Newsblog zum Krieg in der Ukraine
Die Entwicklungen vom 1. bis 3. Dezember 2023

Seit dem 21. Februar 2022 halten wir in einem Newsblog fest, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt. In diesem Archiv können Sie die bisherigen Entwicklungen nachvollziehen.

    Das Foto zeigt einen russischen Panzer während einer Übung auf einem Trainingsgelände in der Ukraine.
    Ein russischer Panzer während einer Übung auf einem Trainingsgelände in der Ukraine. (ITAR-TASS / IMAGO / Russian Defence Ministry)
    Zu den aktuellen Entwicklungen geht es hier.

    Sonntag, 3. Dezember

    +++ Die heftigen Kämpfe um die ostukrainische Stadt Awdijiwka haben nach Angaben des Bürgermeisters nachgelassen.

    Es habe in den vergangenen 24 Stunden weniger Angriffe durch russische Bodentruppen gegeben, sagte Bürgermeister Witali Barabasch dem ukrainischen Fernsehsender Freedom. Den aus seiner Sicht festzustellenden Rückgang des Kampfgeschehen erklärte Barabasch mit "großen Verlusten" seitens der russischen Truppen sowie mit widrigen Witterungsbedingungen. Diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

    +++ Bei einem russischen Artillerieüberfall auf die südukrainische Stadt Cherson sind mindestens zwei Menschen getötet worden.

    Sieben weitere Bewohner eines getroffenen und schwer beschädigten Mehrfamilienhauses seien schwer verletzt worden, berichtete die Agentur Unian unter Berufung auf den Militärverwalter Roman Mrotschko. Der Angriff auf die Stadtmitte habe zwei Krankenhäusern gegolten, an denen lediglich leichte Schäden registriert wurden. Die Berichte konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Cherson sei in den vergangenen Tagen wiederholt Ziel russischer Angriffe aus Rohrartillerie, Granatwerfern und Raketenwerfern gewesen, teilte die Militärverwaltung mit. Allein seit gestern sei die Stadt am Dnipro mit knapp 400 Granaten beschossen worden.
    Ein Mann steht in der südukrainischen Stadt Cherson auf einem Hausdach, das während eines russischen Angriffs beschädigt wurde (30. Oktober 2023).
    Ein Mann steht in der südukrainischen Stadt Cherson auf einem Hausdach, das während eines russischen Angriffs beschädigt wurde (30. Oktober 2023). (AFP / ROMAN PILIPEY)

    +++ Die Ukraine wirft Russland vor, ukrainische Soldaten nach deren Kapitulation erschossen zu haben.

    Der ukrainische Ombudsmann für Menschenrechte, Lubinez, erklärte auf Telegram, es handele sich um ein Kriegsverbrechen. Die Staatsanwaltschaft in der ostukrainischen Region Donezk teilte mit, es sei eine Untersuchung zu dem Vorfall eingeleitet worden. Von russischer Seite lag zunächst keine Stellungnahme zu den Anschuldigungen vor. In sozialen Medien war ein Video veröffentlicht worden, das die Erschießung von zwei unbewaffneten ukrainischen Soldaten in der Umgebung der umkämpften ostukrainischen Stadt Awdijiwka zeigen soll. Die Aufnahmen sind undatiert; die Nachrichtenagenturen AFP und Reuters erklärten, sie könntene die Echtheit nicht verifizieren.

    +++ Die Ukraine und Polen wollen morgen einen zusätzlichen Grenzübergang für leere Lastwagen öffnen.

    Damit soll eine wichtige Route nach Kiew freigegeben werden. Einige Grenzübergänge waren durch wochenlange Proteste polnischer Fahrer blockiert. Die polnischen Spediteure wollen vor allem verhindern, dass ukrainische Lkw-Fahrer ohne Genehmigungen in die EU einreisen können. Sie fordern eine Rückkehr zu den Regeln, die vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine galten. Bis dahin hatten ukrainische Transportfirmen wie andere Unternehmen aus Nicht-EU-Ländern eine Transporterlaubnis beantragen müssen.

