Archiv

Newsblog zum Krieg in der Ukraine
Die Entwicklungen vom 16. bis 19. Oktober 2023

Seit dem 21. Februar 2022 halten wir in einem Newsblog fest, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt. In diesem Archiv können Sie die bisherigen Entwicklungen nachvollziehen.

    US-Präsident Biden (links), zusammen mit Nato-Generalsekretär Stoltenberg und dem ukainischen Präsidenten Selenskyj (Archivbild vom Juli 2023).
    US-Präsident Biden (links), zusammen mit Nato-Generalsekretär Stoltenberg und dem ukainischen Präsidenten Selenskyj (Archivbild vom Juli 2023). (Kay Nietfeld / dpa / Kay Nietfeld)
    Zu den aktuellen Entwicklungen geht es hier.

    Donnerstag, 19. Oktober

    +++ Die Ukraine will pro-russische Kirchengemeinden verbieten.

    Das Parlament in Kiew nahm in erster Lesung einen entsprechenden Gesetzentwurf der Regierung an. Er untersagt die Tätigkeit von religiösen Organisationen in der Ukraine, die aus einem Land geleitet werden, das die Ukraine militärisch angreift. Die Gesetzesvorlage richtet sich gegen die als pro-russisch kritisierte Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK). 267 Abgeordnete stimmten mit Ja, 15 mit Nein. Die UOK unterstand lange dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., der Russlands Krieg gegen die Ukraine unterstützt. Erst im Mai 2022 sagte sie sich von ihm los und erklärte sich für unabhängig. Dieser Schritt wird aber von der ukrainischen Regierung angezweifelt.
    Blick in das Plenum des ukrainischen Parlaments, der Rada, in Kiew
    Blick in das Plenum des ukrainischen Parlaments, der Rada, in Kiew (IMAGO/ZUMA Press)

    +++ Das russische Militär hat nach ukrainischen Angaben in der Nacht Ziele in der Ost-, Süd- und Nordukraine angegriffen.

    Die ukrainischen Streitkräfte teilten mitt, insgesamt seien 17 verschiedene Waffen, darunter ballistische Raketen, Marschflugkörper und Angriffsdrohnen eingesetzt worden. Davon schoss die Ukraine den Angaben drei Drohnen und einen Marschflugkörper ab. Ziel der Angriffe seien Industrieanlagen, Infrastruktur sowie zivile und militärische Objekte gewesen, heißt es weiter. Angaben zu etwaigen Opfern wurden nicht gemacht.

    +++ Unionsfraktionschef Merz hat von der Europäischen Union ein neues und deutliches Bekenntnis zur Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg gefordert.

    Der Sieg der Ukraine gegen den "russischen Staatsterror und der Sieg Israels gegen die Hamas" seien auch für Europa von sehr großer Bedeutung, sagte Merz im Bundestag. In diesem Zusammenhang kritisierte Merz, dass sich Bundeskanzler Scholz weiterhin weigere, der Ukraine Marschflugkörper vom Typ Taurus zu liefern. Scholz hatte zuvor in einer Regierungserklärung der Ukraine weitere Unterstützung zugesichert.

    +++ Der russische Außenminister Lawrow hat bei einem Besuch in Nordkorea für die Unterstützung in der Ukraine gedankt.

    Der Kreml schätze die "unerschütterliche und prinzipienfeste Unterstützung" Pjöngjangs "zutiefst", sagt Lawrow bei einem Empfang. Zugleich sichert er dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un die "volle Unterstützung und Solidarität" der Regierung in Moskau zu. "Die Russische Föderation bietet auch ihre volle Unterstützung und Solidarität mit den Bestrebungen der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK) auf dem von ihr gewählten Entwicklungsweg an", sagt Lawrow laut dem auf der Website des russischen Außenministeriums veröffentlichten Redemanuskript. DVRK ist der offizielle Name Nordkoreas.
    Die USA hatten vergangene Woche erklärt, Nordkorea habe kürzlich Waffen an Russland geliefert. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies die Vorwürfe zurück.
    Der russische Außenminister Lawrow steht an einem weißen Rednerpult vor den Flaggen Russlands und Nordkoreas; im Hintergrund ist ein nächtliches Stadtpanorama zu sehen.
    Russlands Außenminister Sergej Lawrow bei einem Empfang in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang. (picture alliance / YONHAPNEWS AGENCY / Yonhap)

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat nach einem Treffen mit dem neuen Verteidigungsminister Umjerow Reformen im Verteidigungsministerium angekündigt.

