmaster-Fahrzeuge an die Ukraine. "Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Ukraine jetzt längerfristig unterstützt werden muss", sagte Verteidigungsminister Marles dem Fernsehsender ABC. Die australischen Soldaten sollen im Januar in Großbritannien eintreffen. Sie werden sich laut Marles an einer von Großbritannien geleiteten internationalen Trainingsübung beteiligen, aber nicht ins Kriegsgebiet gehen.

    +++ Der israelische Präsident Herzog hat um Verständnis für die bisherige Zurückhaltung seines Landes bei der militärischen Unterstützung der Ukraine geworben.

    Herzog sagte dem US-Nachrichtensender CNN, man sehe die enorme Not und den Schmerz des ukrainischen Volkes. Es gabe aber Waffen, die sein Land nicht exportieren könne, weil es nicht wolle, dass sie Feinden Israels in die Hände fielen. Man habe militärische Geheimnisse, die nicht bekannt werden dürften.
    Herzog äußerte sich während eines Besuchs in Washington, bei dem er auch mit US-Präsident Biden zusammenkam. Die Ukraine hatte Israel nach russischen Angriffen mit vermutlich aus dem Iran stammenden Drohnen um militärische Hilfe bei der Luftverteidigung gebeten. Vor allem das israelische System "Iron Dome" gilt als sehr effektiv.
    Das israelische Abwehrsystem "Iron Dome" feuert gegen Grad-Raketen, die aus dem Gazastreifen abgeschossen wurden.
    Das israelische Abwehrsystem "Iron Dome" (picture alliance / dpa / Jim Hollander)

    Mittwoch, 26. Oktober

    +++ Die Ukraine erbittet von Deutschland umfangreiche Hilfen gegen Kälte und Stromausfälle im kommenden Winter.

    In einem Interview gegenüber Reuters sagte die Co-Vorsitzende der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe, Halyna Jantschenko, das ukrainische Energieministerium habe eine Liste mit benötigten Waren an die Bundesregierung übergeben. Auf den Wunschlisten stehen unter anderem Geräte für Umspannwerke, Nutzfahrzeuge, rund 350 Kilometer Kabel, knapp 2600 Stromgeneratoren sowie rund 3250 Heizgeräte. Viele dieser Waren würden von deutschen Unternehmen wie Siemens Energy hergestellt, so Jantschenko.

    +++ Die Vereinten Nationen setzen auf eine Verlängerung des Abkommens für die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer.

    Der UNO-Nothilfekoordinator Griffiths sagte nach Gesprächen in Moskau und Washington, er sei optimistisch, dass man dies schaffen werde. Er betonte, mit dem Abkommen sei erreicht worden, was man ausgehandelt habe. Die Exportmengen seien erhöht und die Preise gesenkt worden. Ohne eine Erneuerung läuft das unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei geschlossene Abkommen am 18. November aus.

    +++ Mit dem Abschuss von Interkontinentalraketen hat Russland die Einsatzbereitschaft seiner strategischen Atomstreitkräfte getestet.

    An den von Präsident Putin verfolgten Übungen nahmen Atom-U-Boote und strategische Bomber teil, auch Raketen wurden eingesetzt. Ziel der Manöver war Angaben aus Moskau zufolge eine mögliche Reaktion auf einen atomaren Angriff. Die Nato übt derzeit ebenfalls in dem Manöver "Steadfast Noon" die Verteidigung des europäischen Bündnisgebiets mit Atomwaffen.

    +++ In der südukrainischen Region Cherson sollen inzwischen mehr als 70.000 Zivilisten ihre Häuser verlassen haben.

    Das teilte die russische Besatzungsverwaltung mit. Die Räumung der Region hatte am 19. Oktober begonnen. Wegen der ukrainischen Gegenoffensive wurden die Menschen vom rechten an das linke Ufer des Dnipro gebracht. Auch die russischen Verwaltungsbehörden zogen sich aus der Stadt zurück. Inzwischen hat sich die ukrainische Gegenoffensive im Süden des Landes verlangsamt. Die Lage erweise sich schwieriger als die Offensive im Nordosten, teilte der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow mit. Er sagte dem japanischen Sender NHK, Grund sei das regnerische Wetter. Man hoffe aber, bis zum Winter in die Stadt vorzurücken.