    +++ Russland und die Ukraine planen einem russischen Medienbericht zufolge Besuche bei Kriegsgefangenen der jeweils anderen Seite.

    "Russische Militärangehörige werden auf der ukrainischen Seite besucht. Ukrainisches Militärangehörige werden auf der russischen Seite besucht", sagte die russische Menschenrechtskommissarin Moskalkowa der russischen Nachrichtenagentur RIA. Es werde mehrere solcher Visiten geben. Zusammen mit dem ukrainischen Ombudsmann für Menschenrechte, Lubinets, habe sie bereits einen Zeitplan dafür.

    +++ Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe hat es in der Nacht russische Drohnenangriffe auf den Nordwesten des Landes gegeben.

    Die meisten Drohnen seien über dem Süden der Ukraine bei Mykolajiw aber abgeschossen werden, wie das Militär weiter mitteilte. Insgesamt hat Russland demnach zwölf Drohnen gestartet, von denen zehn vor Erreichen ihrer Ziele zerstört werden konnten. Russland habe die Ukraine auch mit einem Marschflugkörper angegriffen, der sein Zeil aber ebenfalls nicht erreicht habe.

    +++ Der frühere Bundesaußenminister Fischer hat Europa zu Aufrüstung mit eigenen Atomwaffen aufgefordert.

    Der Grünen-Politiker sagte "Zeit Online", die EU brauche eine "eigene atomare Abschreckung". Russlands Präsident Putin arbeite "auch mit nuklearer Erpressung". Die Arsenale der westeuropäischen Atommächte Frankreichs und Großbritanniens seien als Antwort auf die veränderte Lage nicht ausreichend. Von der Bundesregierung forderte Fischer Investitionen für eine Aufrüstung mir konventionellen Waffen. "Solange wir einen Nachbarn Russland haben, der der imperialen Ideologie Putins folgt, können wir nicht darauf verzichten, dieses Russland abzuschrecken."

    +++ Der belarussische Machthaber Lukaschenko besucht nach Angaben seines Büros China.

    Heute soll Lukaschenko demnach in China eintreffen, morgen den chinesischen Staatschef Xi treffen. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen demnach "Handel, Wirtschaft, Investitionen und internationale Zusammenarbeit". Der belarussische Machthaber und enge Verbündete von Kreml-Chef Putin war zuletzt Ende Februar nach Peking gereist. Damals ging es vor allem um die russische Offensive in der Ukraine.
    Der belarussische Präsident Lukaschenko sitzt neben einer Flagge und schaut zu Boden, dabei kratzt er sich am Kopf
    Der belarussische Präsident Lukaschenko reist morgen nach Peking. (picture alliance / AP Images / Sergei Grits)

    +++ Ukrainische Grenzbeamte haben den früheren Präsidenten Poroschenko an der Ausreise gehindert.

    Das teilte der Geheimdienst SBU mit. Grund sei ein geplantes Treffen Poroschenkos mit dem ungarischen Regierungschef Orban gewesen, der wegen seiner prorussischen Haltung in Kiew in der Kritik steht. Orban vertrete systematisch eine anti-ukrainische Position, erklärte der SBU. Poroschenko selbst gab an, er habe bei Treffen in Polen und den USA unter anderem über US-Militärhilfen und die Blockade der Grenze durch polnische LKW-Fahrer sprechen wollen. Poroschenko war von 2014 bis 2019 ukrainischer Präsident. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt wurden gegen ihn Ermittlungen wegen Hochverrats und Korruption eingeleitet.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die Bedeutung der deutschen Militärhilfe für die Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung hervorgehoben.