    Selenskyj versprach in seiner Videobotschaft unter anderem mehr Digitalisierung, eine bessere Truppenversorgung und Bürokratieabbau. Dies solle Kommandeuren mehr Zeit geben, um sich mit den eigentlichen Kämpfen zu befassen statt mit Papierkram, sagte der ukrainische Präsident.
    Selenskyj hatte im September - rund 18 Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine - Verteidigungsminister Olexij Resnikow nach Korruptionsvorwürfen entlassen. Anschließend wurden auch sechs von dessen Stellvertretern ihres Amtes enthoben. Umjerow wurde neuer Minister. Zuvor war er Chef des ukrainischen Fonds für Staatsvermögen gewesen.

    Mittwoch, 18. Oktober

    +++ Frankreichs Präsident Macron hat der Ukraine die weitere Unterstützung Europas trotz des Nahost-Krieges zugesichert.

    Macron habe dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj in einem Telefongespräch mitgeteilt, die Unterstützung bleibe so lange wie nötig bestehen, auch wenn die globalen Krisen zunehmen, teilte der Elysée-Palast mit.
    Selenskyj erklärte auf der Internetplattform X, er habe mit Macron über weitere militärische Hilfen gesprochen. Dabei sei es unter anderem um die ukrainische Luftabwehr in den kommenden Monaten gegangen. Im Winter sei erneut mit gezielten russischen Angriffen zu rechnen. Im letzten Winter hatte Russland vermehrt die Energieinfrastruktur der Ukraine attackiert.

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    +++ Der russische Außenminister Lawrow ist zu einem zweitägigen Besuch in Nordkorea eingetroffen.

    Russische Nachrichtenagenturen meldeten, zur russischen Delegation würden neben Lawrow neun Diplomaten sowie ein Bautrupp gehören, der ein Botschaftsgebäude in der Hauptstadt Pjöngjang sanieren soll. Der Besuch gilt als Vorbereitung einer Reise des russischen Präsidenten Putin nach Nordkorea.
    Pjöngjang und Moskau hatten ihre Zusammenarbeit zuletzt intensiviert. Im September trafen der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un und Putin in Russland aufeinander. Nordkorea wird international vorgeworfen, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine mit Waffenlieferungen zu unterstützen.

    +++ Das russische Parlament hat einstimmig das Gesetz beschlossen, mit dem Atomwaffentests in Russland wieder erlaubt werden.

    Die abschließende dritte Lesung der Staatsduma fand einen Tag früher als ursprünglich geplant statt. Neben dem Unterhaus muss noch das Oberhaus, der Förderationsrat, zustimmen. Dies gilt als Formalie. Es wird erwartet, dass Kremlchef Putin die Entscheidung zeitnah per Unterschrift formalisiert.
    Mit dem Gesetz soll die russische Ratifizierung des globalen Vertrags über den Stopp von Nukleartests (CTBT) zurückgezogen werden. Aus anderen internationalen Sicherheitsverträgen war Russland bereits ausgestiegen. Putin hatte das Gesetz damit begründet, dass man die gleichen Möglichkeiten wie die USA haben müsse, die den CTBT-Vertrag von 1996 nie ratifiziert hatten. Nach eigenen Angaben will Russland jedoch nur Atomwaffen testen, wenn dies auch die USA täten. Der letzte russische Test einer Nuklearwaffe fand im Jahr 1990 statt.

    +++ Bei neuen russischen Angriffen in der Ukraine sind nach Behördenangaben drei Zivilisten getötet worden.

    Eine Rakete sei am Morgen in ein Wohnhaus in der südukrainischen Regionalhauptstadt Saporischschja eingeschlagen, teilten örtliche Behördenvertreter mit. Dabei seien mindestens zwei Zivilisten getötet und fünf weitere verletzt worden. Laut Präsident Selenskyj wurde ein fünfstöckiges Wohnhaus getroffen. Acht Wohnungen seien zerstört worden, Rettungskräfte suchten in den Trümmern nach Überlebenden. Drei Personen wurden den Angaben zufolge vermisst. Bei einem Angriff in der zentralen Region Dnipropetrowsk wurden in der Ortschaft Obuchiwka eine 31-jährige Frau getötet und vier weitere Menschen verletzt, wie Innenminister Klymenko mitteilte. Acht Privathäuser seien dort zerstört worden.

