Newsblog zum Krieg in der Ukraine
Die Entwicklungen vom 25. bis 28. Januar 2024

Seit dem 21. Februar 2022 halten wir in einem Newsblog fest, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt. In diesem Archiv können Sie die bisherigen Entwicklungen nachvollziehen.

    Rauch und Flamme steigen über einem Häuserblock im Nachthimmel auf.
    Der Bezirk Krementschuk ist ukrainischen Angaben zufolge erneut Ziel russischer Angriffe (Archivbild). (Mary Ostrovska / AP)
    Zu den aktuellen Entwicklungen geht es hier.

    Sonntag, 28. Januar

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die Notwendigkeit eingeräumt, Frontsoldaten durch häufigere Ablösungen zu entlasten.

    Ihm sei klar, dass angesichts der Leistung ukrainischer Soldaten Dankbarkeit nicht ausreiche, sagte Selenskyj im ARD-Fernsehen. "Wir brauchen eine gerechte Rotation, sie brauchen Urlaub, denn Geld allein kann das nicht aufwiegen." Selenskyj verwies darauf, dass ein neues Gesetz für eine häufigere Ablösung von Frontsoldaten in Vorbereitung sei. Die Regierung in Kiew reagiert damit auf wiederholte Proteste von Angehörigen der Frontsoldaten, die eine Entlastung der Kämpfer fordern.

    +++ Die Unzufriedenheit der russischen Bevölkerung mit dem Krieg in der Ukraine nimmt nach Ansicht britischer Geheimdienstexperten zu.

    So gibt es nach Informationen des Geheimdienstes eine steigende Zahl von Brandanschlägen gegen Rekrutierungsbüros in Russland. Besonders unter Russen, die von einer weiteren Mobilisierungswelle betroffen wären, wachse demnach der Unmut. Eine weitere Mobilisierung stünde zudem im Widerspruch zu Putins Versprechen auf seiner Jahrespressekonferenz im Dezember, dass es keine weitere Mobilisierung geben werde.

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    +++ Bundeskanzler Scholz hat die 26 anderen EU-Partner ermahnt, mehr Militärhilfe für die Ukraine zur Verfügung zu stellen.

    Scholz sagte auf der SPD-Delegiertenkonferenz in Berlin, wenn die Botschaft an den russischen Präsidenten sei, dass der Westen zusammenstehe, dann sei der Frieden auch schneller möglich, als man heute denken würde. Deutschland gebe in diesem Jahr mehr als sieben Milliarden Euro für die Ukraine aus - das sei sehr viel. Der SPD-Politiker sagte weiter, es könne nicht sein, dass Deutschland derzeit mehr als die Hälfte dessen leiste, was alle anderen europäischen Länder an Militärhilfe bereitstellen würden.
    28.01.2024, Berlin: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Katarina Barley (SPD), designierte Spitzenkandidatin für die Europawahl, winken bei der Europadelegiertenkonferenz der SPD.
    Europadelegiertenkonferenz der SPD (Kay Nietfeld / dpa / Kay Nietfeld)

    +++ Auch Bundesfinanzminister Lindner hat von den europäischen Partnern mehr Unterstützung für die Ukraine verlangt.

    Der FDP-Politiker sagte auf dem Europaparteitag seiner Partei in Berlin, Europa sei eine Wertegemeinschaft - "und das muss sich auch in dieser Stunde erweisen". Lindner betonte, dass Deutschland noch mehr Hilfen mobilisieren könne, falls dies nötig werde. Es könne aber nicht sein, dass Deutschland mehr leiste, damit andere weniger tun könnten, stellte Lindner klar.
    Christian Lindner, FDP Bundesvorsitzender und Bundesfinanzminister, spricht zu Beginn des Europaparteitag der Liberalen.
    Finanzminister Lindner hat weitere Ukraine-Hilfen aus Deutschland in Aussicht gestellt. (Michael Kappeler / dpa / Michael Kappeler)

    +++ Russland hat die Ukraine in der Nacht nach ukrainischen Angaben erneut mit Kampfdrohnen und Raketen beschossen.

