Newsblog zum Krieg in der Ukraine
Die Entwicklungen vom 20. bis 27. Oktober 2023

Seit dem 21. Februar 2022 halten wir in einem Newsblog fest, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt. In diesem Archiv können Sie die bisherigen Entwicklungen nachvollziehen.

     Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu (R) überreicht russischen Soldaten in der Zone der russischen Militäroperation staatliche Orden.
    Der russischer Verteidigungsminister Schoigu fordert unter anderem gleichberechtigte Beziehungen zwischen allen Nuklearmächten. (picture alliance / dpa / Russian Defence Ministry / Vadim Savitsky)
    Die aktuellen Entwicklungen finden Sie hier.

    Freitag, 27. Oktober

    +++ In der ukrainischen Stadt Cherson sind mehrere Menschen durch russischen Beschuss verletzt worden.

    Der Leiter der Stadtverwaltung teilte auf Telegram mit, mehr als zehn Wohnhäuser im Stadtzentrum seien beschädigt worden. Es habe sieben Verletzte gegeben. Drei Frauen seien ins Krankenhaus eingeliefert worden. Auch die Stadt Beryslaw sei beschossen worden.

    +++ Anschlag auf pro-russischen ukrainischen Politiker.

    Bei einem Anschlag auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim ist ein pro-russischer ukraninischer Politiker schwer verletzt worden. Es handelt sich um den ehemaligen Abgeordneten Oleg Zarjow. Wie seine Familie auf Telegram mitteilte, wurde auf ihn geschossen. Die russischen Behörden leiteten Ermittlungen ein. Zarjow saß als pro-russischer Abgeordneter im Parlament in Kiew, ehe 2014 eine proeuropäische Regierung in der Ukraine an die Macht kam. Er floh kurz darauf zu den von Moskau kontrollierten Kämpfern in der Ostukraine. Seitdem lebte er auf der Krim.
    Nach Angaben von US-Geheimdiensten gibt es Hinweise darauf, dass Russland Zarjow nach der Invasion der Ukraine als Chef einer Marionettenregierung in Kiew auserkoren hatte.
    Oleg Zarjow spricht in ein Mikrofon. An sein Hemd ist ein Georgsband geheftet.
    Der frühere Abgeordnete einer pro-russischen Partei im ukrainischen Parlament, Oleg Zarjow, bei einem Auftritt in der Ostukraine 2014. (picture alliance / ZUMAPRESS.com / Igor Golovniov)

    +++ Die Ukraine hat von Deutschland ein drittes Flugabwehrsystem vom Typ Iris-T erhalten.

    Es sei in dieser Woche übergeben worden und bestehe aus drei Startgeräten, einem Radarsensor, einem Generator und Klimagerät und den dazugehörigen Lenkflugkörpern, teilte das Bundesverteidigungsministerium mit. Außerdem erhalte die Ukraine Ersatzteile und technisch-logistische Unterstützung. Deutschland leiste damit einen Beitrag zum Schutz der Zivilbevölkerung, der kritischen Infrastruktur und der Soldatinnen und Soldaten in der Ukraine. Anlässlich der Lieferung betonte Bundesverteidigungsminister Pistorius die weitere Unterstützung für die Ukraine bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg

    +++ Ein russischer Pilot ist in der Ukraine zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

    Das entschied ein Gericht in Tschernihiw. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Pilot nach dem Abschuss seines Flugzeugs im März 2022 einen Zivilisten erschossen hat. Dieser sei erkennbar unbewaffnet gewesen und habe keine Gefahr dargestellt. Der russische Major soll zudem den Hinterbliebenen als Wiedergutmachung umgerechnet rund 50.000 Euro zahlen. Da der Pilot im Rahmen eines Gefangenenaustausches an Russland übergeben worden ist, fiel das Urteil in Abwesenheit.

    +++ Alt-Kanzler Schröder hat für eine deutsch-französische Friedensinitiative für die Ukraine plädiert.

    Schröder sagte am Rande seiner Ehrung für 60 Jahre SPD-Mitgliedschaft in Hannover, Waffenlieferungen alleine würden den Krieg nicht beenden. Es müsse wieder die Stunde der Diplomatie kommen. Und das könne nur von Deutschland und Frankreich ausgehen. Schröder steht wegen seiner Nähe zu Putin und Russland in der Kritik. Er musste sich einem von mehreren SPD-Verbänden beantragten Parteiausschlussverfahren stellen, das aber scheiterte. Auch um seine heutige Ehrung gab es eine Kontroverse.

    +++ Bei einem russischen Raketenangriff auf die nordukrainische Region Charkiw ist eine Feuerwache getroffen worden.

    Mindestens acht Feuerwehrleute seien verletzt worden, teilte Innenminister Klymenko mit. Im Internet verbreitete Bilder zeigen ein zerstörtes Gebäude und beschädigte Einsatzfahrzeuge. Der Angriff habe der Stadt Isjum gegolten. Im Süden des Landes griff Russland nach Angaben des ukrainischen Militärs Ziele in den Regionen Mykolajiw und Cherson mit Drohnen an. Eine Infrastruktureinrichtung sei getroffen worden, mehrere Drohen habe man abgefangen können, hieß es. Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.

    +++ Die Grünen-Europaabgeordnete von Cramon hat angesichts des bevorstehenden Winters dringend Hilfe für die Menschen in der Ukraine gefordert.

    Die Gasspeicher seien nicht vollständig gefüllt und Russland bombardiere weiter die zivile Infrastruktur, sagte Cramon im Deutschlandfunk. Die Ukraine brauche dringend die von der EU-Kommission in Aussicht gestellten Finanzhilfen, damit die Menschen nicht erfrieren würden. Die Grünen-Politikerin beklagte zudem, dass Organisation wie etwa das Rote Kreuz, die Vereinten Nationen oder die Atomenergiebehörde Zeugen würden, wie internationales Recht gebrochen werde. Diese Rechtsbrüche würden zumeist nicht geahndet, betonte Cramon.
    Von Cramon: "Victor Orban ist die Stimme Putins in der EU"

    +++ In den USA hat das Training für ukrainische Piloten an F-16-Kampfjets begonnen.

    Das gab die US-Botschafterin Brink in der Ukraine bekannt. Dies sei ein wesentlicher Teil des Aufbaus der ukrainischen Luftverteidigung. Die USA haben die Entsendung von F-16-Kampfflugzeugen aus den Niederlanden und Dänemark in die Ukraine im August genehmigt, sobald die Pilotenausbildung abgeschlossen ist.