    +++ Die Ukraine hat die Heimkehr weiterer zehn ihrer Soldaten aus russischer Kriegsgefangenschaft erreicht.

    Ein Offizier und neun Soldaten im Mannschaftsrang seien freigelassen worden, teilte der Chef des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, am Mittwoch auf Telegram mit. Zudem sei der Leichnam eines US-Bürgers übergeben worden, der aufseiten der Ukraine gekämpft habe und im Juli getötet worden sei. Jermak machte keinen Angaben dazu, welche Gegenleistung die Ukraine erbracht hat.

    +++ Die ukrainische Regierung will Bürgerinnen und Bürger, die durch den Krieg arbeitslos geworden sind, beim Wiederaufbau des Landes einsetzen.

    Das berichten mehrere ukrainische Medien unter Berufung auf Wirtschaftsministerin Swyrydenko. Sie hatte bei der deutsch-ukrainischen Wirtschaftskonferenz in Berlin erklärt, die Arbeitslosigkeit in der Ukraine werde bis Ende des Jahres voraussichtlich bei 30 Prozent liegen. Sie teilte mit, bei den geplanten Einsätzen solle es in erster Linie um Aufräum- und Reparaturarbeiten gehen. Dafür werde der Mindestlohn gezahlt.

    +++ Israel hat nach eigenen Angaben Beweise für den Einsatz iranischer Drohnen im Krieg gegen die Ukraine.

    Wie die "Jerusalem Post" berichtet, will Präsident Herzog der US-Regierung entsprechende Geheimdienstdaten vorlegen. Laut Herzogs Büro konnte das israelische Verteidigungsministerium durch einen Vergleich von Bildmaterial nachweisen, dass die gegen die Ukraine eingesetzten Drohnen die gleichen sind wie sie bei einer militärischen Übung im Iran genutzt wurden. Herzog sagte, der Fall habe erneut bewiesen, dass man dem Iran nicht trauen könne. Überall, wo es Mord, Zerstörung und Hass gebe, sei der Iran verwickelt. Zuvor hatte Russland im UNO-Sicherheitsrat jeglichen Einsatz iranischer Drohnen in der Ukraine als haltlose Anschuldigung und Verschwörungstheorie zurückgewiesen.

    +++ Russische Kriegsgegner haben nach Einschätzung britischer Geheimdienste in den vergangenen Monaten wiederholt das Schienennetz im eigenen Land sabotiert.

    Laut dem täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums war die Beschädigung einer Bahnstrecke unweit der russisch-belarussischen Grenze Anfang dieser Woche seit Juni bereits der sechste Akt dieser Art. Dazu bekannt habe sich eine russische Anti-Kriegs-Gruppe namens "Stop the Wagons". Die Aktionen seien Teil eines größeren Trends zu vermehrten Angriffen auf die Schienennetze in Russland und Belarus. Die russische Armee sei enorm abhängig von dem mehr als 33.000 Schienenkilometer umfassenden Netz in Russland, um ihre Einheiten in die Ukraine zu transportieren. Da viele Strecken isoliert durch kaum besiedelte Gegenden führten, sei es schwierig, sie gegen Sabotage abzusichern. Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes gibt es in der russischen Führung zunehmend Besorgnis über die Sabotageakte.

    +++ Russland hat im UNO-Sicherheitsrat eine Untersuchung zu angeblichen Aktivitäten im Zusammenhang mit biologischen Waffen in der Ukraine gefordert.

    Dem Resolutionsentwurf zufolge soll eine Kommission eingerichtet werden, um die Vorwürfe zu prüfen, wonach die USA und die Ukraine gegen das Verbot biologischer Waffen verstießen. Der Beschlussvorlage wird keine Chance auf Verabschiedung eingeräumt. Viele sehen darin ein russisches Ablenkungsmanöver. Russland hatte die Anschuldigungen schon vor Monaten erhoben. Die US-Botschafterin bei der UNO, Thomas-Greenfield, sprach bereits damals von Lügen und Falschinformationen.