    Von insgesamt acht Drohnen habe die Luftverteidigung vier abwehren können, teilte die ukrainische Luftwaffe am Morgen mit. Zudem habe die russische Armee die zentralukrainische Region Poltawa mit zwei Iskander-Raketen und das östliche Gebiet Donezk mit umfunktionierten Flugabwehrraketen angegriffen. Todesopfer gab es ersten Erkenntnissen zufolge nicht. Aus der Stadt Myrnohrad in Donezk gab es allerdings Berichte über Verletzte. Ein 15 Jahre alter Junge sowie zwei Männer seien dort durch Explosionen in einem Wohngebiet verwundet worden, teilte die Donezker Staatsanwaltschaft mit. 

    +++ US-Präsident Biden hat sich erneut um eine Lösung der Blockade von Ukraine-Hilfen im Kongress bemüht.

    Biden sagte auf einer Veranstaltung in South Carolina, er würde die Grenze "sofort" schließen, wenn der Kongress das neue Migrationsabkommen annehme. Die offizielle Zustimmung im Senat steht noch aus. Biden rief seine Demokraten und die Republikaner zur Zusammenarbeit auf. Biden ist wegen der Mehrheitsverhältnisse im US-Kongress auf die Kooperation mit den Republikanern angewiesen. Diese blockieren derzeit neue Beschlüsse für Militärhilfen für die Ukraine.
    US-Präsident Biden spricht an einem Rednerpult.
    US-Präsident Biden hielt auf einer Veranstaltung in South Carolina eine Rede. (AP / Artie Walker Jr.)

    +++ Der ukrainische Sicherheitsdienst SBU hat nach eigenen Angaben ein Korruptionssystem beim Kauf von Waffen aufgedeckt.

    Es geht demnach um 100.000 Mörsergranaten, die das Militär gekauft hat. Beteiligt seien ehemalige und derzeitige hochrangige Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums und Manager eines Waffenlieferanten. Zahlungen seien im Voraus erfolgt, die Waffen jedoch nie geliefert worden. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden.

    +++ In der Ukraine haben russische Invasionstruppen auch in dieser Nacht wieder Luftangriffe geflogen.

    Der Militärgouverneur der südukrainischen Region Saporischschja, Malaschko, berichtete am Abend auf Telegram über Raketen- und Drohnenangriffe. Dabei sei ein Infrastrukturobjekt getroffen worden. In Krementschuk in der zentralukrainischen Region Poltawa gab es laut dem dortigen Militärgouverneur Pronin einen Raketenangriff auf ein Industriegelände. Dadurch sei ein Feuer ausgebrochen. Niemand sei verletzt worden. Auch aus der Region Charkiw im Nordosten wurden russische Angriffe gemeldet.
    Ein Anwohner betrachtet die Überreste eines von Wohnhäusern umgebenen Industriegebäudes nach einem nächtlichen russischen Raketenangriff in Slowjansk, Ukraine. Foto vom 27. Januar 2024.
    Folge eines nächtlichen russischen Raketenangriffs, hier in der ukrainischen Stadt Slowjansk. Foto vom 27. Januar 2024. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Efrem Lukatsky)

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj sieht trotz der aktuellen Probleme bei den Waffenlieferungen keine Kriegsmüdigkeit bei den internationalen Partnern seines Landes.

    "Trotz verschiedener Herausforderungen und vieler Schwierigkeiten ist es der Ukraine gelungen, die internationale Aufmerksamkeit für unseren, den ukrainischen Unabhängigkeitskampf zu bewahren", sagte er in seiner täglichen Videoansprache. Bei einer Bilanz des vergangenen Monats hob er besonders das Sicherheitsabkommen mit Großbritannien als Erfolg hervor.

    +++ Der Chef des ukrainischen Geheimdienstes, Budanow, zweifelt den Tod ukrainischer Soldaten beim Abschuss eines russischen Militärflugzeugs an.

    "Es gibt einige Punkte, die nicht klar sind", sagte Budanow in einem Interview mit dem ukrainischen Staatsfernsehen. Er frage sich, warum die russischen Behörden keine Bilder von den Leichen ukrainischer Soldaten veröffentlichten. Die Transportmaschine vom Typ Iljuschin war am Mittwoch nach Angaben aus Moskau unweit der Grenze zur Ukraine abgestürzt, nachdem sie von Raketen getroffen worden sei. Nach russischer Darstellung befand sich das Flugzeug mit 65 ukrainischen Soldaten an Bord auf dem Weg zu einem Gefangenenaustausch.
    Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, spricht in ein Mikrofon
    Kyrylo Budanow (l.), der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes. (IMAGO / Ukrinform / IMAGO / Pavlo Bahmut)

    Samstag, 27. Januar

    +++ Russland hat seine Kampfhandlungen in der Ukraine deutlich verstärkt.