    +++ Der russische Präsident Putin hat nach eigenen Angaben eine weniger aggressive Haltung des Westens im Zusammenhang mit der Ukraine ausgemacht.

    Er begrüße dies und stimme Erklärungen über die Notwendigkeit einer Lösung des Konflikts durch Gespräche zu, sagte Putin nach einem Gespräch mit Chinas Staatschef Xi in Peking. Dazu müsse die Ukraine aber ihr Verbot jeglicher Verhandlungen mit Moskau aufheben. Gleichzeitig bezeichnete Putin die Lieferung von US-Raketen des Typs ATACMS an die Ukraine als Fehler. Dies schaffe eine zusätzliche Bedrohung für die russischen Streitkräfte. Die Lage an der Front werde sich dadurch aber nicht wesentlich verändern.

    +++ Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine wollen nach Einschätzung britischer Militärexperten eine Pufferzone um die Region Luhansk schaffen.

    Russland habe in den vergangenen zwei Wochen seine Offensive auf der Achse zwischen den Städten Kupiansk und Lyman verstärkt, teilte das britische Verteidigungsministerium im Onlinedienst X (vormals Twitter) mit.

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    Ziel der Bemühungen, die Teil einer größeren Offensive seien, ist demnach wohl, an den Fluss Oskil vorzustoßen, um eine Pufferzone um die Region Luhansk zu schaffen. Die Erfolge seien bislang jedoch beschränkt, so die Mitteilung der Briten.

    +++ Luftabwehrsysteme haben nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums 28 ukrainische Drohnen abgefangen.

    Die Drohnen seien über den russischen Regionen Belgorod und Kursk sowie über dem Schwarzen Meer zerstört worden, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums auf Telegram.

    +++ Die Zahl der Toten und Verletzten bei einem russischen Luftangriff auf die Stadt Saporischschja steigt nach ukrainischen Angaben weiter an.

    Zwei Menschen seien getötet und mindestens vier verletzt worden, teilen Beamte der Region mit. "Die Such- und Rettungsarbeiten vor Ort dauern an", erklärte der Sekretär des Stadtrats von Saporischschja, Kurtew, auf Telegram zu Fotos eines fünfstöckigen Gebäudes mit zerborstenen Fenstern und zerstörtem Eingang. Die Trümmer liegen verstreut.

    +++ Russland droht den USA nach der Lieferung von Langstrecken-Raketen des Typs ATACMS an die Ukraine mit Konsequenzen.

    "Die Folgen dieses Schritts, der der Öffentlichkeit bewusst vorenthalten wurde, werden sehr ernst sein", zitieren Staatsmedien den russischen Botschafter in den USA, Antonow. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Selenskyj den Erhalt von amerikanischen ATACMS-Raketen bestätigt. Kiew hatte das Waffensystem (englisch: Army Tactical Missile System) schon vor längerem angefordert. Nach Berichten ukrainischer und amerikanischer Medien wurden die ATACMS erstmals bei Angriffen auf zwei von den russischen Besatzern betriebene Flughäfen im Osten der Ukraine eingesetzt.

    Dienstag, 17. Oktober

    +++ Das Europäische Parlament hat einer Wiederaufbau-Hilfe für die Ukraine im Umfang von 50 Milliarden Euro zugestimmt.

    In Straßburg nahmen die Abgeordneten einen entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission mit Änderungen an. Insbesondere verlangten sie Schutzvorkehrungen gegen Korruption, größere Transparenz bei der Mittelverwendung und eine Verknüpfung mit den EU-Beitrittskriterien. Auch solle eingefrorenes russisches Vermögen für den Wiederaufbau verwendet werden, hieß es. Das Paket umfasst neben 17 Milliarden Euro an Zuschüssen und 33s Milliarden Euro Darlehen auch öffentliche und private Investitionen sowie technische Hilfen und andere Unterstützungen. Damit das Geld bereitgestellt werden kann, müssen die 27 Mitgliedstaaten ihr Einverständnis geben.

    +++ Ukrainische Truppen haben nach eigener Darstellung den russischen Luftstreitkräften in den Gebieten Luhansk und Berdjansk Verluste zugefügt.