    +++ Russlands Staatschef Putin hat mit dem Präsidenten von Guinea-Bissau, Embaló, über Wirtschafts- und Sicherheitsfragen sowie den Krieg in der Ukraine beraten.

    Es war das erste Treffen der beiden. Embalo, der seit Juli auch Vorsitzender der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS ist, sagte, man hoffe einen Weg zum Dialog zwischen den beiden Brudervölkern zu finden. Die gegenwärtige Situation in Bezug auf den Krieg und auf Getreide und Düngemittel habe den Fortschritt in der ganzen Welt blockiert. Putin betonte, er erhoffe sich von Embaló einen Beitrag zum Ausbau der Beziehungen zu Guinea-Bissau, den ECOWAS-Staaten und zum gesamten afrikanischen Kontinent.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat von Israel eine stärkere Unterstützung gefordert.

    In seiner täglichen Videoansprache sagte Selenskyj, je früher dank eines ukrainischen Sieges Frieden im Land erreicht werde, desto weniger Böses werde Russland in andere Regionen bringen können – den Nahen Osten, wo Russland mit dem Iran paktiere, eingeschlossen. Die israelische Regierung hatte zwar den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verurteilt, sich aber bisher weder an Sanktionen gegen Moskau beteiligt, noch Waffen an Kiew geliefert.

    In seiner Videoansprache ging der ukrainische Staatschef zudem auf den Besuch von Bundespräsident Steinmeier ein. Selenskyj dankte für die Hilfe Deutschlands und stellte eine verstärkte Zusammenarbeit in Aussicht. Steinmeier hatte während seines Besuchs in der Ukraine die zügige Lieferung weiterer deutscher Waffensysteme zugesagt.

    +++ Wenige Stunden nach seiner Ernennung hat der neue britische Premierminister Sunak dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj nach Angaben seines Büros die "unerschütterliche Unterstützung" seines Landes bei der Verteidigung gegen den russische Angriff zugesagt.

    Sunak habe Selenskyj am Dienstag in einem Telefongespräch versichert, er könne sich der "anhaltenden Solidarität" der britischen Regierung sicher sein, erklärte eine Sprecherin Sunaks. Selenskyj äußerte seinerseits nach dem Gespräch die Hoffnung auf noch stärkere Beziehungen zu Großbritannien.

    +++ In den Vereinigten Staaten haben mehrere Politiker der demokratischen Partei einen Brief zurückgezogen, in dem sie an die Regierung appellierten, sich um eine Verhandlungslösung mit Moskau zur Beendigung des Ukraine-Krieges zu bemühen.

    Die Abgeordnete Jayapal erklärte, das Schreiben sei bereits vor Monaten verfasst und von Mitarbeitern ohne Freigabe verschickt worden. Unter den Unterzeichnern waren auch die bekannte progressive New Yorker Abgeordnete Ocasio-Cortez. Viele demokratische Politiker hatten verärgert auf den Brief reagiert. Er habe den Eindruck erweckt, dass der Rückhalt für die Ukraine-Politik von Präsident Biden in seiner eigenen Partei bröckele.

    +++ Bundespräsident Steinmeier hat vor einer zu großen Abhängigkeit von China gewarnt.

    Steinmeier sagte während seines Kiew-Besuchs im ARD-Fernsehen, der russische Angriff auf die Ukraine habe auch gezeigt, dass es keine Garantie gebe, dass wirtschaftlicher Austausch auch politische Annäherung hervorrufe. Das Vertrauen in die Maxime Wandel durch Handel sei zerstört. Daraus eine Lehre zu ziehen, bedeute, man müsse einseitige Abhängigkeiten verringern, wo immer das gehe. Steinmeier ergänzte, das gelte gerade auch gegenüber China.

    +++ Mit Blick auf die Kosten des Wiederaufbaus der Ukraine hat die SPD-Vorsitzende Esken erneut eine Vermögenssteuer gefordert.

    "Zur Finanzierung eines handlungsfähigen, solidarischen Staates, der die Gesellschaft in unserem Land zusammenhält, den Wiederaufbau in der Ukraine unterstützt und gleichzeitig nicht die Augen vor der globalen Hungerkrise verschließt, müssen wir eine solidarische Vermögensabgabe der Superreichen endlich umsetzen", sagte Esken dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

    +++ Nach Einschätzung des Leiters der Münchner Sicherheitskonferenz, Heusgen, will der russische Präsident Putin mit seinen Drohungen über den Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Krieg vor allem Einfluss auf Deutschland ausüben.