    +++ Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den USA und Dänemark für neue Militärhilfe im Wert von Hunderten Millionen Euro gedankt.

    Es sei wichtig, dass bei den Feinden der Freiheit nicht die Illusion aufkomme, die Verteidiger der Freiheit hielten einen Rüstungsmarathon nicht durch, sagte Selenskyj. Die Ukraine wehrt seit über 20 Monaten eine russische Invasion ab. Das neue US-Paket für 150 Millionen US-Dollar (rund 142 Millionen Euro) umfasst unter anderem AIM-9-Raketen für die Flugabwehr, Stinger-Raketen und Munition für Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars. Dänemark stellt der Ukraine nach Regierungsangaben Artillerie, modernisierte Panzer und Schützenpanzer sowjetischer Bauart, Bergungsfahrzeuge sowie Munition zur Verfügung. Dieses 13. Hilfspaket aus Kopenhagen hat demnach einen Wert von 3,7 Milliarden Kronen (ca. 500 Millionen Euro).

    +++ Der neu gewählte Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Johnson, hat sich für eine getrennte Handhabung der Hilfsgelder für die Ukraine und Israel ausgesprochen.

    "Israel ist eine separate Angelegenheit - wir werden eine eigenständige Finanzierungsmaßnahme für Israel in Höhe von über 14 Milliarden Dollar vorlegen", sagte Johnson im Interview mit Fox News und fügte hinzu, dass die Republikaner des Repräsentantenhauses nach anderen Bereichen suchen würden, die sie im Haushalt kürzen könnten, um die Mittel für Israel zu finanzieren. Johnson äußerte des Weiteren seine Bedenken hinsichtlich der Finanzierung der Ukraine im Allgemeinen. "Wir wollen wissen, was das Ziel dort ist (...). Das Weiße Haus hat uns das nicht mitgeteilt", so Johnson.

    Donnerstag, 26. Oktober

    +++ Die Slowakei stellt ihre Militärhilfe für die Ukraine ein.

    Das verkündete der neue Ministerpräsident Fico im Parlament in Bratislava. Die Hilfe für das Nachbarland sei nun ausschließlich als humanitäre und zivile Hilfe zu verstehen. Man habe mit dem Krieg in der Ukraine nichts zu tun, so Fico wörtlich. Er ergänzte, die EU solle sich von einem Waffenlieferanten zu einem Friedensstifter wandeln. Er sprach sich außerdem gegen Sanktionen gegen Russland aus. Der Linkspopulist hatte das Ende der Militärhilfen für die Ukraine im Wahlkampf angekündigt. Seine Koalitionsregierung mit einer ultrarechten Partei und einer Linkspartei war gestern vereidigt worden.

    +++ Das Unterhaus des russischen Parlaments hat einer massiven Aufstockung der Haushaltsmittel für das Militär zugestimmt.

    Die Duma billigte mit großer Mehrheit den Haushaltsentwurf für die Jahre 2024 bis 2026, zu dem eine Steigerung des Wehretats im kommenden Jahr um 68 Prozent gehört. Dadurch soll die fortdauernde Militäroffensive in der Ukraine finanziert werden. Den Plänen zufolge soll der Haushalt des Verteidigungsressorts im kommenden Jahr umgerechnet bei etwa 109 Milliarden Euro liegen. Dieser Etatposten macht fast ein Drittel der vorgesehenen Gesamtausgaben des russischen Staates aus.

    +++ Ungarns Regierungschef Orban hat sich Kritik an seinem jüngsten Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin verbeten.

    Er sei "stolz" auf seine "Friedensstrategie", sagte Orban bei seinem Eintreffen zum EU-Gipfel in Brüssel. Ungarn sei das einzige Land in Europa, das für einen Frieden zwischen Russland und der Ukraine eintrete. "Wir haben eine Friedensstrategie. Deshalb wollen wir alle Kommunikationskanäle offen halten", sagte Orban weiter. Er hatte Putin vor fast zehn Tagen am Rande eines China-Besuchs getroffen. Der russische Präsident zeigte sich sehr zufrieden über den Kontakt. Ungarn ist das einzige EU-Land, das ungeachtet des russischen Angriffskriegs seinen Gasbezug aus Russland nicht reduziert hat.

    +++ Die Transporte durch den von der Ukraine eingerichteten Getreide-Korridor im Schwarzen Meer wurden offenbar unterbrochen.

    Grund sei nach Angaben der in Kiew ansässigen Beraterfirma Barva Invest, dass die ukrainische Regierung militärirische Risiken sehe. Der Verkehr zu und von den Häfen werde deshalb ausgesetzt. Der Stopp könnte aber auch verlängert werden, so das Unternehmen. Die ukrainischen Behörden waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Ukraine hatte den Korridor eingerichtet, nachdem sich Russland im Sommer aus dem Getreide-Abkommen für sichere Exporte über das Schwarze Meer zurückgezogen hatte.

    +++ In der südukrainischen Region Cherson ist offenbar ein Jugendlicher durch russischen Beschuss getötet worden.

    Nach Angaben der ukrainischen Behörden seien zudem mindestens vier weitere Menschen durch die Angriffe verletzt worden. Der regionale Militärgouverneur Prokudin rief vor diesem Hintergrund Eltern dazu auf, ihre Kinder aus der Region zu evakuieren. Gestern hatten die Chersoner Behörden bereits über den Tod eines 42 Jahre alten Mannes berichtet.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat einen russischen Angriff nahe dem Kernkraftwerk Chmelnyzkyj zum Anlass genommen, seine Bitte um westliche Waffenhilfe zu bekräftigen.

    Er sagte in einer Videoansprache, der Angriff erinnere daran, wie wichtig es sei, die Luftverteidigung der Ukraine zu stärken. Bei einem russischen Drohnenangriff in der Nacht zu Mittwoch waren in Chmelnyzkyj 16 Menschen verletzt worden. Durch die Druckwelle der Explosionen in der Nähe des AKW barsten nach Angaben des ukrainischen Energieministeriums an mehreren Verwaltungsgebäuden die Fenster. Die Internationale Atomenergiebehörde bestätigte die Schäden. IAEA-Direktor Grossi erklärte in Wien, die Lage der nuklearen Sicherheit in der Ukraine sei weiterhin sehr prekär.

    +++ Südkorea, die USA und Japan haben die mutmaßliche Lieferung von Munition und Militärausrüstung von Nordkorea an Russland scharf kritisiert.