    Die ukrainische Militärführung zählte in den vergangenen zwei Tagen insgesamt mehr als 100 Angriffe russischer Bodentruppen. Auch die Zahl der Luftangriffe habe zugenommen, erklärte ein ukrainischer General auf Telegram. Wie das Nachrichtenportal "Kyiv Post" berichtet, sind russische Soldaten über die Kanalisation in die Stadt Awdijiwka im Osten des Landes eingedrungen. Dadurch seien sie tief ins ukrainische Hinterland vorgerückt und hätten die Verteidiger überrascht. Awdijiwka ist weiterhin schwer umkämpft.

    +++ Der russische Präsident Putin hat das Weltkriegsgedenken dazu genutzt, Vorwürfe gegen den Westen und vor allem die EU-Staaten Litauen, Lettland und Estland zu formulieren.

    Bei einer Veranstaltung in der Region Leningrad sagte er, in einer Reihe von europäischen Ländern werde Russophobie als Staatspolitik gefördert. Putin führte die Ukraine, Litauen, Lettland und Estland als Beispiele für das Erstarken von Nazismus an. Zudem würde die russische Minderheit dort unterdrückt.
    Der russische Präsident Wladimir Putin und der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko, legen an eiinem Denkmal Blumen nieder.
    Der russische Präsident Wladimir Putin und der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Pavel Bednyakov)
    Anlass Putins Rede war die Eröffnung eines Denkmals für zivile Opfer nach dem Überfall der Nationalsozialisten auf die Sowjetunion. Teil nahm auch der belarussische Staatschef Lukaschenko. Vor 80 Jahren, am 27. Januar 1944, durchbrachen sowjetische Truppen den Belagerungsring, den die deutsche Wehrmacht um Leningrad, das heutige St. Petersburg, geschlossen hatte. In den fast 900 Tagen der deutschen Belagerung waren in der Stadt mehr als eine Million Menschen durch Bombardierung, Hunger und Kälte ums Leben gekommen.

    +++ Bundeskanzler Scholz wird einem Medienbericht zufolge in zwei Wochen nach Washington zu US-Präsident Biden reisen.

    Bei dem Treffen soll es um weitere Hilfen für die Ukraine gehen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet. Die bisher vom Parlament genehmigten Mittel sind ausgeschöpft. Im Streit zwischen Republikanern und Demokraten zeichnet sich keine Einigung ab.
    US-Präsident Biden hat den Kongress zur Verabschiedung eines Kompromissvorschlags aus dem Senat gedrängt. Im überparteilichen Entwurf sollen strengere Maßnahmen zur Eindämmung der irregulären Migration über die Südgrenze mit frischen Finanzmitteln für die Ukraine verknüpft werden. Die USA sind seit der russischen Invasion der wichtigste militärische Unterstützer der Ukraine.

    +++ Der Rüstungskonzern Rheinmetall lobt das Tempo bei der Umsetzung der Rüstungsbeschaffung.

    Der "Bild" sagte der Vorstandsvorsitzende Papperger, was früher zehn Jahre gebraucht habe, werde heute in ein paar Monaten durchgeboxt. Alleine Rheinmetall habe im vergangenen Jahr von der Bundesregierung Aufträge beziehungsweise Rahmenverträge in Höhe von mehr als zehn Milliarden Euro bekommen für die Bundeswehr und die Ukraine. Im laufenden Jahr werde sich diese Summe auf mindestens 15 Milliarden Euro erhöhen. "Wir werden jetzt in Rekordzeit eine neue Munitionsfabrik in Deutschland bauen, um strategische Versorgungssicherheit zu schaffen."

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj sieht einen Aufwärtstrend bei der Eigenproduktion von Waffen und Munition.