    Spezialeinheiten hätten bei nächtlichen Angriffen auf zwei Flughäfen im Süden und Osten der Ukraine neun Hubschrauber zerstört, teilte das Militär mit. Getroffen worden seien zudem Militärausrüstung, ein Luftabwehrsystem, Munitionslager sowie Start- und Landebahnen. Es habe zahlreiche Verletzte gegeben. Die russische Seite äußerte sich nicht dazu. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht.

    +++ Deutschland leistet der Ukraine finanzielle Unterstützung bei der Reparatur der Strom-Infrastruktur.

    Dazu unterzeichneten die Entwicklungsbank KfW und der ukrainische Energieversorger Ukrenerho einen Vertrag für einen Zuschuss von 76 Millionen Euro. Dadurch sollen Kriegsschäden repariert und Anlagen besser vor weiteren russischen Angriffen geschützt werden. Zudem soll die Energieeffizienz des Stromnetzes erhöht werden, wie die KfW mitteilte. Das Stromnetz der Ukraine wurde seit Kriegsbeginn durch gezielte russische Angriffe stark beschädigt. Dies hatte zu massiven Einschränkungen, Instabilität und Stromausfällen im Netz geführt. Das Europaparlament stimmte ebenfalls für weitere Hilfen. Für den Wiederaufbau des Landes soll die Ukraine in den kommenden vier Jahren insgesamt 50 Milliarden Euro erhalten.
    Ein E-Werk brennt. Ukrainische Feuerwehrleute versuchen nachts, die Flammen zu löschen.
    Immer wieder werden auch Strom- und Wasserleitungen in der Ukraine von russischen Raketen getroffen - wie hier in der Region Charkiw. (AP / Kostiantyn Liberov)

    +++ Bundesarbeitsminister Heil will die Integration von ukrainischen Geflüchteten in den Arbeitsmarkt vorantreiben.

    "Ich will, dass wir da einen Turbo einlegen, und dazu gibt es morgen konkrete Maßnahmen, die ich jetzt nicht im Detail verraten werde", kündigte der SPD-Politiker beim Arbeitgebertag in Berlin an. Seit dem Ausbruch des Krieges im Februar 2022 haben über eine Million Menschen aus der Ukraine in Deutschland Schutz gesucht. Sein Maßnahmenpaket will Heil am Mittwochnachmittag gemeinsam mit der Vorstandschefin der Bundesagentur für Arbeit, Nahles, vorstellen. Ukrainische Geflüchtete beziehen - anders als Asylsuchende - Bürgergeld und fallen in die Zuständigkeit der Jobcenter. Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) war im August zu dem Ergebnis gekommen, dass im Frühjahr 2023 im Durchschnitt 18 Prozent der Geflüchteten erwerbstätig waren.

    +++ Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben Luftangriffe auf die Flughäfen in russisch besetzten Gebieten im Osten des Landes geflogen.

    Dabei seien Munitionslager, Abschussrampen und Hubschrauber zerstört worden. Außerdem seien dutzende russische Soldaten getötet oder verletzt worden. Die Flugplätze in der Nähe der Städte Luhansk und Berdjansk liegen etwa 90 Kilometer hinter der Frontlinie. Pro-russische Militärblogger sprachen von einem schweren Schlag gegen die russischen Luftwaffenstützpunkte. Die russische Armee führt im Osten der Ukraine nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums die womöglich größte Angriffswelle seit Monaten durch. Ein Sprecher erklärte im Kurznachrichtendienst X, im Zentrum stehe die Stadt Awdijiwka, die für die Russen ein großes Hindernis darstelle, um die vollständige Kontrolle über das Donezk-Gebiet zu übernehmen.
    Ein Maschinengewehr ragt im Vordergrund unscharf ins Bild, im Hintergrund ist ein einzelnes Hochhaus vor einem Feldweg zu sehen.
    Ein ukrainischer Soldat auf seiner Position bei Awdijiwka - Russland versucht offenbar verstärkt, die ostukrainische Stadt einzunehmen. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / LIBKOS)

    +++ Bei der seit längerem andauernden Offensive der russischem Armee im Osten der Ukraine handelt es sich nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums um die womöglich größte Angriffswelle seit Monaten.

    Russland habe an mehreren Achsen mit einem Vormarsch begonnen, teilte ein Ministeriumssprecher über den Kurznachrichtendienst X mit. Im Zentrum stehe die Stadt Awdijiwka, die für die Russen ein großes Hindernis darstelle, um die vollständige Kontrolle über das Donezk-Gebiet zu übernehmen. Offenbar seien mehrere Panzerbataillone im Einsatz, um die Stadt zu umzingeln. Bislang hätten verschanzte ukrainische Streitkräfte allerdings einen russischen Vormarsch verhindert.