    In einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister der drei Länder hieß es, dass derartige Waffenlieferungen zu einem deutlichen Anstieg der Opferzahlen in der von Russland angegriffenen Ukraine führten. Der russische Außenminister Lawrow hatte die US-Angabe, sein Land sei von Nordkorea mit Waffen beliefert worden, jüngst mit den Worten zurückgewiesen, dass Washington die Behauptung nicht habe beweisen können. Man werde weiter mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten, um Russlands Versuche aufzudecken, militärische Ausrüstung von (Nordkorea) zu erwerben, hieß es in der gemeinsamen Mitteilung des südkoreanischen Außenministers Park Jin, des US-Außenministers Blinken und ihrer japanischen Kollegin Kamikawa.

    +++ Offenbar gibt es kaum Veränderungen an der Front im Osten und Süden der Ukraine

    An der fast 1000 Kilometer langen Front gab es nach Angaben des ukrainischen Generalstabs zwar schwere Gefechte, aber kaum Veränderungen. Die ukrainische Armee habe russische Sturmangriffe bei den Orten Kupjansk, Lyman, Bachmut und Awdijiwka zurückgeschlagen, hieß es im aktuellen Lagebericht. Ihrerseits setze die Ukraine Angriffe bei Bachmut im Osten und Werbowe im Süden fort. Die Militärangaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Der Kiewer Generalstab äußerte sich nicht zu angeblichen ukrainischen Vorstößen auf dem russisch besetzten Dnipro-Ufer im südlichen Gebiet Cherson. Davon berichteten Militärblogger.

    +++ Die Ukraine fordert schärfere Techniksanktionen gegen Russland.

    Der ukranische Präsident Selenskyj sagte in einer Videoansprache, genau dies werde er den EU-Staats- und Regierungschefs beim heute beginnenden EU-Gipfel in Brüssel sagen. Selenskyj soll per Video zugeschaltet werden. Die europäische Unterstützung für sein angegriffenes Land ist ein Thema des Gipfels. In den Kampfdrohnen und Raketen, die Russland gegen die Ukraine einsetze, seien viele Teile aus anderen Ländern verbaut, auch von westlichen Firmen, sagte Selenskyj. Moskau könne die Sanktionen zu leicht umgehen. Jeder russische Angriff auf die ukrainische Infrastruktur sei ein Beleg dafür, dass der Druck auf Russland nicht ausreiche. Unterdessen wird in der EU an einem zwölften Paket mit Sanktionen gegen Russland gearbeitet. Wie ranghohe EU-Beamte in Brüssel sagten, gibt es Pläne für die Beschränkung des Handels mit Diamanten aus Russland. Zudem könnte es unter anderem ein Importverbot für Aluminium geben sowie Exportbeschränkungen für weitere Güter, die sich zivil und militärisch nutzen lassen. Die neuen EU-Sanktionen sollen im Idealfall noch dieses Jahr beschlossen werden.

    +++ Nach erfolgreichen ukrainischen Angriffen auf russische Fliegerhorste in Luhansk und Berdjansk beobachtet die Ukraine, dass die russische Luftwaffe Fluggerät auch von der Halbinsel Krim abzieht.

    Bei den Attacken setzte Kiew mutmaßlich die von den USA gelieferten ATACMS-Raketen ein und viele russische Hubschrauber und Flugzeuge außer Gefecht. Der ukrainische Präsident Selenskyj sagte, erst fliehe die russische Marine, und jetzt flieht die russische Luftwaffe. Die Ukraine werde alle besetzten Gebiete ohne Ausnahme befreien. Selenskyj dankte den Partnern, die seinem Land Waffen mit größerer Reichweite geliefert hätten.

    +++ Russland hat nach Kreml-Angaben bei einer Übung der Nuklearstreitkräfte zwei Interkontinentalraketen und mehrere Marschflugkörper abgefeuert.

    Das Manöver fand demnach unter Leitung des Oberkommandierenden, also Präsident Putin, statt. Eine Interkontinentalrakete sei von einem Atom-U-Boot abgeschossen worden, eine zweite von einer mobilen Abschussrampe auf dem Gelände des nordrussischen Weltraumbahnhofs Plessezk. Die Marschflugkörper seien von strategischen Langstreckenbombern des Typs Tupolew Tu-95MS aus gestartet worden. Unterdessen kündigte der russische Sicherheitsrat eine Vergrößerung der Armee an. Anlass seien die Kämpfe in der Ukraine und die Erweiterung des militärischen Potenzials der NATO. Das sagte Ex-Präsident Medwedew, jetzt Vizesekretär des Sicherheitsrates. Seinen Angaben nach sollen 2024 ein neues Armeekorps, 7 Divisionen, 19 Brigaden, 49 Regimenter und eine Marineflotille aufgestellt werden.

    Mittwoch, 25. Oktober

    +++ Der russische Verteidigungsminister Schoigu hat einen Kommandoposten im Osten der Ukraine besucht.

    Dabei sprach er von Erfolgen der russischen Truppen: "Die heutige Situation legt nahe, dass der Feind immer weniger Möglichkeiten hat", sagte Schoigu nach Angaben der russischen Armee bei einem Besuch des Kommandopostens "Wostok". Die ukrainischen Truppen würden "dank der Kampfarbeit weiter reduziert", sagte er demnach zu russischen Soldaten. Auf einem von der Armee verbreiteten Video ist zu sehen, wie der Minister lacht, als ihm ein Soldat sagt, die ukrainischen Soldaten hätten "Panik". Das russische Verteidigungsministerium zitierte aber auch einen russischen Soldaten mit den Worten, die Artillerie der Ukraine würde "viele Probleme" bereiten - ein seltenes Eingeständnis von Seiten Russlands. Wann der Besuch stattfand, teilte die Armee nicht mit.

    +++ In der Südukraine hat es bei russischen Luftangriffen mindestens ein Todesopfer gegeben.

    Der Gouverneur der Region Cherson, Prokudin, teilte mit, eine Bombe habe ein Wohnviertel in Beryslaw getroffen. Die Stadt liegt direkt am Fluss Dnipro, dessen gegenüberliegende Seite überwiegend von russischen Truppen besetzt ist. In dem Gebiet haben die Kämpfe nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums zuletzt zugenommen.
    Im Westen der Ukraine wurden zudem 16 Personen bei einem russischen Drohnenangriff verletzt. Die Behörden der Region Chmelnyzkyj meldeten, der Flugkörper sei in dem Ort Schepetiwka abgestürzt. Die ukrainische Luftwaffe sprach von elf sogenannten Kamikaze-Drohnen, die abgeschossen werden konnten.

    +++ Deutschland hat der Slowakei zwei Luftabwehrsysteme geliefert.