    Er sagte in seiner abendlichen Videoansprache, damit könnten tausende ukrainische Leben gerettet werden. Nach Angaben der Bundesregierung wurden rund 4.000 Geschosse Artilleriemunition an die Ukraine übergeben. Die jüngste Lieferung umfasste zudem fünf Drohnenerkennungssysteme, Scharfschützengewehre, etliche Sattelschlepper, Geländefahrzeuge und weiteres Militärmaterial.
    Das Bild zeigt ein Porträt von Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj
    Der ukrainsche Präsident Selenskyj hebt die Bedeutung ausländischer Waffenlieferungen hervor. (picture alliance / SvenSimon-ThePresidentialOfficeU / Presidential Office of Ukraine)

    +++ Deutsche Wissenschaftler haben zusammen mit ukrainischen Fotografen 250 durch den russischen Angriffskrieg bedrohte oder beschädigte Baudenkmäler fotografisch dokumentiert.

    Seit dem Start des Projekts im Oktober 2022 hätten die Fotografen insgesamt rund 3700 Außen- und Innenaufnahmen historisch und kulturell bedeutsamer Bauwerke in Städten wie Kiew, Odessa, Mykolajiw und Saporischschja angefertigt, sagte Christian Bracht, Direktor des Deutschen Dokumentationszentrums Kunstgeschichte (DDK) - Bildarchiv Foto Marburg. Dazu gehört auch die Verklärungskathedrale in der Altstadt von Odessa, die im Sommer dieses Jahres bei russischen Angriffen beschädigt worden war. Wie viele der erfassten Baudenkmäler bislang tatsächlich zerstört wurden, ist nicht bekannt.
    Die mit digitalen Kameras und speziellen Objektiven erstellten Bilder werden in einer Datenbank auf Grundlage wissenschaftlicher und technischer Standards hinterlegt. Im Falle einer Zerstörung der Gebäude sollen die Bilder als fundierte Grundlage für den Wiederaufbau, als wissenschaftliche Dokumentation und kulturelle Erinnerung dienen.

    +++ Im Osten der Ukraine fanden nach Angaben des ukrainischen Militärs zuletzt die meisten Kämpfe zwischen ukrainischen und russischen Truppen statt.

    An der Front bei Awdijiwka seien in den letzten 24 Stunden 20 russische Angriffe zurückgeschlagen worden. Um Bachmut sollen die Russen laut dem Frontbericht des ukrainischen Generalstabs 15 Mal angegriffen haben. Insgesamt soll es in diesem Zeitraum 69 Gefechte entlang des gesamten Frontverlaufs gegeben haben.

    +++ Die ukrainische Regierung hat der russischen Armee vorgeworfen, sie habe ukrainische Soldaten exekutiert, die sich bereits ergeben hätten.

    Es handele sich um "ein Kriegsverbrechen", erklärte der ukrainische Ombudsmann für Menschenrechte, Dmytro Lubinez. Zuvor war in Online-Netzwerken ein Video veröffentlicht worden, das die Erschießung von zwei wehrlosen ukrainischen Soldaten in der Umgebung der ostukrainischen Stadt Awdijiwka zeigen soll. Die Aufnahmen sind undatiert, Ort der Aufnahme und Echtheit konnten nicht verifiziert werden.

    Samstag, 2. Dezember

    +++ Bei russischen Angriffen in der Ostukraine sind nach ukrainischen Angaben ein Zivilist getötet und vier weitere verletzt worden.

    Der Mann sei beim Beschuss der Stadt Tschassiw Jar in der Region Donezk ums Leben gekommen. Das teilte das ukrainische Innenministerium auf dem Nachrichtendienst Telegram mit.
    Zugleich gab die ukrainische Armee bekannt, dass russische Truppen weiterhin die umkämpfte Stadt Awdijiwka angreifen. Bisher seien alle Angriffe zurückgeschlagen worden. Die Angaben lassen sich nicht überprüfen.

    +++ Aufgrund eines vorübergehenden Stromausfalls soll das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja laut dem Betreiber "kurz vor einem Atomunfall" gestanden haben.