    Er sei allen dankbar, die an den eigenen Fähigkeiten der Ukraine arbeiteten, Lücken zu schließen und die Truppen auszurüsten, sagte Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft.

    +++ Die Ukraine kritisiert Moskaus Angaben zum Absturz der militärischen Transportmaschine.

    Es gebe weiterhin keine Beweise dafür, dass an Bord der am Mittwoch in Belgorod abgestürzten Iljuschin tatsächlich 65 Kriegsgefangene gewesen seien, sagte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Budanow. Derzeit gebe es keine Informationen, die darauf hindeuten würden, dass so viele Menschen in diesem Flugzeug gewesen sein könnten, sagte Budanow. Die Ukraine fordert eine internationale Untersuchung zu dem Absturz.

    +++ Die US-Regierung hat den Verkauf von Kampfjets des Typs F-16 an die Türkei auf den Weg gebracht.

    Die Entscheidung kommt nur wenige Tage nach der Ratifizierung des NATO-Beitritts Schwedens durch die Türkei. Präsident Erdogan hatte das Gesuch der Regierung in Stockholm lange blockiert. Schweden hatte nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine den Beitritt zur NATO beantragt.

    Freitag, 26. Januar

    +++ Russlands Präsident Putin hat im Streit um die Ursache für den Flugzeugabsturz Kiew Vorwürfe gemacht.

    Das russische Militärflugzeug sei von ukrainischen Luftabwehr im Grenzgebiet von einer ausländischen Raketen abgeschossen worden. Belege für seine Behauptung nannte er nicht. Putin kündigte an, in wenigen Tagen werde eine russische Untersuchung Ergebnisse vorlegen. Die Ukraine hatte hingegen eine internationale Ermittlung gefordert. Kiew meldet Zweifel an der Behauptung Moskaus an, an Bord seien zahlreiche ukrainische Soldaten für einen Gefangenenaustausch gewesen. Die Maschine vom Typ Iljuschin Il-76 war vorgestern im russischen Grenzgebiet Belgorod abgestürzt.
    Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), beim Besuch des russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja
    Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), beim Besuch des russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im März 2023. (picture alliance / dpa / TASS / Erik Romanenko)

    +++ Der Leiter der Internationalen Atomnergiebehörde, Grossi, plant einen Besuch in der Ukraine.

    Übernächste Woche will Grossi Kiew besuchen und auch zum Atomkraftwerk Saporischschja reisen. Der Meiler befindet sich in der Nähe der Front und steht seit fast zwei Jahren unter russischer Kontrolle. Immer wieder wurde vor Angriffen auf das Kraftwerk gewarnt. Mit sechs Reaktorblöcken ist das AKW das größte Europas. Alle Reaktoren sind abgeschaltet, sie müssen aber weiterhin gekühlt werden.

    +++ Russland hat einen Medienbericht zurückgewiesen, wonach Moskau von Forderungen nach der Neutralität der Ukraine abweichen könnte.

    Das US-Portal "Bloomberg" hatte berichtet, dass der russische Präsident Putin prüfe, ob die US-Regierung zu Gesprächen bereit sei. Demnach erwägt Russland, nicht auf dem Neutralitätsstatus der Ukraine zu beharren - sprich den Widerstand gegen eine mögliche NATO-Mitgliedschaft aufzugeben. Kremlsprecher Peskow sagte in Moskau, der Bericht entspreche nicht der Realität.

    +++ Die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Nanni, hält einen Marschflugkörper-Ringtausch mit Großbritannien für die Ukraine für einen gangbaren Weg.

    Sie sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland, so eine Lösung sei besser, als weiter zu diskutieren. Die Ukraine brauche rasch konkrete Lieferungen, um sich weiter verteidigen zu können. Was helfe, das sollte auch gemacht werden. Das "Handelsblatt" hatte berichtet, die britische Regierung habe der Bundesregierung vor einigen Wochen vorgeschlagen, deutsche Taurus-Marschflugkörper an Großbritannien zu liefern. Im Gegenzug würden die Briten dann Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow an die Ukraine abgeben. Bundesverteidigungsminister Pistorius (SPD) hatte sich gestern zurückhaltend zur Idee eines Ringtauschs geäußert. Er kenne ein entsprechendes Angebot nicht, sagte Pistorius in einem Interview.
    Marschflugkörper Taurus KEPD 350 an einem Kampfjet der Bundeswehr
    Marschflugkörper Taurus an einem Kampfjet der Bundeswehr (picture alliance / abaca / ABACA)

    +++ Bundesverteidigungsminister Pistorius fordert eine Festschreibung höherer Verteidigungsausgaben im Bundeshaushalt, um langfristig das Zwei-Prozent-Ziel der Nato einzuhalten.