    Die Slowakei grenze direkt an die Ukraine und sei damit einer permanenten Bedrohung unter anderem durch fehlgeleitete Raketen, ausgesetzt, heißt es in einer Mitteilung der Bundeswehr. Das System Mantis hat den Angaben zufolge eine Reichweite von bis zu drei Kilometern und kann gegen Raketen, Artilleriegeschosse, Mörser oder Drohnen eingesetzt werden. Die Lieferung umfasst auch ein Radarsystem mit einer Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Die Waffensysteme waren der Slowakei Ende des vergangenen Jahres von der damaligen deutschen Verteidigungsministerin Lambrecht zugesagt worden.
    Niedersachsen, Meppen: MANTIS Flugabwehrsystem der Bundeswehr.  Es besteht aus dem Geschützmodul und dem Radarmodul.
    MANTIS Flugabwehrsystem der Bundeswehr (IMAGO/Sven Eckelkamp)

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat den Beginn von EU-Beitrittsverhandlungen noch in diesem Jahr gefordert.

    Dies wäre eine Motivation für sein Land im Kampf gegen die russische Aggression, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. Auch die Bürger und die Soldaten im Krieg brauchten diese Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft. Selenskyj zufolge leitete seine Regierung bedeutende gesetzliche Neuerungen ein, um EU-Standards zu erfüllen. Er hoffe, dass man das in Brüssel sehe und den Startschuss für Verhandlungen gebe.

    +++ Die ostukrainische Stadt Awdijiwka wird weiter heftig umkämpft.

    Russische Einheiten konnten in den vergangenen Tagen vorrücken und unter anderem eine umkämpfte Abraumhalde in der städtischen Kokerei einnehmen. Ukrainische Einheiten halten nach dortigen Angaben noch einen Verbindungskorridor von etwa zehn Kilometern Breite. Nach Angaben von Vizeregierungschefin Wereschtschuk befinden sich noch immer rund 1000 Zivilisten in der Stadt. Darunter seien keine Kinder mehr.

    Dienstag, 24. Oktober

    Deutschland hat der Slowakei zwei Luftabwehrsysteme geliefert. Die Slowakei grenze direkt an die Ukraine und sei damit einer permanenten Bedrohung unter anderem durch fehlgeleitete Raketen, ausgesetzt, heißt es in einer Mitteilung der Bundeswehr. Das System Mantis hat den Angaben zufolge eine Reichweite von bis zu drei Kilometern und kann gegen Raketen, Artilleriegeschosse, Mörser oder Drohnen eingesetzt werden. Die Lieferung umfasst auch ein Radarsystem mit einer Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Die Waffensysteme waren der Slowakei Ende des vergangenen Jahres von der damaligen deutschen Verteidigungsministerin Lambrecht zugesagt worden.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat bei deutschen Unternehmen um Investitionen in seinem Land geworben.

    Wer schon jetzt investiere, werde nach dem Krieg eine gute Rendite erzielen, sagte er in einer Videobotschaft auf dem deutsch-ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin. Besonders gefragt sei eine Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung und Energie. Der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal sagte, die Wirtschaft seines Landes sei zu Beginn des Krieges um 30 Prozent eingebrochen. Pessimisten hätten aber die Anpassungsfähigkeit der Ukraine unterschätzt. Die ukrainische Wirtschaft werde in diesem Jahr um vier Prozent wachsen. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert ein Wachstum von zwei Prozent. Der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Adrian, sagte, eine nachhaltige Hilfe könne nur gelingen, wenn ukrainische Zulieferer stärker in den europäischen Wirtschaftskreislauf integriert würden.

    +++ Bundeskanzler Scholz will in der EU bis Jahresende eine dauerhafte Finanzzusage für die Ukraine erreichen.

    Scholz sagte auf dem deutsch-ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin, er werde sich dafür einsetzen, dass bis Ende Dezember konkrete Lösungen für eine nachhaltige Unterstützung der Ukraine auf den Weg gebracht würden. Dem Kanzler zufolge soll in der EU eine Einrichtung geschaffen werden, die Zuschüsse und Darlehen bündele und alle Investitionen koordiniere. Scholz kündigte zugleich einen Winterschutzschirm für die Ukraine im Umfang von 1,4 Milliarden Euro an. Russland wolle erneut Kälte und Energieknappheit als Waffe gegen die Zivilbevölkerung einsetzen.

    +++ Die russische Armee hat nach eigenen Angaben einen Angriff auf die Stadt Sewastopol auf der annektierten Halbinsel Krim abgewehrt.

    Es habe sich vermutlich um einen ukrainischen Sabotageakt mit einem Unterwasser-Fahrzeug gehandelt, erklärte der von Moskau eingesetzte Gouverneur von Sewastopol, Raswoschajew. Weitere Details, etwa zu möglichen Schäden, nannte er nicht.
    Ein U-Boot und Kriegsschiffe der russischen Schwarzmeerflotte liegen in Sewastopol vor Anker.
    Die russische Schwarzmeerflotte und ihre Stellungen auf der Krim sind regelmäßig das Ziel ukrainischer Angriffe (Archivbild). (dpa / Ulf Mauder)

    +++ Im Osten des Landes hat die russische Armee ihre Angriffe an zwei Front-Abschnitten verstärkt.

    Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte ist vor allem die Stadt Awdijiwka umkämpft. Man habe die Angriffe zurückgeschlagen, hieß es. Berichte aus dem ukrainischen Kriegsgebiet lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    +++ Russland hat Medienangaben zufolge mit der Rekrutierung von Frauen für Kampfeinsätze in seinem Krieg gegen die Ukraine begonnen.

    In der dem russischen Verteidigungsministerium unterstehenden Söldnereinheit "Redut" würden Scharfschützinnen und Bedienerinnen von Drohnen angeworben, schrieb das unabhängige Internetportal "istories". Bislang wurden Frauen im russischen Militär nur als Sanitäterinnen und in der Küche eingesetzt. Den Soldatinnen wird ein Halbjahresvertrag mit einem Monatsgehalt von umgerechnet etwa 2.200 Euro angeboten. Bei einer Verletzung gibt es 30.000 Euro Prämie, bei Tod sollen den Hinterbliebenen rund 50.000 Euro ausgezahlt werden. Entsprechende Anzeigen tauchten demnach im russischen sozialen Netzwerk "Wkontakte" auf. Anfängerinnen würden innerhalb eines Monats an der Waffe ausgebildet.
    Zwei Frauen in Tarnuniform und mit Helm liegen auf einem Militärgelände unter einem Dach auf Holzkisten und zielen mit ihren Waffen nach vorne.
    Russische Berufssoldatinnen am 20.3.2015 nahe Leningrad beim Schusstraining. (dpa / Konkov Sergei)

    +++ Selenskyj: "Die Aufmerksamkeit der Welt für die Ukraine, muss gewahrt bleiben."