    +++ Russlands Präsident Putin hat mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Orban über den Krieg in der Ukraine gesprochen.

    Es sei eine Genugtuung, dass es trotz der Spannungen mit dem Westen noch Länder in Europa gebe, die zu Russland Kontakt hielten, sagte Putin bei einem Treffen am Rande des sogenannten Seidenstraßen-Gipfels in Peking. Orban sprach von einem schwierigen Treffen. Seine Regierung versuche trotz der Sanktionen der EU gegen Russland bei den bilateralen Kontakten mit Moskau zu retten, was möglich sei. Für Putin war es das erste Treffen mit einem EU-Regierungschef auf die Ukraine in diesem Jahr. Ungarn erhält von Russland anders als Deutschland noch Gas über eine Pipeline. Gegen Putin besteht ein internationaler Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine. China und Russland erkennen die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs aber nicht an.
    Der russische Präsident Putin und der ungarische Ministerpräsident Orban sitzen sich gegenüber und unterhalten sich.
    Russlands Präsident Putin trifft mit Ungarns Ministerpräsident Oran zusammen. (AP / Grigory Sysoyev)
    Es wird auch erwartet, dass Putin mit Staatschef Xi Jinping zusammentreffen wird. Der Besuch unterstreicht die Unterstützung Chinas für Moskau im Angesicht des russischen Krieges in der Ukraine.

    +++ Die Vereinten Nationen haben sich besorgt über nachlassende Unterstützung für ukrainische Kriegsflüchtlinge in Europa geäußert.

    Beispielsweise habe Tschechien staatliche Leistungen wie Notunterkünfte und Wohngeld für Personen mit zeitweiligem Schutzstatus reduziert, heißt es in einem aktuellen Lagebericht, den die Internationale Organisation für Migration in Genf veröffentlichte. Ungarn habe seine Finanzhilfen für Unterkünfte gekürzt und eine einmonatige Beschränkung für Neuankömmlinge eingeführt. Erschwerend komme die Schließung einer wichtigen Anlaufstelle und Transitunterkunft für ukrainische Flüchtlinge hinzu.

    +++ Moskau weist US-Angaben über Waffenlieferungen aus Nordkorea nach Russland zurück.

    Richtig sei, dass Russland seine Beziehungen zu seinem Nachbarn Nordkorea ausbaue, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.
    Das US-Präsidialamt hatte am Freitag seine Besorgnis darüber geäußert, dass Nordkorea Russland zwischen dem 7. September und dem 1. Oktober Waffen geliefert habe. Aus Satellitenbildern gehe hervor, dass in dieser Zeit eine Lieferung von einem nordkoreanischen Munitionslager zunächst auf ein unter russischer Flagge fahrendes Schiff verladen und dann mit der Bahn zu einem Lager an der russischen Südwestgrenze nahe der Ukraine weitertransportiert worden sei. Peskow erklärt nun, die USA hätten keine Belege für derartige Waffenlieferungen vorgelegt.

    +++ Russland versucht offenbar, Verteidigungsanlagen im Nordosten der Ukraine zu durchbrechen.

    Ukrainischen Angaben zufolge zöge das russische Militär Truppen zusammen. Der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, General Syrskyj, sagte in einem Video auf Telegram, das Hauptziel sei es, die Verteidigung der ukrainischen Truppen zu durchbrechen und Territorium zurückzuerobern. Das russische Verteidigungsministerium bestätigt intensive militärische Aktivitäten in der Region. Russische Truppen hätten zehn ukrainische Angriffe im Gebiet Kupiansk und zwei weitere im benachbarten Lyman zurückgeschlagen. Die Rückeroberung der Städte Kupiansk und Lyman in der Nähe der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw im vergangenen Jahr war ein wichtiger Vorstoß des ukrainischen Militärs, die russischen Truppen aus dem Donbass zu vertreiben.

    Montag, 16. Oktober

    +++ Trotz einiger kritischer Stimmen im Kongress hat US-Finanzministerin Janet Yellen weitere Finanzhilfen für die Ukraine zugesagt.