    Er sagte dem "Spiegel", man habe die Zusage des Kanzlers, dass man bis in die 2030er-Jahre hinein mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts in die Verteidigung investiere. Und zwar auch dann, wenn das Sondervermögen ab 2027 aufgebraucht sein werde. Natürlich müssten sich die Berechnungen jetzt auch in der mittelfristigen Finanzplanung niederschlagen. Damit müssten die Weichen für einen höheren Verteidigungsetat noch in diesem Jahr gestellt werden.

    +++ Nach dem Absturz eines russischen Militärflugzeugs in der Grenzregion zur Ukraine haben sich Vertreter beider Länder im UNO-Sicherheitsrat gegenseitig beschuldigt.

    Der russische Vize-Botschafter Poljanski sprach von einem Verbrechen und wiederholte die Darstellung seiner Regierung, wonach die Ukraine die Maschine abgeschossen habe. Auch sei Kiew über die Flugroute im Bilde gewesen. Die ukrainische Vertreterin Hajowyschyn erklärte dagegen, ihr Land sei nicht über Zahl und Art der Transportmittel zur Überführung der Gefangenen informiert worden. Womöglich habe Russland einen Waffentransport mit menschlichen Schutzschilden verbergen wollen. Die Maschine war am Mittwoch nahe Belgorod abgestürzt. An Bord sollen sich 65 ukrainische Kriegsgefangene auf dem Weg zu einem Austausch befunden haben. Unabhängig bestätigte Informationen dazu, wen oder was die Iljuschin transportierte, gibt es bislang nicht.
    Russland bleibt dabei: Ukraine hat Militärflugzeug abgeschossen

    +++ Russland hat unterdessen nach dem Absturz des Flugzeugs Terrorermittlungen eingeleitet.

    Das teilte das zuständige Ermittlungskomitee in Moskau mit. Es erklärte, das Flugzeug sei von einer ukrainischen Zenit-Rakete getroffen worden. An der Absturzstelle seien menschliche Überreste und der Flugschreiber der Maschine gefunden worden. Die ukrainische Regierung hat bislang lediglich bestätigt, dass ein Gefangenenaustausch geplant gewesen sei. Die Ukraine fordert, dass die UNO und das Rote Kreuz die Absturzstelle inspizieren können.
    Ein Mann kniet vor Flugzeugtrümmern, die auf dem Boden liegen.
    An Board der Maschine sollen sich 74 Menschen befunden haben, darunter 65 ukrainische Gefangene. (Das Foto wird von der russischen Staatsagentur Tass zur Verfügung gestellt.) (picture alliance / dpa / Tass)

    +++ Nato-Generalsekretär Stoltenberg rechnet damit, dass Ungarn als letztes Mitgliedsland Ende Februar den Beitritt Schwedens zur Militärallianz ratifizieren wird.

    Stoltenberg sagte, das ungarische Parlament werde dann wieder zusammentreten. Das zuvor neutrale Schweden hatte nach der Invasion der Ukraine durch Russland wie auch Finnland die Aufnahme in die Nato beantragt. Finnlands Beitritt ist bereits vollzogen.

    +++ Der Chef der UN-Atomaufsichtsbehörde, Grossi, will in der übernächsten Woche die Ukraine besuchen.

    Das teilte die Internationale Atomenergiebehörde IAEA mit. Zum Besuchsprogramm soll neben der Hauptstadt Kiew auch das von Russland besetzten Kernkraftwerk Saporischschja gehören. Beginnen soll der Besuch am 5. Februar.
    Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), beim Besuch des russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja
    Rafael Grossi, Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), beim Besuch des russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja im März 2023. (picture alliance / dpa / TASS / Erik Romanenko)

    +++ Das Flüchtlingshilfswerk der UNO stuft die humanitäre Lage in der Ukraine fast zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs als sehr ernst ein und warnt vor einem Nachlassen der Hilfe.