    Der ukrainische Präsident Selenskyj will mithilfe internationaler Konferenzen weiter für die Unterstützung seines Landes werben. Die Aufmerksamkeit der Welt für die Ukraine, für den Schutz der Freiheit und des Völkerrechts müsse gewahrt bleiben – dafür werde man alles tun, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache.

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    +++ "Krim-Plattform" tagt heute in Prag.

    In Prag findet heute nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Selenskyj ein parlamentarischer Gipfel der "Krim-Plattform" statt. Die "Krim-Plattform", eine diplomatische Initiative Kiews, soll international Aufmerksamkeit für Missstände auf der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel erzeugen.

    +++ Bei einem Deutsch-Ukrainischen Wirtschaftsforum in Berlin werden heute Bundeskanzler Scholz und der ukrainische Ministerpräsident Schmyhal erwartet.

    Vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj kommt ein Grußwort per Video. Im Mittelpunkt der Konferenz sollen Investitionsvorhaben deutscher Unternehmen in der Ukraine stehen.

    Montag, 23. Oktober

    +++ Nach massivem russischen Beschuss haben die Behörden im südukrainischen Gebiet Cherson eine Zwangsevakuierung von Familien mit Kindern angeordnet.

    Das betrifft gut zwei Dutzend Gemeinden und die Stadt Beryslaw am Fluss Dnipro, teilte die Gebietsverwaltung bei Telegram mit. Wie viele Menschen davon berührt werden, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Einer behördlichen Aufforderung von Mitte September, sich in Sicherheit zu bringen, sind bisher nur 450 Kinder und ihre Angehörigen gefolgt. Aufgrund von Weigerungen seien nun Zwangsmaßnahmen erforderlich, heißt es. Notwendig wurde die Verordnung wegen nahezu täglichem Artilleriebeschusses und des intensiven Einsatzes von Gleitbomben der russischen Luftwaffe gegen Ziele auf dem ukrainisch kontrollierten Ufer des Dnipro. Wiederholt wurden dabei Zivilisten getötet und verletzt.

    +++ Eine amerikanisch-russische Journalistin muss auf Anordnung eines Gerichts in Russland bis 5. Dezember in Haft bleiben.

    Das teilte der Arbeitgeber der betroffenen Redakteurin Kurmasheva, der von der US-Regierung finanzierte Sender Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL), mit Das Gericht in der russischen Millionenstadt Kasan folgte der Argumentation der Staatsanwaltschaft, die Kurmasheva vorwirft, sich nicht als "ausländische Agentin" registriert zu haben. Zudem wird die Journalistin laut Medienberichten beschuldigt, Informationen zu Aktivitäten des russischen Militärs gesammelt zu haben. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr bis zu fünf Jahre Haft.

    +++ Moskau weist den Verdacht zurück, in die Beschädigung der Gas-Pipeline Balticconnector unter der Ostsee zwischen Finnland und Estland verwickelt zu sein.

    Russland habe mit diesem Vorfall nichts zu tun, sagte Kremlsprecher Peskow der Agentur Interfax zufolge. Zugleich wandte er sich gegen Äußerungen des lettischen Präsidenten Rinkevics. Dieser hatte gefordert, die Ostsee für russische Schiffe zu sperren, falls Moskau die Beschädigung der Gasleitung nachgewiesen werde. Solche Drohungen, egal von wem sie ausgingen, seien für Russland inakzeptabel, erklärte Peskow. Die finnische Regierung hatte am 10. Oktober mitgeteilt, dass die Gaspipeline zwei Tage zuvor mutmaßlich durch Fremdeinwirkung beschädigt worden sei. Sie verläuft zwischen Inkoo in Finnland und Paldiski in Estland.

    +++ Die spanische Polizei hat in Zusammenarbeit mit ukrainischen Behörden antiken Goldschmuck aus der Ukraine im geschätzten Gesamtwert von 60 Millionen Euro beschlagnahmt.

    Drei Spanier und zwei Ukrainer, darunter ein Priester einer der orthodoxen Kirchen des Landes, seien in Madrid festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Demnach wurden die elf zum historischen Erbe der Ukraine gehörenden Schmuckstücke zwischen 2009 und 2013 in einem Museum in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ausgestellt. Danach wurden sie den Angaben zufolge vermisst und noch vor 2016 außer Landes geschmuggelt.

    +++ China und Russland vertiefen ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit.

    Bei einer regionalen Konferenz im Nordosten Chinas wurden laut Staatsmedien eine Reihe von Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet. Die Branchen reichten von der Industrie und Logistik bis hin zum elektronischen Handel und der Landwirtschaft. An der Konferenz in Shenyang, der Hauptstadt der Provinz Liaoning, nahmen Vertreter sowie fast 800 heimische Unternehmen teil, die auf dem russischen Markt Fuß fassen wollen. China baut auch nach dem Einmarsch der russischen Streitkräfte in der Ukraine im vergangenen Jahr seine Zusammenarbeit mit dem Nachbarn aus.

    +++ Die ukrainische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben in der Nacht Drohnen und eine Rakete aus Russland abgefangen.

    Nach Angaben eines Sprechers wurden 14 Drohnen zerstört, die meisten vom iranischen Typ Shahed. Auch ein Marschflugkörper sei abgeschossen worden. Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte teilte mit, es gebe weiter heftige Kämpfe im Süden und Osten des Landes.

    +++ In der Ukraine dauern die heftigen Kämpfe im Süden und Osten des Landes an.

    Der ukrainische Generalstab meldete, gestern seien im Laufe des Tages mehr als 60 feindliche Angriffe abgewehrt worden - etwa an den Frontabschnitten Kupjansk und Lyman im Osten, in Awdijiwka und Marjinka nahe Donezk sowie in der Saporischschja im Südosten. Weiter hieß es, die operative Lage im Osten und Süden der Ukraine bleibe schwierig.

    +++ Russland wirft der Ukraine vor, in der international nicht anerkannten "Donezker Volksrepublik" in den vergangenen 24 Stunden 24 Mal bewohnte Gebiete beschossen zu haben.

    Die staatliche Nachrichtenagentur Itartass meldet, in dem Ort Makijiwka sei ein Einwohner verletzt worden. Die Angaben aus den Kriegsgebieten lassen sich kaum unabhängig überprüfen.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die Bedeutung von Fortschritten an der Front betont.