    "In der vergangenen Nacht kam es im Akw Saporischschja zu einem Totalausfall", erklärte Energoatom im Onlinedienst Telegram. Demnach mussten Generatoren eingesetzt werden. Die Stromversorgung über das ukrainische Elektrizitätsnetz sei dann wenige Stunden später am frühen Samstagmorgen wiederhergestellt worden.
    In dem von Russland kontrollierten Atomkraftwerk im Süden des Landes waren laut Energoatom zwei Stromleitungen "unterbrochen" worden, eine davon durch einen Luftangriff. "Die (russischen) Besatzungstruppen kümmern sich nicht um die Sicherheit im Atomkraftwerk Saporischschja", erklärte der Vorsitzende von Energoatom, Petro Kotin.
    Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte in einer Erklärung, dass das Akw Saporischschja "über Nacht vorübergehend ohne Strom" gewesen sei. Demnach handelte es sich um den achten Stromausfall seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine. Der Ausfall einer der beiden Leitungen erfolgte laut der IAEA aufgrund eines Vorfalls "weit vom Kraftwerk entfernt". Weitere Einzelheiten nannte die Behörde nicht.
    "Der jüngste externe Stromausfall ist eine weitere Erinnerung daran, wie prekär die nukleare Sicherheit und die Sicherheit des Kraftwerks sind", wurde IAEA-Chef Rafael Grossi in der Erklärung zitiert. Diese Sicherheit könne selbst "durch Ereignisse weit von der Anlage entfernt" beeinträchtigt werden.
    Das Akw Saporischschja ist mit sechs Reaktoren das größte Atomkraftwerk Europas. Die russische Armee brachte die Anlage bereits kurz nach dem Beginn ihres Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 unter ihre Kontrolle. Die Anlage geriet seither bereits mehrfach unter Beschuss.

    +++ Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm, hat sich dafür ausgesprochen, die Zahlung von Bürgergeld an neu angekommene Flüchtlinge aus der Ukraine zu beenden.

    Die Entscheidung habe sich, was die Bereitschaft zur Aufnahme einer Arbeit anbelangt, als kontraproduktiv erwiesen, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete der Deutschen Presse-Agentur. Throm plädierte dafür, dass auch Ukraine-Flüchtlinge erst einmal nach dem Asylbewerberleistungsgesetz versorgt werden sollten. Diese Forderung hatte im Oktober und damit noch vor der Haushaltskrise der Deutsche Landkreistag erhoben.

    +++ Die Bundeswehr hat ein zweite Gruppe ukrainischer Soldaten am Flugabwehrsystem Patriot ausgebildet.

    Das Training der etwa 70 Männer und Frauen stand nach mehr als sechs Wochen vor dem Abschluss. Die Verteidigung des ukrainischen Luftraums sei eine zentrale Aufgabe, sagte Generalleutnant Marlow, Befehlshaber des multinationalen Ausbildungskommandos , bei einem Ortsbesuch, der nicht näher benannt werden sollte. Das Ausbildungskommando selbst hat seinen Sitz in Strausberg bei Berlin und steuert die Arbeit der vor mehr als einem Jahr gestarteten EU-Trainingsmission für die Ukraine.
    Ein gefechtsbereites Flugabwehrraketensystem vom Typ "Patriot"  steht auf einem Flugfeld.
    Das US-Raketenabwehrsystem "Patriot" wurde auch durch die deutsche Militärhilfe für die Ukraine finanziert. (picture alliance / dpa / Axel Heimken)

    +++ Der Rheinmetall-Konzern kündigt für 2024 die Panzer-Produktion in der Ukraine an.

    Wie der Rheinmetall-Chef Papperger im Gespräch mit der "WirtschaftsWoche" erklärt, erwartet er spätestens Anfang des kommenden Jahres den Abschluss eines entsprechenden Vertrags mit der Ukraine zum Bau des radgetriebene Transportpanzers Fuchs und des Schützenpanzers Lynx. Eine Fertigung des Fuchs in der Ukraine sei damit ab Spätsommer 2024 möglich und der Lynx könne bereits im Sommer 2025 folgen. Neu gebaute Panzer würden aber schon früher an die Ukraine geliefert. Die ersten zehn Lynx-Fahrzeuge würden bereits in Koproduktion zwischen Rheinmetall und der Ukraine in Deutschland oder in Ungarn hergestellt.