    "Wir können nicht zulassen, dass die Ukraine aus wirtschaftlichen Gründen den Krieg verliert", sagte die Demokratin bei einem Treffen mit europäischen Finanzministern in Luxemburg. Die Ukraine habe auf dem Schlachtfeld unter Beweis gestellt, dass sie dem Angriff Russlands standhalten könne. Die Unterstützung der Ukraine bleibe daher eine "Top-Priorität" der Vereinigten Staaten zusammen mit Europa. Die US-Regierung werde helfen, so lange dies nötig sei und für überparteiliche Mehrheiten im Kongress werben. Es geht um neue Militärhilfen im Wert von mehr als zwei Milliarden Dollar. Einige Republikaner im Kongress hatten die Finanzhilfen für die Regierung in Kiew zuletzt infrage gestellt. Auch in einigen EU-Staaten wie Ungarn werden sie kritisch gesehen.

    +++ Russlands Präsident Putin trifft morgen offenbar den chinesischen Staatschef Xi Jinping in Peking.

    Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf eine Mitteilung des Kreml. Das Treffen soll im Rahmen des „Belt and Road Forums“ stattfinden - einem Gipfel zu einem großen Infrastrukturprojekt, das auf Deutsch auch Neue Seidenstraße genannt wird. Das Prestige-Projekt von Staats- und Parteichef Xi Jinping ist eine Handelsroute durch die ganze Welt über verschiedene Kontinente verteilt. Dazu baut China weltweit Häfen, Staudämme und Eisenbahnlinien in anderen Ländern. Zu dem Gipfel werden zahlreiche Staatsgäste erwartet, ob auch Putin kommt war bisher nicht klar. Es wäre die erste Auslandsreise des russischen Präsidenten, nachdem der Internationale Strafgerichtshof im März einen Haftbefehl gegen ihn erlassen hatte. China erkennt die Legitimität des Gerichtshofs nicht an und müsste Putin deswegen auch nicht festnehmen.

    +++ Nach Darstellung Russlands haben die ukrainischen Streitkräfte im Verlauf ihrer Großoffensive hohe Opferzahlen und Materialverluste erlitten.

    Insgesamt hätten die ukrainischen Truppen rund 1.500 gepanzerte Fahrzeuge eingebüßt, erklärte Verteidigungsminister Schoigu nach Angaben der Staatsagentur Tass bei einem Treffen mit Kremlchef Putin. Die Zahlen ließen sich nicht unabhängig prüfen. Schoigu machte zudem keine Angaben zu russischen Verlusten bei den Gefechten. Er gab vielmehr an, die Gegenoffensive Kiews sei angesichts der schweren Verluste verpufft. Die russischen Streitkräfte seien inzwischen zur "aktiven Verteidigung" übergegangen. Auch Präsident Putin hatte zuletzt wiederholt von einem Scheitern der Offensive gesprochen.

    +++ Lettland hat zwei Grenzübergänge zu Russland vorübergehend geschlossen.

    An den beiden Kontrollpunkten Pededze and Vientuli seien Barrieren aus Betonblöcken und Stacheldrahtrollen errichtet worden, sagte Innenminister Kozlovskis im Rundfunk. Die lettische Regierung hatte den Schritt als Reaktion auf die Entscheidung Russlands beschlossen, die Einreisemöglichkeiten ukrainischer Staatsbürger einzuschränken. Diese dürfen nur noch an zwei Übergängen ins Land, darunter der Kontrollpunkt Vientuli an der Grenze zu Lettland. Befürchtet wurde, dass es dort zu einem Andrang von Ukrainern kommt, die von dort nach Russland reisen wollen, um beispielsweise von dort in ihre besetzten Heimatorte zu gelangen.

    +++ Kurz vor einem Besuch in Peking hat Russlands Präsident Putin die chinesischen Vorschläge für Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg gelobt.

    Die Empfehlungen könnten eine realistische Grundlage werden, sagte er in einem vom Kreml veröffentlichten Interview mit dem chinesischen Fernsehen. Putin reist morgen nach Peking. Dort wird er von Staatschef Xi Jinping empfangen. Heute traf bereits der russische Außenminister Lawrow für Gespräche in der chinesischen Hauptstadt ein. China hatte im Frühjahr einen Zwölf-Punkte-Plan für einen Waffenstillstand und Friedensgespräche in der Ukraine vorgelegt. Darin werden unter anderem ein Ende der Sanktionen gegen Russland, die Einrichtung humanitärer Korridore und die Sicherstellung der Getreide-Exporte verlangt. Westliche Politiker bewerteten die Initiative kritisch, da China den russischen Angriffskrieg nie verurteilt hat und als Verbündeter Moskaus gilt.