    Er sagte in seiner abendlichen Videoansprache, die Ukraine brauche täglich Ergebnisse. Ein stetes Vorrücken sei wichtig, um die ukrainischen Positionen zu verbessern und Druck auf die russischen Besatzer auszuüben. - Den Angaben zufolge sind die Kämpfe um Awdijiwka und Marjinka nahe der ostukrainischen Großstadt Donezk aktuell besonders hart. Die Ukraine verteidigt sich seit 20 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg.

    Sonntag, 22. Oktober

    +++ Im Angriffskrieg gegen die Ukraine sind nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums bisher mindestens 150.000 russische Soldaten ums Leben gekommen oder dauerhaft verletzt worden.

    Es sei wahrscheinlich, dass Russland seit Beginn des Konflikts 150.000 bis 190.000 Opfer zu verzeichnen habe, was Tote und dauerhaft verwundete einschließe, teilte das Ministerium in seinem täglichen Update mit. Beziehe man auch Verletzte ein, die genesen seien und aufs Schlachtfeld zurückkehren sollten, liege die Gesamtzahl etwa bei 240.000 bis 290.000, schrieben die Briten. In der Statistik seien die Toten und Verletzten der Söldner-Gruppe Wagner und von deren Gefangenenbataillonen, die im ostukrainischen Bachmut gekämpft hatten, nicht enthalten.

    +++ Dem Bundesverteidigungsministerium fehlen einem Zeitungsbericht zufolge für 2024 mehr als fünf Milliarden Euro für die Ukraine-Hilfe.

    Das berichtet "Bild am Sonntag" mit Verweis auf ein vertrauliches Papier aus dem Ministeriums, das der Zeitung vorliegt. Bezahlt werde die Militärunterstützung aus dem Haushaltsplan "allgemeine Finanzverwaltung". Darin habe Finanzminister Lindner für 2024 insgesamt vier Milliarden Euro für die ukrainische Armee vorgesehen. 3,1 Milliarden Euro davon seien für bereits zugesagte Maßnahmen gebunden. 770 Millionen Euro seien für das Auswärtige Amt und dessen Hilfe reserviert. Für neue Militärprojekte blieben 2024 darum nur 120 Millionen Euro übrig. Der Bedarf sei aber viel höher, hieß es. Der Ukraine-Sonderstab des Verteidigungsministeriums erwarte zusätzliche Hilfsgesuche aus Kiew in Höhe von mehr als 5,22 Milliarden Euro, damit die Ukraine gegen Russland bestehen kann. Mitte November wird der Haushalt 2024 endgültig verabschiedet.

    +++ Der russische Außenminister Lawrow und sein armenischer Amtskollege Mirsojan werden nach Angaben ihrer Ministerien morgen in Teheran erwartet.

    Der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna zufolge wurden auch die Außenminister der Türkei und Aserbaidschans zu dem Treffen eingeladen. Dabei soll es unter anderem um die Lage im Südkaukasus nach dem aserbaidschanischen Großangriff auf die Region Bergkarabach sowie um den Ausbau der "regionalen Zusammenarbeit" gehen. Russland hat seit seiner Invasion der Ukraine im Februar des vergangenen Jahres die Zusammenarbeit mit dem Iran auf militärischem und wirtschaftlichem Gebiet verstärkt. Der Westen wirft Teheran vor, die russische Offensive in der Ukraine mit Kamikaze-Drohnen und anderen Waffen zu unterstützen.
    Eine Nahaufnahme des russischen Außenministers Lawrow
    Der russische Außenminister Lawrow (IMAGO / ITAR-TASS / IMAGO / Russian Foreign Ministry Press S)

    +++ In der Nacht gab es weitere Angriffe mit Drohnen und Raketen von russischer Seite.

    Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe feuerten die Russen mit Angriffsdrohnen sowie Lenk- und Flugabwehrraketen. Vier davon wurden demnach von ukrainischen Verteidigern abgeschossen.

    +++ Sechs Zivilisten bei Luftangriff auf ein Paketzentrum in der Region Charkiw getötet.

    Der Gouverneur der Region Charkiw, Synehubow, berichtet, eine russische Rakete habe ein Verteilungszentrum der Post bei Charkiw getroffen. Dabei seien sechs Mitarbeiter des Postunternehmens getötet und vierzehn verletzt worden. Synehubow betonte, bei dem Angriffsziel handle es sich um ein rein ziviles Gebiet.
    Komplett zerstörtes Gebäude eines ehemaligen Verteilungszentrums der Post in der Region Charkiw. Nachtaufnahme.
    Zerstörtes Postgebäude in der Region Charkiw. (AFP / SERGEY BOBOK)

    +++ Das britische Militär hat ukrainische Ingenieure ausgebildet, damit diese die Energieversorgung des Landes im Winter besser gegen russische Angriffe schützen können.

    "Die ukrainische Zivilbevölkerung ist täglich der tödlichen Gefahr durch Putins Streitkräfte und deren wahllose Bombardierung kritischer Infrastruktur ausgesetzt", teilte der britische Verteidigungsminister Shapps nach Angaben der Nachrichtenagentur PA mit. Das zweiwöchige Ausbildungsprogramm sei auf Anfrage der Ukraine entwickelt worden. Teilnehmern sei erklärt worden, wie sie zum Beispiel die Auswirkungen verschiedener Waffen und Sprengstoffe einschätzen und wo sie Barrieren platzieren könnten, um Standorte zu schützen.

    Samstag, 21. Oktober

    +++ Die Türkei wird an der von Kiew organisierten "Friedensformel"-Konferenz in Malta teilnehmen. Dies teilte der ukrainische Präsident Selenskyj nach einem Telefonat mit dem türkischen Staatschef Erdogan mit.

    Das Treffen in Malta auf Ebene der nationalen Sicherheitsberater der Verbündeten der Ukraine soll am 28. und 29. Oktober stattfinden. Darüber hatte Selenskyj zuletzt auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) informiert, wie die Deutsche Presse-Agentur schreibt. Selenskyj hatte seine Friedensformel, die im Kern einen Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine festlege, als einzige gangbare Initiative für die Beendigung des Krieges in der Ukraine aufgestellt. Friedensinitiativen zahlreicher anderer Staaten, darunter aus China und Brasilien, stießen in der Ukraine auf Kritik.
    Zuletzt hatte es Anfang August ein Ukraine-Treffen zu der Friedensformel in Saudi-Arabien gegeben, an dem Vertreter aus etwa 40 Staaten teilnahmen - nicht jedoch Russland. Bis Ende des Jahres will die Ukraine einen Friedensgipfel organisieren.