    +++ Der Dirigent Valery Gergiev wird neuer Chef am Bolschoi-Theater, nachdem sein Vorgänger, Wladimir Urin, das russische Staatstheater nach Kritik am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verlassen hat.

    Der 70-Jährige sei für die Dauer von fünf Jahren zum Generaldirektor ernannt worden, teilte die Regierung in Moskau mit. Gergiev leitete von 2015 bis Februar 2022 die Münchner Philharmoniker. Die Stadt trennte sich aber Anfang März 2022 von ihm, weil er sich trotz Aufforderung nicht vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine distanziert hatte.

    Freitag, 1. Dezember

    +++ Russland soll versucht haben, über das Genehmigungsverfahren für die Erdgasleitung Nord Stream 2 an geheime Daten der NATO zur Ostsee zu gelangen.

    Das berichteten Abgeordnete des Landtags in Mecklenburg-Vorpommern vor dem Untersuchungsausschuss zur Klimastiftung des Bundeslandes. Der CDU-Politiker Ehlers und der FDP-Abgeordnete Domke sagten, das Bergamt Stralsund als Genehmigungsbehörde habe im Auftrag von Nord Stream 2 bei der Bundeswehr nach Koordinaten der U-Boot-Tauchgebiete der NATO gefragt. Geliefert wurden dem Vernehmen nach Daten, bei denen Details nicht angezeigt wurden. Ungeachtet dessen kritisierte der Ausschuss-Obmann von den Grünen, Damm, das Agieren des Bergamtes habe die Sicherheit der Bundesrepublik und der NATO gefährdet.
    Der Untersuchungsausschuss soll unter anderem klären, wie groß der Einfluss des russischen Geldgebers auf die damalige Landesregierung aus SPD und CDU bei der Stiftungsgründung war. Die Stiftung sollte die Fertigstellung der Erdgasleitung ermöglichen. Infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine wurde Nord Stream 2, ein Tochterunternehmen des Gazprom-Konzerns, aber nicht in Betrieb genommen.

    +++ Russland will die Zahl seiner Soldaten um 15 Prozent erhöhen.

    Präsident Putin unterzeichnete ein entsprechendes Dekret, wie der Kreml in Moskau mitteilte. Demnach soll es künftig rund 1,3 Millionen Soldaten geben. Als Grund für die Erhöhung wurden eine allgemeine Bedrohungslage im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine sowie die geplante NATO-Erweiterung genannt. Das Verteidigungsministerium trat derweil Befürchtungen aus der Bevölkerung entgegen, dass eine neue Mobilisierungswelle bevorsteht. Dies sei nicht vorgesehen, hieß es. Stattdessen setze man auf Bürger, die sich freiwillig bei der Armee verpflichteten. Putin hatte im Herbst 2022 eine Mobilmachung angeordnet, infolge derer rund 300.000 Männer für die Front eingezogen wurden.

    +++ Slowakische Spediteure blockieren den einzigen LKW-Grenzübergang des EU-Mitgliedstaats zur Ukraine.

    Grund ist die Sorge vor der billigeren Konkurrenz durch ukrainische Transportunternehmer. Man kämpfe für die Erhaltung der heimischen Arbeitsplätze in der Logistikbranche, teilte der slowakische Verband UNAS mit. Der Protest in Vysne Nemecke ist demnach zeitlich unbegrenzt. Die slowakischen Transportunternehmer schließen sich damit einer Blockade an der polnisch-ukrainischen Grenze an, die seit Anfang November andauert. UNAS verlangt die Wiedereinführung von Transportgenehmigungen für ukrainische LKW-Fahrer bei der Einreise in die Europäische Union. Die EU hatte die Genehmigungen infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine 2022 abgeschafft. Es wird erwartet, dass Delegationen aus Polen, der Slowakei und Ungarn das Thema beim Treffen der EU-Außenminister am Montag in Brüssel zur Sprache bringen.

    +++ Die russischen Truppen rücken nach Angaben von Verteidigungsminister Schoigu in allen Bereichen der Front in der Ukraine vor.