    Die Luftangriffe würden jeden Tag die Frontlinie und die Städte treffen, sagte UNO-Flüchtlingskommissar Grandi. Mit jedem Schlag würden sie Zerstörung bringen, die Zivilisten treffe. Viele Menschen würden ihr Obdach verlieren oder würden vertrieben. Grandi hatte eine Woche lang Hilfsprojekte in Odessa, Krywyj Rih, Dnipro, Charkiw und Kiew besucht.
    Schweiz, Genf: Filipo Grandi, Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), spricht am Eröffnungstag des Weltflüchtlingsforums des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.
    Weltflüchtlingsforum des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR (Jean-Guy Python/AFP-Pool/KEYSTONE/dpa)

    +++ Der ehemalige US-General Hodges hat Zweifel am Siegeswillen der westlichen Verbündeten bei der Unterstützung der Ukraine gegen den Angreifer Russland geäußert.

    Das Jahr 2024 werde ein Jahr des industriellen Ringens, sagte der ehemalige Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa auf einem Symposium der Bundeswehr. Den Russen werde klar, dass sie die Ukraine nicht zu Boden bringen könnten. Die Ukraine könne derzeit aber auch Russland nicht zu Boden bringen. So stehe nun ein Rennen darum an, ob Russland oder die westlichen Verbündeten schneller ihre Industrie hochfahren und Munition produzieren können.
    In den USA schwinden derweil die Hoffnungen auf neue Ukraine-Hilfen angesichts der fortlaufenden Blockaden im US-Kongress.
    Hoffnung auf neue Ukraine-Hilfen schwindet

    Donnerstag, 25. Januar

    +++ Bundesverteidigungsminister Pistorius hat sich zurückhaltend zu Plänen für einen Ringtausch geäußert, bei dem Deutschland Großbritannien Taurus-Marschflugkörper überlassen und die Ukraine dafür britische Storm-Shadows-Systeme erhalten würde.

    Er kenne ein entsprechendes Angebot nicht, sagte Pistorius verschiedenen Medien. Taurus sei ein Waffensystem, das nicht mit Marschflugkörpern anderer Nationen vergleichbar sei. Das "Handelsblatt" hatte berichtet, London habe der Bundesregierung vor einigen Wochen vorgeschlagen, deutsche Taurus-Marschflugkörper an Großbritannien zu liefern. Im Gegenzug würden die Briten dann Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow an die Ukraine abgeben. Großbritannien hat ebenso wie Frankreich bereits solche Marschflugkörper an die Ukraine geliefert. Sie haben aber eine deutlich geringere Reichweite als Taurus mit mehr als 500 Kilometern. In Berlin wird befürchtet, dass die Ukraine mit Taurus auch russisches Staatsgebiet angreifen könnte.

    +++ Der russische Nationalist Igor Girkin ist zu vier Jahren Haft verurteilt worden.

    Ein Gericht in Moskau befand ihn der wiederholten Kritik am Kreml und der Kriegsführung für schuldig. Er wurde wegen öffentlichen Aufrufen zum Extremismus verurteilt. Girkin sagte bei der Urteilsverkündung, er diene dem Vaterland. Der frühere Geheimdienstler hatte einen noch konsequenteren Krieg gegen die Ukraine gefordert. Girkin war bereits 2022 zu lebenslanger Haft
    verurteilt worden - von einem niederländischen Gericht in Abwesenheit. Grund war seine Beteiligung am Abschuss der MH17 über der Ukraine im Jahr
    2014. Girkin war damals Kommanduer der Separatisten in der international nicht anerkannten Volksrepublik Donezk.

    +++ Nach dem Absturz eines russischen Militärtransporters hat Russland Namen angeblicher Opfer veröffentlicht.

    Die Behörden in der Region Orenburg gab die Namen des Piloten sowie weiterer fünf Besatzungsmitglieder bekannt, die bei dem Vorfall ums Leben gekommen sein sollen. Die staatliche Nachrichtenagentur RIA berichtet unter Berufung auf Rettungskräfte, es seien sowohl Flugschreiber als auch Stimmenrekorder der Maschine geborgen worden.
    Dennoch sieht Russland offenbar weiteren Klärungsbedarf. Kremlsprecher Peskow sagte, es sei nicht nicht bis zum Ende geklärt, was passiert sei. Präsident Putin sei vom Militär informiert worden, eine Reaktion solle es erst geben, wenn offene Fragen geklärt seien.