    +++ Der ukrainische Verteidigungsminister Umjerow hat seinem US-Kollegen Austin für die Lieferung der ATACMS-Raketen gedankt und deren Schlagkraft gelobt.

    "Das hat eine bedeutende Auswirkung auf dem Schlachtfeld", teilte er auf der Plattform X mit. Er habe Austin bei dem ausführlichen Telefonat auch über die Lage im Kampfgebiet informiert. Details nannte Umjerow nicht.
    Die Ukraine hatte in der Nacht zum 17. Oktober nach eigenen Angabn mehrere russische Hubschrauber auf Militärflugplätzen im Frontgebiet per ATACMS-Raketenangriff zerstört.
    US-Verteidigungsminister Austin sicherte nach einer Mitteilung des Pentagon der Ukraine weitere Unterstützung seines Landes im Kampf gegen die russische Aggression zu.

    +++ Bei russischen Luftangriffen auf den Süden der Ukraine hat es ukrainischen Behörden zufolge innerhalb von 24 Stunden mindestens drei Tote und mehrere Verletzte gegeben.

    Wie mehrere Nachrichtenagenturen schreiben, wurde eine Person in Krywyj Rih getötet. Beim Beschuss der Region Cherson gab es nach Behördenangaben einen weiteren Toten sowie einen Verletzten. Auch aus der Stadt Nikopol meldeten die örtlichen Behörden ein Todesopfer durch russischen Beschuss.

    +++ Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums erweisen sich Russlands Hyperschallraketen im Krieg gegen die Ukraine bisher als weniger schlagkräftig als gedacht.

    Die Kinschal befinde sich weiterhin in der Erprobung, wobei die Leistung in der Ukraine bisher schlecht sei, teilte das Ministerium beim Kurznachrichtendienst X mit. Auf dem Papier scheine die Rakete sehr leistungsfähig zu sein. Theoretisch könne sie mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegen und modernen Luftverteidigungssystemen ausweichen. Allerdings müsse Russland mit ziemlicher Sicherheit noch daran arbeiten, wie es die Waffe einsetze.

    +++ Deutschland stellt weitere 200 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Ukraine zur Verfügung.

    Wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet, sagte Entwicklungsstaatssekretär Flasbarth die Hilfe bei einem Besuch in dem von Russland angegriffenen Land zu. Das Geld soll in Bildung, die Gesundheits- und Trinkwasserversorgung sowie den städtischen Wiederaufbau fließen. Das Entwicklungsministerium hat damit nach eigenen Angaben seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 rund eine Milliarde Euro für die zivile Unterstützung zur Verfügung gestellt. Die Menschen brauchten eine Perspektive und Arbeit, betonte Flasbarth.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj dankt Bundeskanzler Scholz für weitere Militärhilfe.

    Eine besondere Bedeutung maß Selenskyj der zusätzlichen Einheit des Flugabwehrraketensystems Patriot sowie neuen Iris-T-Systemen bei. Der Bundeskanzler bekräftigte in dem Telefongespräch Regierungsangaben zufolge die anhaltende und unverbrüchliche Solidarität mit der Ukraine angesichts der unverändert fortdauernden Aggression Russlands. Die Ukraine verteidigt sich seit 20 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg und ist dabei stark auf die westliche Waffenhilfe angewiesen.

    +++ Die Ukraine hat nach eigenen Angaben einen neuen russischen Angriff auf die ostukrainische Industriestadt Awdijiwka abgewehrt und den russischen Truppen schwere Verluste zugefügt.

    Bei den Kämpfen seien binnen 24 Stunden 900 russische Soldaten getötet oder verletzt und 150 gepanzerte Fahrzeuge zerstört worden, teilte der ukrainische Generalstab weiter mit. Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.

    Freitag, 20. Oktober

    +++ US-Präsident Biden hat beim US-Kongress ein 105 Milliarden US-Dollar schweres Hilfspaket mit Unterstützung für die Ukraine und Israel beantragt.

    Allein für die von Russland angegriffene Ukraine erbittet der Demokrat mehr als 61 Milliarden US-Dollar, wie das Weiße Haus mitteilte. Der weitaus größte Teil ist für militärische Unterstützung in unterschiedlicher Form vorgesehen - inklusive der Aufstockung von Lagerbeständen der US-Armee, die eigene Ausrüstung an Kiew weitergereicht hat. Biden hatte bereits in einer Rede aus dem Oval Office am Vorabend angekündigt, ein entsprechendes Hilfspaket beantragen zu wollen - aber keine Details genannt. Für Israel erbittet Biden angesichts des Gaza-Kriegs gut 14 Milliarden US-Dollar. Mit dem Geld solle etwa das Raketenabwehrsystem Israels gestärkt werden, hieß es.
    Das Capitol in Washington D.C.. Im Vordergrund eine Strasse mit Autos, im Hintergrund das Gebäude vor blauem Himmel. Die Strasse wird von Bäumen gesäumt.
    Das Capitol in Washington D.C. (IMAGO / NurPhoto / Beata Zawrzel)

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat sich bei den USA für die Unterstützung seines Landes bedankt.

    Selenskyj sagte in einem Telefonat mit US-Präsident Biden, die Hilfen der Vereinigten Staaten seien ermutigend. Biden plant, im Kongress für ein neues Hilfspaket zu werben. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf regierungsnahe Kreise, dass die neuen Ukrainehilfen 60 Milliarden US-Dollar umfassen sollen. Die USA sind seit Beginn des russischen Angriffskrieges der wichtigste Geldgeber für die Ukraine.

    +++ Bundeskanzler Scholz hat mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj telefoniert.

    Die beiden Politiker hätten sich über die politische, militärische und humanitäre Lage in der Ukraine ausgetauscht, teilte Regierungssprecher Hebestreit anschließend in Berlin mit. Selenskyj habe den Kanzler über die Auswirkungen der jüngsten russischen Angriffe informiert und der Bundesregierung für die militärische Unterstützung gedankt. Besonders habe der ukrainische Präsident dabei die Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung im Rahmen des sogenannten zweiten Winterpakets der Bundesregierung erwähnt. Scholz habe seinerseits die anhaltende und unverbrüchliche Solidarität mit der Ukraine angesichts der unverändert anhaltenden Aggression Russlands bekräftigt.

    +++ Bundesumweltministerin Lemke führt in Kiew Gespräche zum Thema Wiederaufbau.