    Schoigu sagte, die russischen Soldaten handelten "kompetent und bestimmt", würden "günstigere Positionen" einnehmen und "ihre Kontrollzonen in alle Richtungen erweitern". Russische Truppen fügten den ukrainischen Streitkräften "effektiv und entschieden Feuerschäden" zu. Die Kampfkapazitäten der ukrainischen Truppen seien "erheblich reduziert" worden. Der ukrainische Generalstab berichtete von rund zwei Dutzend russischen Angriffen vor allem südlich der Stadt Bachmut im östlichen Donezker Gebiet. Zugleich hieß es, dass ukrainische Einheiten auch zu Gegenangriffen angesetzt hätten.
    Das Bild zeigt den russischen Verteidigungsminister Schoigu bei einem Besuch der Soldaten an der Front in der Ostukraine (Archivfoto).
    Das Bild zeigt den russischen Verteidigungsminister Schoigu bei einem Besuch der Soldaten an der Front in der Ostukraine (Archivfoto). (IMAGO / ITAR-TASS / IMAGO / Russian Defence Ministry Press O)

    +++ Die Ukraine hat zwei Angriffe auf russische Treibstoffzüge in Sibirien für sich reklamiert.

    "Die Russen sind zwei Mal in die Falle des (ukrainischen Geheimdienstes) SBU getappt", hieß es aus Kreisen der ukrainischen Strafverfolgungsbehörden. Den ersten Angriff gab es demnach in der Nacht zum Donnerstag im Seweromuisker Tunnel in der Region Burjatien. Anschließend sei ein Abschnitt ins Visier genommen worden, über den der Zugverkehr nach dem ersten Anschlag umgeleitet worden war. "Ein weiterer Treibstoffzug explodierte auf der Baikal-Amur-Magistrale", als er "über eine 35 Meter hohe Brücke" gefahren sei, hieß es weiter. Der SBU wollte sich nicht äußern. Die russische Eisenbahn meldete nur einen Brand in einem Zug, der Kraftstoff im Seweromuisker Tunnel transportiert habe.

    +++ Russland sieht keinen Grund zu einer Kursänderung in der Ukraine.

    Es gebe keine Anzeichen, dass die Regierung in Kiew sich in Richtung einer politischen Lösung bewege, sagte Außenminister Lawrow vor der Presse. Für Russland gebe es keinen Anlass, die Ziele seines sogenannten "militärischen Sondereinsatzes" in der Ukraine zu ändern. Verteidigungsminister Schoigu erklärte laut der amtlichen Nachrichtenagentur RIA, die russischen Truppen würden in der Ukraine in alle Richtungen vorrücken. Schoigu kündigte zudem Marine-Übungen für nächstes Jahr an. Details wurden zunächst nicht bekannt. Als Voraussetzung für Verhandlungen hat die Moskauer Regierung in der Vergangenheit von der Ukraine die "Anerkennung des neuen Status-Quo" gefordert.

    +++ Der ungarische Ministerpräsident Orban lehnt EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine weiterhin ab und schlägt stattdessen Gespräche über eine "strategische Partnerschaft" vor.

    "Es lohnt sich nicht, Beitrittsverhandlungen aufzunehmen, weil wir die Frage, welche Konsequenzen eine Mitgliedschaft der Ukraine hätte, nicht beantworten können", sagte Orban in einem Radio-Interview. "Ich wäre dafür, dass die Europäische Union zunächst ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft mit der Ukraine abschließt", fügte Orban hinzu. Ein solches Abkommen mit der Ukraine könne "fünf bis zehn Jahre dauern" und Zeit für eine schrittweise Annäherung geben, sagte der ungarische Regierungschef. Orban äußerte sich nach einem Treffen mit EU-Ratspräsident Michel, bei dem es um die Vorbereitung des EU-Gipfels Mitte Dezember ging.

    +++ Russland arbeitet nach britischen Angaben verstärkt am Bau von unbemannten Kamikaze-Schiffen für den Einsatz im Angriffskrieg gegen die Ukraine.