    +++ Die südukrainische Stadt Cherson ist erneut von russischen Kampfflugzeugen und Artillerie angegriffen worden.

    Die Stadt am Ufer des Dnipro werde von immer neuen Explosionen erschüttert, berichtete der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Mrotschko. "Durch den feindlichen Beschuss wurden Elektrizitätsleitungen beschädigt und Häuser zerstört", schrieb er auf Telegram. Dadurch sei die Versorgung mit Strom und Wasser für mehrere Stunden ausgefallen.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat angesichts des nahenden Winters vor neuen russischen Angriffen gegen die energetische Infrastruktur seines Landes gewarnt.

    Als Beispiel nannte er die russischen Angriffe auf die Stadt Cherson im Süden des Landes, in deren Verlauf die Versorgung mit Strom und Trinkwasser zeitweise ausgefallen war. "Wir haben die Luftverteidigung so weit wie möglich verstärkt, soweit dies unter den derzeitigen Bedingungen realistisch ist", sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. Er rief die örtlichen Behörden, die Energieversorger und Helfer auf, sich auf die zu erwartenden Angriffe vorzubereiten. Das russische Militär hatte im vergangenen Winter die energetische Infrastruktur der Ukraine angegriffen. Wiederholte Stromausfälle in verschiedenen Landesteilen hatten die Bevölkerung schwer unter Druck gesetzt.
    Ein ukrainischer Soldat steht vor einem zerstörten Panzer in der südukrainischen Region Cherson.
    Ein ukrainischer Soldat vor einem zerstörten Panzer in der südukrainischen Region Cherson (IMAGO / ZUMA Wire / Daniel Ceng Shou-Yi)

    +++ Im Vorfeld eines erwarteten Besuchs von Russlands Präsident Putin in China ist der russische Außenminister Lawrow in Peking eingetroffen.

    Der Minister halte sich als Teil einer russischen Delegation in der chinesischen Hauptstadt auf, teilte das russische Außenministerium mit. Zum zehnten Jahrestag seines umstrittenen Infrastrukturprojekts "Neue Seidenstraße" erwartet China ab morgen hochrangige Vertreter von 130 Ländern - darunter womöglich auch Putin. Bei einem Besuch des chinesischen Außenministers Yi in St. Petersburg am 20. September hatte der Kreml-Chef eine Einladung Pekings für Oktober angenommen. Sollte Putin an dem internationalen Forum teilnehmen, dann wäre es sein erster China-Besuch seit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022.
    Der russische Außenminister Sergej Lawrow
    Der russische Außenminister Sergej Lawrow bei einer Pressekonferenz (IMAGO / SNA / IMAGO / Sergey Guneev)

    +++ US-Präsident Biden hat zugesichert, dass Amerika sowohl die Ukraine als auch Israel militärisch unterstützen könne.

    "Wir sind die Vereinigten Staaten von Amerika, um Gottes Willen, die mächtigste Nation in der Geschichte der Welt", sagte Biden dem Sender CBS. Die US-Regierung könne sich um beides kümmern und trotzdem die Fähigkeiten zur allgemeinen Verteidigung des eigenen Landes aufrecht erhalten. "Wir haben die Möglichkeit, das zu tun. Wir haben eine Verpflichtung", betonte er. "Und wenn wir es nicht machen, wer dann?" Die USA haben seit dem Beginn des Kriegs der Ukraine knapp 44 Milliarden Dollar (rund 42 Milliarden Euro) an Unterstützung zugesagt. Das Weiße Haus hat bereits weitere Mittel für die Ukraine beim Parlament beantragt. Dort herrscht im Moment aber Stillstand wegen der Absetzung de Vorsitzenden für das Repräsentantenhaus, McCarthy.

    +++ Die NATO beginnt heute ihre jährlichen Manöver zur Verteidigung des europäischen Bündnisgebiets mit Atomwaffen.

    An der Übung "Steadfast Noon" sind in den kommenden eineinhalb Wochen etwa 60 Flugzeuge beteiligt. Teilnehmer sind 13 Bündnismitglieder, darunter Deutschland. Die NATO betont, dass die Übung keine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sei.

    Die bisherigen Entwicklungen im Ukraine-Krieg finden Sie hier.