    Damit "zielt er in erster Linie auf Deutschland", sagte Heusgen den Zeitungen der "Mediengruppe Bayern". Putin versuche, mit dieser Drohung Ängste zu schüren und die Unterstützung für die Ukraine zu schwächen. "Wir sind zurück in der Logik des Kalten Krieges", ergänzte Heusgen.

    Dienstag, 25. Oktober

    +++ US-Präsident Biden hat Moskau vor dem Einsatz von Nuklearwaffen im Krieg gegen die Ukraine gewarnt.

    Russland würde einen unglaublich schweren Fehler begehen, wenn es taktische Atomwaffen einsetzen würde, sagte Biden auf die Frage, ob Russland den Einsatz einer nuklear verseuchten Bombe oder von Atomwaffen vorbereite. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, Kirby, hatte zuvor betont, dass Russland gelegentlich andere für Dinge verantwortlich gemacht habe, die es vorhatte selbst zu tun. Moskau behauptet, Kiew plane zur Diskreditierung Moskaus, eine radioaktive Bombe zu zünden. Die westlichen Atommächte Frankreich, Großbritannien und die USA wiesen die Behauptung aus Moskau ebenso zurück wie die Ukraine. Mit den russischen Anschuldigungen befasste sich am Abend der UNO-Sicherheitsrat in einer nicht öffentlichen Sitzung.
    US-Präsident Joe Biden steht an einem Rednerpult im Weißen Haus in Washington.
    US-Präsident Joe Biden bei einem Statement im Weißen Haus (AFP / Getty Images / Chip Somodevilla)

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Deutschland für die Unterstützung seines Landes im russischen Angriffskrieg gedankt.

    Damit trage die Bundesrepublik zum Frieden in der Ukraine bei, sagte er in Kiew nach einem Gespräch mit Bundespräsident Steinmeier. Selenskyj erwähnte insbesondere die Lieferung des Flugabwehrsystems Iris-T aus Deutschland. Er hoffe, dass davon weitere Systeme kommen würden. Steinmeier besuchte erstmals seit Kriegsbeginn die Ukraine. Er sicherte dem Land die unerschütterliche Solidarität Deutschlands zu. Deutschland werde die Ukraine militärisch, politisch und finanziell so lange wie notwendig unterstützen.

    +++ Bundespräsident Steinmeier hat sich am Abend in Kiew mit Präsident Selenskyj getroffen.

    In einem zuvor veröffentlichten Appell riefen beide Staatsoberhäupter zu ukrainisch-deutschen Städtepartnerschaften auf. Solche Verbindungen trügen entscheidend dazu bei, ein gemeinsames Europa aufzubauen und zu stärken, hieß es. Zuvor war Steinmeier mit Kiews Bürgermeister Klitschko zusammengekommen. Klitschko führte Steinmeier durch die Hauptstadt und zeigte ihm die von russischen Angriffen verursachten Schäden.

    +++ Beamte der Moskauer Stadtverwaltung und föderaler Behörden in der russischen Hauptstadt fliehen einem Medienbericht zufolge vor der Teilmobilmachung im Land.

    In einigen Abteilungen beläuft sich die Zahl der männlichen Mitarbeiter, die Russland verlassen haben, auf 20 bis 30 Prozent aller Angestellten, wie das Internetportal "Wjorstka" berichtet. Vor allem IT-Spezialisten verließen das Land in Richtung der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan, heißt es.

    +++ Die ukrainische Regierung hat ins Ausland geflohene Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, in diesem Winter wegen der Schäden an der Infrastruktur nicht in die Ukraine zurückzukehren.

    Die stellvertretende Ministerpräsidentin Wereschtschuk verweist auf Stromausfälle wegen der russischen Angriffe. "Wir müssen den Winter überleben", sagte sie. Erst im Frühling sollten die Flüchtlinge zurückkehren.