    Dabei geht es vor allem um zerstörte Trinkwasser- und Abwasseranlagen, um die Wärmeversorgung und den Umgang mit Müll. Beim angestrebten Wiederaufbau der Infrastruktur sollen Umwelt- und Klimaaspekte von vornherein berücksichtigt werden.

    Lemke betonte, trotz der aktuellen Lage in Israel dürfe man die Ukraine und deren Bevölkerung nicht vergessen. Auch sie bräuchten weiterhin Unterstützung. Durch die Kämpfe in der Ukraine ist es auch zu großen Umweltschäden gekommen. Unter anderem wurde ein Staudamm am Unterlauf des Fluss Dnipro zerstört. Kiew sprach damals von der größten Umweltkatastrophe seit Jahrzehnten in der für die Landwirtschaft wichtigen Region.
    Blick auf die überfluteten Straßen von Cherson in der Ukraine nach dem Bruch des Staudamms (Archivfoto vom Juni 2023).
    Blick auf die überfluteten Straßen von Cherson in der Ukraine nach dem Bruch des Staudamms (Archivfoto vom Juni 2023). (AP / Libkos)

    +++ Russlands Präsident Putin hat dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eine "ethnische Diskriminierung" russischer Sportler vorgeworfen.

    Er kritisierte die Nichtzulassung von Athletinnen und Athleten zu internationalen Wettbewerben. Die Spiele würden genutzt als "Instrument des politischen Drucks gegenüber Menschen, die zur Politik keinen Bezug haben", sagte Putin laut russischen Staatsmedien. Das diene einer "groben und faktisch rassistischen, ethnischen Diskriminierung". Das IOC hatte den Sport-Weltverbänden im März empfohlen, Athletinnen und Athleten aus Russland als neutrale Einzelsportler ohne Flagge, Hymne und russische Teamkleidung wieder zu Wettkämpfen zuzulassen. Bedingung ist, dass sie keine Verbindung zum Militär haben und den Angriffskrieg in der Ukraine nicht unterstützen.

    +++ Der russische Präsident Putin hat außerdem dem Militärhauptquartier im Süden Russlands einen Besuch abgestattet.

    Er habe sich in Rostow am Don am späten Donnerstag über den Fortschritt der Militäroperationen in der Ukraine informiert, berichtet das staatliche Fernsehen. Auf den Bildern ist er mit General Gerasimow zu sehen. Dieser hat den Berichten zufolge davon berichtet, dass die Soldaten ihre Aufgaben planmäßig erfüllen.
    Russian President Vladimir Putin, left, and Russian Chief of General Staff Valery Gerasimov talk to each other at the headquarters of Russia's Southern Military District in Rostov-on-Don, Russia, Thursday, Oct. 19, 2023. (Gavriil Grigorov, Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP)
    General Gerasimow hat Russlands Präsident Putin über die Lage der Soldaten in der Ukraine berichtet. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Gavriil Grigorov)

    +++ US-Präsident Biden: Unterstützung für Ukraine und Israel ist auch für Amerika wichtig

    In seiner Rede an das amerikanische Volk hat US-Präsident Biden die Unterstützung der USA für ihre beide großen Verbündeten, Israel und die Ukraine, als entscheidend bezeichnet. Amerikanische Führung sei das, was die Welt zusammenhalte. Weiter sagte er, die Allianzen würden auch Amerika Sicherheit geben.
    Biden kündigte zudem ein weiteres, umfassendes Hilfspaket an, für das er allerdings die Unterstützung des Kongresses braucht. Er nannte keine Summe für das Paket, US-Medien hatten aber zuvor von 100 Milliarden US-Dollar berichtet. Details will das Weiße Haus heute bekanntgeben. Ob das Paket Chancen hat, durchzukommen, ist völlig offen. Derzeit ist die gesetzgeberische Arbeit in den USA weitestgehend stillgelegt, weil das US-Repräsentantenhaus keinen Vorsitzenden hat.
    Das Foto zeigt des US-Präsidenten Biden bei einer Ansprache aus dem Oval Office
    US-Präsident Biden bei einer Ansprache aus dem Oval Office (dpa-news / AP / Jonathan Ernst)

    +++ Russland wirf den USA "Zynismus" vor.

    Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Zakharowa, sieht in der Rede von US-Präsident Biden über die Unterstützung Israels und der Ukraine einen "zynischen Ansatz". Wie sie auf der Nachrichten-App Telegram schreibt, habe Biden die Unterstützung der beiden Länder als "Investitionen" bezeichnet. Kriege seien für die Vereinigten Staaten traditionell 'intelligente Investitionen', da sie nicht auf amerikanischem Boden stattfanden und sie sich nicht um die Kosten kümmern, die andere zu tragen hätten, so Zakharowa weiter. Biden hatte zuvor in seiner TV-Ansprache davon gesprochen, die Unterstützung für die Ukraine und Israel sei "eine kluge Investition", die sich über Generationen hinweg für die amerikanische Sicherheit auszahlen werde.

    +++ Selenskyj hat Biden erneut für die Lieferung der hoch präzisen ATACMS-Raketen gedankt.

    Der ukrainische Staatschef sagte in seiner täglichen Videoansprache, er habe mit Biden telefoniert. Man sei sehr erfreut über den Erhalt der Raketen und die ukrainischen Soldaten würden sie erfolgreich auf dem Schlachtfeld einsetzen. Die Lieferung der Raketen aus den USA war schon vor einiger Zeit angekündigt worden, erfolgte aber vor kurzer Zeit in aller Stille. Die Präzisionswaffen wurden am Dienstag zum ersten Mal in der Ukraine eingesetzt. Kremlchef Putin hat die neuen Waffen als "zusätzliche Bedrohung" kritisiert.
    Abschuss einer Langstreckenrakete des Typs ATACMS
    Die ATACMS-Raketen haben eine Reichweite von 300 Kilometern. Sie könnten damit die militärischen Möglichkeiten der Ukraine deutlich verbessern. (dpa / picture alliance / Photoshot)

    +++ Die ukrainischen Truppen müssen auf dem Schlachtfeld offenbar einzelne Rückschläge hinnehmen.

    So greift die russische Armee offenbar erneut die weitgehend zerstörte Stadt Awdijiwka im Osten des Landes an. Wie der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, General Zaluzhnyi, in einem auf Telegram veröffentlichten Video mitteilt, würde Russland die ukrainischen Verteidigungsanlagen durchbrechen und Awdijiwka umzingeln. Der Feind komme mit weiteren Angriffseinheiten und große Mengen an gepanzerter Ausrüstung und setze Flugzeuge und Artillerie ein, so der General.

    Die bisherigen Entwicklungen im Ukraine-Krieg finden Sie hier.