    +++ Die Sicherheitsexpertin Claudia Major warnte angesichts der offensiven Informationspolitik Russlands zu dem Absturz vor voreiligen Schlüssen.

    Es seien derzeit zwei Fakten bekannt, sagte die Leiterin der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik im ZDF: "Das Flugzeug ist abgeschossen worden. Und es war ein Gefangenenaustausch geplant, der nicht stattgefunden hat." Dies seien derzeit die einzigen verlässlichen Informationen, alles weitere sei Spekulation.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat eine internationale Untersuchung zur Ursache des Absturzes gefordert.

    In seiner täglichen Videoansprache sprach er von einem "sehr schwierigen Tag". Zu dem Vorwurf Russlands, die Ukraine habe das Flugzeug mit 65 ukrainischen Kriegsgefangenen und neun weiteren Menschen an Bord abgeschossen, gab es von Selenskyj weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Laut Moskau soll sich das Flugzeug auf dem Weg zu einem Gefangenenaustausch befunden haben. Der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigte zwar, dass ein solcher tatsächlich geplant gewesen sei. Allerdings habe man bislang keine verlässlichen Informationen darüber, wer oder was sich in der abgestürzten Maschine befunden habe. Auf Antrag Russlands soll sich am Abend der UNO-Sicherheitsrat mit dem Thema beschäftigen.

    +++ Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben in der Nacht elf russische Angriffsdrohnen abgewehrt.

    Insgesamt habe Russland über Nacht 14 Drohnen in Richtung Ukraine gestartet, erklärte die ukrainische Luftwaffe. In der Region Odessa am Schwarzen Meer wurden nach Angaben des Innenministeriums in Kiew mehrere Menschen bei den Angriffen verletzt. Zudem habe es Schäden an Wohnhäusern und einem Lagerhaus gegeben. Zuletzt hatten die russischen Truppen ihre Angriffe auf die Ukraine massiv verstärkt. Besonders betroffen waren die ukrainische Hauptstadt Kiew und die rund 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernte Stadt Charkiw.

    +++ Deutschland erwägt nach Medienberichten die Beteiligung an einem Ringtausch zur Lieferung von Marschflugkörpern an die Ukraine.

    Laut Deutscher Presse-Agentur gibt es in Berlin Überlegungen, NATO-Partnern wie Großbritannien oder Frankreich Taurus-Modelle aus Beständen der Bundeswehr zu liefern. Im Gegenzug könnten diese der Regierung in Kiew dann Marschflugkörper anderer Bauart überlassen. Zuvor hatte das "Handelsblatt" unter Berufung auf Diplomaten berichtet, Großbritannien habe bereits angeboten, der Ukraine im Rahmen eines solchen Ringtauschs weitere seiner Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow zu liefern. Die Offerte liege bereits seit einigen Wochen vor. In Teilen der Bundesregierung gibt es Bedenken gegen einen Taurus-Export in die Ukraine. Hintergrund ist auch die Sorge, mit den deutschen Waffen könnten Ziele in Russland erreicht werden.+++ Im Osten der Ukraine sind russische Truppen erstmals in die seit Monaten umkämpfte Stadt Awdijiwka eingedrungen.
    Der örtliche Bürgermeister sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Einheiten seien anschließend jedoch von der ukrainischen Armee wieder zurückgedrängt worden. Die Lage sei angesichts der andauernden russischen Angriffe schwierig, aber unter Kontrolle. Die russische Armee versucht seit Oktober, Awdijiwka einzukreisen. Aus der Nähe der Stadt wurde ein weiterer russischer Luftangriff gemeldet. In dem Ort Hirnyk seien zwei Menschen getötet und acht verletzt worden, als eine Rakete in ein Wohngebäude eingeschlagen sei, teilten die örtlichen Behörden mit.

    Die bisherigen Entwicklungen im Ukraine-Krieg finden Sie hier.