    Jüngst habe der Chef der Rüstungsfirma KMZ, Danilenko, angekündigt, dass Drohnenboote im Rahmen der "militärischen Spezialoperation", wie der Krieg in Russland genannt wird, getestet werden sollen, um 2024 dann eine Serienproduktion aufzunehmen, teilte das britische Verteidigungsministerium über den Onlinedienst X (vorlams Twitter) mit.

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    Die Boote könnten bis zu 600 Kilogramm Munition transportieren, sagte Danilenko demnach. Die Ukraine hatte wiederholt unbemannte Schiffe, die mit Sprengstoff beladenen Schnellbooten ähneln, gegen russische Ziele im Schwarzen Meer oder in den Häfen der annektierten Halbinsel Krim eingesetzt. Die Waffe habe sich in den Händen der ukrainischen Streitkräfte zu einer Schlüsselfähigkeit im maritimen Bereich entwickelt, hieß es in London.

    +++ Die von der Schweiz im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen Russland gesperrten Vermögen haben innerhalb eines Jahres leicht zugenommen.

    Gemäß einer vorläufigen Schätzung seien zuletzt Vermögenswerte in Höhe von 7,7 Milliarden Franken eingefroren gewesen, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) erklärte. Vor einem Jahr waren es noch 7,5 Milliarden Franken. Es sei schwierig, eine genaue Zahl zu nennen, denn es würden immer wieder neue Personen auf die Sanktionsliste gesetzt oder gestrichen, sodass weitere Vermögenswerte eingefroren oder freigegeben werden müssten, hieß es.

    +++ Der Krieg gegen die russischen Angriffstruppen ist nach Einschätzung des ukrainischen Präsidenten Selenskyj in eine neue Phase eingetreten.

    Der Winter werde die Kämpfe voraussichtlich erschweren, sagte Selenskyj der Nachrichtenagentur AP. Er räumte zudem ein, dass die Gegenoffensive der ukrainischen Armee bisher nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht habe. Man habe nicht alle benötigten Waffen von den Verbündeten erhalten, und die begrenzte Größe der Streitkräfte habe einen schnellen Vormarsch verhindert.

    +++ Der estnische Europaparlamentarier und frühere General, Terras, hat von Europa und den USA mehr Unterstützung gefordert.

    Terras sagte im Deutschlandfunk, für Europa sei es immer noch bequem. Die USA wiederum zeigten sich zwar sehr stolz, wenn sie 1,5 Milliarden Dollar Unterstützung an die Ukraine gäben. Diese Summe habe im Afghanistan-Einsatz aber gerade einmal für fünf Tage gereicht, so Terras. Aktuell herrscht Terras zufolge an der Front eine Pattsituation, in der die Ukrainer die Frontlinie verteidigen können, Russland aber nicht durchkommt. Er prognostizierte einen schweren Winter für die Ukraine, in dem Russland erneut die Infrastruktur angreifen werde.
    Ukraine-Krieg: Gewinnt Russland? Interview Riho Terras, EVP, Ex-General Estland

    +++ In der Nacht gab es erneut Luftalarm in der Ukraine.

    Die ukrainischen Streitkräfte warnten vor Angriffen russischer Drohnen, die von der Krim aus in Bewegung gesetzt worden seien. Im Gebiet Cherson seien durch eine russische Drohne zwei Menschen verletzt worden, berichtete die "Ukrainska Pravda".

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat den forcierten Bau von Schutzräumen und Festungsanlagen entlang aller Frontabschnitte angekündigt.

    Die Priorität sei offensichtlich, sagte er in seiner täglichen Videoansprache. Mit dem Verteidigungsminister und führenden Militärs sei über die Errichtung solcher Anlagen diskutiert worden. Zuletzt hatte eine Reihe von Beobachtern die ukrainische Gegenoffensive für gescheitert erklärt. Die Betonung des Festungsbaus gilt als ein Indiz dafür, dass die Führung in Kiew sich nun auf die Verteidigung konzentriert.

    Die bisherigen Entwicklungen im Ukraine-Krieg finden Sie hier.