    +++ Der UNO-Sicherheitsrat in New York wird noch im Laufe des Abends über die russischen Anschuldigungen beraten, die Ukraine plane den Einsatz einer "schmutzigen Bombe".

    Die nicht öffentliche Sitzung finde auf Initiative Russlands statt, meldet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Diplomatenkreise. In einem Brief an den Sicherheitsrat und UNO-Generalsekretär Guterres wirft der russische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Nebensia, der Ukraine demnach erneut eine "Provokation" vor. Kiew und seine westlichen Verbündeten weisen die Anschuldigungen zurück.
    Eine Totale zeigt den Sitzungssaal des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen.
    Der UNO-Sicherheitsrat (Archivbild) (picture alliance / Pacific Press / Kev Radin)

    +++ Die Ukraine wird nach Angaben von IWF-Chefin Georgiewa auch im kommenden Jahr einen riesigen Finanzbedarf haben.

    Sie sagte in Berlin bei einer Konferenz zum Wiederaufbau des Landes, andere Staaten müssten pro Monat rund drei Milliarden Dollar zuschießen. Dies sei noch ein günstiges Szenario. Denn viele Einnahmen im Haushalt fehlten weiterhin. Die Haushaltslücke könne schnell vier Milliarden Dollar im Monat erreichen, sobald zusätzliche Gasimporte nötig seien. In schlimmsten Fall könnten es auch fünf Milliarden Dollar im Monat sein, etwa wenn russische Bombardierungen ein noch stärkeres Ausmaß annähmen.

    +++ Russland will nach eigenen Angaben weitere Einheiten in Grenzregionen nahe der Ukraine schicken und neue Rekruten künftig besser ausrüsten.

    In mehreren Regionen, besonders den grenznahen wie Belgorod, sind Maßnahmen für Zusatzreaktionen nötig, die man sowohl mit den Regionen als auch mit der Regierung erarbeite, sagte Moskaus Bürgermeister Sobjanin bei einer Regierungssitzung. Sobjanin wurde von Kremlchef Putin Anfang der Woche zum Regionalkoordinator im Krieg erklärt. Regierungschef Mischustin versprach mehr Geld für Ausrüstung.

    +++ Russlands Präsident Putin hat schnellere Regierungs- und Verwaltungs-Entscheidungen mit Blick auf den Krieg in der Ukraine gefordert.

    Bei der ersten Sitzung des neu eingerichteten Koordinierungsrates erklärte er, die Abstimmungen der einzelnen Regierungsabteilungen und der Regionen müssten verbessert werden.

    +++ Bundespräsident Steinmeier hat die nordukrainische Stadt Korjukiwka nahe der belarussischen Grenze besucht.

    Da unmittelbar nach seiner Ankunft Luftalarm ausgelöst wurde, führte Steinmeier die Gespräche mit Bewohnerinnen und Bewohnern im Luftschutzkeller. Der Bundespräsident sagte, dies habe ihm besonders eindrücklich nahe gebracht, unter welchen Bedingungen die Menschen hier lebten. Die russische Armee hatte nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe im benachbarten Belarus bis zu zehn Kampfdrohnen iranischer Bauart gestartet. Deshalb wurde der Alarm ausgelöst. Steinmeier wird später den ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Kiew treffen. Bei seiner Ankunft in der Ukraine hatte der Bundespräsident erklärt, Deutschland werde das Land auch weiterhin militärisch, politisch, finanziell und humanitär unterstützen.
    Ukraine, Korjukiwka: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) wartet nach einem Luftalarm im Luftschutzbunker und spricht mit Bewohnern der Stadt und lässt sich ihre Erfahrungen erzählen.
    Bundespräsident Steinmeier in der Ukraine (Michael Kappeler/dpa)

    +++ Die russische Besatzungsmacht im Süden der Ukraine stellt wie in Cherson auch im Gebiet Saporischschja eine paramilitärische Heimatwehr auf.

    Deren Einheiten sollten Straßen, Brücken, Bahngleise, Fabriken und Infrastrukturobjekte bewachen, sagte Verwaltungschef Balizki. Notfalls werde die Territorialverteidigung aber auch "in der Abwehr an der Frontlinie" eingesetzt, zitierten ihn russische Medien. In der Heimatwehr seien bereits existierende Gruppen im Gebiet Saporischschja zusammengefasst worden, sagte Balizki, ohne diese zu nennen. Im benachbarten Gebiet Cherson war die Gründung der Territorialverteidigung am Montag bekanntgegeben worden.

    +++ Russland beharrt trotz scharfer westlicher Zurückweisungen auf der Behauptung, die Ukraine bereite im Krieg den Einsatz einer "schmutzigen" Bombe vor.

    Die Weigerung der USA, dies zur Kenntnis zu nehmen, sei angesichts einer solchen Gefahr inakzeptabel, sagte Kremlsprecher Peskow in Moskau. Litauens Außenminister Landsbergis rief den Westen dazu auf, die von Russland verbreitete Behauptung ernst zu nehmen. Die Vorwürfe könnten möglicherweise der Auftakt zu einer militärischen Eskalation sein, sagte der Chefdiplomat des baltischen EU- und NATO-Landes in einem Radiointerview. Eine sogenannte schmutzige Bombe besteht aus radioaktivem Material, das mit konventionellem Sprengstoff freigesetzt wird. Im Unterschied zu einer Atombombe kommt es zu keiner nuklearen Kettenreaktion.

    +++ In Berlin beraten heute internationale Experten über den Wiederaufbau der Ukraine nach einem Ende des Krieges.

    An dem Treffen auf Einladung von Bundeskanzler Scholz und EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen nimmt auch der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal teil. Scholz und von der Leyen bezeichneten den Wiederaufbau als Generationenaufgabe und forderten einen "Marshallplan" für das von Russland angegriffene Land - nach dem Vorbild des US-Aufbauprogramms für Deutschland und Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.
    Die Angriffe halten an: Zerstörte Fahrzeuge in Kiew nach einem russischen Raketenangriff
    Experten wollen über den Wiederaufbau in der Ukraine beraten. (picture alliance / Kyodo)

    Redaktionell empfohlener externer Inhalt

    Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

    +++ Bundespräsident Steinmeier ist heute früh zu einem nicht angekündigten Besuch in der Ukraine eingetroffen.

    Es ist Steinmeiers ist este Reise in das Land seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar. Er will sich unter anderem in der Hauptstadt Kiew mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen. Ursprünglich hatte er bereits in der vergangenen Woche in die Ukraine reisen wollen, dies war aber aus Sicherheitsgründen kurzfristig verschoben worden.

    Redaktionell empfohlener externer Inhalt

    Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

    Bundespräsident #Steinmeier ist mit einer doppelten Botschaft in die Ukraine gekommen: „Meine Botschaft an die Menschen in der Ukraine ist: Ihr könnt Euch auf Deutschland verlassen! Wir werden die Ukraine weiter unterstützen: militärisch, politisch, finanziell und humanitär.

    +++ Die Weltbank unterstützt die Ukraine mit weiteren 500 Millionen Dollar.

    Weltbank-Chef Malpass erklärte, die Infrastruktur in dem Land sei durch die russischen Angriffe massiv zerstört. Das ukrainische Volk müsse bei der Bewältigung der beispiellosen Krise unterstützen werden. Die Weltbank hat bereits 11,4 Milliarden Dollar ausgezahlt.

    +++ Angesichts der gezielten russischen Angriffe auf die Energieversorgung der Ukraine weitet das Technische Hilfswerk seine Unterstützung bei der Lieferung von Stromgeneratoren aus.

    Bisher seien 101 Stromerzeuger verschiedener Leistungsstärken in die Ukraine geliefert worden, teilte das THW auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP mit. Auf Bitten der Ukraine seien 108 weitere Stromgeneratoren bestellt worden.

    +++ Russland will das Thema einer "schmutzigen" radioaktiven Bombe vor den UNO-Sicherheitsrat bringen.

    Die Beratungen sollten nach einem Treffen zum Syrien-Konflikt stattfinden, hieß es in New York. Russland behauptet, die Ukraine wolle eine atomar verseuchte Bombe einsetzen. Die Ukraine, die USA, Frankreich und Großbritannien wiesen dies zurück.

    Die bisherigen Entwicklungen im Ukraine-Krieg finden Sie hier.